Siemensianer in Ludwigsburg

Freitag 10. bis Sonntag 12. Oktober: Siemens-Treffen 2025

Da wir in Ludwigsburg keinen Stellplatz bekommen und im Nestor-Hotel ein DZ gebucht haben, fahren wir den HoGo nach Fellbach, wo uns Rolf empfängt, auf dem für uns organisierten Grundstücks seines Kumpels Wolle einweist und sogar nach Ludwigsburg kutschiert.

Wir treffen uns mit den anderen 5 um 5 in der Hotelbar und verbringen den Abend im Antipasto, einem italienischen Restaurant mit vorzüglichem Essen, fabelhaften Weinen und klasse Service.

Am Samstag starten wir wunschgemäß angenehm in den Tag, verköstigt unter anderem vom Pfannkuchenautomat und dem Butterroboter. Sachen gibt’s 😲.

Die Stärkung können wir gut brauchen, denn Carsten, der diesjährige Gastgeber, hat ein strammes Kulturprogramm für uns organisiert. Natürlich steht das Ludwigsburger Residenzschloss im Mittelpunkt, vor dessen Kulisse man ein treffliches Gruppenfoto machen kann.

Man muss aber aufpassen, dass einem kein Brautpaar vor die Linse läuft, hier wird nämlich geheiratet, was das Zeug hält. Kein Wunder, bei der Kulisse!

Das „württembergische Versailles“ ließen von 1697 bis 1816 zwei Herzöge und ein König erbauen. Bis zur Reformation war hier ein Klostergut, die württembergischen Herzöge wandten sich aber alsbald dem lutherischen Glauben zu, was den großen Vorteil hatte, dass alle kirchlichen Güter in ihren Besitz übergingen. Ein Schelm, der Böses dabei denkt. Man machte aus dem Kloster schon um 1520 ein Jagdgut. Dessen Geschichte verlief wechselhaft, am End wurde es im pfälzischen Erbfolgekrieg 1693 niedergebrannt.

Von Unbekannter Maler – eingescannt aus: Robert Uhland (Hrsgb.): 900 Jahre Haus Württemberg, 3. Aufl., Stuttgart, 1985, ISBN 3-17-008930-7, S. 221, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=2004987

Das war die Gelegenheit für Herzog Eberhard Ludwig – seines Zeichens ein leidenschaftlicher Jäger – ein neues und schöneres Jagdgut zu bauen. Lieber noch ein Jagdschloss, doch er war nach dem pfälzischen Erbfolgekrieg pleite, es wurde erstmal nur ein sehr kleines Schloss. The Herzog was not amused. Schließlich hatte er auf seiner Grand Tour* an Europas Herrscherhöfen gesehen, wie man es machen kann.

*das ist sowas wie ein freiwilliges asoziales Jahr für angehende Herrscher, in etwa so, wie wenn man heute nach dem Abi für ein Jahr nach Australien geht, bevor es ernst wird mit dem Leben.

„branding“

DAS Vorbild für ambitionierte Landesherren war natürlich Versailles, und dem wurde nachgeeifert, koste es was es wolle. Neben reichlich Schulden brachten Steuererhöhungen und Importzölle Geld in die Kasse, wovon bis zu einem Viertel für das neue Schloss draufging. Konnte man so machen im Zeitalter des Absolutismus.

1705 war der Hauptbau nebst zwei Seitenflügeln fertig – immerhin ein dreiflügelige Anlage. Der gab der Herzog am 11. Mai 1705 den einfallsreichen Namen Ludwigsburg. Bald darauf kehrte er der bisherigen Residenz Stuttgart den Rücken und regierte und residierte fortan in Ludwigsburg.

Seine ihm angetraute Herzogin ließ er in Stuttgart zurück und hielt sich am Hof Maitressen. Keineswegs unüblich, doch mit einer trieb er es zu weit.  Wilhelmine von Grävenitz, so dachte sich der Hofmarschall, sollte den Herzog von den Regierungsgeschäften ablenken (damit er freie Hand hatte), doch dieses Kalkül ging nicht auf: Die schöne, gebildete und intelligente Wilhelmine entwickelte großes Interesse und Geschick in der Landespolitik und wurde zu seiner engen Vertrauten und Beraterin. Und was als kurze Liebschaft gedacht war, wurde eine feste Beziehung über 24 Jahre.

