Donnerstag, 9. Mai 2024 (Christi Himmelfahrt)
Ich hätte ja lieber eine witzigere Überschrift gewählt, z.B. Ballonfahrt oder Himmelfahrtskommando aber ich muss leider feststellen, dass ich mich in diesem Blog nicht mehr zurechtfinde, wenn die Überschriften zwar lustig, aber zu kryptisch sind.
Wir verabschieden uns vom charmanten Campingplatz in Gunsbach und ich schenke der netten Delphine als kleine Erinnerung eines meiner Schlüsselbänder. Sie freut sich riesig, und mich freut es, das zu sehen. Ist eine gute Idee, mit den Schlüsselbändern. Kleine Ursache, große Wirkung.
Nun aber zur Sache! Die Reiseleitung, die ich hiermit ausdrücklich lobend erwähne, hat beschlossen, heute zum Ballon d’Alsace zu fahren. Angeblich sei da oben ein Stellplatz für 9 Wohnmobile, da könnte man mal auf hohem Niveau übernachten.
Hier muss ich aber schon wieder abschweifen: Auf dem Ballon d’Alsace haben wir vor vielen Jahren mal Herbstferien mit den Kindern verbracht, es muss zwischen 1993 und 1996 gewesen sein. Soweit ich das erinnere wohnten wir in der Auberge du Ballon d’Alsace ganz oben auf dem Gipfel. Mit Halbpension. Es gab jeden Morgen Baguette mit Aprikosenmarmelade (für Volker ein Horror!) und abends wurden wir stolz von der Köchin versorgt. Es gab die ganze Woche lang Kartoffelsuppe als Vorspeise und französische bürgerliche Küche. Also nichts, was Kinder so mögen, Nudeln mit Tomatensoße oder Pommes. Eines Tages sind wir total hungrig am späten Nachmittag in einer Hütte eingekehrt und haben uns mit Bauernomelett den Wanst vollgeschlagen. EIgentlich waren wir also alle vier pappesatt. Doch justament an dem Abend wollte die Köchin den Kindern eine Freude bereiten und hat in mühsamer Handarbeit eine riesen Portion Pommes frites aus frischen Kartoffeln zubereitet. Ganz stolz hat sie die serviert! Da mussten wir nun durch: Wir haben reingestopft was irgendwie ging, bis uns die Pommes zu den Ohren rauskamen. Das erinnern die Kinder heute noch! Und dass sie mit ihren neuen Taschenmessern aus den großen Zuckerquadern, die es zum Kaffee/Tee gab, Püppchen geschnitzt haben.
Der Weg zum Ballon d’Alsace führt ein Stück durch das Tal der sehr jungen Mosel und wir machen spontan einen Abstecher zu ihrer Quelle. Auch hier waren wir schon einmal in einem unserer Frankreich-Urlaube, aber das ist alles schon so lange her.
Die Mosel ist gebürtige Französin und verbringt 313 ihrer 544 km (laut Schild hier: 550 km) in ihrer Heimat. Bei Schengen wandert sie aus, ist dann 36 km lang unentschlossen halb deutsch, halb luxemburgisch, bevor sie sich kurz vor Konz/Trier entscheidet und zwischen Eifel und Hunsrück ihren kurvenreichen Weg nach Koblenz bahnt.
Wir drehen dann um und fahren hoch zum Ballon d’Alsace, der mit seinen 1247 Metern zwar nicht zu den Top Ten der Vogesengipfel gehört, aber er ist ein typischer Berg: von der Eiszeit abgerundet und kahl, mit steilen Flanken.
Unterwegs ist viel Betrieb, Feiertag halt 🤷♀️ und alles trifft sich auf dem Gipfel: Autos, WoMos und vor allem Motorrad- und Fahrradfahrer. Übrigens fast nur Rennräder.
Wir suchen vergeblich den ominösen Stellplatz, finden an den Koordinaten aber nur eine Parkmöglichkeit abseits der Straße für 2 WoMos. Das Navi will uns sogar 15 km ins Tal schicken. Wir beschließen, dieser Platz ist ein Phantom!
Auf der Geocaching Karte entdecke ich um den Gipfel einen Virtual, einen Earthcache, ein paar Fragezeichen und einen Lab. Und einen Wanderweg! Es ist der Chemin panoramique du sommet, der auf 2 bis 3 km -je nach Abstecher – hoch, einmal rum und wieder runter führt.
Das ist wie für uns gemacht, also parken wir den Hogo am Straßenrand, legen sicherheitshalber und vorschriftsmäßig die Bremsklötze unter und machen uns auf den Weg.
Oben wird man natürlich mit prächtigen Aussichten belohnt.
Neben viel Blick hat er Gipfel aber auch noch vereinzelte Schneefelder an den Hängen und die Flugshow der Mauersegler zu bieten.
Und (Volks-)Kunst: Die Marienstatue des Bergbauern Grisward, als Dank, dass er 1860 einem Schneesturm entkam, Jeanne d’Arc hoch zu Ross (geht immer) und ein sehr drastisches Denkmal für die Minenentschärfer nach dem 2. Weltkrieg.
Hier kommt keine Langeweile auf!
Auf dem Gipfel des Ballon d’Alsace treffen sich die Grenzen von vier Gemeinden, vier Departements (~ Regierungsbezirke) und 2 Regionen.
Wir kommen von Grand Est und fahren nun nach Bourgogne -Franche-Comté. Und dort ins kleinste Department Frankreichs zur größten Steinskulptur des Landes.
Aber das ist eine andere Geschichte und soll ein anderes Mal erzählt werden.
Morgen!
Zum Abschluss noch unsere heutige Strecke …