(W)Einkauf und Wandern in der Pfalz

17. – 19. Oktober 2025: Deidesheim/Pfalz

Am nächsten Morgen (ich glaube es war ein Freitag 🤔, man sollte den Blog nicht erst 4 Wochen später schreiben) düsen wir erst einmal nach Bad Bergzabern und bunkern im Weingut Knöll-Vogel Gelben Muskateller und ein Schächtelchen gemischtes.

Dann beziehen wir Quartier in Meckenheim bei Deidesheim, ein ruhiger Stellplatz am Ortsrand, 10 Euro Gebühr kann man per App zahlen und es gibt komplette V+E nebst Strom, perfekt!

Am Samstag früh radeln wir dann auf einem hübschen Radweg die 7 Kilometer Richtung Waldrand zum Startpunkt des Multis „Pfalzblick“ hinter Deidesheim.

Ich finde es immer wieder faszinierend, wie der Pfälzer Wald so völlig unvermittelt aus der Ebene hochploppt: Alles ist flach und mit Weinstöcken bepflanzt und schwuppdiwupp bist du im Wald und es geht den Bersch enuff. Das sieht auch auf der Landkarte immer aus, als wäre einer mit dem Rasenkantenschneider entlang gegangen.

Grund ist natürlich der Umstand, dass der Oberrheingraben vor ca. 50 Mio. Jahren hier entstanden ist. Ursache war die Auffaltung der Alpen durch die Kollision Italiens mit dem europäischen Festland, was zu gewaltigen Verwerfungen und Spannungen tief in der Erdkruste führte. Am End bewegte sich entlang eines tiefen Bruchs die Erdkruste auseinander und sackte ab. Das dauerte so ca. 20, 30 Mio Jahre an, was für geologische Prozesse ein recht zügiges Tempo bedeutet. Die „Grabenschultern“ bilden Schwarzwald und Vogesen im Süden, Pfälzer Wald und Odenwald im Norden. Sie wurden schon während ihrer Entstehung durch Erosion abgetragen, wurden flacher und der Graben teilweise mit Magma aufgefüllt. Er wäre sonst sage und schreibe 4.000 Meter tief! In dem entstandenen ca. 35 km breiten Tal sammelten sich Wasserläufe, füllten je nach Wassermenge das Tal mal komplett, mal weniger aus und lagerten Unmengen an Sand und Kies ab – der Oberrheingraben ist die größte Sandkiste Europas! Spannende Sache das, finde ich. Der Link führt (hoffentlich auch noch in ein paar Jahren) zu einem kurzen Video über die Entstehung. Die dort zu Beginn postulierte Magmablase (Plume) hat es aber nach neuester Forschung wohl nicht gegeben.

Wir stellen die Fahrräder am Startpunkt des Multis ab und machen uns auf den abwechslungsreichen Weg.

Der führt zunächst entlang des kleinen Weinbachs, an dem früher zahlreiche Mühlen lagen, die durch einen oberhalb gelegenen aufgestauten Mühlteich mit Wasser versorgt wurden.

Hier sieht man die Staumauer des Mühlteichs
Fundstück unterwegs: Zwei wunderschöne Erdsterne. Das sind Pilze.

Schon nach etwa einem Kilometer erreichen wir die Deidesheimer Hütte, die vom PWV, dem Pfälzer Wald-Verein bewirtschaftet wird. Das geschieht ehrenamtlich durch Mitglieder der Ortsvereine, die sich reihum bereit erklären, an den Wochenenden Hüttendienst zu schieben. Hier ein Video des PWV Deidesheim dazu! Und da die Pfälzer Hüttenkultur von der UNESCO als immaterielles Welterbe ausgezeichnet wurde, ist es unsere Pflicht, hier einzukehren und die materielle Seite der Sache zu testen. Was das anbetrifft, sind wir ja keine Kulturbanausen 😇.

Die Wanderung ist sehr abwechslungsreich (hab ich glaub ich oben schon geschrieben 🙈) und wir machen unfassbar viele Fotos von Pilzen und bunten Blättern, die ich in eine Handy-Collage zusammengebastelt habe. Die gibt es aber erst am Ende und zwischendrin ein paar besonders gelungene Großaufnahmen.

Von Pilzen hab ich keine Ahnung, zumindest nicht von diesen.
Frauenhaarmoos
Die Kerwebuwerast – was die wohl hier wollten???

Nach ein paar Kilometern, kurz vor dem Wendepunkt der Wanderung, geht es durch Kiefernwald mit viel Heidekraut.

