Akklimatisierung in (Ober)-Franken, 7.-9. September 2021
Eigentlich wollten wir uns noch a weng in Sachsen/Thüringen auf dem Land vergnügen, ist aber nicht. Location wird umgebaut, 2 haben wir nach Anreise über en eher abenteuerliches Sträßchen erst gar nicht gefunden (es sei denn, es war die Bauruine an der Google-Adresse) und dann hatte ich echt keinen Bock mehr auf Osten.
Muss man mal so sagen.
Nach all den kleinen Zumutungen, Enttäuschungen und überzogenen Preisvorstellungen will ich jetzt mal was Solides. Franken! Söder-Land. WYSIWIG. Strenges 3G, FFP2-Masken und ordentliche Mülltrennung!!! Jawollja 👍. Und leckeres Bier für 2 Euro 40 den halben Liter. Franken – das Land der zivilen Preise und der Brauereien. Craft Beer aus der Microbrewery würde man neudeutsch sagen, hier ist das voll normal, dass fast jedes Dorf sein Bier braut.
So steuern wir ein Städtchen namens Kronach an, von dem wir noch nie gehört haben. Liegt in der Nähe von Coburg und ist mit diesem seit dem 30jährigen Krieg innigst verfeindet, als Coburger Söldner in schwedischen Diensten Kronach belagerten. Das Autokennzeichen KC wird daher als „kein Coburger“ gelesen!
Der Landevergnügen-Stellplatz am Fröschbrunna (oder so – keine Gewähr für die Umlaute!) ist der große Parkplatz eines fränkischen Wirtshauses!
Während wir uns auf der Terrasse ein kühles Bier genehmigen platziert der Wirt zwei weitere WoMo-Ankömmlinge zu uns, Heike und Andreas (alias Rieser), die mit ihrem „Pösselchen“ (O-Ton Heike) uns gegenüber parkieren.
Die Chemie stimmt sofort! Und es stellt sich sogar noch raus, dass die beiden auch Geocacher sind! So verbringen wir einen schönen Abend auf der Fröschbrunna/ä-Terrasse mit Backhühnchen, Schnitzel und Burger, wo bei Rind und Huhn aus eigener Bio-Zucht sind! Und dennoch für einen Spottpreis (10,80 der Burger mit Fritten und 12 das Backhendl mit Kartoffelsalat). Auch das ist herrlich!
Am nächsten Morgen – es dürfte sich um einen Mittwoch handeln – so genau wissen wir das nicht spontan – verabschieden wir uns von Heike und Rieser alias die-Hörnchen aus Herzogenaurach und fahren ins Städtchen. Der Weg führt entlang der Haßlach durch das Landesgartenschaugelände von 2002 – eine ehemalige Industriebrache, die zum Park „umsaniert“wurde. Sehr schön!
Kronach wird dominiert von einer riesigen Festungsanlage, die niemals jemand eingenommen hat, der Festung Rosenberg. Und von Kopfsteinpflaster. Das muss man den Ossis ja lassen, das können die besser. Das hiesige rappelt dir die Füllungen aus der Kauleiste, erst recht bei Erikas neuem, prall auf 4 bar aufgepumptem Hinterrad. Erschütternd im wahrsten Sinn des Wortes.
Wir rütteln uns also durch die wunderschöne Altstadt, ehemals Heimat von Lucas Cranach d. Ä., dem prominentesten Ex-Einwohner. Ebenso berühmt ist ein Tier, die Housnkuh oder hochdeutsch Hasenkuh. Das ist keine Kreuzung zwischen Kuh und Hase, sondern ein weiblicher Hase. Grund für deren Berühmtheit ist die Belagerung durch die Schweden um 1633: Da Kronach trotz zahlreicher Bestürmungen nicht einzunehmen war, versuchten die feindlichen Truppen durch eine längere Belagerung die Stadtbevölkerung auszuhungern und zur Übergabe ihrer Stadt zu bewegen. Die Schweden raubten die umliegenden Ortschaften aus, stahlen das Getreide und gruben die von der Wasserleitung ab. Folge war eine Hungersnot in der Stadt. Angesichts dieser aussichtslosen Situation griffen die Kronacher zu einer List: Sie setzten Hasen auf die Stadtmauer um den Feinden vorzugaukeln, in der Stadt gäbe es noch reichlich zu essen. Durch den Anblick dieser Hasenkühe oder „Housnküh“, wie man in Kronach sagt, waren die Angreifer so frustriert, dass sie schließlich abzogen. So erhielten auch die Kronacher diesen Spitznamen.
Die Festung Rosenberg hat ihre Anfänge im 13. Jahrhundert, aus dem die – innere – Kernburg komplett erhalten ist. Nach dem 30-jährigen Krieg wurde sie peu à peu um barocke Festungsanlagen im französischen Stil erweitert, Bastionen, Contregardes, Kurtinen und wie das alles heißt. Entstanden ist eine wuchtige 5-eckige Festung, die wie schon gesagt, nie eingenommen wurde.
Wir nutzen mal wieder Geocachen als Reiseführer und lassen uns von einem Multi in viele Ecken und Winkel der Anlage führen.
Und dann ist schwuppdiwupp, der Tag auch schon wider halb um, wir trinken noch ein Gamperlbräu im Park und radeln nach Hause, mit einem kleinen Zwischenstopp im „Fernsehzimmer“ der LaGa. Kunst im Park 😁.
Den Stellplatz müssen wir morgen räumen, so kommt Kronach auf die Liste der „da müssen wir nochmal hin“-Orte. Nächster Halt: Kulmbach.