14. bis 18. Juli: Camping le Canada in Chiny an der Semois
In der Nacht bzw. gegen Morgen kommt der angekündigte Regen, aber als ich gegen halb neun aufstehe, scheint schon wieder die Sonne. Auf die Wetterfrösche ist echt kein Verlass. Besser, man guckt aus dem Fenster. „Wie fanden sie das Wetter heute?“ „Ich ging raus, und da war es !“
Zum Frühstück gibt es Brot mit Avocadogedöns, Rührei und Speck und danach setze ich mich an den Stifungs-PC um die Vorstandssitzung vorzubereiten. Da tut es neben mir einen Schlag: Das Oldtimer WoMo unseres holländischen Nachbarn, ein VW Karmann, hat sich selbstständig gemacht und ist nach hinten weggerollt. Vermutlich hat der Alpenkreuzer-Anhänger, der etwas abschüssig stand, zu stark gezogen und die Handdbremse ist rausgesprungen. Ich seh nur noch alle schreien und den Mann halb unter dem WoMo liegen, zum Glück kommt er aber knapp nicht unter die Räder. Der übeltäterische Alpenkreuzer hat auch Schlimmeres verhindert, denn er ist gegen einen Baum geknallt. Das hat das Gespann vor der Böschung zum Stillstand gebracht! Nicht auszudenken, wenn das alles da 3 Meter runtergerauscht wäre. Es standen auch noch Zelte in der Nähe! So kamen sie zum Glück mit dem Schrecken und ein paar Macken am Alpenkreuzer davon. Puuuuh. Wir vermuten zwar, dass auch das Alter des Karmanns zu dem Malheur beigetragen hat, nehmen uns dennoch vor, öfter mal die Bremskeile hinterzulegen.

Nachdem alles wieder gerichtet ist, versorge ich die Familie mit etwas Nervennahrung – Spunk* hilft immer 😁. *Haribo Colorado
So ganz unbeteiligt oder gar gleichgültig will man als Stellplatznachbar ja auch nicht rüberkommen.
Weiter arbeiten lohnt nun nicht mehr, wir machen noch einmal rundum Dumpen und sind pünktlich um 12 runter vom Platz. Noch billig in Luxemburg tanken und dann geht es nach Belgien.
Luxemburg verdient viel Geld mit seinem billigen Benzin und auch die Steuern auf Kaffee und Tabak sind niedriger. Daran spart man um die 20% im Vergleich zu den Nachbarländern. Das führt natürlich zu einem regen Einkaufstourismus, die Dichte an Tankstellen in Grenznähe ist beeindruckend. Übrigens haben sie alle die gleichen Spritpreise, man braucht also nicht noch in Luxemburg rumfahren. Ich erinnere mich, dass selbst wir früher zum Einkauf nach LUX gefahren sind, damit sich die lange Strecke lohnt, wurden Benzinkanister gefüllt und der ganze Kofferraum mit Kaffee vollgestopft. Und die Verwandtschaft an der Mosel konnten wir auch noch gleich besuchen. Ich vermute ja, dass Hanne auf diesen Touren auch Schwarzgeld nach Luxemburg gebracht hat. Zumindest gab es welches und 2012, 2013 hab ich dann die Faxen dick gehabt und eine Selbstanzeige für sie gemacht. Es war wirklich lächerlich: Bei der Nachversteuerung hat Mutti sogar noch für 4 von 5 Jahren Geld vom deutschen Finanzamt zurückgekriegt. Am End hing sie mit 50 Euro oder so drin. Hätte sie die Kröten gleich auf die Sparkasse Münstermaifeld gebracht und die paar Zinsen versteuert, hätte sie viel mehr dabei rausgekriegt, anstatt in Luxemburg horrende Bankgebühren zu bezahlen. Die heimlichen Fahrten gar nicht draufgerechnet. Aber so war das in der Eifel: Schwarzgeld in Luxemburg war Volkssport. Lohnt sich aber nur, wenn man es groß macht!
Zurück zur Sache! Wir bringen unser Geld nicht auf die Bank, sondern in den Carrefour in Arlon! Einkaufswunderland Belgien! Der Belgier hat seltsame Rabattaktionen, auf die wir prompt reinfallen, verkauft Briefmarken nur auf zugeklebte und adressierte Umschläge (wir müssen leider eine Trauerkarte für eine verstorbene Kusine schreiben), tarnt sein Bier als Prosecco und sortiert es nach den Kategorien Abtei, Region und zum Probieren.

