Samstag/Sonntag, 26. und 27. Juli 2025: Moving days nach Celle über Kamen und Bielefeld
Wir bauen also am Samstag Morgen unsere imaginären Zelte ab (genau genommen hat Volker schon gestern Abend alles verstaut) und fahren weiter. Roadtrip to HH über Celle und – hoffentlich -Bielefeld.

Unsere Übernachtung in Kamen auf dem Hof Deifuß sollte nur ein taktischer Zwischenstop sein, damit wir morgen recht früh in Bielefeld ankommen.
Tja, wären wir denn mal bloß nicht auf die Idee gekommen, Geoachen zu gehen!
Sing Sing, heißt der kleine Multi, den wir „mal so nebenbei“ erledigen wollen. Was daraus wurde erzählt a) das Listing und b) unser Logeintrag. Soviel vorab: Volker meint, dass sei der abenteuerlichste Cache, den wir seit Langem gemacht haben. Da hat er wohl recht!
Geocache Description:
…nur der Milchmann traute sich hinein…“ Als ich klein war, durfte ich in „Sing-Sing“ nicht spielen. Ich habe nie verstanden, warum…
„Die gehören einem anderen Glauben an“ sagte man im Ort, „die glauben, man muss keine Miete zahlen“… „Sing-Sing“, so hieß die ehemalige Notunterkunftsiedlung im Volksmund, angelehnt an das Staatsgefängnis der USA. Sie beherbergte im Dortmunder Ortsteil Lanstrop die „gesellschaftlich Unerwünschten“. Außenstehenden war das Betreten der ärmlichen Barackensiedlung am Burhag zu riskant, mit den Bewohnern wollte man als „braver Dorfbewohner“ lieber nichts zu tun haben. Nur beim Fußball waren die Burhagbewohner stets willkommen, der Kinderreichtum füllte die Mannschaften auf… Die Menschen dort fristeten ein hartes Leben. Anschluss an die Gesellschaft zu bekommen, war schwer. Der bloße Wohnort verhinderte häufig eine Arbeitsanstellung und auch manche Liebschaft. „Gib Dich bloß nicht ab mit der/ dem, die/ der kommt doch aus Sing-Sing!“
Am 1 Mai 1947 zog der Diakon August Schnarr mit seiner sechsköpfigen Familie in eine Zweiraumwohnung im Barackenlager und begann, volksmissionarisch tätig zu werden. Er begab sich mitten unter die Menschen, (heute würde man sagen „auf Augenhöhe“) und teilte die schweren Lebensumstände mit ihnen. In dieser Zeit der Entbehrung gab er durch sein authentisches Leben und Handeln den Menschen Hoffnung. Manche bauten langsam Vertrauen auf und fanden Geborgenheit in der Gemeinde und im Glauben. Die Arbeit Schnarrs hatte positive Auswirkungen auf das Leben in der Siedlung, es gab weniger Konflikte, die Menschen wurden ruhiger, friedlicher. Es nahm sie jemand ernst und wichtig, unabhängig ihrer Herkunft. Noch im Mai 1948 war diese Siedlung von einer hohen Mauer umgeben, sie sah nach Zeitzeugenberichten einem „Konzentrationslager nicht unähnlich“. Die Bewohner mussten elektrisches Licht und fließendes Wasser entbehren. (…)
Anfang 1971 wurde mit der Siedlungsräumung begonnen, 1973 wurde der Totalabriss (bis 1976) beschlossen; aus den Steinen der alten Siedlungsbaracken errichtete man das Vereinsheim einer Kleingartenkolonie. Trotzdem standen noch bis 1996 die beiden alten massiven Verwaltungsgebäude am Waldrand, „zuletzt“ ( vor 2009, der Cache ist schon etwas älter ) lebten hier geflüchtete Menschen. Bis „vor kurzem“ stand noch ein Stromhäuschen am ehemaligen Eingang von Sing-Sing; auch dies ist in den letzten Wochen 2009 verschwunden. Verblieben ist von Sing-Sing nicht viel mehr als das Gerede in den angrenzenden Orten und die funktionslos gewordene Straße in einem Waldstück. Wenn der Asphalt in einigen Jahren abgetragen und der Boden „entsiegelt“ wird, überlässt man die Fläche anschließend einer „natürlichen Entwicklung“ (so war lt. damaliger Internetrecherche die Planung)
Irgendwann wird dann niemand mehr sagen: „Geh nicht nach Sing-Sing!“ Ein trauriges Stück Zeitgeschichte – ein schöner Ort für Menschen, die es spannend finden, inmitten eines Wäldchens eine alte Straße zu erspüren oder die Natur, die sich hier ihr Reich zurückerobert hat, zu bestaunen. Quelle: Volksmund und Internet … (die ehemalige Internetseite ist leider nicht mehr verfügbar, Link entfernt)
Vor Ort muss man dann 6 Stationen in dem Wäldchen finden. Was wir auch getan haben. Hier unser Logeintrag:
My dear Mr. Singingclub, das war der abenteuerlichste Cache seit langem 😅.
Wir sind heute mit dem WoMo auf Durchreise auf dem Hof Deifuß untergekommen und wollten noch ein wenig an die Luft. Also Fahrräder runter und los. Der Multi war uns schon beim Stöbern auf c:geo aufgefallen, also sind wir einfach da mal hin.
Vor dem Trailhead hockten ein Mann und seine Mutter (Alter ca. 50 und 75) und da wir nicht wortlos unsere Räder abstellen und mit gezückten Handys im Gebüsch verschwinden wollten, machten wir ein wenig smalltalk. Dank des Listings wussten wir ja interessantes zu berichten!

