Donnerstag, 27. Juli 2023
Wir verpassen dem HoGo in Vardø noch ein komplettes wellness-Programm mit Grau- und Schwarzwasser-Dumpen, Frischwasser refill, bissel Außenreinigung und innen gut durchwischen sowie volltanken.
Dann geht es zurück in Richtung Tana Bru. Dank des wolkig-heiteren Himmels sieht die Landschaft viel schöner aus als bei der Hinfahrt – nicht nur der Himmel, auch das Wasser leuchtet in schönen Farben. Heute verstehen wir, was gemeint ist, wenn nasjonaleturistveger.no von „wechselndem Licht zwischen Wasser und Himmel“ schwärmt.
In Vadsø (der Ort mit dem Luftskipsmasten) fällt mir beim Vorbeifahren ein seltsames Bild auf – also stop und umdrehen, das schauen wir uns genauer an. Und tatsächlich, dieses „Bild“ schreit geradezu danach, fotografiert zu werden:
Das Holzhaus ist eines der wenigen originalen Gebäude aus der Mitte des 19. Jahrhunderts und gehört einer alleinstehenden Frau, die es liebevoll umsorgt. Das trompe d’œil- Wandgemälde hat eine befreundete Künstlerin gemacht. Das kleine Häuschen rechts neben dem Eingang ist eine genau Replik en miniature 😍.
Wo wir schon mal da sind, tüten wir auch dieses Motiv noch ein:
Kurz vor der Tana Brücke verlassen wir die E75 und biegen links ab. Ca. 20 km später, gegen 17:30 Uhr, erreichen wir die finnische Grenze und sind eine sehr, sehr, sehr kurze Stunde später wieder in der EU. Zeitumstellung! Die hat nichts mit unserer Sommer- oder Winterzeit zu tun: Finnland liegt in einer anderen Zeitzone, Europe/Helsinki, hier gilt die Eastern European Summer Time (EEST).
Der Grenzübergang liegt total im Off, hier sagen sich Fuchs und Rentier hyvää yötä. Wir sind dennoch genau hierher gefahren, weil hier der nördlichste Punkt der EU (und somit auch Finnlands) ist. Das wird vielleicht ein neues Hobby: Kapps und Extrempunkte sammeln 😂. In Deutschland gibt es ja den Zipfelbund, der reizt uns auch sehr. Und an solchen Orten sind dann meist auch entsprechende Geocaches zu finden. Hier gleich 2, ein 👻 und ein ❔.
Es gibt ein kleines Monument, nett mit bemalten und beschriebenen Steinen und ein paar Blümelchen verziert.
Wir fahren fast mutterseelenallein durch die einsame Landschaft – das breite Tal des großen Grenzflusses Tana, hier Teno genannt. Manche Reiseführer sprechen gar von der schönsten Straße Finnlands mit – Achtung Luft anhalten – atemberaubender Landschaft. Der riesige Fluss rechts von uns mit vielen Sandbänken, drumherum sehr viel Grün und in der Ferne an den Berghängen sogar richtiger Wald. Geht doch! Allerdings ist der Blick auf den Fluss fast durchweg durch Gestrüpp verdeckt. Da muss man Glück haben, die Lücke zu erwischen.
Mut zu Lücke hat auch das Rentier of the Day, das uns gesenkten Hauptes ungerührt mitten auf der Straße entgegen latscht. Es denkt nicht daran, dem Auto auszuweichen, das uns gerade überholt hat, und auch wir sind ihm herzlich wurscht. Wie auf Schienen spaziert es zentimeterscharf an uns vorbei und würdigt uns keines Blickes.
Wir kämpfen derweil mit dem nicht vorhandenen Mobilfunknetz und völlig unverständlichen Straßenschildern. Die Worte darauf sind so lang, dass wir im Vorbeifahren noch nicht mal alle Buchstaben lesen können, geschweige denn aussprechen oder in DeepL einklöppeln. Oben ist Finnisch, das ist schon schlimm genug, unten Samisch, das ist die Hölle. Vielleicht ist die „Sprache“ entstanden, indem jemand mit dem Rentiergeweih auf eine Schreibmaschinentastatur eingedroschen hat. Oder man lässt einen Schimpansen tippen. Dabei kommt bekanntlich irgendwann Goethes Faust raus. Vorher Finnisch! Und danach Samisch.
Wir behalten die Netzbalken auf dem Handy im Auge und bei 4G+ und drei Balken stellen wir uns an den Straßenrand auf einen Parkplatz.
Gute Nacht!
Und jetzt zum wöchentlichen Überblick unserer Gesamtreise.