Ein Hamburger Winzer, ein polnischer Schlepper 😉 und kein Internet
4./5. Juni 2021
Endlich gehen „die Zahlen“ runter. Sogar Wiesbaden hat es die Tage (als letzte hessische Stadt) endlich unter die 7-Tage Inzidenz von 100 geschafft. Aber uns zieht es nicht nach Hessen, sondern mal wieder in die Pfalz. Diesmal aber grenzwertig in deren hohen Norden, hierher:
und auch nur für einen Tag und eine Nacht. Denn das Wasser im HoGo-Tank muss bewegt werden 🤷♀️🤷♂️, um die mikroelektrischen Felder unseres Trinkwasserfilters durchzuspülen. Und damit das Ad Blue nicht verklumpt (oder so). Und überhaupt. Ein Tag in der Pfalz hat noch nie jemandem geschadet.
Hochstätten liegt im Tal der Alsenz unweit von Fürfeld sowie Ober- und Niedermoschel (insider 😜). Was uns gerade hierher verschlagen hat? Nun, genau genommen sind es das Wetter, Geocaching, Google und der Winzeratlas. Und der Zufall.
Eigentlich wollten wir die Hiwweltour Tiefentaler Höhe laufen, aber diverse Wetterberichte und NINA überschlagen sich mit Unwetterwarnungen: Schwerste Gewitter, sintflutartiger Regen, melonengroße Hagelkörner, sprich Lebensgefahr 😱😱. Das ist uns für ’ne Tageswanderung dann doch zu heftig. Als Alternative stoßen wir durch die oben genannten Faktoren GGW+Z auf das Bio-Weingut Otto Laubenstein. Da gibt es Stellplätze ohne Anmeldung oder Reservierung. Und im Ort eine nette kleine, bedoste* 5 km Wanderung. *für Muggel: bedost = mit Geocaches.
Statt also am Donnerstag Abend nach Tiefenthal zu fahren, radeln wir nach Hochheim und treffen uns dort am endlich wieder eröffneten Weinstand mit Katrin, Christine und Marion. Der erste außerhäusige Schoppen dieses Jahr! Und am Freitag morgen düsen wir nach Hochstätten.
Um die Mittagszeit nehmen wir Quartier auf der geräumigen WoMo-Wiese in Sichtweite des Laubensteinschen Weinpavillons.
Und dann nehmen wir erst mal die Wanderung in Angriff.
Es geht hoch auf den namenlosen Hausberg, immer wieder schöne Ausblicke ins Tal und ein paar nette Stellen unterwegs. Dank Wald lässt sich das schwülwarme Wetter halbwegs aushalten.
Gegen 16 Uhr sind wir zurück auf dem Platz und das Hafenkino beginnt: Marita Laubenstein und ihre Gehilfinnen bringen die Weinlaube auf Vordermann, arrangieren Sitzmöbel und Blümelein. Ob das nun wegen der wohnmobilisierten Gäste ist, oder mehr dem angekündigten Promi-Besuch? Ma waas es net. Jedenfalls soll Morgen hier niemand Geringeres als unsere Bundeslandwirtschaftsministerin (kürzt man das BuLaWiMi ab, oder klingt das zu sehr nach einer Essstörung?) Julia Klöckner herself hier eintrudeln. Radeln genauer gesagt. Meet the Bevölkerung. Wahlkampf halt 🤷♀️. Bei mir ist sie unten durch, seit sie mal beim Radio-Talk mit Bärbel Schäfer vom Duft der „Hefebakterien“ im Weingut ihrer Eltern geschwärmt hat. Und das als ehemalige Naheweinkönigin 😲.
