27. Februar bis 2. März in und um Delbrück
Wir verlassen Marburg nach dem Frühstück und fahren über diverse Bundesstraßen nach Ostwestfalen, das im Norden liegt. Wir werden in Delbrück von Volkers ehemaliger Siemens-Kollegin nebst Gatte erwartet, nennen wir sie (UV)2.
Überraschend ist unterwegs das Intermezzo des Winters in Winterberg, dem größten Skigebiet nördlich der Alpen im Sauerland.
Weil dann noch Zeit ist, halten wir vor Brilon, es gibt Kaffee und russischen Zupfkuchen im HoGo. Der Kuchen muss weg, da politically very incorrect 😖.
Derweil versehe ich den Blogeintrag mit Bildern. Um halb fünf erwartet uns U2 schon uff de Gass und weist den HoGo auf seinen Parkplatz ein.
Wir verbringen einen sehr, sehr schönen Abend mit angeregten Gesprächen bei Sekt und Wein und köstlicher Lammkeule. Für Sonntag verabreden wir uns zu einer Radtour nach PB 🚴🏻♀️🚴🏼🚴🏼♂️🚴🏻♀️
Die Nacht im HoGo ist 🥶🥶🥶, weil Volker aus unerfindlichen Gründen die Heizung auf OFF gestellt hat (vermutlich ist die 50%-ige Grappa mit Schuld). Also muss zumindest ich am sonnigen Sonntag Morgen erst mal auftauen.
Dick eingemummelt starten wir um 11 Uhr bei strahlendem ☀️ in gemächlichem Tempo Richtung Paderborn. Das Land ist platt, (End-)Moränenlandschaft, sagt U2 und die muss es wissen, denn sie hat Geografie studiert. Es geht am Boker Heide Kanal entlang, der über 32 km parallel der Lippe von Paderborn nach Lippstadt führt. 1853 in Betrieb genommen, sollte er die karge Heidelandschaft in üppiges Gras- und Ackerland verwandeln, durch Entwässerung der Sümpfe und Melioration, Bewässerung und Verbesserung der sandigen Böden.
Der Kanal verläuft teilweise auf einem künstlichen Damm, passiert 16 Wehre, einen Sohlabsturz und drei Wasserkreuzungen. Ursprünglich gab es viele weitere Bauelemente, wie Unterleitungen und Rückleitungsschleusen, von denen viele nicht mehr existieren.
Seine Bedeutung als Bewässerungs- und Meliorationskanal hat der Kanal weitgehend verloren, heute wird er vornehmlich zur Grundwasserregulierung genutzt. Das ist hier nicht weit weg, nur so ca. 1,5 Meter. Da muss man schon mal schauen, dass es nicht zu Besuch kommt. Zwei Kanalwärter bedienen die 16 funktionsfähigen Wehre, durch die das Wasser nach Bedarf auf die Wiesen und Felder ge- oder abgeleitet wird.
Wikipedia sagt: Der Boker-Heide-Kanal ist ein bedeutendes westfälisches Kulturdenkmal und hat mit seinen Schleusenanlagen und den langen Baumreihen landschaftsprägende Bedeutung. Radwege laden längs des Kanals zum Radfahren ein.
Genau das tun wir also und zuckeln in gemächlichem Tempo mal rechts, mal links des Wassers. Unterwegs zeigen wir UV2, wie Geocaching „funktioniert“, ein Petling am Wehrschütz und eine Dose unter einer Brücke. Wir passieren den großen Lippe-Stausee, ein Freizeitparadies. Schloss Neuhaus, ein prachtvolles Renaissance-Wasserschloss, gibt es auch en passant, hier müssen wir noch mal von PB aus hinfahren und uns das genauer anschauen.
Einen kurzen Stop legen wir ein am fabulösen TB-Hotel von The Spy, dem hiesigen Top-Owner.
Über die lauschigen Pader-Auen sind wir unvermittelt mitten in der Altstadt von Paderborn. Ganz wunderschön hat man hier den Flusslauf gestaltet. Bis an den Dom begleitet uns das allgegenwärtige Wasser von Deutschlands kürzestem Fluss, der aus 7 ergiebigen Quellen im Stadtgebiet entspringt und nach 4 Kilometern in die Lippe mündet. Auch das werden wir uns die Tage genau ansehen.
Heute ist unser Ansinnen in der Stadt rein kulinarischer Natur. In der Bar Celona machen wir Mittagspause und begeben uns dann auch gleich wieder auf den Heimweg, den wir gegen 17.30 Uhr mit einem Glas Cremant am gemütlichen Esstisch von (UV)2 beschließen.
Am Abend geht es zum Essen in den Waldkrug, der keinesfalls waldkrugig, sondern sehr fürnehm daherkommt. Das Essen ist vorzüglich und danach sind alle bis auf U2 hundemüde und wir verziehen uns in den HoGo.
