Eine Festung als Welterbe: Karlskrona

Samstag, 12. August

Wir stehen am Samstag ganz früh auf (um 7 🥱), um in Karlskrona noch einen Stellplatz ergattern zu können, was uns auch mit Bravour gelingt, sogar in der 1. Reihe! Foto haben wir vergessen. Karlskrona ist eine alte Feststungsstadt und als solche ins UNESCO Welterbe aufgenommen. Dazu später ein wenig mehr.

Das Blomlöfs auf Saltö

Als allererstes steht mir der Sinn nach der Ankunft eh nicht nach Kultur und Welterbe, sondern nach Fish & Chips. Im Gegensatz zu Norwegen, findet man hier vermehrt einfache Fischrestaurants und nette Imbissbuden wo man zu zivilen Preisen lecker Fisch essen kann!

Danach geht es zu den Sehenswürdigkeiten, wir klappern einfach die Stationen des örtlichen Virtual Geocaches ab, der als Reiseführer ganz gut taugt.

Als erstes fotografieren wir die vermutlich teuerste Kleingartenkolonie der Welt:

Eines der häufigsten Postkartenmotive Schwedens: Die kleine Siedlung Brändaholm

Dass es diese Siedlung überhaupt gibt, ist das Ergebnis einer kleinen Revolution: Eigentlich wollte die Stadt Karlskrona auf dem Halbinselchen Brändaholm Bäume pflanzen, und jede Bebauung war verboten. Doch an einem Sonntag im März 1920 ruderten ein paar Männer mit Baumaterial von Karlskrona herüber und errichteten über Nacht ein kleines rotes Häuschen mit weißen Kanten. Sie wollten hier eine Kleingartenkolonie errichten, wo sie sich erholen, angeln und Gemüse für den Eigenbedarf anbauen konnten. Nach 3 Jahren Hick-Hack mit der Stadt wurde schließlich ein Vertrag geschlossen und 37 Parzellen an Arbeiter aus Karlskrona vergeben

Heute stehen hier 45 Häuschen – 44 rote und ein gelbes – maximal 32 qm groß und heiß begehrt. Es ist eigentlich unmöglich, eines zu bekommen, sie werden vererbt oder unter der Hand verkauft. Zu horrenden Preisen.

Als Nächstes radeln wir zicke zacke durch die Altstadt von Karlskrona mit ihren schnuckeligen winzigen Holzhäuschen.

Damit hat es sich aber auch mit Schwedenidylle. Der Rest der Stadt ist so unschwedisch, wie er nur sein kann. Karlskrona wurde 1679 als Flottenstützpunkt gegründet und im Barockstil erbaut! Zivile Bebauung gab es anfangs nicht, die kam erst Anfang des 18. Jahrhunderts dazu.

Um den riesigen Marktplatz gruppieren sich imposant das Rathaus, die Frederiks- und die Dreifaltigkeitskirche.

Es mutet fast mediterran an, wie die Leut‘ auf der Treppe chillen wie auf der spanischen Treppe in Rom. Kein Wunder, denn der Stortorget ist im Stil eben einer römischen Piazza angelegt. In der Mitte wacht – natürlich der Stadtgründer Karl XI.

Das Innere der beiden Kirchen ist auch sehenswert: Inmitten der Frederikskyrka steht ein ovales schwarzes Taufbecken, aus dem unmerklich und lautlos das Wasser fließt.

„Der Gott der Taufe segnet dich“

In der Dreifaltigkeitskirche hat eine deutsche Künstlerin unter der Sonne der Kuppel ein „Planetensystem“ aus großen Luftballons erschaffen. Es wird farbig angestrahlt und ein projizierter „Engelsfisch“ schwebt über die Wände. Es sieht schon am Tag wunderschön aus, bei Nacht muss es fantasisch sein!

Fußgängerzone

Ganz bezaubernd ist die „lebensgroße“ Skulptur des kleinen Nils Holgersson, der dem Buch von Selma Lagerlöf entspringt.

Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgänsen (1907) sollte als Erziehungsroman in den Schulen als Lesebuch verwendet werden. Der 14-jährige Nils wird als Strafe für seine Bösartigkeit und Tierquälerei in ein Wichtelmännchen verwandelt und reist mit Wildgänsen durch ganz Schweden. Dabei kommt er in moralische Konflikte und lernt auch noch sämtliche schwedischen Landschaften kennen. Am End wird er, zum Guten geläutert, in einen Jungen zurückverwandelt.

Um 17.20 Uhr machen wir uns auf zu einer Bootsfahrt durch die Inseln und Schären vor Karlskrona. Sie bilden einen Ring, durch den größere Schiffe nur an einer einzigen Stelle durchfahren können und schützen so die Stadt mit dem Marinestützpunkt auf der zentral gelegenen Insel Trossö.

Wir fahren mit dem Schiff hinaus nach Aspö mit der Festung Drottningskär, hinüber nach Tjurkö mit der Bastion Kungsholmsfort und dann wieder zurück. Unterwegs passieren wir Pulvermagazine, die man auf kleinen Inselchen isoliert hat. Die Wände sind dick, das Dach dünn, wenn mal eines in die Luft fliegen sollte, geht die ganze Wucht der Detonation nach oben durch die Decke und richtet drumherum keinen Schaden an. Das hätten die Mainzer mit ihrem Pulverturm besser auch mal so gemacht!

Rechts ein Pulvermagazin. Der Turm links (150 m) gehört zur Firma NKT und ist ein Extrusionsturm für Untersee-Kabel
mit denen Offshore-Wndkraftwerke an das Stromnetz angeschlossen werden.
Drottingskär
Kungsholmen Fort
Die Seilerei – ein 300 Meter langes Gebäude!
Marinewerft, hier werden noch heute Kriegschiffe gebaut. Ein paar liegen am Kai.
Zurück nach Karlskrona

Noch heute wird ungefähr ein Viertel der zentralen Insel Trossö ausschließlich für militärische Zwecke als Flottenbasis genutzt und das Betreten der Schiffswerft ist für normale Einwohner verboten.

Das gesamte Ensemble mit den Bauten auf Trossö und den umliegenden Inseln ist seit 1998 Welterbestätte.

Karlskrona ist sicherlich einen weiteren Besuch wert! Vor allem das Marinemuseum klingt überaus spannend (auch wenn man sich nicht für Marine interessiert) und wir würden auch mal einen Blick in all die historischen Gebäude werfen.

Und dann braucht man auch noch Zeit, um einfach dazusitzen und vor sich hinzuschauen.

Astrid Lindgren

Das tut man gemeinhin leider viel zu selten!

Von Västervik (B) nach Karlskrona (C), 228 km in drei Stunden.

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