Unzweifelhafte Erlebnisse

Mahlzeit ?

Heute müssen wir zu nachtschlafender Zeit um 6:30 aufstehen ?, das Frühstück fällt denn entsprechend frugal aus.

 

 

 

Doch schon die ersten Bilder des Morgens entschädigen für den Ausschlafmangel: Morgenstimmung über dem Lake Manapouri.

In vier warme Lagen Klamotte gezwiebelt sind wir an Bord eines großen Katamarans, der uns (und ein paar andere ?) zunächst an einen Westausläufer des Sees bringt. Dort wurde in den 1960er Jahren ein gigantisches Wasserkraftwerk gebaut: über einen ca. 10 km langen Tunnel durch Granitgestein wird das Gefälle zwischen dem Lake Manapouri (ca. 200 m über NN) und dem Doubtful Sound (NN) zur Stromerzeugung ?für ein Werk zur Aluminiumverarbeitung genutzt. Die Turbinen befinden sich 176 m unter dem Seewasserspiegel!

Im Zuge des Kraftwerkbaus hat man über den Wilmot-Pass (671 m) eine Straße zwischen See und Sound gebaut, eine der teuersten der Welt: schon damals kostete 1 cm ca. 2? ?. Das läppert sich auf ca. 26 km ganz schön zusammen. Dabei ist sie noch nicht mal asphaltiert.

Am Visitor Centre/Kraftwerk schnappen wir uns flott den bis dato südlichsten Geocache, den wir je gefunden haben ? und steigen dann in einen Bus, der uns über die erwähnte Gravelroad zum Doubtful Sound bringt.

Schwindelerregend ? führt das Sträßchen hoch über Flusstäler, vorbei an Wasserfällen, windet sich durch immer dichteren, undurchdringlichen Urwald. Obwohl wir mit 40 Mann in einem modernen Reisebus sitzen, fühlt man sich wie bei einer Expedition in die Wildnis. 

Blick vom Wilmot-Pass

Hinter dem Pass geht es mit 1 – 2 Meter Gefälle auf 5 Meter steil bergab. Schön langsam. Wir erhaschen einen ersten Blick auf den Sound, der majestätisch silbern glitzernd tief unter uns zwischen dunkelgrünen Bergen liegt. Das klingt pathetisch, genau so ist es!

Wir kommen in the middle of nowhere an, ein Spaßvogel hat Hinweisschilder aufgestellt: Achtung Schulkinder ??, ▶️ Milford Sound 120 km und ↗️ Golfcourse (2 hole) ???. Am Kai erwartet uns die Patea Explorer, mit der wir in den Doubtful Sound hineinfahren … besser gesagt hinaus, drin sind wir ja schon. Sehr langsam und leise gleitet die Patea dahin, wir sind natürlich auf dem Oberdeck, da hört man nur den Fahrtwind. Hier hinten im Sound ist es völlig windstill und absolut ruhig. Seefahrer bezeichneten so tief eingeschnittene Buchten oder Flusstäler zwischen hohen Bergen, in denen sie Schutz vor Wind und Wellen fanden. Heute wäre die korrekte Bezeichnung allerdings Fjord: Fjorde entstehen durch Gletscher (wir erinnern uns an die Schulzeit: U-Täler), Sounds durch Flüsse (V-Täler). Diesen Unterschied kannten die Entdecker des 18. und 19. Jahrhunderts nicht, für sie waren es Sounds, und die historische Bezeichnung blieb bis heute.

„Doubtful“ nannte James Cook den Sound, als er mit der Endeavour 1764 hier vorbeikam. Er war sich nicht sicher, ob er jemals wieder rauskäme … und segelte erst gar nicht rein.

Jetzt aber genug gequasselt, ihr wollt sehen wie es hier ausschaut.

Die steilen Hänge sind dicht bewaldet, aber leicht hat man es als Baum hier nicht: auf dem Grundgestein (Diurit, Gneis, Granit) wächst eine dicke Moosschicht, darüber Farne und in diesem Untergrund wurzeln

Schlafender 

die Mountain- und Silver-Beeches. Die Baumwurzeln sind ineinander eng verschlungen und geben so gegenseitigen Halt. Dieser Vorteil wird aber zum Verhängnis, wenn ein großer Baum durch Wind und Wetter den Halt verliert: er reißt seine Nachbarn ebenfalls los und im Schneeballverfahren rasen ganze Baumlawinen die Steilhänge herunter. Ausgelöst werden diese tree avalanches zumeist durch heftige Regenfälle. In Fiordland NZ kommt mit 7 bis 9 Meter pro Jahr fast doppelt soviel Regen runter wie im Amazonasbecken. Der Wald ist ein Regenwald, kein tropischer, ein Kalter oder Küstenregenwald. 

Das war jetzt schon wieder etwas lehrmeisterlich, aber Reisen bildet, wir möchten ja auch was lernen. Und in diesen Wäldern hat wohl noch nie ein Mensch seinen Fußabdruck hinterlassen ?, hier war noch nie jemand. 