 Wilhelmine von Grävenitz mit Mops. Der aus Asien stammende Mops war ein sehr beliebtes „Accessoire“, vor allem bei den Damen. Wie schon Loriot wusste: Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos.

In der irrigen Annahme, man ließe ihm das durchgehen, heiratete Eberhard Ludwig sie sogar, musste die Ehe aber annullieren lassen. Das war der Herzogin dann doch zu viel des Guten und kam auch in der strenggläubig-lutherischen Bevölkerung nicht gut an.

Eberhard Ludwigs Signet ELHZW Eberhard Ludwig Herzog zu Württemberg machten sie Ein Lump hat zwei Weiber und Ludwigsburg hatte seinen Schimpfnamen Lumpenburg weg.

Aber auch diese Staatsaffäre hinderte den Herzog, seine Ambitionen weiter zu verfolgen: der Ausbau Ludwigsburg zur Hauptstadt und zig Umbauten und Erweiterungen der Residenz. Es wurde geplant, gebaut, abgerissen und wieder gebaut, immer größer und prächtiger. 1733 war die vierflügelige, geschlossene Anlage mit dem neuen Hauptbau fertig.

Da starb Eberhard Ludwig im Alter von 65 Jahren ⚰️.

Dumm gelaufen. Noch dümmer: er hinterließ keine männlichen Nachkommen. Der einzige Sohn mit seiner Ehefrau Johanna starb vor ihm, Enkel gab es auch keine und so musste Cousin Carl Alexander als Nachfolger herhalten. Der starb aber auch schon 1737 und sein erst 9-jähriger Sohn Carl Eugen folgte ihm auf den Thron. Der hielt sich dann 50 Jahre und zeichnete sich in der ersten Hälfte seiner Regierungszeit durch zahllose Affären, Despotismus und Verschwendungssucht aus. Seiner 2. Ehefrau gelang es indes, ihn zu einem treusorgenden Landesvater und Förderer von Kunst und Wissenschaft umzuerziehen.

Auch Carl Eugen hatte keine thronberechtigten Nachfolger, seine jüngeren Brüder übernahmen jeweils für 2 Jahre die Regierung und schließlich ging sie 1797 auf Friedrich Wilhelm Karl über, der aufgrund seiner Stellung in der Erbfolge eigentlich nie und nimmer damit gerechnet hätte. Aber da Gevatter Tod alle vor ihm dahinraffte, konnte er mit 45 Jahren die herzögliche Herrschaft unter dem Namen Friedrich II. antreten. Dann wurde Württemberg von napoleonischen Truppen besetzt und der französische Kaiser, auf der Suche nach treuen Gefolgsleuten (und Soldaten), machte Friedrich II erst zum Kurfürsten und dann, 1806, zum König (da wurde er dann die Nummer I). Das kostete 15.000 württembergische Soldaten/Söldner bei Napoleons Russlandfeldzug das Leben.

Um den „dicken Friedrich“ ranken sich allerlei Legenden, so soll Napoleon zum 2 Meter großen und ca. 200 kg schweren Friedrich gesagt haben: „Ich wusste gar nicht, dass sich die Haut überhaupt so weit ausdehnen kann!“ Worauf Friedrich entgegnete: „Und ich bin erstaunt, dass in einem so kleinen Kopf soviel Gift stecken kann!“

Ganz besonders liebte Friedrich seine Schimmelstute Helene. Das kräftige Tier trug nicht nur klaglos sein Gewicht, es ging zum Auf- und Absitzen sogar wie ein Kamel in die Knie. Friedrichs Zuneigung zu Helene reichte so weit, dass er gesagt haben soll, wer ihm die Nachricht über ihren Tod überbringe, werde ihn selbst finden.
Als das Pferd nun eines Tages starb, herrschte Angst unter der Dienerschaft, wer dem König Bescheid geben solle. Einer junger Stallbursche erklärte sich schließlich bereit, trat vor den König und sagte: „Mein König, die Helene frisst nicht mehr. Die Helene säuft nicht mehr. Und die Helene steht auch gar nicht mehr auf.“ Friedrich antwortete darauf entsetzt: „Dann ist die Helene wohl gestorben!“ Worauf sein Untergebener meinte: „Das, mein König, habt aber jetzt Ihr gesagt!“

Alle diese Herrscher machten Schloss Ludwigsburg zur bedeutendsten Schlossanlage in Baden-Württemberg, und das will was heißen bei der großen Konkurrenz in Mannheim, Schwetzingen, Karlsruhe, Bruchsal … Es ist sogar das größte, nie zerstörte Barockschloss Deutschlands.

