Camping Fleuri

Montag, 17. Juni bis Freitag, 21. Juni 2024: 4 Nächte auf dem Campingplatz Fleuri in Névez

Mit dem schönen Campingplatz haben wir wirklich einen Glücksgriff getan: Wunderbar ruhig, dabei günstig gelegen für Ausflüge mit dem Fahrrad, super heiße Duschen, funktionierendes WLan (!) und das für lächerliche 20,70 Euro. Zuzüglich Kurtaxe von 0,22 Euro pro Nacht und Nase.

Den Dienstag vergammeln wir mal ganz gediegen bei Regenwetter zu Hause, das heißt, ich bastele am Blog, wir fahren in den nahe gelegenen Intermarché einkaufen und ich koche Coq au vin 🐓😋.

Mittwoch, 18. Juni: Markt und Meer

Am Mittwoch bleibt zwar das am Vortag von Méteo France ausgewürfelte heiter-bis-wolkige Wetter aus, wir sind aber wild entschlossen, zumindest ins benachbarte Trégunc zu radeln, denn da ist Wochenmarkt.

Dort decken wir uns mit reichlich Käse ein – hier nur zwei Beispiele. Obwohl der Tomme gefährlich aussieht, ist er recht harmlos, dafür hat es der von Hand gemolkene normannische Camembert wirklich in sich. Schon bald nach seiner Ankunft im Kühlschrank muss er deshalb aus seiner Holzschachtel in eine geruchsdichte Tupperdose umziehen!

Danach verbringen wir die Mittagszeit echt französisch: In der Crèperie La Timbale ist zwar noch nix los als wir ankommen, aber wir ergattern die beiden letzten nicht reservierten Plätze und bald füllt es sich.

Wir verspeisen köstliche Galettes (Fladen) – so nennt man die pikant belegten dünnen Pfannkuchen aus Buchweizenmehl (blé noir oder sarrasin). Crèpes sind aus Weizenmehl und meist mit süßen Zutaten aufgepeppt. Achtung Verwechslungsgefahr: : Galettes sind auch bretonische Butterkekse!

Ca. 26 Kilometer hat das Ründchen

So gestärkt werfen wir einen Blick in den Himmel, beschließen, dass es heute nicht regnen wird und nehmen den Rückweg über die Küste. Der Radweg, die voie verte No 45 ist nicht so der Brüller, ein schmaler Streifen an der viel befahrenen Straße entlang, aber immerhin.

Trévignon, der Port de plaisance von Trégunc

In unsere Richtung wechseln sich kleine Buchten mit felsigen Abschnitten ab. Nach Nordwesten gibt es lange Strände. Alles menschenleer, bei dem Wetter.

Auf dem weiteren Weg nehme ich eine Abkürzung von der Radroute, was sich als Glücksfall herausstellt, denn so kommen wir durch Kerascoët, wo eine ganze Straße mit Reetdach-Häusern, Chaumières, zu bewundern ist. Die Häuser stammen aus dem 15. bis 17. Jahrhundert, sind alle auf’s Feinste restauriert und werden von Privatleuten bewohnt.

Das ein oder andere ist wohl auch ein Ferienhaus, eins wird in AirBnB für 90 Euro die Nacht angeboten (Nebensaison). Bei 6 Betten wirklich nicht teuer!

Wir sind zeitig wieder zu Hause und nutzen die Zeit nach dem Regenschauer, um die vollgelaufene Garage trocken zu legen – ich hatte die Tür offen stehen gelassen 💩. Vorteil: nun ist alles piccobello sauber und aufgeräumt.

Wo wir schon mal dran sind, sauge und putze ich noch unsere Wohnräume und das Bad; so können wir im blitzsauberen HoGo frisch gewaschen das Spiel Deutschland – Ungarn schauen (und ihn dabei gleich wieder mit Baguette vollkrümeln 😛).

Donnerstag, 20. Juni: Kunst und Kekse

Heute ist Sommeranfang und der längste Tag des Jahres! Nicht wie üblich am 21.6. und das nicht wegen irgendwelcher astronomischer Spitzfindigkeiten, sondern schlicht und einfach, weil 2024 ein Schaltjahr ist. Aus Hamburg erreicht uns die Prognose im whatsapp-Status, dass der Regen ab jetzt wärmer wird 🤣🤣🤣. Danke Doris!

Das gestern noch versprochene heiter bis wolkig 🌤️ ⛅️ 🌥️ ☁️ liegt sehr weit rechts, aber wir sind ja froh für jeden Fitzel blauen – und trockenen – Himmel. Ist jedenfalls schon besser als gestern! Heute radeln wir in die andere Richtung in das Künstlerstädtchen Pont-Aven.

Privates Bild von: Yann Gwilhoù

Sehr interessant finden wir die Moulin à marée, die Gezeitenmühle im Ortsteil Henan: Ein Damm sperrt einen schmalen Seitenarm des Flusses ab. Dahinter steht die Mühle. Bei Flut strömt das Wasser durch 2 Durchlässe und füllt den hinteren Bereich wie einen Mühlteich. Sinkt der Wasserstand, kann es abgelassen werden und rauscht mit Schmackes durch zwei Kanäle über die Mühlräder, besser gesagt drunter durch (unterschlächtig).

