Hängepartie mit dem 9 €-Ticket und viele Nettigkeiten

Hattingen und Wuppertal, 31.7. bis 2.8.2022

Am Sonntagmorgen verabschieden wir uns zeitig vom Bergerhof und fahren nur ein paar Kilometer weiter zum nächsten Stellplatz in einem Ort namens Hattingen. Einen guten privaten Stellplatz hat es da, nicht unbedingt hübsch aber mit allem Komfort, sogar ein piccobello Sanitärhäuschen. Kostenpunkt 12 Euro plus Strom, Duschen 1 Euro.

Wohnmobilstellplatz Ruhrtal

Das Ort krieschen wir später. Heute wollen wir von hier aus nur auf den letzten Drücker unsere 9 Euro-Tickets für Juli ausnutzen und einen Ausflug zur Wuppertaler Schwebebahn 🚟 machen. Nachdem wir uns gefühlt stundenlang mit Google, DB-App und Öffi die Verbindungen ausgeguckt haben, marschieren wir 2 Kilometer zum Bahnhof Hattingen und fahren dann mit der S3 erst nach Essen, dort umsteigen in die S9 nach Wuppertal 🚉 . Eine gute Stunde dauert das.

Wir steigen in Vohwinkel aus, denn hier beginnt (oder endet) die Schwebebahn und sind seeehr überrascht, als wir das Objekt unserer Begierde erstmals vor Augen haben: SO sieht das also aus 😳. Krass!

Im Schwebebahnpark Vohwinkel kriegen wir auch gleich noch Informationen geliefert, wie die Bahn 1901-1903 gebaut wurde und wie sie funktioniert: Die Schwebebahn ist ein Monorail (Einschienenbahn), hängt also an einer Schiene, die natürlich über dem Wagen verläuft. Auf jedem Waggon sind 2 Räder, von denen das Triebrad von einem Elektromotor bewegt wird, das andere dient zur Stabilisierung. Die Räder laufen auf der Schiene und unten dran an dem Räderblock hängt der Wagen.

Es sind immer 2 Wagen mit einer Gelenkverbindung zusammengekoppelt (wie im Gelenkbus). Früher gab es auch längere Verbände.

Die Strecke ist über 13 km lang! Ich hatte mir vorgestellt, dass die Bahn so ein paar Hundert Meter auf irgendeinen Berg hochzuckelt, so wie die Nerobergbahn, Kabinenbahn in Koblenz zum Ehrenbreitstein oder die Schwebebahn Dresden. Letztere ist ebenfalls eine Einschienenbahn. Aber nein, das ist hier ÖPNV durch ganz Wuppertal!

Die Bahnhöfe sind natürlich auch oben, zum Teil existieren noch die (sanierten) alten Bahnhöfe mit hübschen Treppenaufgängen und Bahnsteigen aus Holzbohlen. Oder aber hypermoderne. 20 mStationen sind es insgesamt.

Einsteigen bitte!

Wir steigen also ein und setzen uns ganz hinten in den Wagen, wo man schön rausgucken kann. Das Gefährt legt los und wir „schweben“! Recht flott, nicht sehr ruckelig, aber es pendelt ein wenig, wenn sich die Bahn in die Kurven legt. Das muss so sein.

von innen

In Vohwinkel fährt die Schwebebahn über der Straße und das Gerüst besteht aus Stahlträgern, die wie viele umgekehrte U‘s über der Straße stehen. Portale nennt man die, so sieht es auch aus. Gefühlt alle 25 Meter steht eines (tatsächlich beträgt der Abstand zwischen 21 und 33 Metern). Zwischen die Stützen werden die beiden Schienenstränge plus eine Stromschiene, montiert auf sogenannte Brücken, eingehängt.

Man kann schön hinten rausgucken

So richtig krass wird es, als die Wagen nach ca. 3 Kilometern über den Fluss einschwenken. Nun verläuft der Schienenstrang immer über der Wupper und wird von schrägen Stützen gehalten, auch so alle 25 Meter eine. Das ganze Flusstal ist komplett ver- und überbaut 😳.

468 Stützenpaare/Portale sind es. Eine bemerkenswerte Konstruktion. Nicht unbedingt schön oder elegant, aber beeindruckend. Und wer hat‘s erfunden (also diese Stützen) bzw. konstruiert und gebaut? Ganz maßgeblich war das die MAN in Gustavsburg! Sieh an!

Am Schwebe-Hauptbahnhof steigen wir aus und schauen uns ein wenig in Wuppertal um. Die Stadt gibt es erst seit 1929, man hat 5 Städte zusammengelegt 🤷‍♀️🤷‍♂️ und das Konstrukt Wuppertal genannt. Immerhin hat WUP über 350.000 Einwohner und ist die größte Stadt im Bergischen Land. Ja! Wuppertal gehört nicht zum Ruhrgebiet! (Viele Ausrufezeichen in diesem Beitrag 😂). Wir sind hier in Elberfeld. So etwas wie eine Altstadt sucht man vergebens, und die Schönheit des Ganzen ist, nun ja, bestenfalls auf den zweiten Blick zu erkennen. Oder auf den dritten.

