Und wieder strahlt die Sonne – man haben wir ein Glück! Wobei wir natürlich über die drei Monate sicherlich alles an Wetter abkriegen werden, was der Norden so zu bieten hat. Frei nach dem Motto: Solange die Pfütze nicht zufriert, ist im Norden Sommer!
Das Radio spielt HoGos-Lied, Neil Youngs Heart of Gold 😍.
Das passt! Also los jetzt, der Tag versaut sich nicht von selbst!
27. Mai 2023: Mandal und Kap Lindesnes
Das wohl meistfotografierte Straßenschild Norwegens steht auf dem Parkplatz am Lindesnes fyr (Leuchtturm). Warum allerdings das Schild zum nördlichsten Leuchtturm des europäischen Festlands, dem Slettnes fyr, in eine andere Richtung weist, ist uns völlig schleierhaft. Der steht nämlich quasi gleich neben dem Nordkap – zumindest aus dieser Entfernung betrachtet. Das ist ja, als ob man in Paris an der Straßenkreuzung rechts abbiegen müsste, um nach Potsdam zu fahren, und gradeaus geht es nach Berlin. Hat jemand das Schild verdreht? Oder ist das nur Deko? Wir machen mal eine neue Rubrik auf: „Das ist eine gute Frage!„. Eine hatten wir ja schon am Anfang des letzten Kapitels.
Und gleich noch eine: Haben norwegische Häuser eigentlich einen Keller und wenn ja, wie bauen die den? Die Häuser stehen ja meistens auf dem blanken Fels. Wird der gesprengt? Oder mühsam mit dem Preßlufthammer … ach, lassen wir das 😂😂😂.
Sprengen können die Norweger, das haben wir heute auf der Fahrt nach Mandal gesehen: Eine nagelneue Autobahn haben sie da in die Landschaft gesprengt – rechts Felsen wech – links Felsen wech und alle paar Kilometer noch in die Mitte ein Loch gebohrt. Auf einem Bild zusammen sieht das so aus:
Die neue Straße kostet dann übrigens so lange Maut, bis sie bezahlt ist, danach nicht mehr. Eine gute Idee, finden wir!
Nach kurzer Fahrt erreichen wir Mandal, ein beschauliches Städtchen mit – wieder einmal – vielen weißen Holzhäusern. Auch heute werden die meisten Häuser in Norwegen aus Holz in Ständerbauweise gebaut. Holz ist langlebig, feuchteregulierend, robust, kostengünstig, nachhaltig und warm. Häuser aus Holz kommen mit dem rauen Küstenklima besser zurecht als Steinhäuser und bekommen keine substanziellen Bauschäden.
In Mandal steht die größte Kirche Norwegens, 1.300 Leute passen da rein, heute ist sie aber geschlossen und von außen macht sie nicht so viel her. Außerdem suchen wir bzw. google maps unter den 5 Kirchen in Mandal nicht die richtige aus 🙈. Wir geben es dran und steigen statt dessen hoch zum Aussichtspunkt Uranienborg hoch über der Stadt.
Übrigens: Auch dieser Berg ist mit Bunkern und Tunneln durchlöchert und wir kommen an Resten von Geschützstellungen des 2. WK vorbei. Das wird auch am Kap Lindesnes nicht anders sein: Stichwort: Atlantikwall.
Hier noch ein klitzekleines Rätsel für unsere Geocacher-Kolleg:innen:
WIE LAUTET DER HINT?
Gegen 13 Uhr geht es weiter zum südlichsten Festlandspunkt Norwegens, dem Kap Lindesnes mit seinem hübschen Leuchtturm.
„Hübsch“ ist aber das falsche Attribut für diesen Ort! Es ist rau hier und karg und einsam wie in den Hochalpen, dabei sind wir grad mal ein paar dutzend Meter über NN.
Das Wetter trübt sich ein und hebt den wilden Charakter der Gegend noch mehr hervor. Fjell heißen diese Hochebenen, wo Gletscher, Wind und Wetter Mutter Erde bis auf die Knochen ausgezogen haben. Nur an wenigen Stellen, in windgeschützten Senken, wo sich etwas Boden halten kann, kleidet sie sich in spärlichen, struppig-kratzigen Bewuchs.
Die „Hauptperson“ hier am Kap ist aber der Leuchtturm.
1655 wurde hier Norwegens erstes Leuchtfeuer angezündet, in einem offenen Feuerkorb (Rekonstruktion Bildmitte). Es dauerte rund 170 Jahre bis dieses Kohlefeuer verbessert wurde: Man baute ein Fundament, in dem das Feuer geschürt wurde (Bild o. re.), das Feuer erleuchtete den darauf errichteten Lampenraum (Modell u. re.). Schon 30 Jahre später stieg man um auf eine Paraffinlampe und baute zusätzlich eine Linsenkonstruktion (o. li.) zur Lichtverstärkung ein.
Lampe und Linse zogen dann 1915 in den neu gebauten gusseisernen Leuchtturm um.
Mit elektrischen Lampen (so um die 1.000 Watt Leistung) war der Leuchtturm bis 2003 im Regelbetrieb und auch durchgehend mit Leuchtturmwärtern besetzt. Dann stellte man den Betrieb offiziell ein. Heute betreibt das Museum den Leuchtturm und allabendlich leuchtet eine Halogenlampe auf’s Meer.
Der Leuchtturm war neben seiner zivilen Nutzung immer auch von militärischer Bedeutung. Kein Wunder also, dass die Nazis hier eine Küstenbatterie aufbauten. Rund um den Leuchtturm wimmelt es von alten Geschützstellungen, Verbindungsgängen und Bunkern.
In die Bunkler kann man auch reingehen und einer beherbergt sogar einen Geocache, den man mittels UV-Lampe aufspüren kann. Cool!
Wir kraxeln (von wandern kann man nicht wirklich reden) dann noch ein wenig in der Gegend rum, und kuscheln uns rechtzeitg vor dem einsetzenden Nieselregen in den HoGo.
Und weil sie so hübsch sind, als Gute-Nacht-Gruß hier noch ein paar Sand-Grasnelken – diesmal Norwegerinnen.
Zu guter letzt unsere heutige Strecke von 83 km, die wir inkl. Zwischenstopp in Mandal in 3,5 Std. absolvierten.