Calvados

Dienstag, 3. Juni 2025: Fahrtag mit Besuch einer Calvados-Brennerei

Wie schon angedeutet, verdünnisieren wir uns aus dem Bereich der Landungsstrände wegen der zunehmenden Feiern, die langsam Volksfestcharakter annehmen. Deshalb machen wir einen Schlag von knapp 180 Kilometern nach Osten, in die Nähe von Le Havre zu den Küstenstädtchen Deauville, Trouville und Honfleur.

Calvados – da denkt man an den französischen Obstbrand aus Äpfeln. Die Bezeichnung hat er vom gleichnamigen Departement, in dem wir nun schon die ganze Zeit rumreisen.

Seine Verwandtschaft, den Cidre und den Pommeau haben wir ja schon kennengelernt (Cidre sowieso), es wird Zeit, dass wir uns mal um Hochprozentiges kümmern. Volker hat sich ein Anwesen in der Nähe unseres Ziels ausgesucht, die Distillerie Christian Drouin. Die Drouins produzieren in dritter Generation Calvados. Der geschäftstüchtige Opa Drouin kaufte in den 1960er Jahren ein Landgut in der Nähe von Honfleur, zu dem auch eine stattliche Anzahl an Apfelbäumen gehörte. Er begann also, aus dem selbst produzierten Cidre Calvados zu brennen. Viel Geld hat er damit anfangs nicht verdient, denn das Stöffchen muss sehr lange gelagert werden, guter Calvados ist über 10 Jahre alt, es darf gerne auch mehr sein.

Der Sohn, Christian junior, übernahm das Familienbusiness und zog 1990 um in das wunderschöne Anwesen, das wir heute besuchen, einen Fachwerk-Hof aus dem 17. Jahrhundert. 2004 hat mit Guillaume die dritte Generation übernommen (aber der Papa mischt noch mit).

Das alte Herrenhaus, jetzt Restaurant
Hier wurden früher die Äpfel ausgepresst, heute wird hier auch gebrannt.

Eine sehr nette junge Frau nimmt uns mit auf eine geführte Tour durch die Produktionsanlagen. Sie erklärt so gut und verständlich, dass wir uns meistens die englische Übersetzung sparen können. Ich übersetzte simultan für Volker, und vieles erklärt sich von selbst.

Im Calvados gibt es drei Appellationen – drei Gebiete – mit unterschiedlichen Vorschriften, wie der Calvados herzustellen ist und woraus er bestehen darf. Um St. Lo muss er z.B. mindestens 30% Birnen enthalten – es gibt auch welchen ganz ohne Äpfel – und er wird nur einmal destilliert. Hier im Pays d’Auge dürfen maximal 30% Birnen verwendet werden, das Obst muss aus der Region stammen und es wird zweimal destilliert. Für alle gilt: Calvados reift im Eichenfass, sonst isses keiner.

Die Äpfel (man braucht verschiedene Sorten, süße, saure und auch bittere) werden zwischen Oktober und Dezember geerntet und zwar nur als Fallobst, sie werden nicht gepflückt, bestensfalls wird der Baum geschüttelt! Es folgt Waschen, Zerkleinern und dann ab in die Presse. Aus dem Apfelsaft kann man Pommeau herstellen, einfach indem Calvados hinzugefügt wird bis der Alkoholgehalt bei 17% liegt (ca. 1:3). Der Rest wird vergoren, nach 2 Monaten erhält man Cidre demi-sec (3% Alk.), nach 3-4 Monaten brut (5% Alk.).

Für Calvados lässt man den Cidre ausgären. Das kann 5 Monate bis 1 Jahr dauern und dann kommt er in die Destille.

Nicht mehr in diese, obwohl das gute Stück noch voll funktionstüchtig ist. Die fahrbare Doppel-Destille wurde 1946 gebaut, auch aus Resten von Kriegsgerät, und bis in die 70er Jahre fuhr man damit die umliegenden Bauernhöfe ab. Dann wurde sie fest installiert und war bis in die 2010er Jahre in Betrieb!

Im Keller lagert der Calvados in Eichenfässern unterschiedlicher Größe. Je jünger, um so größer das Fass (das größte hier fasst 8.000 Liter), je älter, umso kleiner. Je kleiner das Fass, umso mehr Tannine wird der Calvados enthalten und umso dunkler wird er. Oft werden auch Fässer genutzt, in denen vorher Wein, Portwein oder sogar Whisky gelagert wurde, was natürlich auch den Geschmack beeinflusst. Das Blending, die Assemblage, ist die Kunst der Calvados-Herstellung.

Auf den Fässern ist vermerkt wieviel Liter eingefüllt wurde (V), wie hoch der Alkoholgehalt ist (Dosage) und wann der Obstbrand reinkam (C). Dieser ist Baujahr 1997, das wird dann ein Calvados der höchsten Klasse „hors d’age“. Beim Alter zählt übrigens nur die Zeit im Fass, nicht die in der Flasche!

500 Fässer lagert Drouin hier, 700 weitere am alten Stammsitz.
Früher wurde der Calvados nach Litern besteuert. Man füllte ihn statt in runde in ovale Fässer, weil deren Volumen schwieriger zu berechnen war. Sagt unsere Guide!

Im Anschluss gibt es oh eine Gratis-Verkostung von Cidre, Pommeau und natürlich Calvados. Die lassen sich hier echt nicht lumpen und schenken auch die ganz alten Sachen aus.

Volker schlägt zu und kauft gleich die drei teuersten Sorten (aber in der 0.35er Flasche) – man lebt nur einmal. Ich „begnüge“ mich mit einem Cidre extra brut Jahrgang 2017.

Dann geht es fix zum ausgesuchten Stellplatz in der Pampa zwischen Trouville und Honfleur. Nach den von Lobpreisungen von P4N8 hatte ich mir den kuscheliger vorgestellt, aber was soll’s. 15 Euro inklusive Strom ist ein super Preis. Im Ort kostet es fast das dreifache. Wir müssen ja den Calvados wieder reinholen 🤡.

Ein langer Schlag von Saint-Vast-la-Hougue (A) über die Calvados-Destillerie Christian Drouin (B ) zu dem Aire-de-Camping La Grande Pommerai, 177 km

Unser Stellplatz für die nächsten drei Nächte liegt außerhalb der ehemaligen Domaine Ferme de la Bergerie, in der offensichtlich ehemals Cidre im größeren Maßstab erzeugt worden ist.

Daraus wird dann später der Calvados

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