Bildergalerie Schloss Ludwigsburg

Im Übrigen bin ich der Auffassung, dass mir ein solch royales Ambiente auch gut steht!

Zu einem Barockschloss gehört natürlich auch ein kleiner Vorgarten. In dem findet gerade die Gartenschau BlüBa – Blühender Barock – statt, mit ganz vielen Kürbisserichen.

Charlie schaut auf das Lustschlösschen Favorite, hinter dem sich ein riesiger englischer Landschaftspark erstreckt. Auf der anderen Seite vom Schloss ist der Schlossgarten nach Versailler Vorbild.

Am Nachmittag gibt es dann eine weitere Führung durch die Stadt Ludwigsburg, die als streng geometrisch strukturierte Planstadt mit rechtwinkligem Straßenraster um den zentralen Marktplatz herum angelegt ist.

Diese Stadt sollte Eberhard Ludwigs Ambitionen auf einen Kurfürstentitel unterstreichen – hat aber nichts genutzt, auch nicht das große Heer und – später – die vielen Kasernen seines Nachfolgers Carl Eugen.

Holzmarkt
Auch die Häuser sind einheitlich, das Ludwigsburger

Die einheitlichen, zweigeschossigen Wohnhäuser wurden nach dem Entwurf eines italienischen Schlossbaumeisters (Frisoni) errichtet und sollten ohne Zwischenräume entlang der Straßen aneinander gereiht werden. Eine repräsentative Idealstadt mit wohlhabenden Bürgern sollte es sein! Doch obwohl man mit Steuerfreiheit, Baugrundstücken und Religionsfreiheit warb, blieb der Zustrom an Bewohnern weit hinter den Erwartungen zurück. Schlecht bezahlte Tagelöhner, Handwerker und Hofbedienstete machten die Mehrzahl der Bewohner aus. Der Rest waren Verwaltungsbeamte und Soldaten, die in der Hauptstadt leben und arbeiten mussten.

Eberhard Ludwig auf dem Marktbrunnen; beliebter Landeplatz für Tauben.
Wohnsitz der Mätresse: das Grävenitz-Palais

Verantwortlich für den schlechten Ruf in bürgerlichen Kreisen waren auch die in den Augen der Bevölkerung empörenden Sitten bei Hofe, vor allem die offen zur Schau getragene Liebschaft mit seiner Maitresse von Grävenitz.

Auf dem Marktplatz stehen sich die lutherische Stadtkirche und die heute katholische Pfarrkirche gegenüber. Letztere war ursprünglich für die Hugenotten und Waldenser gedacht, die man hier ansiedeln wollte, diente aber am End als Garnisonskirche für die Soldaten.

Unter Carl Eugen erhielt Ludwigsburg dann noch eine Oper, eine Bibliothek und eine Porzellanmanufaktur, auch baute er in der Nähe weitere Schlösser (Monrepos, Solitude), verlegte seinen Wohnort aber dann wieder nach Stuttgart.

Unter König Friedrich erlebten Stadt und Schloss Ludwigsburg dann ihre letzte Blütezeit als Sommerresidenz.

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Den zweiten Abend verbringen wir im Ratskeller, der sich aber nicht etwa unter, sondern ebenerdig zwei Häuser neben dem Rathaus befindet. Und mit dem Frühstück am Sonntag morgen ist das Siemenstreffen dann auch schon wieder vorbei. Nächstes Jahr geht es nach Münster!

Der gute Uwe fährt und dann mit seinem Wohnmobil zu unserem Wohnmobil, wo bald die nächste Begegnung ansteht.

HoGo auf Wolles Wiese

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