Samstag, 25. Mai 2024: Von Abbaye de Fontenay über Noyers-sur-Serein nach Vézelay
Während über der Abtei noch Reste des Morgennebels wabern, begrüßt uns ein strahlender Morgen auf dem Stellplatz. Aufbruchstimmung.
Für uns heißt das weiter nach Nordwesten ins Departement Yonne.
Unser Tages- besser gesagt Abendziel ist Vézelay, aber vorher schickt uns der Lonely Planet noch nach Noyers. Das Städtchen in einer Flussschleife des Serein sei ein weiteres „Must see“, eines der besonders „plus beaux villages“.
Am Ortseingang steht fürwahr ein besonders schönes Waschhaus, das stammt aber nicht aus dem Mittelalter, sondern von 1805 und war laut einer Postkarte noch in den 1950er Jahren in Betrieb.
Kurios ist die Kiste, die uns kurz vor dem Stadttor auffällt. Was da wohl drin sein mag? Nun, das was draufsteht: Crottin = Pferdeäpfel. Zu geflissentlichen Bedienung als natürlicher Dünger für den Garten 🙂👍️.
Durch das südliche Stadttor betreten wir dann die „mittelalterliche Filmkulisse“ (Lonely Planet).
Dahinter erwartet uns erstaunlich viel Fachwerk:
Schon nach ein paar Dutzend Metern hinter dem Stadttor verliert sich der Trubel, die Geschäfte, Bars und Restaurants machen ruhigen Ecken und menschenleeren Gassen Platz.
Wir schlendern ein Stück an der Stadtmauer (links) und dem Serein (rechts) entlang und machen uns dann auf den steilen Weg zum ehemaligen Château.
Mit Betonung auf steil, wegen der 300 Holzstufen, und auf ehemalig, weil quasi nix mehr davon da ist.
Die Burg war einst eine manierliche Festungsanlage mit drei Mauerringen. In den Religionskriegen von 1568 bis 98 kämpfte man allerdings auf Seiten der Looser – der Protestanten, und der katholische König Heinrich IV. ließ die Burganlage 1599 zerstören.
Auf dem Plateau ganz oben stand früher der Donjon, der Wohnturm, heute zur Deko zwei Kanonen und viel Steinmetzkunst.
Und drei Arten Orchideen auf 3 Quadratmetern Wiese!
Durch die beiden Stadttore verlassen wir Noyers – es ist hübsch, keine Frage, aber allmählich sieht man sich satt dran.
Statt Supermarkt erledigen wir unsere Einkäufe in einem schnuckeligen kleinen „Alimentaire“, ein (etwas größerer) Tante-Emma-Laden, wie es sie in Frankreich noch allerorten gibt. Da kriegt man auch alles, was man braucht!
Dann geht es weiter, erst zum Camping municipal in St. Père bei Vézelay – sehr idyllisch, sehr freundlich aber leider sind auch hier die Stellplätzen durchnässt, weil der Platz am Fluss liegt. Wir fahren ein paar Hundert Meter weiter zu einem Biobauernhof, der angeblich 5 sehr schöne France Passion Plätze anbietet. Was wir dort sehen (sehr beengt, 3 Camper schon da, überall Gerätschaften, nix Einladendes) bewegt uns dazu, gar nicht erst anzuhalten und uns wieder aus der Gasse rauszumanövrieren.
Der dritte Versuch führt uns auf den schnuckeligen Camping municipal (nebst Mini-Jugendherberge) von Vézelay, wo wir von Charlene (und später ihrem Mann Vincent) super freundlich empfangen werden. Zwar sind auch hier die Wiesenplätze nicht wirklich trocken, aber es gibt genügend kleine Zufahrten, wo man prima stehen kann. 16 Euro inklusive Strom, ein Spottpreis. Eine tolle Sache, diese Camping municipal, die es in mindestens jedem 2. Ort für kleines Geld gibt. Einfacher Standard, aber bisher waren alle sauber und funktional.
Ich stelle mich gleich mal unter die herrlich warme Dusche und könnte – theoretisch – in meinem „Badekleid“ mit Schlappen gleich weiter nach Vézelay pilgern.
Aber das machen wir morgen und sicherlich nicht in diesem Outfit 😜.
Insider: Ich entsinne mich dem Archiv der Jedi-Ritter (rettet dem Dativ!) in der Stadtbücherei Gießen, da war ich nicht so zimperlich mit der Kleidung.