Abhängen auf dem Plauer Werder, 12.-17. Juli
Wir nehmen Abschied von Isi und Rainer, beteuern, dass wir sicher einmal wiederkommen werden und machen uns auf den Weg zum Plauer See. Leider ist beim Inselcamping auf dem Plauer Werder kein Platz frei, man vertröstet uns auf Dienstag Vormittag und wir beziehen Quartier auf einer Landvergnügen-Wiese in der Nähe.
Das ist nun wirklich sehr rudimentär. Nur eine Wiese. Sonst nix. Und ein Zeltlager. Wir ahnen Schlimmes, aber die Kidz sind a) noch recht klein b) gut beaufsichtigt und c) nicht nur zum Spaß da.
Es handelt sich um die Jugend-Showgruppe des DJJV, des deutschen Ju-Jitsu-Verbandes. Immer wieder werden Trainingseinheiten von Klein und Groß eingelegt, „Kämpfe“ mit Stöcken, Schwertern und einfach so.
Wir fahren mit den Rädern nach Karow Geocachen. Die Dosen von „Rampensau“ sind wirklich sehr schön und liebevoll gemacht und wenn wir wollten könnten wir uns haarklein über die Geschichte(n) des Orts informieren.
Auf dem Aussichtsturm Moorochse nisten ganz viele Rauchschwalben und wir schauen ihnen beim Füttern der Nestlinge zu. Die zwei Kleinen hängen einfach dauernd ihre weit gesperrten Schnäbel über den Nestrand – irgendwann wird schon jemand was reinstopfen.
Leider reißen der Erika auf der Fahrt zwei Speichen – ich hab mal wieder laut drüber nachgedacht, mir im Herbst ein neues Pedelec zuzulegen 🙊. Darauf reagiert die Erika verständlicherweise allergisch 🤷♀️. Aber auch mit zwei Speichen weniger lässt sie sich noch gut fahren. Braves Mädchen!
Am Abend speisen wir, wie jedes Mal, wenn wir hier in der Nähe sind, in der Gaststätte der Fischerei Alt Schwerin (also auf der Terrasse). Die können Räuchern!
Am Dienstag früh trennen sich unsere Wege: Ich fahre mit Erika nach Malchow zu Herrn Köhn, einem hageren Fahrradmechaniker alter Schule, der das Malheur mit den Speichen für 35 Euro in kurzer Zeit behebt.
Volker erjagt uns inzwischen einen wunderbaren Stellplatz im knuffigen Wohnmobilhafen des Inselcampings auf dem Plauer Werder.
Wir treffen uns in Malchow, haben aber keine Lust auf große (oder kleine) Unternehmungen, sondern kümmern uns um das zweite kleine Malheur des gestrigen Tages: das Glas an Volkers Handykamera ist aus unerfindlichen Gründen zersprungen 🌟. Wir finden in Malchow wahrhaftig einen Laden, der ein neues Backcover bestellt und nach Lieferung einzubauen verspricht. Auf dem Heimweg fahren wir noch kurz am Eingang des Landwirtschaftsmuseums vorbei (ein Cache, was sonst) und bewundern die ausgestellte, wahrlich RIESIGE Dampfpflug-Lokomobile aus der Zeit um 1900. Ein Monstrum! Je eine davon stellte man an entgegengesetzten Enden eines Feldes auf und zog den Pflug oder die Egge oder was auch immer an einer Kette über das Zahnrad (unter dem Kessel) zwischen ihnen hin- und her. Dann wurden die Lokomobilen versetzt … und so weiter.
Eine Dampfpflug-Mannschaft besteht aus fünf Personen: zwei Lok-Maschinisten, einem Pflug-Lenker, einem „Schwanzmann“ (Helfer) und einem Meister. Der springt als Reserve ein, organisiert und bildet aus. Eine weitere Person stellt der Bauer bzw. Auftraggeber, um mit Pferden Wasser für den Dampf, Kohle für den Antrieb und Verpflegung herbeizuschaffen.
Danach machen wir es uns zu Hause gemütlich, Waschtag ist angesagt – das erledigt die Maschine, das Trocknen übernehmen Sonne und Wind.
Und wir nehmen ein erfrischendes Bad im See, die Badestelle ist grad mal 25m vom Stellplatz entfernt. Allerdings ist „Ich geh schwimmen“ wörtlich zu nehmen, denn man muss erst mal ca. 300m weit reinwaten, bis das Wasser tief genug ist.
Danach wird der Grillo angeworfen und beim Anrichten des Grillgutes orientieren wir uns an der Maxime des Alt Schweriner Dörpladens.