Der Mann, Carsten, war sofort neugierig und fragte, ob sie uns begleiten dürften. Klar dürfen sie! Nach S1 wurde Muttern wieder aufs Bänkchen gesetzt, für sie war das zu unwegig, aber Carsten war Feuer und Flamme! Er fand mehr Stationen als wir (die sind alle vor Ort und OK, Koordinaten manchmal wenige Meter off), dazu mindestens 5 Laternen, mehrere Kanaldeckel, meterweise Bordsteine, Straßenreste, Zäune und allerlei Müll. Großartig 😂😂😂.
Leider glaubten wir einem Vorlogger, dass an S4 2 Kronkorken fehlen und steuerten so am End eine falsche (wenn auch plausible) Finalkoordinate an. Wir wollten danach aufgeben, rafften uns aber auf und stiefelten nochmal durch die Wildnis zu unserem eigentlichen Ergebnis!


Dort fanden wir eine super gepflegte Dose mit einem fast neuen Logbuch, in das wir uns und unseren Gastcacher eingetragen haben. Leider musste der vorher aufhören und sich wieder um seine Mutter kümmern. Aber er hatte dermaßen Spaß an diesem Lost place, das glaubste nicht!
Sehr zerzaust und voller Spelzen, Spinnweben und Kletten aber zum Glück ohne Zecken haben wir uns am WoMo erst mal unter die Außendusche gestellt.
Selbstredend bleibt hier ein Favo!

Es gibt andere schöne Hobbies, aber das ist halt nun mal unseres 🤷♀️. Unser Gastcacher war jedenfalls wirklich hin und weg.




Morgen geht’s hier weiter und wir wollen es nun endlich mit eigenen Augen sehen! Es geht nach