Auch der Montag grüßt mit Kälte 🥶 und Sonne ☀️. Wir werden heute wandern, eine der vielen „Geotouren Paderborner Land“(GTPL), die in Zusammenarbeit der Geocacher mit den Tourismusverbänden entstanden sind.
Verproviantiert mit Tee und Butterbroten machen wir uns auf den Weg. Erst mal geht es ins Zentrum von Delbrück, wo am Rosenmontag einige hartgesottene Gecken mit Schlagern und Karnevalsmusik feiern. Die Gegend ist – wie könnte es anders sein – stockkatholisch und ergo wird hier Karneval gefeiert. Aber die Handvoll Karnevalisten ist gut zu ertragen.
Wir bewundern die Delbrücker Kirche mit ihrem verdrehten Turm und den hübschen Kirchplatz, einen „Rundling“, der an die ursprüngliche wehrhafte Anlage des Ortes erinnert (wie Asterix‘ gallisches Dorf 😂).
Raus aus der Stadt geht es entlang des Haustenbachs, des Boker Kanals und vieler namenloser Be- oder Entwässerungskanäle einmal rund um Delbrück. Strahlender Sonnenschein, aber auch ein kalter Wind begleiten uns, wirklich warm ist es mit ca. 8 Grad nicht. Aber die Natur steht in den Startlöchern: Weidenkätzchen, Haselnuss-Männchen und hier und da die ersten vorwitzigen grünen Knospen. Dazu Schneeglöckchen und viele Krokusse. Sogar die ersten Bienchen 🐝 sind unterwegs. Es wird.
Am End haben wir fast 12 Kilometer auf den Sohlen und unser Schritt-Soll mehr als erfüllt.
Leider begleiten uns auch heute den ganzen Tag die furchtbaren Nachrichten aus der Ukraine und lösen eine Flut von Gefühlen aus 😨😢😖😤😱🤬🤮.
Den Abend läuten wir auf (UV)2s Einladung ein mit einem Sundowner am Teich. Schön ist das. Und auch der Abend vergeht bei angeregten Gesprächen wie im Flug. Ich fürchte, die Weinvorräte unserer Freunde müssen nach unserer Abreise gründlich aufgestockt werden 😉🍷🍾🥂.
Eigentlich wollten wir ja morgen nach PB auf den WoMo-Stellplatz umziehen, aber (UV)2 überreden uns, noch einen Tag/Nacht zu bleiben und eine Radtour am Emsradweg nach Rietburg zu machen. Also verlängern wir den Besuch in Delbrück und starten am Dienstag Vormittag mit den Rädern Richtung Nordwesten.
Von der Ems kriegt man auf den 20 Kilometern nicht allzu viel zu sehen, der Radweg ist aber über 300 km lang und hier noch am Anfang, das will also nix heißen. Der Fluß ist beidseits eingedeicht und sieht irgendwie aus, als würde er höher liegen, als das Land umrum 😳. Die „Emsniederung“ ist wirklich sehr tiefgelegen und nass, nass, nass. Wir kommen an vielen schönen, großen landwirtschaftlichen Anwesen vorbei, richtige Gutshöfe, wie aus dem Ei gepellt. Und viele Reiterhöfe.
Das Städtchen Rietberg blickt auf eine lange Geschichte zurück, ich glaub 851 stand auf einer Tafel. Davon gibt es viele, aber einladend sind die nicht: Überladen mit Zahlen und Namen, das macht nicht wirklich Spaß. Und sehr verschlafen ist das Ort. Zwar gibt es schöne Grünanlagen und prachtvolle Häuser, auch viel Kunst. Aber die Gastronomie hat zu, die Straßen sind ausgestorben, viele Geschäfte gibt es nicht, ein bisschen wie eine Geisterstadt.
Immerhin finden wir eine Bäckerei mit Café, wo wir eine Pause einlegen und uns stärken können. Proviant haben wir nämlich keinen dabei.
Ansonsten tun wir das, was wir immer tun: Geocachen. Ein Bildermulti und ein Labcache führen an alle sehenswerten Orte. Besonders ist in Rietberg sicherlich der Künstler Angelo Monitillo, der fantastische Schrott-Skulpturen zusammenschweißt, die schönsten und „lebendigsten“, die ich je gesehen habe.
Nachdem wir erfolgreich alle Geocaches gefunden haben, geht es auf kürzestem Weg zurück nach Delbrück und vor dem letzten Abend mit (UV)2 in der Pizzeria chillen wir noch ein wenig im HoGo.
Danach heißt es Abschied nehmen, Morgen früh haben alle was vor und für uns ist Moving Day.
Schön war‘s in Delbrück und die Zeit mit (UV)2 haben wir sehr genossen.