Neben anderem kaufen wir Moules, hier Mosselen genannt (vielleicht weil aus Holland). Zwei Kilo zum Preis von einem, Größe Imperial, es gibt noch die kleineren Super und die ganz großen Jumbo. Dazu noch ’ne extra Flasche Weißwein. Moules marinières kann ich!

Bei schönstem Wetter kommen wir gegen 16 Uhr auf dem CP Le Canada an und müssen aus welchem Grund auch immer, nochmal 32 Öcken nachzahlen (ich dachte wir hätten alles bei der Buchung online per CC gelatzt). Dafür kriegen wir 2 Rechnungen, eine sogar mit Kind, zahlen aber 2 Euro weniger … weiß der Geier 🤦♀️. 92 Euro für vier Nächte ist OK. Auch wenn man schon um 11 Uhr wieder weg sein muss. Und die Duschen extra kosten, wie früher. Aber hübsch ist es hier.


Was uns aber sehr ärgert, weil es so richtig out ist: Wer Internet will oder braucht, muss man zahlen! Mobilfunkempfang ist hier quasi nicht vorhanden, wenn man Glück hat 1 Balken Edge. Also braucht man das Campingplatz WLAN und das kostet unverschämte 6 Euro pro Tag für ein einzigstes Endgerät. Nächste Option sind 3 Geräte für 2 Tage à 20 Euro. Dafür kann ich mit unserer französischen prepaid-Karte 4 Monate (!) à 100 GB surfen! Aber nicht mit uns! Wir verbinden das HoGoSpace-Mobile für 6 Öcken mit dem CP-WLAN und machen dann den Hotspot – unser HoGoSpace eben – an. Funzt einwandfrei. Und, das muss man ihm dann lassen, das WLAN ist echt schnell. Die Antenne ist auch genau vor unserem Stellplatz, in Aluhut-Nähe, keine 10 Meter entfernt. So haben wir sie wenigstens ein bisschen ausgetrickst.


Der ganze Campingplatz ist sehr nett oldschool! Unser Stellplatz ist oberhalb des Hauptplatzes im Wald, das Gelände terrassiert, sehr lauschig. Ein bisschen kommen wir uns zwischen all den jungen Leuten und Zelten um uns herum deplaziert vor. Aber es gesellen sich noch eine schwedische Familie (Knaus) und zwei ältere deutsche Frauen (Pössl) auf unsere Ebene, dann geht’s 😂.

Im Gegensatz zum Mobilfunkempfang scheint es in Belgien überall Fritten zu geben, was unser als Moules baguette geplantes Abendessen zu Moules frittes pimpt. À la marinière – in Weißwein, mit winzigen Gemüsewürfelchen (also für mich winzig, der Franzose würde sie als Jardinière eher abqualifizieren. Die richtig kleinen Brunoise sind nur 1-2 mm groß klein). Neben Sellerie, Karotte, Schalotte und Knoblauch kommt noch Petersilie und Selleriegrün rein. Volker holt die Fritten am Büdchen ab und wir lassen es uns schmecken. Sehr gelungen, muss ich sagen! Weil es dann ein wenig zu tröppeln beginnt, verziehen wir uns unter die Markise, die Volker mit Heringen und Gurtband sturmfest verzurrt.

