Tag 20: Düsseldorf

Nun wollen wir uns also den Villenvorort von Köln mal genauer anschauen. Neben der Altstadt mit ihren 260 Kneipen hat das Dorf an der Düssel ja noch mehr zu bieten: Messestadt, Modestadt, Kunst- und Architekturstadt, das sagt man DüDo nach. Und Geschichte und Geschichten gibt es bestimmt auch eine ganze Menge. Auf geht‘s!

Blick auf die Altstadt mit Lambertikirche und Schlossturm
Zweimal große Kleinkunst

Als Aufhänger nutzen wir, wie so oft, das Geocachen: Mach den Touristen-Multi, und du brauchst keine Stadtführung. Die Alstadtrounde zeigt uns in der Tat alles Sehenswerte. Es beginnt direkt vor unserem Hotel mit einer Kunstinstallation namens Das Ofenrohr, deren Schöpfer wir herausfinden sollen. Dafür muss man aber erst mal das Kunstwerk finden bzw. als solches identifizieren ?.  Es stammt von Joseph Beuys und man kann trefflich streiten: Ist das Kunst oder kann es weg?

Die nächste Sehenswürdigkeit ist da schon eher für einfache Gemüter, das detailreiche Stadterhebungsdenkmal, dass Düsseldorf zum 700-jährigen Stadtjubiläum geschenkt bekam.

Nach dem Sieg über den Kölner Erzbischof bei der Schlacht von Worringen 1288 bekam Düsseldorf die Stadtrechte und prosperierte fortan an Handelsmetropole. Ein sehr schönes Denkmal, dass in klaren und teils brutalen Bildern die Geschehnisse beschreibt. Ob aus dem damaligen Sieg über Köln die Rivalität beider Städte herrührt, haben wir (noch) nicht herausgefunden. Die ist schon seltsam, denn Köln und Düsseldorf sind ja keine Nachbarstädte, sie liegen recht weit auseinander und sollten sich eigentlich nicht ins Gehege kommen.

Schlossturm

Es geht weiter zum kleinen Radschlägerbrunnen am Schlossturm (Schloss ist nicht mehr, abgebrannt und abgerissen). Die Figur, die ein Rad schlägt ist das Symbol Düsseldorfs, angeblich haben nach dem erwähnten Sieg über Köln die Düsseldorfer Kinder, vor allem Jungs, vor Freude Räder geschlagen. Es kann einem heute noch passieren, dass ein Junge vor Passanten ein Rad schlägt … und dafür eine kleine Bezahlung erwartet.

Einer berühmten Persönlichkeit begegnet man auch häufiger, dem Kurfürsten Jan Wellem, der nach dem 30-jährigen Krieg Düsseldorf protestantisch machte und großen Hof hielt. Er feierte angeblich die größte Fürstenhochzeit des gesamten 17. Jahrhunderts. Der Protestantismus erklärt wohl auch, warum es andes als in Köln in Düsseldorf mit Ausnahme der etwas größeren katholischen Lambertikirche keine große Kathedrale oder dergleichen gibt. Die evangelischen Stadtkirchen sind recht unscheinbar und stehen nicht auf großen Plätzen, sondern allesamt in Höfen oder Hinterhöfen. Auch das war ein Gebot des nämlichen Kurfürsten.

Um für unseren Geocache zum Standbild von Jan Wellems auf dem Marktplatz zu kommen, müssen wir eine Dame von der Security bequatschen und uns dann durch viele rote Pavillons drängen: Am Wochenende ist Chinafest.

Auf dem Bild erkennt man, dass Düsseldorf eine sehr lange und sehr belebte Rheinuferpromemade hat. Das war nicht immer so: in den 70er Jahren hat man die gesamte Rheinfront untertunnelt und so den Verkehr eliminiert. Das Rheinufer gehört seither den Menschen, die es intensiv nutzen, zum Schlendern, Radfahren, Beisammensein, Essen, Trinken und Genießen. Schön ist das!