Wuppertal-Elberfeld 😐

Wir machen eine klitzekleine Stadtbesichtigung per Labcache, passieren das Geburtshaus der jüdischen Dichterin Else Lasker-Schüler, ein ramponiertes Uhrenmuseum sowie zwei Elberfelder Originale und steigen danach wieder in die Schwebebahn. Das langt!

Immerhin Klassizismus: Rathaus mit Jubiläumsbrunnen 1895-1900

Nun geht es nach (Ober-) Barmen und gleich wieder retour zum Bahnhof Elberfeld. Nein, nicht durch den Wendekreis, alle müssen vorher aussteigen 😜.

„Wendehammer“ Oberbarmen

Von Elberfeld bzw. WUP-Hbf. fahren wir zurück mit den S-Bahnen 9 und 3, wobei wir den Ausstieg in Steele verpassen und eine Runde über den Essener Hauptbahnhof drehen.

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Am Abend schauen wir uns das Frauenfussball-EM-Finale gegen England an, dass die deutsche Mannschaft (🤨 müsste das nicht Frauschaft heißen?) in der Verlängerung mit 2:1 verliert. Die Trauer der Spielerinnen ist groß. Ich finde, wer ein Endspiel bestreitet, hat alles richtig gemacht und darf trotzdem stolz sein. Außerdem hat die Torjägerin Alexandra Popp gefehlt, leider verletzt.

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Hattingen = Nettingen

Am Montag holen wir eRichka vom Rack und machen uns auf in die Altstadt von Hattingen. Die sei ganz besonders schön, wurde uns auf dem Stellplatz versichert. 150 liebevoll restaurierte Fachwerkhäuser, weil man sich nach dem Krieg nicht, wie viele andere Orte, für eine Flächensanierung entschieden habe, sondern für Objektsanierung. Und eine der ersten Fußgängerzonen Deutschlands.

Schon unterwegs werden wir informiert, dass die 50.000 Einwohner-Stadt sich als Wortpatin für die Ehrenrettung des Wörtchens NETT stark macht. Nett ist hier nicht die kleine Schwester von 💩, sondern eben freundlich, hübsch, charmant. Das wird auch in der Stadt gezeigt. Klasse!

Wir lassen uns, wie könnte es anders sein, per Geocache – ein Bildermulti – von Nettigkeit zu Nettigkeit leiten. Und wirklich, hier ist es überaus nett! Fachwerkhäuser und Fassaden mit schmucker Verschieferung, malerische Straßen, ein schepper Kirchturm, ganz viele Cafés, Kneipen und Restaurants.

ganz viel Schiefer
noch mehr Fachwerk

Besonders schön ist es um die Kirche! Man kann sich gar nicht satt sehen.

Wir gehen an der alten Stadtmauer, dem Graben, entlang und besichtigen die 5 ehemaligen Stadttore, sie sind zwar nicht in ihrer alten Form erhalten, aber man hat hier Kunstwerke installiert, die an die Tore erinnern sollen. Mehr oder weniger gelungen.

Wir sind sehr angetan von Hattingen. Verwunderlich, dass niemand diese Stadt kennt. Oder sind nur wir so ignorant?

Eisenmänner

Ein Tor wird von Eisenmännern bewacht – so einen hat es auch in Mainz am Eisenturm vom selben Künstler, dem Polen Zbigniew Fraczkiewicz. Er wollte damit einen Menschen in der Zwangsjacke der Industrie zeigen. In Mainz. Hier sollen sie an den Kampf um den Erhalt des Stahlstandorts erinnern. In Henrichshütte stehen weitere 15 der martialischen, nackischen Männer.

Das alte Rathaus, eine aufgestockte Markthalle
Hingucker: Das Bügeleisenhaus. Fast so spektakulär wie in Bernkastel. Fast.
Das Aphorismenhaus 😍

Ich könnte jetzt noch Dutzende netter Fotos hier zeigen, aber irgendwann ist mal gut mit Nettigkeiten.

Das Final des ebenfalls sehr netten Bildermultis führt uns dann noch in die Stadtbücherei, wo wir im „Großen Plötz“, einem Geschichtsschinken, das Logbuch finden 😅😅. Dann beglücken wir noch den Fahrrad Wurm mit unserem Besuch: Der zuerst mürrische Bedienstete 😒 wird immer freundlicher netter 😐 und zuvorkommender 🙂 je mehr wir einkaufen 🤩. Geht doch 😜😂.

Volker brät uns auf dem Stellplatz dann leckere Bratkartoffeln auf dem Cadac, dazu gibt’s Sour Cream mit viel Grünzeugs drin und wir packen schon mal den HoGo, damit wir morgen zeitig loskommen. Landvergnügen ist angesagt 😎😎.


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