Hamburger Impressionen

10. bis 17. August 2022

Ja, ich bin etwas schreibfaul, aber das würde ja kein Ende finden, über HH auch noch zu schreiben. Die Tage sind eh voll genug.

Tag 1 – Mittwoch, 10. August

Ankunft und Landgang

Der HoGo in der Leopardenstraße: ein exklusiver Stellplatz bei Gaby 💚

In der Touristeninfo noch Karten für die Kiezführung besorgt und dann ein Treffen mit dem Sandkastenfreund organisiert: Da alle gewünschten Lokale entweder ausgebucht oder geschlossen waren, gab’s kurzerhand eine Einladung zu uns „nach Hause“ mit leckerer Paella und Hock bis tief in die Nacht (0:30 Uhr)

Tag 2 – Donnerstag, der 11. August

Schiffschebootsche auf der Elbe, ein U-Boot und ein himmlisches Vergnügen
Ab durch die Röhre: Alter Elbtunnel
Das gesamte Hafenpanorama von gegenüber
und nochmal der linke Teil mit Landungsbrücken und Skyline
und der rechte mit Landungsbrücken und Michel

Statt Barkasse nutzen wir das 9-Euro-Ticket für die Hafen“rundfahrt“ mit der HVV-Fähre 62. ich kann ja von den Kränen nicht genug kriegen: Wie exotische Tiere aus einem Stahl-Universum stehen sie da am Ufer.

Animals of the Day: Eiraffen und Stamele

Die 2 Vögel links „bewachen“ die Superyacht Dilbar: das 156m-Schiff gehört der Schwester des russischen Oligarchen Usmanov und wurde wegen der westlichen Sanktionen gegen Putins Gefolgsleute im April vom BKA beschlagnahmt und festgesetzt.

Die Fahrt geht über Fischmarkt – Övelgönne – Dockland nach Finkenwerder

Du kommst hier nicht raus!

Elbstrand bei Övelgönne

Auf der Rückfahrt steigen wir in Övelgönne aus und besichtigen das russische U-Boot, der größte nicht-atomare U-Boot-Typ der Welt, 90 Meter lang und knapp 9 Meter breit. Baujahr 1976, wurde es nach 26 Jahren als Spionageboot außer Dienst gestellt und 2002 von einer Hamburger Museums-GmbH gekauft.

Man fühlt sich wirklich in „Das Boot“ oder in die „Roter Oktober“ versetzt!

Danach geht’s in den Stadtpark zum Planetarium, wo wir uns den Sternenhimmel über Hamburg anschauen.

Tag 3 Freitag, der 12. August

Alster, Speicherstadt, Hafencity, zu viele Modellschiffchen und ein Stummfilm in der Elphi

Wir machen uns mit den Öffis auf zum Jungfernstieg und schlendern über Alsterarkaden und Rathaus in die Speicherstadt. Besuch im Internationalen Maritim-Museum, Backfisch und Matjes im Fleetschlösschen und dann durch die moderne Hafencity in die Elbphilarmonie.

Nobelkaufhaus. Die untere Etage besteht fast nur aus Luxus-Handtaschen
Wie in Venedig: Alsterarkaden
Ein gar prächtiges Rathaus!
Weltkulturerbe: Das Chilehaus (ca. 1925), Hamburgs 1. „Hochhaus“
Fotopoint Speicherstadt

Über die Hamburger Speicherstadt  muss ich aber doch ein bissel was schreiben. Es ist der größte historische Lagerhauskomplex der Welt. Mit der Reichsgründung 1871 wurde Hamburg zum Bundesstaat des Deutschen Reiches. Um den Handel im Hafen nicht durch Zölle zu belasten, wurde die Schaffung eines Areals nötig, das als Freihafen nicht dem deutschen Zollgebiet angehörte. In dieser Enklave sollte weiterhin das angestammte Privileg der Hamburger Kaufleute gelten, Importgüter zollfrei lagern, veredeln und verarbeiten zu dürfen. So riss man die hiesige Wohnbebauung ab und es entstand zwischen 1883 und 1927 die Speicherstadt als Bestandteil dieses (Zoll-)Freihafens. Die Güter wurden im Freihafen auf Schuten verladen und durch die Fleete in die Speicher (Blöcke A-X) transportiert. Der unterste Boden diente nicht als Lager, da er bei hoher Tide unter Wasser stand. Durch die Umstellung auf Containerfracht wurden andere Lager in der Nähe der C Containerterminals geschaffen und die Speicherstadt aus dem Freihafen herausgenommen. Sonst könnte man heute da nicht durchlaufen – es war vorher alles hermetisch abgesperrt, da zollrechtlich kein Inland.