… oder auch nicht. Die Bielefeld-Verschwörung hält sich hartnäckig und wer, weiß vielleicht ist ja doch was dran und Bielefeld existiert nicht, sondern ist das Konstrukt geheimer Mächte 😨.
Hier die Liste der Verdächtigen (Stand 1994 – ohne Anspruch auf Vollständigkeit):
- An der Stelle, an der Bielefeld liegen soll, hält die CIA John F. Kennedy seit dem angeblichen Attentat versteckt, damit er nichts über die vorgetäuschte Mondlandung der NASA erzählen kann. Inwieweit die Reichsflugscheibenmacht von ihrer Mond- oder Marsbasis aus da mitspielt, können wir nicht sagen, da alle Beweise beim Abschuß der schwer bewaffneten Marssonde Observer vernichtet wurden. Informationen hierüber besitzt vielleicht der Vatikan, der seit den 50er Jahren regelmäßig mit tachyonenangetriebenen Schiffen zum Mars fliegt.
- Der MOSSAD in Zusammenarbeit mit dem OMEGA-Sektor planen an dieser Stelle die Errichtung eines geheimen Forschungslabors, weil sich genau an diesem Ort zwei noch nicht dokumentierte Ley-Linien kreuzen. Dort könnte auch der Jahrtausende alte Tunnel nach Amerika und Australien (via Atlantis) seinen Eingang haben. Wichtige Mitwisser, namentlich Uwe Barschel und Olof Palme, wurden von den mit dem MOSSAD zusammenarbeitenden Geheimdiensten, darunter der Stasi und der weniger bekannten ‚Foundation‘, frühzeitig ausgeschaltet.
- An der Stelle liegt die Höhle eines der schlafenden Drachen aus dem Vierten Zeitalter, die auf das Erwachen der Magie am 21. Dezember 2012 (siehe hierzu den Maya-Kalender) warten. Beschützt wird diese Stelle von den Rittern des Ordenskreuzes AAORRAC, die sich inzwischen mit der Herstellung von programmiertem Wasser beschäftigen – nach einen Rezept, das sie unter brutaler Folter von Ann Johnson bekommen haben. Diese hatte es bekanntlich von hohen Lichtwesen aus dem All erhalten, um die Menschheit vor außerirdischen Implantaten bis Stufe 3 zu schützen.
- Es könnte eine Gruppe um den Sternenbruder und Weltenlehrer Ashtar Sheran dahinterstecken, die an der Stelle, an der Bielefeld liegen soll, ihre Landung vorbereiten, die – einschlägiger Fachliteratur zufolge – kurz bevorsteht. Zu dieser Gruppe sollen auch Elvis und Kurt Cobain gehören, die beide – vom schwedischen Geheimdienst gedeckt – noch am Leben sind.
Wir steuern einen weiteren Landvergnügen-Hof an (Gemüsehof, schlechte Kopie des letzten, netter Versuch einer Tarnung!) und machen uns von dort auf den (Fahrrad-)Weg in die Innenstadt.
Fahrradweg können die Werauchimmers echt gut, dennoch müssen wir bald feststellen, das MAN offenbar unsere Erkundung „Bielefelds“ verhindern möchte: Regenwetter, Sichtschutzzäune, kleine und größere Straßensperrungen und damit nicht genug: eMil wird sabotiert 😱! Mein unkaputtbarer Schwalbe Marathon Plus Vorderreifen ist platt !!! Wenn da mal nicht das fliegende Spaghettimonster seine Hände im Spiel hat!

Aber wir sind vorbereitet! Regencape, Straßenkarte und Flickzeug sind am Start, nichts kann uns aufhalten!
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So, nun ist Schluss mit der spaßigen Verschwörungssatire, die 1994 auf einer Studentenparty ihren Anfang genommen und über das damals niegel-nagelneue Internet Verbreitung fand. Die Original-Homepage ist nichts weiter als ein Textfile im noch kleinen www, aber auch der Beweis dass sich nichts länger hält als haltlose Fakes. Je abstruser, desto eher glauben es die Leute 🤦♀️.
Die Stadt Bielefeld selbst hat den Spaß mitgemacht und 2019 zum 25-jährigen Jubiläum der Bielefeld-Verschwörung ausgelobt, der den Beweis für die Nichtexistenz erbringt. Ein Mathematiker versuchte sogar, seine „Lösung“ gerichtlich einzuklagen, scheiterte aber vor dem Landgericht und blieb auf den Gerichtskosten hängen. Die Stadt Bielefeld erklärte daraufhin die Verschwörung für beendet. Nicht so manch anderer 🤣🤣🤣.
Uwe T.
Also ich war schon öfter in Paderborn! Aber Bielefeld? ….
Frank H.
Der unterlegene Kläger kann es ja nun mit Velbert versuchen. Niemand kennt jemanden, der dort schon einmal gewesen sein will. Also, ans Werk …
Rainer B.
Nachdem seit dem 1. Januar jedermann sein Geschlecht frei wählen kann, wird es in Zukunft auch das eine oder andere Bielefeld geben. Irgendjemand wird sich schon danach fühlen.
R-Zwo-D-Zwo
Ich denke, dass sind Fake-News. Jeder weiß, dass es Bielefeld nicht gibt; SIE haben das inszeniert, damit der geneigte Leser der WeLT denkt, es gäbe Bielefeld wirklich.
Uwe T.
Genau, da war ich noch nie! Aber schon in Paderborn, das gibt es!
Fronk
Gibt es denn nun Bielefeld oder nicht?
Uwe T.
Es gibt Paderborn, das weiß ich! Bielefeld? Vermutlich nicht…
candystorm
Wer behauptet, dass Bielefeld existiert, sogar selbst dort gewesen sein will, gehört eindeutig zu IHNEN.
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Jetzt ist aber wirklich Schluss!!!
Wir haben in Bielefeld Zwischenstation gemacht, weil Volker irgendwo gelesen hatte, BI gehöre zu den 20 sehenswertesten Städten in Deutschland. Und wo wir schonmal in der Nähe sind …
Soviel vorweg: Wir hoffen nicht, dass das mit den 20 sehenswertesten Städten stimmt! Das wäre schade, selbst wenn BI nur Platz 20 einnehmen sollte. davon abgesehen könnten wir locker 40 schönere Städte aufzählen! Vielleicht meint es ja „Großstädte mit ca. 350.000 Einwohnern“, das mag vielleicht hinkommen.
Die Innenstadt von Bielefeld wurde im Krieg schwer bombardiert, es ist nur noch 25% der alten Bausubstanz erhalten. Das sieht man der Stadt halt nun mal an, genau wie in Mainz. Wobei Mainz wenigstens seine kleine Altstadt geblieben ist. In der Bielefelder Kernstadt gibt es kaum mehr als 3 nebeneinander liegende Häuser, die verschont blieben. Aber die Stadt versucht das Beste draus zu machen, setzt sich ganz gut in Szene und ist durchaus sympathisch, offen und lebendig (ist halt auch eine Uni-Stadt mit 24.000 Studierenden).
Zur Stadtgeschichte gibt es kaum was zu sagen: Die Römer waren in der Gegend (nicht weiter verwunderlich -> Arminius), gründeten aber kein Bilefeldiacum oder ähnliches. Die Stadt entstand vergleichsweise spät und gewann auch erst an Bedeutung, als die eigentliches Zentren Paderborn und Minden an Einfluss verloren. Erstere durch Reformation und Säkularisierung, zweitere durch Beibehaltung der Festung, was ein Wachstum verhinderte (ähnlich wie in Mainz). Durch seine Lage an der Kreuzung mehrerer alter Handelswege und an einem wichtigen Pass durch den Teutoburger Wald wurde BI zu einer Stadt wohlhabender Kaufleute und Handwerker, später zum Zentrum des Leinenhandels und durch die Eisenbahn im 19. Jahrhundert zur Industriestadt.