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CP erinnert mich an früher, als wir mit den Booten und den Iglus mit den Kids auf Tour waren. Wohnmobile gab es damals eigentlich nicht.
Abends wird hier getrommelt.
Die Semois (in LUX Sesbach, in F Semoy, mündet in die Maas) entspringt nur ganz knapp neben der Wasserscheide in Arlon (wo wir einkaufen waren). Fast wäre sie nach Osten zur Mosel geflossen, aber nein, sie fließt von Ost nach West und mündet in F in die Maas/Meuse. Quelle und Mündung liegen nur 80 km Luftlinie voneinander, aber die Semois bringt es auf stattliche 210 km Länge, denn sie ist ein Fluss mit unfassbar vielen Mäandern. Das kennt man ja klassischerweise von gefällearmen Wiesenbächen in der Ebene (freie Mäander), jedoch fließt sie heute überwiegend in einem tiefen Tal durch Schieferfels. Das sind bestimmt wieder solche TAlmäander“ wie bei der Our. Also: Ein S9ockel aus devonischem harten Schiefer un d Quarzitm, der schon einige Faltung hinter sich hatte und daher viele Risse und Klüfte aufweist, wird im Tertiär vom Jurameer mit einer weichen Schicht aus Mergel und Ton überlagert. Auf diesem weichen Untergrund mäandert die junge Semois vor sich hin. Hebungen und Erosion ühren dazu, dass der Fluss sich eintieft, bis er auf den harten Sockel trifft. Hier folgen die Mäander dann den natürlichen Klüften.

Dienstag: Gammeltag. Volker macht Stöckelschritte. Ich arbeite für die Stiftung.
Paddeln kann man nicht – zu wenig Wasser. Vielleicht wird morgen vom darüberliegenden Stausee der Vière was abgelassen. Ein Rohr führt von dort herunter zur Semois. Das dient aber nicht dem Wassernachfüllen für Paddler sondern der Stromerzeugung.
NAchmittags Spaziergang nach Chiny und Geocaching. Dorf komplett tote Hose, hat auch schon bessere Zeiten gesehen. Versuch des Erwerbs von Briefmarken wieder misslungen: Zwar haben wir nun einen zugeklebten adressieren Briefumschlag, aberf die Verkaufsstelle in der Touri-Info hat nur bis 13 Uhr auf. Morgen ganz zu. Ein Multi mzeigt uns ie hehre Vergangenheit von Chiny, wo im Mittelalter ein Fort der Grafen von Chiny bestanden hat. Eigentlich sieht man n ix mehr davon.
Abends gefüllte Paprika unter der MArkise und eine Runde Anno.
Mittwoch: Frühmorgens bis vormittags regnet es. Aber so wenig, dass da von auch kein besserer Wasserstand zu erwarten ist. Wir kleppern ein Ei über das Kajakfahren und planen statt dessen das Wochenende und die kommende Woche. Belgien ist nicht gerade ein Eldorado an WoMo-Stellplätzen. Eigentlich gbt es fadt keine. Unser Fav orit Nähe Lüttich ist ausverkauft, also gehen wir weiter sürdlic h in die pampa. Am Montasg über den GC40 nach Monschau-Rohren. Back to good old Germany. Wetter soll eher schlecht werden nächste Woc he, aber schaun wir mal.
Gegen Mittag Wanderung zum Aussichtspunkt Rocher du Hat, ca. 8 km. Weg ohne besondere Vorkommnisse, so kommen wir flott voran. Aussicht ist schon schön, aber atemberaubend ist anders. Vom Mäander sieht man nix. Landschaft erinnert mich total ans Elztal. Da isses genauso mit den schroffen Schieferfelsen. Mäander sieht man da übrigens auch nicht, es gibt aber auch keine 😜.
Animal of the day: Toter Maulwurf, den ich nicht fotografieren durfte 😤.
Am End ein leckeres Leffe (ich ohne Alk).
Abends bleibt die Küche kalt, denn für 19 Uhr haben wir im Aux Comtes de Chiny reserviert. Super Abend mit leckerem frz. Menü und einer Flasche Muscadet. 128 Öcken, die sich gelohnt haben.
Morgen Radtour nach Orval zum Trappistenkloster mit Brauerei.