Die Speicherstadt ist seit 2015 UNESCO-Weltkulturerbe.

Auch heute werden in der Speicherstadt noch Waren gelagert und umgeschlagen, vor allem Teppiche. Daneben beherbergt sie viele Sehenswürdigkeiten wie das Miniatur-Wunderland (haben wir keine Karten mehr gekriegt) oder den Hamburg Dungeon (wollten wir keine Karten für kriegen) und Museen.

Wir entscheiden uns für das Internationals Maritime Museum Hamburg (IMMH) und kriegen alles über Schiffe auf 9 Etagen. Und einen Einblick in den ältesten Speicherblock!

Schiffe aus Gold, Silber, Bernstein, Elfenbein, Coladosen und Lego
Riesig: Die Lego Queen Mary 2 im Dock von Blohm und Voss

Durch die moderne Hafencity geht es dann zur Elbphilarmonie.

Für den Abend haben wir Karten für den vertonten Stummfilm „Phantom“ (Buch: Gerhart Hauptmann, Regie f.W. Murnau). Er wird live von einem Wiener Orchester begleitet. Allerdings spielen die nicht die Originalmusik, sondern eine Eigenkomposition. Ich unke spaßeshalber, dass das ja auch 2 Stunden 12-Ton Musik sein könnten.

Goldene Stunde auf der Aussichtsterrasse der Elphi vor dem Konzert
Wie im Raumschiff: Großer Saal der Elbphilarmonie

Im Film geht es nicht um irgendeine Geisterstory, wie der Name suggeriert, sondern um eine Amour Fou – der arme Protagonist Lorenz verliebt sich in die schöne unerreichbare Veronika, die er nicht kriegen kann, wird zum Verbrecher und landet im Zuchthaus.

Die Musik dazu ist sehr unmelodiös, gelinde gesagt. „Engagiert vertont“ sagt das Programmheft 😂. Es gibt 10 Instrumente, jeweils ein/e Geige, Cello, E-Gitarre, Bass, Posaune, Trompete, Flöte, Klarinette, Klavier und Percussion. Für mich spielt da jede/r so vor sich hin und die wechselnden Stimmungen und Gefühle des Films finde ich in der Kakophonie von Tönen nicht wieder. Das ginge ja noch, aber es ist zudem furchtbar laut. Ob das die berühmte Akustik der Elphi ist? Ich stopfe mir Tempotaschentuch in die Ohren, dann geht es halbwegs.

Nichtsdestotrotz möchte ich das Erlebnis nicht missen, denn das war es: ein Erlebnis!

Danach genießen wir den Hafen bei Nacht von der Aussichtsterrasse:

Auch um 22.30 Uhr ist hier noch gut Betrieb

Tag 4 Samstag, der 13. August

Alleingänge

Hamburgs Wander-Klassiker von Blankenese nach Övelgönne (Volker)

Für mich (Volker) war, ist und bleibt der Spaziergang entlang der Elbe von Blankenese immer wieder ein Muss eines jeden Hamburg Besuchs. Uschi ist es heute allerdings zu heiß für eine ganztägige Wanderung, und das zum Teil in der prallen Sonne. Kurzum, wir gehen heute getrennte Wege. Auch mal schön 😍.

Ich orientiere mich an der Routenbeschreibung Von Blankenese nach Övelgönne: Wandern an der Elbe. In dem Artikel ist eigentlich auch alles Wichtige über die Strecke beschrieben. So spare ich mir auch hier die Schreiberei.

Los geht’s mit dem Treppenviertel in Blankenese

„Leuchtturm“ am Elbufer in Blankenese

Vom Leuchturm aus bieten sich ein wunderbarer Blick in alle Richtungen. Gegenüber das Alte Land, links davon die Airbus Fertigungsstätte, elbabwärts so weit das Auge reicht, ein riesen Containerschiff schippert gerade in Richtung Nordsee, dann der Blick auf den Süllberg, mit knapp 75 m über N.N. die höchste Erhebung Hamburgs, anschließend die pittoreske Sicht auf das Blankeneser Treppenviertel am Elbhang, danach schweift das Auge weiter östlich mit Blick auf die oben beschriebenen „Tiere“ des Hamburger Hafens.

