Zwingenberg, 25. bis 29. März
Endlich verabschiedet sich 👵 👑 von der Familie! So können wir wohl am Sonntag alle gemeinsam Fenjas Geburtstag feiern.
Wir fahren am Freitag schon mal los. Erst noch den Saharastaub vom HoGo schrubben, dann eine leere Flasche Propangas bei Hornbach in eine volle umtauschen. Kostet jetzt 24 Euro statt vorher um die 20. Das können wir gut verkraften. Solange wir’s nicht mit Rubel* berappen müssen 🙈.
*Putin – ich nenne ihn den irren Iwan – verlangt seit Kurzem, dass sein Gas in Rubel berappt wird, um seine marode Währung zu stabilisieren. Die Antwort des Westens ist ein klares NEIN.
Wir steuern den WoMo-Stellplatz in Lorsch an, aber leider ist der proppenvoll. Also fahren wir doch zur Melibokushalle in Zwingenberg 🤷♀️🤷♂️. Familienbesuch ist aber sicherheitshalber erst am Sonntag!
Es muss auch ein neuer Plan für den Nachmittag her, aber hier herrscht ja kein Mangel. Es gibt massenweise Radtouren als Geocaches. Wir nehmen die „Tour de Bensem“, deren Route knapp an Zwingenberg vorbei führt. 34 km durch alle Bensheimer Vororte – das klingt überschaubar. Allerdings liegen die meisten nicht unten im Ried, sondern oben im Odenwald 🌳🌲🌲.
Also geht es stramm bergauf, erst zum Auerbacher Schloss (bzw. dahinter vorbei), runter nach Hochstädten, hoch über’s Fürstenlager und weiter auf der Berg- und Talbahn nach Schönberg, Wilmshausen, Gronau und schließlich über Zell und in die Innenstadt von Bensheim. Dort brechen wir ab, denn es ist schon nach 18 Uhr.
Eine schöne, abwechslungsreiche Strecke mit herrlichen Ausblicken, die wir ohne den Radmulti nie im Leben gefahren wären.
Die Bilder, die es unterwegs zu suchen und den Stationen zuzuordnen gilt, haben wir bis auf eines gefunden. Noch einen Patzer dürfen wir uns aber jetzt nicht mehr erlauben.
Am Abend baut Volker mir die Sat-Anlage auf und ich kann Let’s dance gucken 💃🏻🕺🏻, auch wenn der aufkommende Wind die Schüssel einmal umschmeißt.
Am Samstag starten wir den 2., ebenfalls vergeblichen Versuch, in Lorsch ein Stellplätzchen zu finden. Kleppern wir ein Ei drüber 🥚🍜. Wir fahren zum Friedhof in Einhausen und stellen den HoGo auf dem sehr geräumigen und leeren Parkplatz ab. Ein paar Hundert Meter von hier startet ein Radmulti aus der „Hessi fährt Rad“-Serie, nämlich der „zum Rhein“. 47 km mit 17 Stationen, gegen den Uhrzeigersinn nach Gernsheim, dann den Rhein aufwärts und über Biblis wieder zurück nach Einhausen.
Auch hier eine richtig schöne Radtour, die nie langweilig wird: Durch Wald und Feld, später am Deich lang, mal Asphalt, mal Schotter, mal Waldweg. Die Strecke ist bewusst so gelegt, dass sie an Sehenswertem vorbeiführt.
Leider ist auch heute wieder die Zeit knapp, so dass wir zum Beispiel am Wallfahrtsort Maria Einsiedel nur kurz für ein Foto stoppen und gleich weiter radeln.
In Gernsheim nehmen wir uns die Zeit für eine Einkehr im urigen Fährhaus, wo Radler, Biker und andere Ausflügler Pause machen. Mit Lachsbrötchen und Handkäs gestärkt, geht es auf den 2. Teil der Runde.
Nach ca. 5 Kilometer am Rhein entlang, ist natürlich das stillgelegte AKW Biblis DER Hingucker.