Und die eine oder andere Dose als Beifang ist auch dabei

Hier nun die Ausbeute an Pilzen. Wenn man die hätte essen können, das hätte für Wochen gereicht. Sie sehen wunderhübsch aus, wenn sie sich so aneinanderkuscheln

Auch die Einzelexemplare können sich sehen lassen. Zwei davon kann sogar ich benamsen, den Fliegenpilz (haha) und links ein kapitaler Steinpilz. Den hätten wir eigentlich sogar mitnehmen und futtern können, aber im Rucksack war kein Platz und heute bleibt die Küche auch kalt. (Und ehrlich gesagt hab ich mich auch nicht getraut, der lag schon abgerupft am Boden, wer weiß wie lange schon 🤢).

Gegen Ende der Route kommen wir am Bismarckstein vorbei. Ich glaube es gibt kaum eine Persönlichkeit, die in Deutschland mehr Denkmäler hat als der olle Reichskanzler. Update: Kiki (meine KI) bestätigt das: Platz 1 Otto, Platz 2 Willi I.). Hier sind Bismarck und Wilhelm II. auf einem Stein gemeinsam verewigt, aber das Dings heißt nicht Wilhelmstein, sondern Bismarckstein.

Bei der Gelegenheit kommt mir die berechtigte Frage, welchen Nachnamen eigentlich der Kaiser hatte? Von Preußen? Von Hohenzollern? Auch Kiki stammelt und weiß es nicht wirklich.

Den Stein ließ ein gewisser Franz Buhl, Weingutsbesitzer aus Deidesheim, Reichstagsabgeordneter der Nationalliberalen Partei und glühender Verehrer Bismarcks hier aufstellen. Anlass war ein Essen im Januar 1894, zu dem Wilhelm II. (der Enkel des ersten deutschen Kaisers) den von ihm vier Jahre zuvor geschassten Ex-Reichskanzler in Berlin einlud und das als „Versöhnungsmahl“ gedeutet wurde. Politisch hatte das keinerlei Bedeutung, wurde aber damals schon medienwirksam inszeniert und hochgepuscht. Bismarck hatte nach wie vor viele Anhänger und machte hinter den Kulissen von seinem Landgut Friedrichsruh bei Hamburg aus weiter stille Politik, bis zu seinem Tod 1898.

Kurz darauf finden wir auch problemlos das Finale des Wander-Multis 👌.

Wir kommen am Ende der inzwischen 11 km langen Wanderung (angegeben waren 8, aber es ist irgendwie immer weiter 🤷‍♂️) am Gasthaus Pfalzblick vorbei, dem Namensgeber des Multis. Aber das hat leider schon um 16 Uhr seine Pforten geschlossen 😐️.

Den Pfalzblick können wir uns aber noch gönnen …

… und dann heißt es schnell sein: Fahrräder aufschließen, Turbo rein und über den Fahrweg hoch zur Deidesheimer Hütte, denn die hat warme Küche bis 17 Uhr. Es ist 10 vor 🚴‍♀️🚴‍♂️.

Aber wir kriegen problemlos noch eine köstliche Hüttenmahlzeit. Volker nimmt Kastaniensaumagen, der sehr würzig mit viel Majoran abgeschmeckt ist, und ich Spinatknödel in einer göttlichen Käsesauce. Beides richtiges Soulfood 😋.

Das ist denn auch das letzte „Event“ vom Herbstwech – es endet leider viel zu früh wie ich finde, aber es stehen halt wieder Termine an, Mitarbeitergespräch mit meinem Chef GP, Winterreifen für den HoGo, RSV-Impfung, Friseur für Volker und und und. Soifz.

Zum Schluss noch die versprochene schöne große Collage unserer gesammelten Fundstücke, ein kleiner Fake ist dabei, etwas stammt nicht von hier! Könnte aber.

Auflösung: Die Keschde sind in Klingenberg fotografiert.

Ganz zum Schluss noch die Rundroute auf einen Blick. Da kann Volker noch was zu schrieben wenn er möchte.

Ich habe fertig 😅.

Naja, was soll ich noch schreiben, unser Herbstwech ging immerhin über 623 km. Was mich allerdings am meisten wunderte, ist, dass man von Mainz nach Stuttgart auch entlang des Mains bis auf Höhe Miltenberg fahren kann, um dann stramm nach Süden abzubiegen. Und dies ist kein Kilometer länger. Hier musste ich dann doch Uschi, auch etwas kleinmütig, recht geben 🤗

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