Tag 9: Von Murg nach Kleinkembs

Verbaselt

Was wir abends hochstrampeln mussten, durften wir morgens runterrauschen ? hui … bis zu einem Kneippbecken, wo natürlich ein Stop eingelegt wurde. 

Kneippen ist ein Muss

Wir trafen dort einen netten Herrn mit 2 Hunden, der uns gleich als Hessen o.Ä. erkannte und zum Besten gab, dass er seinerzeit am Autobahnkreuz in Kastel im Auto etwas überstürzt das Licht der Welt erblickt hat und sich somit den dortigen Hessen verbunden fühlt. Lustig war das, ein nettes Gespräch. 

Unser 1. Ziel war dann Bad Säckingen, das wir im Vorbeifahren „besichtigten“. Hier kann man die längste gedeckte Holzbrücke Europas bewundern, wirklich toll.

Innenansicht

 

Für Kopp und
Füß: Anklicken

Allerdings assoziiert man den Ort meist nicht mit diesem architektonischen und historischen Juwel, sondern mit dem Trompeter von Säckingen. Dieser angebliche Blasmusiker war Musiklehrer und heiratete eine Adlige, das war zwar etwas ungewöhnlich aber dennoch unspektakulär, er war ein angesehener Bürger und Vater von 4-5 Kindern. Der Dichter Joseph Victor von Scheffel hat diese Liaison 200 Jahre später zu einem tragischen gefühlsüberladenen Epos verwurstet, das dann sogar vertont und später verfilmt wurde. Ein Hoch auf die Blasmusik.

Weiter geht es an vielen Maisfeldern und vielen Wasserkraftwerken vorbei. Für den Rhein ist nach dem Wasserfall schluss mit lustig, er wird zur Arbeit abkommandiert. Das Kraftwerk in Rheinfelden stammt aus dem Jahr 1898 und hatte schon damals 20 Turbinen!

Rheinfelden

In Rheinfelden weist uns ein Geocache auf eine weitere geologische Besonderheit hin, das St. Anna-Loch: Hier ist das Flussbett von tiefen Rinnen durchzogen, die sich zu einem Graben vereinen und unterhalb der Brücke in ein 30 Meter tiefes Loch münden. Quasi ein Wasserfall unter Wasser und eine große Gefahrstelle wegen der entstehenden Strudel und der Tiefenströmung, die alles in dieses Loch hineinzieht.

Im Anschluss passieren wir Basel, das ist erstaunlich schnell erledigt, ein Radweg führt an der Uferpromenade hinein und wieder hinaus.

Basel Panorama

Auf die große Stadt hatten wir keine Lust, sie ausführlich zu erkunden hätte sicherlich 2-3 Tage gedauert, das möchten wir nicht, wir machen ja eine Radtour und keine Städtereise. Am Dreiländereck ergattern wir noch den südwestlichsten Geocache Deutschlands ?.

In Basel kriegt der Rhein die Kurve, ab jetzt geht es nach Norden und für den Fluss ändert sich ab hier vieles: Er heißt nun Oberrhein und ist ab hier der Industrie zu Diensten: als Transportweg, sein Wasser kühlt Anlagen, nimmt Abfälle auf, wird durch Turbinen getrieben, er wird gestaut, abgeleitet, umgeleitet und augebaggert. Ab hier ist er bis Breisach immer von mindestens einem Kanal begleitet, vor allem die Franzosen haben ihm schon Ende des 18. Jahrhunderts reichlich das Wasser abgegraben. 

Und er verläuft fast schnurgerade, auch dazu hat man ihn gezwungen.

Die Rheinbegradigung ist untrennbar verbunden mit dem Ingenieur Johann Gottfried Tulla, der ab 1809 maßgeblich für Planung und Durchführung verantwortlich war. Im Prinzip grub man Durchstiche als neues Flussbett und trennte so die Mäander ab. Sie wurden zu Altrheinarmen und verlandeten zumeist. Damit legte man auch die Sümpfe trocken und gebot neben dem ständigen weiträumigen Überschwemmungen auch dem Sumpffieber, der Malaria Einhalt. Tulla selbst starb übrigens 1828 an Malaria, er hinterließ aber genaue Pläne für seine zahlreichen Nachfolger. So wurde der Fluss zwischen Basel und Mainz um 81 km verkürzt und zu allen Jahreszeiten schiffbar gemacht. 

Statt der Überschwemmungen gibt es nun Hochwasser, weil der Fluss in seinem schmalen Bett eingedämmt ist. Heute werden wieder vielerorts Polder angelegt, um dem Rhein bei Hochwasser gezielt ein Ausweichen zu ermöglichen. 

Wir radeln eine hübsche Strecke am rechtsrheinischen Ufer entlang, bei den Isteiner Schwellen muckt der Fluss noch einmal kurz auf, aber da wird er schon vom Rheinseitenkanal begleitet und darf sich diese Kapriolen erlauben.

Wir biegen dann auf gut Glück ins Land ab und finden in Kleinkembs eine super Unterkunft in der „Blume“ mit tollem Essen und dem besten Frühstück.

Nach einer ausgiebigen Planung der nächsten Tage (Variablen Wetter, Strecke, Straßburg …) hören wir uns dann wie jeden Abend noch an, was Elke so zu berichten hat. Sie ist in Basel vom Auto auf die „Rheinmelodie“ umgestiegen. Die fährt auch nachts, so kriegt Elke per se weniger mit, sieht auch alles nur vom Fluss aus und … man verzeihe uns diese Bemerkung … das Getränkeabo mit unbegrenzt Roséwein scheint auch Einfluss auf die Berichterstattung zu haben ?. Sie wird lyrisch und schweift ab, auf ihre unvergleichlich amüsante und etwas schnodderige Art. Vieles, was uns beschäftigt, bekommt sie auf dem Kahn aber einfach nicht mit: von den Indern mal ganz abgesehen, fehlen Myriametersteine (davon später mehr), Mais (auch davon) und die bereits erwähnten Fußwegbeschilderungen, auch darauf werden wir noch weiter eingehen. Dafür hat Elke dieses Getränke-Abo, wir nicht ?.

Fakten: 71 km, Hm 323, Quartier Hotel Blume ohne Vorreservierung. Klasse Frühstück! Kein AoD.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.