Donnerstag, 2. Mai 2024
Ab heute ist mit dem sonnigen Wetter leider erst mal Zappe, im Lauf des Tages soll es regnen. Wir nehmen es wie es kommt – was auch sonst 🤷♂️🤷♀️.
Vor der Abfahrt vom Hof Suss zeigt uns eine nette Mitarbeiterin den Melkstall und die Milchküche und schleppt Leckereien aus dem Kühlraum für uns heran (obwohl der Hofladen gar nicht auf hat). Für 17,50 € bekommen wir 4 Yoghurt, Butter mit und ohne Salz, Bockshornklee- und Bärlauchkäse und einen kleinen Frischkäse.
Wir verabschieden uns bei den Eltern mit 2 Schlüsselbändern als Gastgeschenk, die Motive passen ja prima hierher. Passend wäre auch das Band mit den Kätzchen gewesen, denn mindestens 10 kleine Mäusekiller tun hier ihren Dienst.
Unser Ziel für den Vormittag ist die Burgruine Fleckenstein in den Nordvogesen, für die wir beim Four à Chaux schon ein Kombiticket gekauft hatten. Spart uns immerhin 7 Euro. Die Fahrstraße führt bis ca. 1 km an die Burg heran, der Rest ist über einen Waldweg schnell gegangen, zumal hier rekonstruierte Kohlenmeiler Wissenswertes zur Kurzweil bieten.
Sehr beeindruckend ist der Blick auf die Burg, die imposant hoch oben auf einem Buntsandsteinfelsen thront! 90 m lang, nur maximal 8 m breit und 30 m hoch, ein Felsen typisch für diese Ecke der Nordvogesen. Einen Kilometer weiter, jenseits der Grenze im Pfälzer Wald, nennt man es das Dahner Felsenland.
Die Burg wurde im 12. Jahrhundert erbaut, bis zum 16. erweitert und im 17. erobert und zerstört. Da wohnte aber schon keiner mehr hier, zu Zeiten des Sonnenkönigs residierte der Adel in schmucken barocken Stadtschlössern, nicht in höchst unkomfortablen, ganz und gar nicht barrierefreien Behausungen auf irgendeinem Berg in der Pampa.
Im Zuge der Romantik fand man im 19. Jahrhundert dann wieder Gefallen an den Altbauten aus dem Mittelalter, auch ein mehr oder weniger ruinöser Bauzustand war kein Manko, im Gegenteil 😜.
Heute ist das Chateau fort Fleckenstein für Besucher sehr attraktiv aufbereitet mit spektakulären Aussichtsplattformen, Licht- und Toninstallationen und einem Burgrestaurant. Für Kinder wird eine interaktive Schatzsuche mit Rätselaufgaben angeboten. Wir haben uns echt gewünscht, wir hätten die 3 Enkelchen aus DD dabei, die hätten hier einen riesen Spaß gehabt.
Wir verabschieden uns mit einem letzten schönen Blick und fahren weiter nach Bitche, wo uns eine massive Festungsanlage, die Zitadelle, überrascht. Gebaut hat sie kein Geringerer als der berühmteste französische Festungsbauer Vauban. Dafür haben wir aber keine Zeit, wir fahren nur mal kurz hoch zum dumpen, denn da oben ist ein ganz ordentlicher Stellplatz mit V+E.
Für uns geht es weiter Richtung Saint Louis les Bitche. Unterwegs fallen uns immer wieder umgedrehte Ortsschilder auf: Sie sind Ausdruck der französischen Bauernproteste, gegen hohe Kosten, Bürokratie, Umweltvorschriften und Billigimporte. Und überhaupt irgendwie gegen alles. Politik und Markt stehen Kopf, so die Symbolik. Das Thema will ich aber hier nicht weiter vertiefen, sonst reesch isch misch wieder uff.
