Glampingwochenende mit Christiane und Henning in der Pfalz
30.7. bis 1.8.2021
Kaum sind wir zu Hause, geht es auch schon wieder los: Für ein Endlich-mal-Wiedersehen mit Christiane und Henning hat Volker das Weingut von Theo und Thomas Pfaffmann in Nußdorf bei Landau in der Südpfalz ausgesucht. Das hat sich den griechischen Hirtengott als Logo und Namensgeber ausgesucht und firmiert so unter dem Namen Wein.Gut.PAN. Wir sind also mit allen anderen Gästen zusammen sozusagen in einer PAN-Demie. P(h)antastisch!
Henning und Christiane sind seit letztem Jahr stolze Besitzer eines VW California Coast, ein schicker kleiner Campingbus (hinten rechts im Bild). Zum Schlafen oder wenn man innen stehen will, wird das Dach einfach ausgeklappt.
Hilde Pfaffmann, die Seniorchefin, organisiert die Stellplatzvergabe, von den Männern weiß nämlich keiner so recht, wer noch wann kommt. Und ob wir nun eine Weinprobe kriegen oder nicht. Hilde hat alles im Griff. Fast alles.
Alles außer Theo. Ihr Gatte, der Seniorchef, erweist sich im Laufe dessen, was hier als „Weinprobe mit Pfälzer Schmankerln“ ausgewiesen wird, als Unikat allererster Güte. Mit den 6 WoMo-Rheinländern und den Hamburger Stammgästen Christel und Ewald versammeln wir uns in der modernen „Weinprobierstube“. Wir erwarteten den manierlichen Ausschank von 4 bis 6 Weinen in wohldosierten Schlückchen, statt dessen bekommen wir ab ca. 19 Uhr in sportlicher Taktung flaschenweise das halbe Sortiment serviert. Am End stehen bestimmt 10 Flaschen allein vor uns. Zum Glück gibt’s zwischendurch – es muss so gegen 21 Uhr gewesen sein, aber so genau weiß das keiner – eine ordentliche Vesperplatte, sonst hätten wir spätestens um 10 unter’m Tisch gelegen.
Theo kommentiert die Weine mit Pfälzer Weisheiten, die im Grunde darauf hinauslaufen, dass der Wein einem einfach nur schmecken muss. Kein Gewäsch über Terroir und Abgang und Blume und irgendwelches Obst, dass man im Bukett erkennen soll. Alles wird „gewürzt“ von seinem unvergleichlichen, lauten, schallenden Lachen. Dazu kippt er einen Schoppen nach dem anderen. Unfassbar! Das Ganze gipfelt im Sabrieren von zwei Flaschen Winzersekt. Chapeau 🎩. Gegen Mitternacht geben wir auf und fallen reichlich angedüdelt in die Betten.
Als wir am nächsten Morgen mit viel Kaffee den Restalkohol vertreiben, schallt schon wieder Theos Lachen vom Hof herüber und er wirkt frisch und munter, als hätte er nur Mineralwasser getrunken. Den Mann muss man mal erlebt haben. Auch wenn das Weingut seit 2016 offiziell von seinem Sohn geleitet wird, kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass hier alle nach Theos (Pan-)Flöte tanzen.
Wir brechen gegen Mittag auf zu einer Wanderung im Pfälzer Wald, von Gleisweiler über die Trifelsblickhütte und die Landauer Hütte zurück nach Gleisweiler. 11 km und knapp 400 Höhenmeter gibt Alltrails aus. Schon vom etwas höher gelegenen Parkplatz hat man einen herrlichen Blick in die Rheinebene bis hinüber zum Odenwald.
Da wir gleich mal den ersten Abzweig verpassen und stracks bergauf stiefeln, werden die Kilometer etwas weniger. Die Höhenmeter nicht. Auf 537 m erreichen wir nach einem strammen Aufstieg die Gleisweiler Hütte, auch Trifelsblickhütte genannt. Von hier aus hat man einen herrlichen Blick in den Pfälzer Wald mit den Ruinen Trifels, Münz und Anebos (da waren wir zur Ostermontagswanderung 2019!)
Die Hütten des Pfälzer Wandervereins (PWV) sind einmalig in Deutschland: Kein anderes Mittelgebirge weist ein derartiges Netz an gemeinnützig bewirtschafteten Hütten auf, wie der Pfälzer Wald. 2021 wurden die Pfälzer Hütten in das immaterielle Kulturerbe der UNESCO aufgenommen. Recht so!
Über einen flachen Bergsattel erreichen wir die etwas tiefer gelegene Landauer Hütte. Hier schallt mehrstimmiger Gesang aus dem Blockhaus, draußen gibt’s Kuchen und Flammkuchen. Einfach toll!
Ein – unerwartetes – highlight steht uns aber noch bevor: Die historische Walddusche im Tal des Hainbachs. Dessen tief eingeschnittenem Lauf folgen wir, zuerst steil bergab von der Hütte (eine weitere Abkürzung), dann flacher werdend, bis an einem kleinen Stauwehr ein gemauertes Kanälchen abzweigt und – immer auf gleicher Höhe bleibend – zur Walddusche führt. Die sieht so aus:
Gebaut wurde die Anlage 1848 durch den Arzt Dr. Ludwig Schneider als Außenstelle seiner „Kaltwasser-Heilanstalt” in Gleisweiler (die noch heute als „Privatklinik Bad Gleisweiler” existiert). Bis 1878 wurden im Hainbachtal für die Patienten seiner Klinik die Anwendungen „Douche”, „Sturzbad” und „Wellenbad” praktiziert. Nach dem Tod von Dr. Schneider geriet die Walddusche in Vergessenheit und wurde im Lauf der Jahre durch Bergrutsch von der Natur zurückerobert. Durch einen Zufall wurde im Sommer 1990 die aus Buntsandsteinen gehauene Wasserzuführung wieder entdeckt und inklusive Umkleidehaus durch einen Förderverein wieder hergerichtet.
Als wir ankommen, herrscht hier Hochbetrieb! Nachdem sich der etwas verzogen hat, stürzen sich Volker und ich ins kühle Nass – allerdings mangels adäquater Badekleidung nur ins Tretbecken.
Kurz drauf sind wir wieder in der Nähe des Parkplatzes und genießen erneut die herrlichen Blicke über die Reben.
Irgendwie waren wir dann wohl doch so geschafft, dass vom anschließenden Grillen und der Verkostung von weiteren 3 Fläschchen PAN-Wein sowie vom nächsten Morgen samt Frühstück und Abschied keine Bilddokumente mehr entstanden sind. Ist vielleicht auch besser so 😂.
Jedenfalls war das ganz bestimmt nicht unser letztes gemeinsames Winzercamping!