Die Mühle hat beidseits ein Mühlrad und innen entsprechend auch rechts wie links je ein Mahlwerk (durch’s Guckloch an der Tür fotografiert).

Unser nächster Stopp führt uns zur Kapelle von Trémalo, angeblich einer der bekanntesten Orte der Bretagne. Die ganz ungotisch niedrige gotische Kapelle taucht unvermittelt vor uns auf und zieht einen irgendwie schon in ihren Bann. Das muss erst recht der Fall sein, wenn man durch die schöne Buchenallee von der Seite kommt.

So muss es auch Paul Gauguin gegangen sein, der in der Kirche von der Holzfigur des Christus am Kreuz, dem Christ jaune, so angetan war, dass er ihn zum Thema eines seiner bedeutendsten Gemälde machte.

Paul Gauguin lebte von 1848 bis 1903. Man – also wenig kunstbeflissene Menschen wie wir – verbindet ihn mit der Südsee und nicht mit der Bretagne, er ist auch weder hier geboren, noch hat er länger hier gelebt. Er kam zwischen 1886 und 1888 immer mal für ein paar Wochen nach Pont-Aven, weil sich hier eine bekannte Künstlerkolonie befand. Gauguins Leben ist recht interessant: Er war als junger Mann ein erfolgreicher Börsenmakler, heiratete in eine kunstinteressierte Familie ein und malte als Hobby neben seinem Beruf. Ein Bördencrash machte ihn 1882 ( da war er also 32 Jahre alt) arbeitslos und er beschloss, fortan sein Geld mit der Malerei zu verdienen. Das klappte mehr schlecht als recht. Von der Südsee – sprich Tahiti – versprach sich Gauguins ein exotisches Paradies, wo er, ohne arbeiten zu müssen, ein einfaches, glückliches und annähernd kostenfreies Leben würde führen können. Die Realität war eine ganz andere: die französische Kolonie war von einer weißen Oberschicht dominiert, die Bevölkerung verarmt, ihre Kultur zerstört. Vielleicht tröstet ihn seine 13-jährige Geliebte darüber hinweg. Da könnte ich das Kotzen kriegen! Sich an kleinen Mädchen vergehen 🤮. Zumal er das mehrfach getan hat (seine Frau hatte sich längst mit den Kindern zu ihren Eltern abgesetzt).
Nach einem kurzen Intermezzo in Paris lebte Gauguin bis zu seinem Tod mehr oder minder arm und krank in französisch Polynesien.

Gauguin muss ein unangenehmer Zeitgenosse gewesen sein, aufbrausend, provokant und unverschämt. Manche (Kunst-) Historiker behaupten sogar, dass er es war, der seinem „Freund“ van Gogh das Ohr abgeschnitten hat!

Bei mir ist Gauguin jedenfalls durch! Seine Frau mit 5 Kindern sitzen lassen und in die Südsee abhauen! Vor allem seine dortigen sexuellen Verhältnisse zu jungen polynesischen Mädchen verzeihe ich ihm nicht! Ich fand es auch schon in der Kapelle von Trémalo seltsam, dass er die Christusfigur für sein Bild kopiert hat, aber sich in gleicher Pose davor im Selbstportrait abzubilden, das halte ich für echt dreist.

Selbstportrait mit Christus, 1889
In der Kapelle sind Kopien von Gauguins Werken ausgestellt – auch seiner minderjährigen Geliebten (halbnackt). Finde ich unangemessen!
Der Herr der es gerade betrachtet hoffentlich auch!

Wir rauschen dann runter in die Stadt und machen gleich weiter mit Kunscht: Das Museum zeigt zwar keine Werke von Gauguin, aber viele seiner Zeitgenossen, die mit ihm die Schule von Pont-Aven begründet haben.

Danach geht es zum Gebäck! In der Biscuiterie können wir die köstlichen Galettes (dünne Butterkekse) und Palets (dicke Butterkekse) probieren 😋 und decken uns dann ordentlich ein.

Auch eine Flasche Cidre und 2 Bolées finden den Weg in unser mobiles Heim. Ersterem ist inhaltlich kein langes Leben beschieden. Für die Kekse brauchen wir länger.
Danach ist noch ein wenig Sightseeing in Pont-Aven angesagt, aber es dräuen Gewitter und wir machen uns lieber fix auf den Rückweg.

Kleine, schwindelfreie Schönheiten, diese Mauerblümchen. Sie wachsen sogar an Hausgiebeln!

Auf der Rückfahrt kommen wir am Menhir von Kerirgendwas vorbei (fast alle Orte beginnen hier mit Ker…, das ist das bretonische Wort für Dorf). Der Oschi (links) steht hier einfach so am Straßenrand!

Heutige Radtour, so um die 20 km

Man nennt die Gegend nicht umsonst das „Land der aufrechten Steine“, der pierres debout. Damit meint man aber weniger die Menhire, sondern Steine, die in Zäunen, Brunnen, sogar für komplette Häuser verwendet wurden. Leider haben heute wir keine guten Beispiele dafür entdecken können … aaaber … tags drauf!

Das war es mit unserer kleinen Auszeit vom Roadtrip, morgen geht es weiter ans Ende der Welt 😜.

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