Am nächsten Tag (es müsste sich nach dem julianischen Kalender um Mittwoch, den 14. Juli 2021 handeln, aber wer weiß das schon so genau) hängen wir auf dem Campingplatz ab. Gegen Abend beschließt Volker, eine kleine Auffrischungseinheit im Klöppeln von Seemannsknoten einzulegen. Immerhin sind wir ab Samstag mit der Lotos in den unendlichen Weiten der Mecklenburgischen Seenplatte unterwegs. Und auch wenn Volker schon von Flaute und dem Überfall der Müritzfliege unkt und wir wahrscheinlich nur einmal rund Müritz kommen werden, wollen wir das wenigstens mit schönen Knoten. Die Makramee-Lektion belustigt nicht nur uns, sondern auch den ein oder anderen Stellplatz-Nachbarn 😂.
Dann ist Donnerstag der 15. Juli, der Tag der gemischten Gefühle. Er beginnt noch ganz lustig mit lange Schlafen und einer kleinen Radtour nach Malchow.
Wir bewundern unterwegs die drei mächtigen Mähdrescher, mit denen das endlos große Feld am Weg nach Alt Schwerin abgeerntet wird. Ständig kommen schwere Zugmaschinen mit 2 Anhängern und fahren das Korn ab. Das ist Ackerbau in großem Stil! Beeindruckend. Und wir denken an die Lokomobilen, die wir vorgestern gesehen haben und stellen uns die hier bei der Arbeit vor.
Aber schon auf der Fahrt nach Malchow kommt der erste Wermutstropfen: Auf unsere Geburtstagsgrüße an Uller folgt ein Bild ihres Hauses, das bis über die Türschwelle im Wasser steht 😨. Tief Bernd wütet über Südwestdeutschland und richtet wahres Unheil an. Wir kriegen hier nichts davon mit, außer den Wetterwarnungen über NINA, aber zu Hause ist alles glimpflich abgegangen. Und irgendwie denkt man ja doch, es trifft immer nur die ganz anderen. Uller ist da jetzt sicher anderer Meinung.
Wir radeln aber weiter, was sollen wir auch sonst tun 😥, besuchen die Stadtkirche in Malchow mit ihrem schönen Holzgewölbe (für Stein fehlte das Geld) und essen an der Drehbrücke einen riesigen Eisbecher.
Wieder zu Hause, überschlagen sich dann die Schreckensmeldungen: Nachdem die Schlagzeilen von Dutzenden Toten und katastrophalen Zuständen berichten, kontaktieren wir unsere Freunde. Nur Rik und Brigitte geben Entwarnung für sich selbst und Monschau. Petra berichtet, in Naunheim sei alles OK, aber ihre Rettungshundestaffel hätte in Ahrweiler schon 2 Tote geborgen und sie müsse mit Guinan vielleicht auch noch ausrücken. Am Schlimmsten hat es wohl unsere Freunde in Bad Neuenahr getroffen. Ihr Haus stand inklusive Erdgeschoss komplett unter Wasser, alles ist zerstört, die Schlammmassen, die die Flut zurücklassen wird, werden die Räumung immens erschweren. R. und N. sind fix und fertig. Und nicht versichert 😥. Da fällt uns unbeschwerter Urlaub schwer!
Starkregen ist keine Seltenheit, aber normalerweise schnell vorbei. Nicht so bei diesem Tiefdruckgebiet. Es bewegt sich so langsam, dass es unaufhörlich über 2 Tage geregnet hat – alles auf den selben Fleck. So ergoss sich binnen 24 Stunden das Doppelte bis Vierfache der Regenmenge eines ganzen Monats vor allem über Eifel und Rheinland bis hoch nach Belgin und Holland. Ursache ist die Verlangsamung des Jetstreams. Der treibt normalerweise die Luftdruckzonen um die Erde, reißt Hoch- und Tiefdruckgebiete mit sich. Durch die Erwärmung der Arktis verliert der Jetstream an Kraft und die Zyklone ziehen nicht ab. Klaus Kleber hat das in seiner Anmoderation für das HEUTE Journal kurz und treffend erklärt (ich hoffe, der link funktioniert eine Weile).
Als wollte uns das Universum trösten, schickt es einen fantastischen Regenbogen, der bis zum Sonnenuntergang weit über eine Stunde lang nicht vom Himmel weicht. Auch der Campingplatzbesitzer meint, das habe er so noch nicht erlebt.
Dann kommt das Krümelmonster und frisst ihn auf!
