Tag 2: Von Andermatt nach Ilanz

“Das wäre unser Pass gewesen“, jammert Volker, während wir mit der Zahnradbahn auf den Oberalppass zuckeln. Wäre sie nicht so langsam,  es wäre schwindelerregend. Immer wieder schauen wir herab auf Andermatt, mal aus dem rechten, mal aus den linken Zugfenster.

Oben am Pass erwartet zumindest mich eine Überraschung:

Einen Leuchtturm nebst Anker hätte ich nun nicht erwartet. Er wurde 2010 als Symbol für die Rheinquelle hier aufgestellt – dabei ist sie von hier noch einen gut einstündigen Fußmarsch entfernt. Einen Geocache gibt es hier natürlich auch ?.

Downhill

Die Quelle besuchen wir mangels alpiner Wanderausrüstung nicht, statt dessen geht es auf die Abfahrt. Meine erste Passabfahrt überhaupt. Ich bin vorwiegend mit Bremsen beschäftigt, schneller als 45 km/h trau ich mich nicht. Der „passable“ und zudem scheibengebremste Volker ist da schon schneller unterwegs. Dafür schraubt sich die Restlaufzeit von Erikas Akku ins Absurde, ich fürchte schon, die Software steigt bei 190 km Reichweite aus.

Der kleine Rhein plätschert unter uns zunächst unsichtbar durch sein schönes Tal.

In Dissentis besuchen wir das opulente Kloster; mit dem Multi haben wir allerdings kein Glück, umsonst keuchen wir 250 m den Berg hoch: Rechnen ohne Lesebrille konnte ja nicht gut gehen. Aber auch nach dem Ent-Verrechnen, finden wir das Ding nicht ☹️.

Wir biegen hier aber endlich von der großen Straße ab und fahren überwiegend auf geschotterten Wegen durch das schluchtartige Tal des jungen Rheins. Steile Anstiege und noch längere Abfahrten, nicht gerade angenehm auf dem Boden, aber die Landschaft versöhnt damit:  Malerische Dörfer wechseln sich ab mit einsamen Abschnitten durch Wiesen und Wälder. Hier ein paar Impressionen:

 

Die prächtige kleine Barockkirche des Hl. Antonius in Cavardiras ist wunderschön geschmückt, ich stelle ein Kerzlein auf, muss allerdings den erbetenen Obulus in Fremdwährung berappen, also eben keine Rappen, sondern euronische Cent. Die Schweiz wird‘s verschmerzen, der INRI lächelt milde auf mich herab, also wolle er sagen: Ich verrate es keinem.

In Surrain laden wir Erikas und unsere Akkus ein wenig auf und wundern uns über die babylonische Sprachverwirrung in der Gegend: Guten Tag, Gruezi, bonjour, bon giorno, buenavista, wahrscheinlich könnte man auch holladriho sagen, hier geht alles. Ein Trimmdichpfad beschreibt seine Übungen so: „Execuziun: Metter ils peis illa largezza dal batschigl fan ün pa schnuogl, cul bratsch stendü sur il cheu“ ?. Laut Volker ist das Rätoromanisch, die Wirtin meint, es sei ein romanischer Dialekt, den sie auch nicht versteht – dabei wohnt sie nur ein paar wenige Kilometer entfernt.

Ja, die Schweiz ist schon was Besonderes ??????

Der kleine Rhein nimmt merklich an Größe zu, 40 km hinter seiner Quelle wird er schon zur Arbeit gerufen: Ein Wasserkraftwerk produziert reinen Rheinstrom.

Kurz von Ilanz kommt noch ein sehr fieser Cache an einer überdachten Holzbrücke. Wir suchen vergeblich eine ganze Weile, das Übliche: Operative Hektik ersetzt geistige Windstille. Kurz vorm Aufgeben ein letzter disziplinierter Versuch: Bauchnabelhöhe und das ansehen was es hier gibt, das sind Schrauben und Astlöcher. Schrauben  sind es nicht, also bleibt nur … schwupps da ist er ?, im Astloch als Astscheibe getarnt. Der kriegt ein ?.

Gegen 18 Uhr radeln wir in Ilanz ein und beziehen Quartier. Jetzt ein leckeres Abendessen und dann verziehen wir uns wieder mit Elke und Tom in die Betten.

Na gut, bevor hier noch wilde Spekulationen aufkommen: Es handelt sich um Elke Heidenreich und Tom Krausz, besser gesagt um deren Bildband „Der Rhein“, den Volker als Reiselektüre erworben hat und den wir uns nun abends kapitelweise im Bett vorlesen. Ja: Vorlesen! Schön ist das.

Fakten:

? 11 km, ? 56 km, 3:10h Fahrtzeit, 1.000 HM, ☀️

 

 

Ein Kommentar

  1. Das klingt (bis aufs nicht ganz so erfolgreiche cachen) nach einem sehr gelungenen zweiten Urlaubstag! Und schöne Bilder *dabeiseinwill* 🙂
    Gute Nacht und gute Fahrt morgen!

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