Süllberg
Blankeneser Treppenviertel
Airbus

Weiter geht’s immer an der Elbe entlang gen Hamburg

Ebbe is‘ … die Boote liegen im Schlick
Nix geht mehr … warten auf Flut 😴

Vorbei an den alten Kapitäns-Häuschen in Övelgönne

Begegnung mit Großem …

Von Övelgönne gehts mit der Linie 62 zurück zu den Landungsbrücken

Uschis Alleingang

Das ist schnell erledigt: „Weniger ist mehr“ ist das Motto eines Tages. „High“light ist sicherlich die Nikolai-Kirche mit Aussicht auf 76m Turmhöhe. Zwar wurde das Kirchenschiff im 2.WK zerstört, der Turm ist immer noch der 5.-höchste Kirchturm der Welt! Hoch geht es per Fahrstuhl.

Und auch in der Speicherstadt liegen bei Ebbe die Schiffe im Schlick rum.

Mit den Geocaches hab ich kein Glück: Zu viel Betrieb in der Stadt an einem Samstag und der Wherigo, wegen dem ich extra nochmal nach Finkenwerder geschippert bin, stürzt ab. Also trinke ich ein schönes kühles bleifreies Weizen und mache einen Haken dran. Auf dem Heimweg noch ein Eis irgendwo an einer gemütlichen klitzekleinen Eisbude in den Suburbs. Das war’s schon!

Tag 5, Sonntag, der 14. August

Cowboys im Stadtpark: The BossHoss heizen mächtig ein

Am Sonntag gehen wir erst mal ins Schwimmbad. Ins Kaifu-Bad, das älteste Bad Hamburgs. Proppenvoll ist es, aber zu Volkers überaus großer Freude hat es einen 10 Meter-Turm und der ist OFFEN! Da ist kein Halten und er stürzt sich mutig und sehr elegant wie ein Albatros aus luftiger Höhe in die Fluten. Keine Arschbombe, ein richtiger Köpper mit Flugeinlage.

Ich bin ja mehr für’s Duschen gekommen und sauber sind wir hinterher alle beide.

Am Abend dann das event, das uns überhaupt hierher gebracht hat: Zum Geburtstag 2020 hat Volker mir die Karten geschenkt, Corona hat zweimal das Konzert verhindert und jetzt endlich ist es so weit. Die Freilichtbühne im Stadtpark ist klein und kuschelig, ganz ähnlich wie der Killesberg, und fasst auch etwa so viele Leute: 4000 sind es hier. Und wir!

Und es gab gut was auf die Ohren! Nicht so laut wie in der Elphi 😂😂, zumindest kam es mir so vor. Genau richtig, wie es sich für ein Rock-Konzert gehört. Die Stimmung war sen-sa-tio-nell! So viel Mitmach-Publikum hab ich noch nie gesehen. Gute Action auf der Bühne, vor allem von Alex (der ist das Animal of the day 😂). Guckst Du:

Stage diving inklusive
Großes Finale

Das waren 2 Stunden allerbeste Laune!

Tag 6, Montag, der 15. August: Audienzen

Stippvisite von Bastian und Andreas kommt zu Besuch

Guten Morgen!

Nach dem durchschlagenden Erfolg des Abends mit Doris und Matthias schlagen wir Volkers Schulfreund Andreas vor, doch auch das geplante Treffen kurzerhand im/am Wohnmobil zu machen. Wo wir es doch hier so gemütlich haben! Kurz davor kommt noch mein Neffe Bastian auf einen Kurzbesuch vorbei, sein Weg von der Arbeit nach Haus führt durch Stellingen.

Der Abend mit Andreas ist auch voll gemütlich. Weil es dröppelt sitzen wir unter der Markise. Nur das Essen – Kartoffel-Zucchini-Auflauf – ist angebrannt. Aber nicht so ganz schlimm.

Tag 7, Dienstag, der 16. August

Sechzig Kilometer: Mit dem Radel durch’s Alstertal

Von „zu Hause“ im Leopardenweg in Stellingen geht es zur Alster, in Eppendorf vorbei an wunderschönen Gründerzeit- und Jugendstilvillen und dann immer an der Alster entlang-

Eppendorf – ein teures Pflaster
Alsterwanderweg. erst noch sehr gepflegt-urban

Im Norden Hamburgs erreichen wir das Wittmoor:

orignal und …
leicht künstlerisch verfremdet
Gedenkstätte KZ Wittmoor 🙁

Wir schlagen einen großen Bogen um das Moor, stärken uns beim Italiener in Duvenstedt und fahren dann zurück bis an die Außenalster, wo wir bei Bobby Reich ein überteuertes Kaltgetränk genießen, das unbedingt sein Geld wert ist. Plus Hafenkino der Conger-Segler gratis obendrauf.