Wir sitzen also an unserem Tischlein, trinken ein von Volker der Chefin abgeschwatztes Piffchen (dass es das hier überhaupt gibt – in der „richtigen“ Pfalz gilt alles unter 0,5 Liter als Schluckimpfung) und gucken, was um uns herum so geht. Als erstes kommt der etwas knurrige (eingeheiratete) Weingutsbesitzer Thorsten H. vorbei und erkundigt sich nach Volkers „Verkleidung“. Der hat – wie so oft – Vatterns Schippermütze vom Hamberger Yachtclub auf dem Kopf. Nachdem klargestellt ist, dass es sich eben NICHT um eine Verkleidung handelt, sondern er als a) Segler, b) Sohn eines Motorbootkapitäns und c) gebürtiger Hamburger Jung jedes Recht hat, dieses Erbstück zu tragen, wird der Herr H. fast schon gesprächig: Er ist ebenfalls Hamburger, die Liebe hat ihn hierher verschlagen und das Winzerhandwerk hat er dann hier studiert. So nennt er sich „Weinmacher“ und bewirtschaftet zusammen mit Marita das Weingut ökologisch nach EU-Bio-Standard. Das Ergebnis kann sich sehen lassen!
Derweil trudeln neue Gäste ein unter anderem ein Nasenbär aus Düsseldorf, scheinbar Stammgäste, sowie Volker und Sabine aus Köln mit ihrem nagelneuen Kastenwagen. Letztere sorgen dann gleich für das erste Kinohighlight des Spätnachmittags, indem sie sich festfahren und vom stets gutgelaunten polnischen Faktotum (wir nennen ihn mal „Marek“) freigeschleppt werden. Letzterer hat durchaus Spaß dran! Volker und Sabine verschwinden dann in den hinteren Bereich der Wiese und ihren Platz nehmen zwei junge Leut nebst Baby aus Erlangen im (sehr) alten orangefarbenen Bully ein. Die umfahren gekonnt die Klippe, an der V+S hängen geblieben sind und postieren sich am malerischen Alsenzufer. Wir werden darauf zurückkommen.
Dann endlich ist es 18 Uhr durch und Marita eröffnet die Weinprobe! Das ist richtig schön und gemütlich und man lernt sich ein wenig kennen!
Schöne Weine macht der Hamburger! Und sie schmecken durchaus anders, als man das von Rheinhessen und dem Rheingau so gewohnt ist. Das ist der Lage geschuldet (Nahe) und auch dem biologischen An- und Ausbau.
Wir beschließen die Weinprobe mit einem Acolon, Lemberger x Dornfelder. Kann man trinken!
Dann wird es Zeit für etwas feste Nahrung, die besteht aus Reis mit Königsberger Klopsen von der Domäne. Und dann wäre eigentlich Bloggen angesagt, aber das Internet ist weg. Deshalb:
Das lange angekündigte Gewitta (wer es nicht kennt, unbedingt klicken und gucken 🤣🤣🤣) bricht über uns herein. Naja, so schlimm ist es zum Glück nicht, ordentlich Blitze und viel Regen, aber kein Sturm. Und wie gesagt kein Internet.
Mit ohne Internet bleibt einem dann nix anderes übrig als analoges Loggen im HoGo-Logbuch (das Volker akribisch führt! Seemannstradition halt 🤷♀️), noch mehr Wein trinken (keine gute Idee), Spülen, Hausmusik und sicherlich noch einiges mehr, aber ich entscheide mich für früh schlafen gehen 😴.
Am nächsten Morgen sind Regen und Gewitter vorbei, wir trinken Kaffee auf der Wiese, quatschen noch ein bissel mit Volker und Sabine und kriegen Frühstückskino:
Die jungen Leut sind wegen des Regens auf der nassen Wiese so tief eingesunken, dass sie nicht mehr rauskamen. Der immer gut gelaunte Pole – nennen wir ihn Marek – hat sie dann rausziehen dürfen. Uns wollte er ja auch abschleppen … war aber nicht nötig 😜.
Gegen Mittag waren wir dann wieder zu Hause und ich hab erstmals den HoGo durch die ganze ellenlage Gustavsburger Straße RÜCKWÄRTS in unsere Einfahrt bugsiert 👍. Naja – die (also die Einfahrt) ist ja jetzt auch einen Meter breiter, seit der Zaun wech ist.
Das war mal wieder richtig schön und es ist unglaublich, was man in 24 Stunden, von denen man auch noch knapp 10 schläft, so alles erleben kann. Also Leute: Raus mit euch.
PS: „Marek“ heißt übrigens MAREK 😂😂😂.