Das absolute Highlight der Fahrt durch den Sound waren aber nicht die Bäume, auch nicht das  unerwartet schöne, trockene Wetter. 

Es waren diese wundervollen Geschöpfe, denen wir gleich zweimal begegnen:

Bottlenose Dolfins

Etwa 60 Bottlenose Dolphins leben hier, bis zu 4,50 m lange Tiere und wenn man Glück hat und sie haben einen guten Tag, begrüßen sie die Schiffe, spielen, springen, schwimmen ganz dicht vorbei. Hier drei animierte Bildchen (draufklicken) als kleiner Actionfilm in Dauerschleife ?, bis wir Peter Jackson Konkurrenz machen können, müssen wir noch üben.

   

Und genau das durften wir erleben, ich krieg schon wieder feuchte Augen, als ich das hier schreibe. Alle waren wir ganz glücklich, vor allem die zweite Begegnung in einer ganz stillen Bucht, der Captain stellt den  Motor ab und wir sehen und hören die Delphine durchs Wasser schießen, hochspringen, mit einem fröhlichen Bauchklatscher untertauchen und prustend am Boot vorbeischwimmen. Ich bin mir sicher, sie ziehen diese Show extra für uns ab. Noch einmal ganz dicht an uns vorbei, und weg sind sie.

Ich weiß nicht, warum gerade Delfine uns so verzaubern, alle an Deck waren völlig ergriffen und sehr, sehr glücklich über diese Begegnung ☺️?. Und ich bin mir  sicher, das ist das Animal of the Holiday ?.

Da können die neuseeländischen Seebären sich noch so im Wasser tummeln oder auf ihrem Felsen räkeln, gegen die Magie eines Delfins kommen sie nicht an.

Ein letzter Höhepunkt, auch im wörtlichen Sinne, war der kurze Fotostopp auf dem Wilmot-Pass.

Voller Eindrücke kommen wir via Schiff/Bus/Schiff gegen 15 Uhr wieder in Manapouri an.

Nun reicht‘s, so viel Schönes kann der Mensch ja gar nicht verarbeiten und so beginnen wir unseren morgigen Fahrtag schon heute und fahren via Ostküste. Das ist der Gesamtplanung geschuldet, passt aber auch prima, weil wir so hoffentlich dem für morgen angekündigten Schietwetter entkommen. Vor allem aber haben wir morgen um 17 Uhr einen äußert dringenden Termin in Fleur‘s Place in Moeraki ?. Den dürfen wir keinesfalls verpassen.

Unbehelligt von weiteren landschaftlichen Höchstleistungen bügeln wir also am Nachmittag quer über fast die komplette Südinsel von Westen nach Osten ??(?). Unser Ziel ist Taieri Beach, dort wo die traumhafte beach road am Pazifik vor Dunedin beginnt – ein Geheimtipp von Mike und Beate?. Noch ein wenig Ostküstensonne, ein Bad im Pazifik, eine laue Spätsommernacht … was einem so vorschwebt ?.

Der Campingplatz hat was von Whangamomona Camp ?. Das putzige Office wird von 4 schicken chicas ? bewacht, der Inhaber ist ordentlich angeschickert, Teile des Platzes dienen als Wertstoffhof und im loftigen Ladies-Loo kann man die verblichene Insektenfauna ????? der letzten Jahre studieren, feinst eingesponnen. Das ist aber auch das einzige Netz ? hier, keine Balken ?, kein WiFi. Wir sollen reden und lieb zueinander sein ?. Ich mag diesen Platz ?. 

Impressionen

Doch da wäre dann noch die Sache mit der Außentemperatur, von wegen laue Nacht. Frisch isses hier ?. 14,5 Grad Luft- und angeblich genauso wenig Wassertemperatur, laut Volkers Zehensensor 17. Das hält uns natürlich nicht davon ab, am beach zu sitzen und auf‘s Meer zu schauen, wo wir doch extra über die ganze Insel … und überhaupt sitzt man zu selten auf einem Driftwood im weißen Sand und schaut auf die Wellen. Oder schreibt Blogs.

Strand-Blog

Währenddessen hat Volker eine äußerst erfolgreiche Fotosession mit zwei neuseeländischen Austernfischern. Heidi Klum wäre neidisch ?.

AoD? Oder Animal of tomorrow? Ich blick nicht mehr durch nach diesem Tag

Dank der Beflaggung mit einem Küchenhandtuch (Motiv: ? und ?) finden wir den Trailhead des kurzen Pfads zum Platz zurück und frösteln jetzt noch ein wenig vor uns hin ?. Und lutschen die 2 Balken mobile Coverage für diese Zeilen und Bilder aus. Was ein geiler Tag !

Ein Kommentar

  1. Schöne Bilder und schön beschrieben.
    Ei do geht mer jo es Herz uff.
    Weitere nette Erlebnisse und auf gehts zum kulinarischen Höhepunkt bei Fleurs.
    Liebe Grüße Mike

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