Tradition seit Achtzehnhundertpaarundachtzig: Bobby Reich. Restaurant und Bootsverleih

Gegen 17 Uhr sind wir zurück am HoGo und nehmen gleich Anlauf für das Finale unseres HH-Besuchs: Eine Kiezführung mit dem St. Pauli Nachtwächte. Die hatten wir (für 21 Öcken/Nase) gleich am 1. Tag in der Touri-Info gebucht, bei einer sehr unfreundlichen, kurz angebundenen Angestellten. Muss ich mal noch ne miese Google-Bewertung abgeben!

Der Nachtwächter, Bruno mit Namen, war alles andere als kurz angebunden, quasseln ist ja auch sein Job, aber am End fand er echt kein Ende: Noch ne Story und noch eine …. Ich fand ihn schon sehr von sich eingenommen, als „Kiezversteher“, per Du und dicke mit den Fürsten der Unterwelt und den Königen der Puffs. Ob das mal so stimmt?

Von den Landungsbrücken geht es den „Hamburger Berg“ hinauf und Bruno erzählt ein wenig von den Ursprüngen des Vergnügungsviertels der Hafenarbeiter und den vergeblichen Versuchen der Hamburger Stadtväter, der Unzucht Einhalt zu gebieten.

Bruno erzählt von „Mädels“, Zuhältern, und vor allem von der Kiezmafia, alles gewürzt mit seinen (gesellschafts)politischen Weisheiten, auf die ich persönlich gut verzichten könnte. Nun ja.

Es geht über die Reeperbahn, vorbei an der Herbertstraße (kein Zugang für Frauen) und in die Große Freiheit. Keine schöne Stimmung, vor allem in der Nähe des Goldenen Handschuhs, wo der Frauenmörder Fritz Honka in den 70ern seine Opfer abgeschleppt hat, liegt unverhohlen Aggression in der Luft. Fotografieren traut sich hier keiner 😳. Kein Wunder, dass die Davidwache eines der, wenn nicht das berühmteste Polizeirevier Deutschlands ist. Und das Tatütata der Einsatzwagen die „Nationalhymne“ St. Paulis.

Etwas zivilisierter geht es in der Großen Freiheit zu, da fühlt man sich gleich etwas sicherer und greift zur Kamera.

Eingang Große Freiheit
2 Astra im Astra

Die Führung endet am Beatles-Platz, wo die Alu-Silhouetten der 4 Pilzköpfe ein stummes Konzert geben. Wir verzichten auf Brunos aller letzte Geschichten und Weisheiten und genehmigen uns im ruhigen Astra-Brauhaus ein leckeres Bier.
Es war ganz interessant mal diese Art von extremem Nachtleben zu sehen, aber es war so bisschen wie ein Besuch im Zoo. Da muss ich auch nicht nochmal hin. Frauen als Ware, Verbrechen und Gewalt, kaputte Leben und Perversitäten wohin das Auge reicht und dazwischen saufende Männerclubs und Junggesell:innenabschiede – nein danke.

Das war’s, am Mittwoch brechen wir unsere Zelte ab und sagen Tschöö.

3 Kommentare

  1. Mensch ihr Nasen… da wart ihr im Wittmoor und seid nicht mal kurz vorbeigekommen auf einen Kaffee.
    Na ja. Wir hatten ja einen wunderschönen Abend zusammen in Stellingen vorm Wohnmobil.
    Einen tollen Reisblog habt ihr.
    Liebe Grüße
    Doris

  2. Ihr Lieben,
    was für ein schöner Bericht von eurem Besuch in Hamburg, mit wundervollen Fotos von Orten, an denen ich selbst schon lange nicht mehr war…
    Und ein herrlich entspannter Abend mit Wohnmobil-Feeling für mich, die paar Tropfen taten der Sache überhaupt keinen Abbruch – schön war’s! 😀
    Ich hätte ja sehr gern das Foto von Volker und mir…

    Liebe Grüße
    Andreas

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