Das Horn, das gelbe und das rote Haus

Mittwoch, 5. Juli 2023

Der Mittwoch bringt nicht den seit langem und mit konstanter Bosheit angekündigten Regen. Mitten in der Nacht haben sich die Meteorologen eines anderen besonnen und auf den letzten Drücker die Wetterhervorsage geändert. Nun komm ich zwar schon wieder nicht zum Minijobben (nur bei Regen!), aber uns soll’s natürlich recht sein.

Wir haben heute Roadtrip mit Fotostop auf dem Programm. Und zwar ganz bestimmte Fotomotive – ikonische 😜, wie behauptet wird. Eigentlich sind es Instagram-Hypes, Bilder bzw. Motive – sämtlich im Herbst zur goldenen Stunde fotografiert – ,die tausendfach geteilt wurden und so einen Run ausgelöst haben. Dem wir uns jetzt anschließen 🙈.

Das erste Motiv ist das „Horn mit Brücke“. Leider bei Ebbe, Wolken, weißem Licht, ohne Schnee und beleuchtete Häuser. Aber immerhin!

Das zweite macht da farblich schon mehr her: Das „einsame“ gelbe Haus, dessen Giebel so schön zum Berg passt.

Von wegen einsam!

Dass das Haus alles andere als einsam steht, sieht man wenn das Licht angeht man den Kamerazoom aufzieht: Da ist ein Parkplatz, und gleich noch einer und ganz links Anitas Sjømat, ein bekannter Fisch-Delikatessenladen. Realität ist oft eine Frage des Blickwinkels!

Den Seafood-Laden schauen wir uns natürlich genauer an. Die Begrüßung fällt etwas skurril aus: Schon wieder Dorschköppe💀.

For sale – aber wer kauft denn sowas? Nigerianer haben wir hier nicht getroffen.

Auch im Laden ist allerhand Dörrfisch im Angebot, lofotischer Stockfisch (Torrfisk, nur getrocknet) oder Bacalhau, der zusätzlich gesalzen wird. Beides ist Kabeljau. Der heißt auf norwegisch Torsk oder Skrei (der junge).

Abhängen vor Bergpanorama

Ich verspreche hoch und heilig, dass wir ab jetzt keinen Dörrfisch mehr knipsen, weder Köppe noch Hinterteile! Es langt ✋.

Von Anitas Laden bzw. Parkplatz steigen wir auf der anderen Straßenseite auf einen kleinen Berg, von dem aus man eine wirklich fantastische Aussicht auf Insel und Ort Sakrisøy hat. Viel schöner als Reine, finden wir!

Wirklich schön, diese Aufreihung gelber Pfahlhäuser mit dem großen weißen in der Mitte! Geradezu atemberaubend, aber das kann auch an der Steigung beim Bergaufgehen liegen 🥵. Und der Zipfelmützenberg. Davon haben die hier ganz viele. Waren wohl zu hoch für die Gletscher und wurden nicht abgehobelt.

Auch Hamnøy liegt idyllisch, hier sind die Pfahlbauten in rot und teilweise ganz schön gewagt in die Felsen geklöppelt.

Wir cruisen weiter und kommen von Inselchen zu Inselchen, die Namen kann man sich gar nicht alle merken. Vielleicht noch die der 2. Hauptinsel, Flakstadøya. Die verbindenden Bogenbrücken sind zwar sch… zu fahren, weil eng und uneinsehbar, aber durchaus elegant!

Volker gräbt dann aus einem seiner zahreichen Reiseführer noch einen Geheimtipp aus: Die Wanderung zum Kvalvika Beach, einer einsamen Meeresbucht mit herrlichem Sandstrand, nur zu Fuß zu erreichen. Und gar nicht mal so steil, weil der Weg zwischen zwei Bergen hindurchführt. Am End, als ich schon echt Bock habe, da hin zu wandern, räumt der Reiseführer kleinlaut ein, es könne sein, dass inzwischen ein paar mehr Leute davon wissen und wünscht viel Glück bei der Parkplatzssuche.


Die kleine Parkbucht vor Ort ist komplett zugestellt, die Autos am Straßenrand haben Knöllchen unter den Scheibenwischern und eine Karawane von Wandersleuten allen Alters, mit und ohne Kind und Hund sammelt sich am Trailhead. Soviel zum Thema einsame Meeresbucht 😐.

Wir widmen uns statt dessen der Kultur und fahren zur (geschlossenen) Kirche von Flakstad – angeblich erbaut 1430 aus dem Treibholz eines havarierten schottischen Frachtschiffs, das russisches Holz geladen hatte. Danach schauen wir uns ein weiteres Werk der Skulpturlandskap Nordland an, es heißt Epitaph und wir haben die Beschreibung nicht verstanden. Kulturbanausen halt 🙈!

Hier könnten wir jetzt einen Abstecher nach Nusfjord machen, ein weiteres idyllisches Fischerdorf, das zum (Freilicht-) Museum mutiert ist. Und zwar komplett. Der Ort gehört seit 1843 einer Familie Dahl, die seinerzeit alles aufgekauft hat. Die vermarkten Nusfjord heute touristisch und zocken ganz schön ab! 100 NOK Eintritt (für eine Ortschaft!) und von den Park- und gar Übernachtungsgebühren gar nicht zu reden. Da wird von bis zu 1000 NOK gemunkelt. Da sagen wir nein danke und lassen Nusfjord links (oder rechts) liegen 👿.

Mein Lieblingsbild – so mit nichts als Berg und Brücke

Besonders schön ist es am Strand von Romberg. Endlich mal einer der versprochenen weißen (naja, hellen) Sandstrände.

Hier findet Volker sein letztes Insta-Fotomotiv, das einsame rote Haus. Das steht da wirklich alleine rum.

Übrigens ist keiner von uns auf Instagram unterwegs (auch nicht auf Fatzebuch, Twitter oder was es sonst noch so gibt).

Ich suche – und finde – derweil die Schönheit in den Formen der Natur: Was ist das?

Wellenmuster im Sand – könnte man sich glatt als Bild aufhängen!

Es ist wirklich ein schöner Strand mit feinem Sand, aber weder Muscheln noch Steine. Und an der Wassertemperatur könnte man noch arbeiten 🥶. Es war aber eine Familie baden, der Vater sogar richtig schwimmen.

Wir fahren dann noch ein Stück weiter auf die dritte der fünf Lofoteninseln, Festvågøya, und finden einen schönen Standplatz abseits der Straße, ein Stück den Berg hoch.

Den Mainzer rechts neben uns haben wir nicht zu Gesicht bekommen, vielleicht morgen früh.

Von Moskenes (A) über den Fotopunkt für das Horn (B) zu Anitas Anitas Sjømat auf dem Inselchen Sakrisøy (C) und weiter zum Fotospotting Hamnøy (D). Wir entscheiden uns gegen den Fredvang Strancamping (E) und wegen Überfüllung leider gegen die Wanderung zur Bucht Kvalvika (F). Dafür gibt es den schönen Strand und das rote Haus bei Ramberg (G). In Flakstad (H) werfen wir einen Blick auf die Treibholzkirche. Schließliche landen wir zur Übernachtung auf dem kuschiligen Parkplatz Holandsmelen. 82 km in 6,5 Stundend

Heute am Mittwoch schließen wir unsere sechste Woche in Norwegen ab – also quasi Halbzeit.

Wir haben bis heute in Norwegen 3.428 Straßenkilometer und von Zuhause 4.584 km zurückgelegt

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