Und auch einen schönen Sonnenuntergang beschert uns dieser Tag. Volker und Jörg von nebenan gehen auf die Jagd:
So sieht die Beute aus:
So endet denn der Tag zumindest für uns tröstlich. Wir haben ja auch gut reden 🙈, wo wir hier auf dem Trockenen sitzen.
Am Freitag genießen wir den Brötchenservice unserer sympathischen Nachbarn steuerbord: Die paddeln nämlich mit ihren SUP-Boards zum Kiosk und liefern frei HoGo 👌. Die beiden sind ein sportliches Paar aus Bocholt, frisch verheiratet, also quasi in Flitterwochen. Zu ihnen gehören 2+4 Kinder im Alter von 12 bis 20, die sind aber nicht dabei, dafür Lotte, eine liebe Labradoodle-Teenagerin. Backbord wohnt ein ebenfalls sehr freundliches Ehepaar aus Kitzingen, er 70, sie 67. Er sitzt immer ganz putzig mit dem Transistorradio unter der Markise und studiert den Autoatlas. Sie nimmt immerhin das Handy zur Stellplatzsuche. Gegenüber steht ein 10m-Liner aus dem Heidekreis, er ein bisschen wie Robert Geissen 😂, sie bescheidener, aber auch die zwei sind sehr mitteilsam und gut zu haben.
Nach unserem sehr komfortablen Frühstück raffen wir uns auf und radeln nach Plau. Der Tag ist bedeckt und schwül, Volker steuert alle Geocaches an, die auf der Strecke liegen, so cachen wir uns den Weg nach Plau frei.
Beeindruckend ist mal wieder ein Cache aus der Reihe der Karower Geschichte(n), er führt uns zu diesem verlassenen Speicher aus der Zeit um 1900. Das muss ein reicher Bauer gewesen sein. Sogar eine Uhr hatte das Gebäude.
In Plau genehmigen wir uns erst mal an der Leuchtturm-Mole ein Radler, ich könnte heute literweise Flüssigkeit in mich reinschütten! Danach geht es zur Bank, die Barkaution für die Lotos abheben. Gestern mussten wir mit Schrecken feststellen, dass wir nicht an unser Geld rankommen 😱. Der Bankomat der Raiffeisenkasse rückte keinen Cent raus. Die Müritzsparkasse auch nicht. Ein freundlicher Mitarbeiter der DKB, den Volker nach langer Diskussion mit dem Telefoncomputer an die Strippe bekam, klärte uns dann auf: Das Kreditkartenlimit beträgt 500 Euro. Erst als wir wieder auf dem Campingplatz waren fiel uns ein, dass wir ja auch mit der Debit-Card Geld abheben können. Kostet zwar Gebühr, aber sch… drauf.
Mit der ganzen Asche im Säckel haben wir uns in Plau noch ein Fischbrötchen und eine Ladung Fish’n Chips reingedrückt und sind dann zurück geradelt.
Oh diese Fahrradwege 😫. Teilweise ist es echt eine Zumutung. Am fiesesten finde ich den Sand: Da radelst du ohne Argwohn so vor dich hin und – whoosh – steckst du im tiefen Sand. Echt gefährlich das. Der Radweg an der B192 mag ja nicht so hübsch sein, aber wenigstens kann man auf ihm tun, was der Name sagt: Radfahren 🚴♀️🚴♂️. Leider fehlt ihm ein Stück von ca. 4 Kilometern 😣! Mutig wie wir sind, haben wir heute auf dem Rückweg für die letzten 2 Kilometer den ausgeschilderten Radrundweg Plauer See genommen: Erst schön asphaltiert geht er nach 500m in eine Schotterpiste über, die verengt sich dann und am End fährt man auf (oder besser in) einer grad mal 20 cm schmalen Spur durch Unkraut und Brennnesseln zwischen Feld und Waldrand. Runter und hoch natürlich! Eine Zumutung. Da ist noch viel Verbesserungspotential.
Als wir gegen 17.15 Uhr wieder am Platz sind, bin ich fix und fertig und mache, nachdem ich mir noch einen Liter Wasser reingekippt habe, erst mal ein Nickerchen im Campingstuhl 😴. Das tut gut!
Danach arbeiten verfrachten wir die Erika in die Garage – sie soll nicht in der Segelwoche hinten auf dem Rack auf dem Präsentierteller stehen. Und dann arbeiten wir unsere Packliste ab. Eigentlich sehr übersichtlich, was wir auf die Lotos schleppen werden.
Der HoGo ist abreisefertig, wir gehen noch kurz Schwimmen und Duschen. Morgen früh um 8 brechen wir hier auf. Bestimmt kommen wir wieder. Ist ein echt schöner Platz!