Nach einer Stadtrundfahrt mit dem Hop-on-hop-off Bus machen wir uns auf in die moderneren Viertel der Stadt. Am oberen Ende der prachtvollen Königsallee wurde mit dem Kö-Bogen durch den amerikanischen Stararchitekten Libeskind 2013 ein markantes Projekt realisiert. Wir sind ja immer skeptisch, in Mainz sieht man, was Stararchitekten so alles anrichten können ?. Dies hier ist aber mehr als gelungen, richtig schick, ein echter Hingucker. Bezahlen kann unsereiner aber meist nicht, was die Geschäfte hier anbieten ???.

Galerie Seven. Außen Klassik, innen futuristisch

Wir schlendern weiter die Königsallee herunter, schauen uns ein paar der schicken Galerien an und genießen die entspannte Atmosphäre. Selbst Volker wird zum Schaufensterbummler, so extravagant sind die Waren und die Preise. Aber neben Gucci, Cartier, Philippe Patek und Dior gibt es ab und an auch mal was Bezahlbares. Vielleicht haben wir hier sogar unser neues Sofa entdeckt, das Probesitzen war jedenfalls prima. Ligne Roset, das gibt das Budget noch her. Kleine Fresstempel gibt es in der Galerie Sevens auch, wir entscheiden uns für einen indischen (!) Mittagsimbiss ?. Kochen können sie, die Inder!

So schick kann Kaufhof sein!

Vom Ende der Kö ist es nicht mehr weit zu einem weiteren Wahrzeichen der Stadt, dem 240 m hohen Rheinturm, dem Fernsehturm Düsseldorfs, der übrigens lange Zeit ein Radioturm war und erst seit 2004 auch Fernsehprogramm via DVB-T ausstrahlt.

Vom Restaurant aus hat man aus ca. 168 m Höhe einen tollen Blick über die Stadt und wir finden hier auch unseren bisher höchstgelegenen Geocache in einem Gebäude.

Der Turm hat als besonderes Gimmick die größte Dezimaluhr  der Welt, den Lichtzeitpegel des Künstlers Horst Baumann: In Gruppen eingeteilte Lampen geben als Stellenwertsystem-Uhr die Zeit an. Das sieht man auf Volkers Nachtfoto weiter unten ganz gut, einfach die Lichtpunkte von oben nach unten ablesen, die roten Lampen trennen Stunden, Minuten und Sekunden.

 

Gleich hinter dem Rheinturm beginnt das Hafenviertel, im vorderen Teil, dem MediaHafen sind neben dem WDR viele Unternehmen der Medien- und Kommunikationsbranche angesiedelt. Richtige Einwohner gibt es hingegen nur 130. Das ehemals dreckige Hafengebiet wurde in den 90er Jahren zu diesem schicken Büroviertel aufgemotzt. Neben dem gläsernen Stadttor fallem vor allem die Gehry-Bauten ins Auge, drei Häuser auf völlig irregulärem Grundriss, die Vater, Mutter und Kind darstellen sollen.

Zwei der drei Häuser von Frank O. Gehry, 1998

Nach einem sehr leckeren Abendessen im benachbarten netten und ruhigen Lorettoviertel mit seinen hübschen pastellfarbenen Häuserfassaden aus der Gründerzeit schlendern wir in der Blauen Stunde über die Rheinuferpromenade zurück ins Hotel.

Es ist 20 Uhr 49 Minuten und 30 Sekunden ?.

In der Altstadt ist die Hölle los und auch „unser“ Irish Pub ist rappelvoll und laut, Dortmund gegen Frankurt flimmert von den Monitoren. Das ist uns alten Leutchen dann doch zu viel des Guten ?, das Runde muss ins Eckige: Ich geh ins Bett! also verziehen wir uns in unsere Gemächer zum ?. Das macht uns die Altstadt nicht gerade leicht, das ist nun mal der Preis der zentralen Lage. Aber immer noch besser, als um 22:00 Uhr die Gehwege hochzuklappen, wie in Mainz.

 

 

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