Eins kann ich mir dann doch nicht verkneifen: Wenn 60% der Agrarfläche für Viehfutter und weitere ca. 18% für Biosprit draufgehen, sollte man sich nicht so weit aus dem Fenster lehnen, was Lebensmittelproduktion für Menschen angeht.
In Saint Louis les Bitche gibt es eigentlich nur eines: Die Kristallglasmanufaktur Saint Louis nebst Museum. Und das besichtigen wir! Volker ist ja erst skeptisch, dann immer mehr begeistert. Kein Wunder, wenn man von einem 1 Tonne schweren Kristallglaslüster begrüßt wird!
Erst gibt es eine kleine interaktive Einführung zu Zusammensetzung und Eigenschaften zu Kristallglas.
Es enthält im Unterschied zu „normalem“ Glas Schwermetalle (z.B. Blei, Barium, Kalium, Zink), die es dichter machen und den Brechungsindex erhöhen. Ansonsten besteht es wie Glas im Prinzip aus Sand, Soda und Kalk. Die Struktur aller Gläser, auch des Kristallglases, ist aber nicht kristallin, sondern amorph. Glas wird oft mit einer unterkühlten Schmelze verglichen, also einer festen Flüssigkeit.
Wir gehen im Museum auf einer saft ansteigenden Schräge hoch und bewundern die Ausstellungsstücke: Sie sind wirklich wunderschön!
Ich hoffe auf ein Geburtstagsgeschenk, aber die käuflichen im Werksverkauf kosten um die 3.000 Euro das Stück 😱.
Am Ende können wir sogar von ganz oben einen Blick in die Glasbläserwerkstatt werfen. 8 – 12 Leute arbeiten hier in geschäftiger Ruhe, eine Hauptbeschäftigung ist das Drehen der glühenden Werkstücke.
Ganz zum Schluss werfen wir noch einen Blick in den Werksverkauf, wo wir durch den Museumsbesuch 5% Rabatt bekämen. Leider würden auch 50% wohl nicht ausreichen, um uns zum Kauf zu bewegen. Das sind schon Kostbarkeiten! Die bunten Sektflöten sind vergleichsweise preiswert. Aber bestimmt nicht spülmaschinenfest 😜.
Angesichts der horrenden Werte die hier zum Kauf angeboten werden, ist die Tür zum Geschäft ein Witz! Vielleicht wird das abends vermint oder unter Starkstrom gesetzt, aber rein baulich würde ein beherzter Tritt reichen und man ist drin!
Sehr beeindruckt (schon wieder) verlassen wir Saint Louis und fahren nach Sarreguemines – erneut ganz dicht an die deutsche Grenze. Die Saarlandtherme in Kleinblittersdorf ist nur einen Steinwurf entfernt (ok, man muss gut werfen können 😉). An dieser Stelle entschuldigen wir uns bei meinem lieben Onkel Stefan und all den anderen ebenso lieben Verwandten aus dem M.-Clan im Saarland dafür, dass wir keinen von euch besucht haben. Dann wären nämlich selbst 3 Monate Wech zu wenig 😜😂.
In Sarreguemines erwartet uns ein schöner Stellplatz an einem kleinen Hafen an der Schleuse zum Saarkanal. Schon wieder für umme. Wir haben jetzt eine Woche lang keine Stellplatzgebühr bezahlen müssen✊!
Und sehr viel Regen! Auch zu Hause schüttet es aus Kübeln, die Nachrichten melden vollgelaufene Keller 😱. Katrin schaut für uns nach: Es ist alles in Ordnung 😅!
Ach so: Zum Abendessen gibt es den oberleckeren Käse von der Ferme Suss, Salzbutter, Baguette und Rotwein. Leben wie Göttin in Frankreich!
Erstmals was von Deinen Reiseberichten gelesen, Uschi – völlig begeistert bin ich! Zumal wir heute auch Fleckenstein & Co. abgewandert haben. Kompliment und Grüße! Robby (und Katrin), z. Zt. in Schwabwiller, Elsaß