Beide Blöcke sind lange vom Netz, aber sichtbar rückgebaut ist nichts. Hoch ragen 2 der 4 gigantischen Kühltürme vor uns auf und unter den „Augen“ der Überwachungskameras am Zaun umrunden wir einen Teil der Anlage inklusive der beiden Reaktorkuppeln. Genau wie bei Hoppenstedts sehen die aus. Hoffentlich macht es nicht doch noch mal „Puff“ und die kleinen Kühe und Häuser fallen um 😂🙈. Genug Brennstoff ist da, denn Biblis ist seit 2006 „Zwischenlager“ In über 100 Castoren lagert neben den hauseigenen ausgedienten Brennelementen Atommüll aus anderen deutschen, britischen und französischen AKWs oder Aufbereitungsanlagen. Genehmigt ist das Ganze bis 2046, dann müsste ein Endlager her. Gehen wir mal davon aus, dass keins gefunden, geschweige denn rechtzeitig fertig wird. Und auch wenn angesichts der energiepolitischen Implikationen des Ukraine-Krieges und der Klimakrise Kernkraft in Europa „neu gedacht“ wird, ist eines sicher: Biblis geht nicht mehr ans Netz.
Hinter dem AKW führt uns eine Station zur Ruine der Burg Stein, die in karolingischer Zeit auf den Resten einer römischen Siedlung entstand und später einen opulenten Rheinhafen unterhielt.
Kurz drauf werden wir zu einer Kuriosität geführt, der Karlsruhe. Hier hat ein gewisser Karl Dinges ab 1986 mit Steinbänken und Tischen, vielen (Gedenk-)Steinen für alles und jedes, ein liebenswertes Sammelsurium erschaffen. Mit Bäumen und Blumen bepflanzt, schuf er eine Oase der Ruhe und lud jeden Vorbeikommenden ein, daran teil zu haben. Schrullig und sehr sympathisch wirkt das Ganze.
Danach führt die Strecke durch einen kleinen Teil des sehr schön gestalteten und wirklich riesengroßen Geländes des Golfclubs Biblis-Wattenheim. Eine der größten Golfanlagen Hessens, und der Radweg führt einfach so hindurch!
Ganz viel Kunst säumt den Weg, am meisten knallen aber ein Propellerflugzeug rein und eine Dampflock mit Salonwagen. Steht da so rum 🤷♀️.
Fehlt nur noch ein Kreuzfahrtschiff. Palmen gibt’s schon 😂.
Hinter dem Golfplatz geht es entlang eines großen Erlenbestands, fast wie Mangroven wachsen die Erlen hier (muss man bissi genauer hinschauen, das geb ich zu).
Wenig später kommen wir an einem eingezäunten Gelände mit ganz vielen Antennen vorbei, Volker identifiziert es als dem amerikanischen „IBB“, International Broadcasting Bureau, zugehörig. Das hier ist eine riesige Kurzwellen-Sendeanlage von/für Radio Free Europe/Radio Liberty (RFE/RL). Das ist ein amerikanischer Staatssender, der Programme in osteuropäischen und vorderasiatischen Sprachen sendet, die nach eigenem Bekunden demokratische und freiheitliche Werte vermitteln sollen. Wen wundert‘s, dass die Inhalte zumindest bis in die 70er Jahre nachweislich von der CIA bestimmt wurden und die Sender noch heute in der Kritik stehen, amerikanische Propagandainstrumente zu sein! Nicht, dass „die Anderen“ besser wären! Und ich will auch kein Amerika-Bashing betreiben. Aber wer diese Anlage sieht, der weiß sofort, das ist alles andere als ein normaler Radiosender!
Zum Schluss erreichen wir einen weiteren Hingucker, den Jägerhof. Ein schickes, großes Hofgut mit opulenter Reit- und Fahranlage, gehobener Eventgastronomie und allem drum und dran.
Was die heutigen Besitzer und Betreiber, die Familie Deckers, ein wenig „unter den Teppich“ kehren: Das vermeintliche Hofgut wurde 1935 von den Nazis gebaut und war Kernstück – Verwaltungsgebäude und Unterkunft – für einen Militärflugplatz. Hessisches Fachwerk – alles nur als Tarnung unter dem Decknamen „Schafweide Biblis“. Die Hangars waren im Wald versteckt. Auf dem ehemaligen Flugfeld steht heute … dreimal darf man raten … der Kurzwellensender der Amis. Hier fehlt mir mal wieder der Kopfschüttelsmilie.