Wir folgen den Stationen eines Multis, der uns, wenn auch inhaltlich recht zusammenhanglos, zu den wichtigsten Bauwerke der Stadt führt.
Start ist an der Sparrenburg, dem Wahrzeichen Bielefelds. Da ist grad Burgfest und man sieht mehr mittelalterlich ge- bzw. verkleidete Menschen als „normale“.












Mir hat besonders gut gefallen der Park der Menschenrechte. Nicht nur – aber auch – wegen der Thematik

Man hat in den letzten ca. 20 Jahren den bislang verrohrten Lutterbach freigelegt und der plätschert jetzt von seiner Quelle (hier im Park!) munter durch die Grünanlage und ist ein Träumchen für Kinder, die mit und in dem Bächlein wunderbar spielen und planschen können.


Man beachte den Kommentar zur AFD

Trotz vieler Ungenauigkeiten bei den Ergebnissen des Multis finden wir recht problemlos das Finale, bei dem sich der owner wirklich Mühe gegeben hat. Der 3D-gedruckte Logbehälter passt genau in den Zwickel der Schildhalterung an einer Betonsäule!

Wir gehen dann noch urig essen im Restaurant Alt Bielefeld, wo es wenigstens näherungsweise regionale Gerichte gibt. Nun ja, Volker nimmt Matjes, ich Jägerschnitzel. Der Rest der – zahlreichen – Verköstigungsbetriebe ist international, Schwerpunkt mediterran.

Auf dem Heimweg kommen wir noch an einem der größten Arbeitgeber Bielefelds vorbei: Die Dr. August Oetker KG, eines der größten international tätigen deutschen Familienunternehmen*, hat hier ihren Stammsitz. Schönes altes Backsteingebäude!
* Umsatz 2024 rund 7,1 Mrd. Euro, weltweit ca. 29.000 Mitarbeiter.

Das war’s dann auch mit unserem Kurzbesuch in BI. Ich glaube, Kunstliebhabende (🤣 gendern 🤣) kämen hier sehr auf ihre Kosten, es gibt sehr viel Kunst in dieser Stadt, allem voran die Kunsthalle mit Ausstellungen zeitgenössischer Kunst ab dem 20.Jahrhundert. Aber für das und vieles andere braucht man natürlich viel mehr Zeit, die wir zwar hätten, uns dafür aber nicht genommen haben.
Auf nach Celle!