Samstag, 10. Juni 2023
Auch im beschaulichen Flåm gbt es Deppen und Arschlöcher. Nämlich solche, die mitten in der Nacht mit einem extrem laut knatternden Moped oder Quad auf dem Stellplatz einen Höllenlärm veranstaltet haben. Raus bin ich nicht – fraglich, ob eine kleine dicke Frau Mitte 60 im Schlafanzug die Rowdies beeindruckt und verjagt hätte. Auch Volker wollte sich sich von den Rowdies kein blaues Auge abholen. Jedenfalls war der ganze Platzhellwach, Gehupe und Protestrufe, Türenschlagen – irgendwann zogen die Störenfriede ab.
Am nächsten Morgen liegt das Cruise Ship of the day im Hafen von Flåm. Die Star Legend ist mit knappen 160 Meter Länge und etwa 300 Passagieren ein eher kleineres Kreuzfahrtschiff. Aber offenbar für luxioröses Cruisen ausgelegt.
In der Wohnmobil-Reihen-Siedlung gibt es Frühstück an einem der nagelneuen Holztisch-Garnituren, die der Bürgermeister von Flåm für die 100 NOK gratis dazugestellt hat.
Für uns geht es auf die nächste Landschaftsroute, die sich in engen Serpentinen auf den Aurlandsfjellet hochschraubt. Ganz schön eng geht es zu und stramm bergauf! Manchmal muss man ganz schön rangieren, um sich am Gegenverkehr vorbei zu quetschen.
Der Nervenkitzel wird schon bald mit einem wahrlich spektakulären Aussichtspunkt am Stegastein belohnt. Der Hammer!
Natürlich ist die Aussicht ebenso grandios, wie die Plattform. Dazu gibt es noch zwei Gadgets, zum einen das fabulöse Klo mit Panoramafenster, zum anderen eine Nachricht aus der Heimat:
Es geht weiter und weiter hinauf, bald schon wird der Wald spärlicher und geht in eine Taiga mit kleinen Moorbirken über. Auch das ist schnell vorbei, kaum haben wir 800 bis 900 m Höhe erreicht, ist auch mit den letzten Bäumen Schluss: Wir sind jetzt in der subpolaren Tundra Norwegens angekommen.
Die Begriffe Taiga und Tundra verbindet man oft mit Russland, besonders mit Sibirien, aber es gibt sie überall in den nördlichen Regionen. Taiga ist ein sumpfiger (Nadel)Wald, Tundra eine baumlose Kältesteppe. Hier duckt sich die Vegetation dicht an den Boden, die meiste Zeit im Jahr liegt sie unter einer geschlossenen Schneedecke. Im kurzen Sommer muss es dann schnell gehen: Blühen, befruchten, vermehren – und zack – ist schon wieder Winter! Die Schönheit dieser Vegetation erschließt sich beim genauen Hinschauen:
Bestäuber sind hier oben oft Insekten, die es im Sommer (der 11. Juni ist hier nicht Sommer!) hier zuhauf gibt.
Nun aber ein paar wunderschöne Bilder dieser faszinierenden Landschaft. Immer wieder haben wir angehalten und gestaunt, obwohl es hier eigentlich nichts gibt, außer Gneis, Schnee, Schmelzwasser und viel blauen Himmel. Und dennoch oder gerade deshalb ist es wunderschön! Und nachdem Trubel am Stegasten ist es hier oben plötzlich richtig einsam. Und gaaanz ruhig!
Von hier oben sieht man die beiden höchsten Berge Norwegens, den Galdhøppigen mit 2.469 m und zu seiner Rechten den (oder die?) Glittertind 😍. Bei dem Namen müsste es eigentlich ein Mädel sein!
Die Glittertind war lange die höchste Bergin Norwegens, sie trug nämlich ein Eiskäppi, mit dem sie es auf 2.481 m brachte. Leider kam das aus der Mode und sie zog es aus, ohne Mützchen ist sie nun 5 Meter kleiner als ihr Kumpel. Davon dann mehr in den nächsten Tagen, wenn wir die Sognefjellet Landschaftsroute fahren.
Nachdem wir die höchste Stelle der Aurlandsfjellet-Straße auf 1.317 m passiert haben, geht es wieder den Bersch ennunner: Der Film läuft nun rückwärts: Winter – Tundra – Taiga – Wald -Sommer.
Der HoGo muss ganz schön leiden, obwohl Volker die Motorbremse nutzt, müffeln die Bremsbeläge, als wir wieder unten ankommen.
Wir finden einen super Stellplatz am Fjord – echt klasse! Ich hatte ja neulich gemeckert, aber hier gibt es sie denn doch, die kostenlosen Plätze, wo man die Nacht in malerischem Ambiente verbringen kann!