Hier am Jägerhof ist die letzte Station der Radtour und wir rechnen neben dem Gespannparcours die Finalkoordinaten aus. Weil wir Station 4 kein Bild zuordnen konnten, haben wir nun gleich vier übrig, denn es gibt 20 Bilder. Aber es ist sehr schnell klar, welche Koordinate die richtige ist, die liegt nämlich genau am Track. Und Volker findet die Dose auf Anhieb. Das ging mal wie geschmiert!
Gegen 19.30 Uhr beziehen wir dann wieder Quartier hinter der Melibokushalle und hoffen, dass der 50. Geburtstag, der da drin gefeiert wird, uns nicht den Schlaf raubt.
Nachschlag: Tut er nicht!
Am Sonntag gibt es dann endlich ein Wiedersehen mit Fe, Abi und unserem süßen „Soso“. Nach fast 6 Wochen, in denen wir uns nicht gesehen haben, fremdelt er ein wenig, aber das ist bald vorbei. Kinderbilder gibt‘ s hier nach wie vor keine 🤷♀️🤷♂️.
Am Montag nehmen wir dann die 2. Hälfte der Tour de Bensem in Angriff: es fehlen noch 3 Vororte im Ried, Fehlheim, Schwanheim und Langwaden. Entspannt radeln wir die fehlenden 4 Stationen ab. In Fehlheim gilt es natürlich die Baustelle zu besichtigen, auf der die Doppelhaushälfte der Kinder langsam fertig wird. Die Strecke führt nur ein paar Meter dran vorbei.
In Langwaden befassen wir uns mit dem Bürgerprotest über die geplante neue ICE-Bahntrasse und die Verbreiterung der A67. Auf mich wirkt es nicht überzeugend. Ist ja gut und schön, wenn man die Bahn in einen Tunnel legt, aber hinterm Dorf kommt sie wieder raus. Und dann? Und den Wald muss man trotzdem roden. Alle wollen gute, schnelle Verkehrsverbindungen vor der Haustür, aber bloß nicht vor der eigenen – oder wie? Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass. Das ist natürlich nur ein erster Eindruck. Aber so geht’s ja mit vielen Dingen, seien es Windräder, Radwege, Gewerbegebiete oder Wohnviertel. Alle wollen sie, nur woanders.
Lustiger ist da schon der Schildbürgerstreich gleich neben dem Protestplakat:
Hoffentlich stimmt wenigstens die Richtung, wenn man schon nicht weiß, wie weit es ist 😂. Wir hätten’s bestimmt nicht bemerkt, wäre das Schild nicht Thema eines Minimultis mit dem Namen „Wer macht denn sowas?“. Wer, das erfahren wir am Final: DUMMBATZ!
In Bensheim rechnen wir bei Wein und Bier und einem Clubsandwich (back to the Fifties – es gibt auch Toast Hawaii) die Finalkoordinaten aus, was trotz eines fehlenden Bildes prima klappt. Nur eine der beiden Lösungen macht Sinn. In etwa 1 km Entfernung finden wir dann an einem Seitenpfad oberhalb der Häuserreihe an der Straße … einen Kahlschlag 😲. Nichts, worauf der hint passen würde (Baumstamm hinter Busch), dafür aber ein sehr niedliches Wichteldorf, scheinbar von Kindern in den Hang gebaut.
Und siehe da, hinter der mittleren „Tür“ verbirgt sich denn auch die Finaldose. Und auf dem Rückweg kommen wir noch an einer prächtigen Magnolie vorbei.
Zurück in Zwingenberg gehen wir mit der Familie lecker Eis essen und bespaßen den Kleinen bis zur Schlafenszeit.
Nun hatten wir ja eigentlich vor, noch ein paar schöne Frühlingstage in Klingenmünster zu verbringen, Schlurie-Caches zu machen und mal nach Wissembourg und ans Deutsche Weintor zu radeln. Das lassen wir aber sein, angesichts dieser Aussichten:
Das ist das nicht etwa die Prognose für Schottland oder Spitzbergen, sondern für die Südpfalz! Auf solche Temperaturen haben wir nun echt keinen Bock, da fahren wir lieber wieder nach Hause. Da liegen eh die Winterklamotten, die wir gar nicht eingepackt haben.
Bis bald!