Another rainy day

    Not macht erfinderisch

Die ganze Nacht begleitet uns das ferne Donnern der Tasman Sea. 

Am nächsten Morgen statten wir ihr nach einem schnellen Frühstück dann einen Besuch ab, ein Stück Strand gleich hinter Punakaiki. Perfekte flache Kiesel so weit das Auge reicht, einer schöner geschliffen als der andere. Am liebsten würde ich sie eimerweise mit nach Hause bringen, aber ein paar wenige müssen genügen.

 

Pebbles

Und leider verlieren sie in „Gefangenschaft“ sofort ihren Glanz, da muss Olivenöl her, dann schimmern sie wieder.

Wir haben heute nur ein kurzes Stück auf dem SH 6 vor uns, immer an der Küste entlang nach Mokatiku oder so … diese Namen machen mich feddisch ??, als hätte ein Kleinkind in den  Silbenbaukasten gegriffen und Wörter gebastelt. Also wir fahren nach Ho – ki – ti – ka.

Beachart

Aber das dauert, weil wir ständig unter Aaaah‘s und Ooooh‘s schauen und anhalten. Die Küstenstraße schraubt sich immer wieder hoch in die steilen Felsen, und führt wieder hinunter ans Meer. Hinweisschilder zeigen die Wege zu den zahlreichen ehemaligen Goldgräbersiedlungen. Der West Coast Goldrush machte 1865 viele kirre, aber kaum einen reich. In Hokitika wurden innerhalb weniger Wochen um die 80 Hotels zusammengezimmert und alle vier Wochen schaffte es ein Schiff nicht in die Mündung des Hoki-River und endete als Wrack oder zumindest Havarist.

Wir stocken in Greymouth unsere Vorräte auf. Dahinter beruhigt sich die Landschaft etwas, statt entlang einer spektakulären Steilküste fahren wir nun durch gemütliches flaches Busch- und Weideland. An der Abbiegung des HW 73 führt die Eisenbahnlinie mitten durch den Autokreisel. 

Bald schon erreichen wir Hokitika und sind etwas unentschlossen, wie es weitergehen soll. Eigentlich ist hier Etappenziel und heute Abend der herrliche ? mit fish & chips am Sunset Point auf dem Programm. Davon will aber der neuseeländische Petrus nix wissen, es regnet und regnet ?? vor sich hin.

Wir machen was Trockenes und besuchen das „National Kiwi Center“ … na vermutlich selbst ernannt und außerdem beherbergt es neben 3 Kiwis auch viele Fische ???, Tuataras ?, Frösche ? und anderes ???. Und die sind wirklich superschön präsentiert, glasklare Aquarien mit allerbester Sicht. Attraktion sind 40 riesige Longfin-Aale, alles „well fed old girls“, sterile Weibchen, die zwischen 80 und 110 Jahre alt sind. Sie können bis zu 200 Jahre alt werden. Allerdings nur die Weibchen, wenn sie nicht zur Eiablage kommen. Dann resorbieren sie die Eier und leben weiter. Männchen sterben, sobald sie ablaichen.

Die Besitzerin poliert unentwegt die Glasscheiben und sie weiß über jedes Tier etwas zu erzählen, z.B. über den zutraulichen Carl (oben rechts), der mit den Besuchern kokettiert. Schau mir in die Augen, Kleiner! Ich finde ja den kleinen „Doppelfisch“ faszinierend, er hat als Schuppenfärbung an der Heckflosse ein zweites Auge und man weiß kaum, wo vorne und hinten ist. So kann er seine Gegner ganz schön irritieren. Unten links ein Axolotl, in der Mitte die Aal-Frauen und rechts ein Tuatara. Die drei unteren haben sich übrigens die ganze Zeit nicht vom Fleck bewegt – gechillte Tiere.

Um 15 Uhr ist Aal-Fütterung angesagt, aber statt dass sich das Becken in ein Tohuwabohu aus schnappenden Bestien verwandelt, passiert …. nüscht ?. Die ollen Aalinnen pennen ???. Eine dümpelt an der Wasseroberfläche und ich kann sie anfassen: ganz weich und gar nicht glitschig, wie Samt fühlt sich das an. 

Die Kiwis sind der Höhepunkt des Besuchs, leise schleichen wir um das düstere Gehege, wo drei Vögel emsig umherrennen. Groß sind sie, fast wie ein Truthahn, und recht ruhelos. Fotografieren darf man hier natürlich nicht, wir bekommen aber ein Foto geschenkt und präsentieren hier also den/die/das Kiwi als Animal of the Day, auch wenn es in Gefangenschaft lebt.

Die Chance,  einem Kiwi in freier Wildbahn zu begegnen, ist gleich Null, sie sind selten, ausschließlich nachtaktiv und überaus scheu – da müssten wir wochenlang in der Wildnis einem auflauern.

Wir überlegen danach, was zu tun ist: Zeit totschlagen in der Stadt ist irgendwie doof, weiterfahren aber auch, also ziehen wir den Besuch in der Hokitika Gorge vor, der für morgen früh geplant war. Vielleicht hat ja sogar mein Wetterbericht recht und es klart heute Abend auf. Angeblich sei es um 20.00 Uhr ???. 

Jetzt erst mal 30 km zur Schlucht. Schon wieder spektakulär, vom mitgewirbeltem Gesteinsmehl milchig trübes Wasser rauscht durch die Schlucht, eine Hängebrücke überspannt den Fluß.

Fotografieren ist schwierig, man braucht fast ‘ne Unterwasserkamera und ziemlich durchnässt kommen wir nach ca. 1 Stunde zurück zum Sprinter.

Dort läuft schon wieder ein/e Weka, das heißt ab  jetzt für uns Parkplatzralle, scheint sein bevorzugtes Biotop zu sein ?.

Volker unkt, es werde schon deutlich heller um uns rum, leider stellt sich das als optische Täuschung heraus. Wir ziehen trotzdem das Kombi-Programm Lonely Planet featuring Mike J. voll durch: Eine Riesenportion Fish & Chips von Dulcie‘s Takeaway an der Beachstreet und dann zum Sunset Point, Sonnenuntergang gucken  ?. Wir sind auch nicht die einzigen da, wohl aber die Einzigen, die a) nicht mit dem Auto ? ??? vorfahren und b) nun im wieder einsetzenden Nieselregen ihr Junkfood essen müssen. Immerhin sehr stilecht an Bord eines Schiffswracks⚓️ aus der Goldgräberära.

Die Nacht verbringen wir ein paar Kilometer weiter südlich auf dem hübschen und sehr familiären Links View Campingplatz. Wir sind fast die einzigen Gäste.

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