Um den Hundertjährigen Krieg und seine Ursachen zu verstehen, muss man eigentlich zurückgehen ins Jahr 1066 als Wilhelm der Eroberer, Herzog der Normandie – also ein Franzose – König von England wurde. Als ich anfing, dazu Genaueres zu lesen, kam mir spontan das hier in den Sinn und ich hab sofort aufgehört 😂😂😂. Belassen wir es dabei, dass quasi der gesamte englische Hochadel ab da französisch war: Es waren eben die Gefolgsleute Williams, denen er Land und Ämter gab.
Die Aristokratie sprach französisch, lebte französisch und war auch französisch: Man hatte nach wie vor Titel und Ländereien in Frankreich. Damit waren die englischen Adligen dem französischen König als ihrem Lehnsherrn untergeordnet.
In Frankreich tat sich vor allem das Adelsgeschlecht Anjou (aus Angers im Loiretal) hervor. Diese Feudalfürsten waren im 12. Jahrhundert zu den mächtigsten Vasallen des französischen Königs aufgestiegen und hatten ausgedehnte Ländereien. Und es sollten noch mehr werden, viel mehr.
Den ersten großen Coup landete im Jahr 1128 Gottfried V. von Anjou – genannt Plantagenet. Er heiratete Matilda, die Tochter des englischen Königs Heinrich I. Damit nicht genug, diese Matilda war vorher mit dem HRR Kaiser Heinrich V. verheiratet gewesen und damit eine doppelt gute Partie: Die Ehe brachte dem durch die beiden begründeten Haus Plantagenet den Anspruch auf die Normandie und auf das Königreich England.
Der Sohn der beiden, Heinrich II. (man beachte: wir springen hier mit der Benamsung und Nummerierung in die weibliche Linie!) heiratete 1152 die Herzogin Eleonore von Aquitanien, womit deren umfangreicher Besitz im Südwesten Frankreichs auch noch an die Familie kam. Heinrich II. konnte zudem 1154 den englischen Thron besteigen, (Opa Heinrich I. hatte nur ein überlebendes Kind, nämlich Mama Mathilda, die er als Erbin einsetzte und die sich am End auch gegen ihren Cousin durchsetzen konnte). Die beiden hatten übrigens einen sehr berühmten Sohn: Richard Löwenherz! Aber der spielt in dieser Geschichte keine Rolle.
Zack, gehörte den Plantagenets England und halb Frankreich. Man nannte es das Angevinische Reich. Der souveräne englische König war damit größter Grundbesitzer in Frankreich und damit mächtigster Vasall des französischen Königs.
Irgendwie sieht man an der Landkarte schon, dass das nicht lange gut gehen konnte. Und so kam es schon in der nächsten Generation unter Heinrichs II. Sohn Johann zum Krieg mit dem französischen König Philip II. Johann verlor 1204 fast den gesamten französischen Besitz, darunter sogar sein Stammland Anjou an die französische Krone und war fortan fast nur noch englischer König. Das brachte ihm den Beinamen Ohneland ein (Jean Sans terre/John Lackland). Vom Herzogtum Aquitanien blieb nur ein klitzekleiner Teil in der Familie. Das gesamte 13. Jahrhundert über schwelte der Streit um die französischen Ländereien zwischen den beiden Adelshäusern der Kapetinger (F) und der Plantagenets.
1328 starb der letzte französische König Karl IV. aus dem Herrscherhaus der Kapetinger – ohne Kinder. Auch seine Geschwister waren alle bereits gestorben. Anspruch auf den französischen Thron erhob sein Cousin Philipp VI. Aber auch der Sohn seiner Schwester Isabella, Eduard III., meldete Ansprüche: Er war Neffe des verstorbenen Königs und (logischerweise) Enkel des vorherigen. Pikanterweise aber auch frisch gebackener König von England, weil seine Mama Isabella den englischen König Eduard II. geheiratet hatte. Aus der französischen Königswürde wurde aber zunächst nichts, weil Eduard erst 15 Jahre alt war und der Anspruch über die weibliche Linie nicht anerkannt wurde.
Es folgten jahrelange Nickeligkeiten auf beiden Seiten und im Januar 1340 ernannte sich Eduard III. selbst zum französischen König und fiel mit seinen Truppen in Frankreich ein, um seinen Thron- und Gebietsanspruch durchzusetzen.
Das war der Beginn des Hundertjährigen Krieges, der 116 Jahre währte. Genaugenommen war es nicht ein Krieg, sondern eine Abfolge von vielen. Mal hatten die einen die Nase vorn, mal die anderen. Dutzende Könige wurden auf beiden Seiten verschlissen. Am End standen sich der englische König Heinrich VI. und der französische Karl VII. gegenüber (die Engländer sind die Heinriche und die Franzosen die Karls!)
Den Verlauf des Krieges finde ich persönlich eher uninteressant. Gewonnen haben am End die Franzosen und die Engländer zurück auf ihre Insel verdrängt.
Die Ultrakurzfassung von 116 Jahren Krieg: Zunächst haben die Engländer die Nase vorn (bis 1356), dann gewinnt Karl V. von Frankreich einen Großteil Landes zurück. Zwischen 1380 und 1415 ist Frieden, dann greifen die Engländer bei Azincourt wieder an. Heinrich V. gewinnt, wird zum französischen Thronfolger ernannt, stirbt aber sogleich. Karl VII. gewinnt am End die entscheidenden Schlachten und erringt den endgültigen Sieg 1453.
Zwischendrin gab es noch die Pest, einen wahnsinnigen König (Karl VI. (F), Rebellionen in England und Wales und eben Jeanne d’Arc.
Und so sieht Frankreich im Jahr 1477 aus: