WEIN.GUT.PAN

21.-24. April: Spargel in Nußdorf

Nach dem herrlichen Erlebnis im letzten Jahr ist es klar wie Spargelbrühe, dass wir uns auch 2023 die leckeren Stangen bei den Pfaffmännern und -frauen im WEIN.GUT.PAN nicht entgehen lassen!

Das Aprilwetter macht seinem Namen alle Ehre, so fahren wir nicht schon wie erst geplant am Mittwoch los, sondern lassen noch den „Kaltlufttropfen“ (🥶💧 neumodische Bezeichnung für „Scheißwetter“) durchziehen und fahren am Freitag nach Landau.

Dort werden wir freundlichst begrüßt, inzwischen kennt man uns wohl schon und wir richten uns häuslich ein. Die Sonne scheint und wir fühlen uns zwischen Rosmarin, Zypressen und Olivenbäumchen wie in Italien 😍🤗🥰.

So zwitschern wir uns ein Fläschchen leckeren Auxerois rein und genießen die Wärme und Ruhe! Über uns spielen Greifvögel mit Wind und Thermik. Vom Hof dringt das unverkennbare Lachen von Theo P. herüber – wir sind angekommen!

Weitere Camper trudeln ein und am End stehen 3 Womos und ein Wohnwagen auf der Wiese, 2 nette Frauen nebst Golden Retrievern aus MKK, 2 Melanies mit Dackel und Pudel ( beide Hunde in der Variante „Zwerg“ 🐩🐕) und im Wohnwagen Yvonne mit Mann, Tochter Freya und dem zuckersüßen Baby Liv. Alle freuen sich auf den Spargel 😋😋😋.

Das Socializing hätte gut und gerne bei einem oder zwei gemeinsamen Fläschchen Riesling weitergehen können , doch da entsinnt sich der April seines Rufs und schiebt mit – zunächst leisem – Donnergrollen von Westen eine Warmfront auf uns zu, die geht auf Kollisionskurs mit den örtlichen Luftmassen polaren Ursprungs – so sagt Chefmeteorologe Volker – und verdunkelt den Himmel über Landau 😱.

Kurz und heftig geht ein Gewitterschauer über uns nieder und im Schlepptau hat er einen wundervollen doppelten Regenbogen, wenn man genau hinschaut sogar dreifach 🌈🌈🌈 .

Nachdem die dunklen Wolken sich verzogen haben, hängt der Himmel seine weißen Volants auf – diese Sorte Wolken bringen Volker ins Grübeln, ich finde sie einfach nur hübsch 😂.

Derweil köchele ich uns ein feines Essen auf Basis der Gemüsereste im Kühlschrank plus Nudeln. Letztere werden auf dem Cadac gekocht, das muss dann als Angrillen herhalten 😂.

Morgen steht Cachen in Landau auf dem Programm .. und natürlich am Abend das Spargelessen.

Samstag, der 22. April, begrüßt uns mit Sonnenschein 🌞.

Also gibt es Frühstück im Freien!

Danach werden eRich und eMil startklar gemacht, es geht zum Cachen nach Landau.

Wir spielen „Cluedo in Landau“, eine nette Umsetzung des Gesellschaftsspiels in einen Multi-Cache, der uns über 10 Kilometer durch die ganze Stadt führt. Wir beginnen auf dem Areal der ehemaligen Festung Landau (die hatten wir schon letztes Jahr) beim Bismarckturm. Der wuchtige Bau stürzte nur wenige Tage vor seiner Einweihung 1909 in sich zusammen: Die Erbauer wussten wohl nicht, dass sich ganz in der Nähe früher ein Graben zur Blutegelzucht für die Festungsapotheke befunden hatte. So war der Boden feucht und zu instabil. In Windeseile setzte man die Trümmern in 10 Monaten erneut zum Turm zusammen – vermutlich nachdem man den Untergrund ordentlich verdichtet hatte.

Die „Verhöre“ der Verdächtigen führen uns dann unter anderem zum Zoo, zum Reptilium und am End auf das Gelände der ehemaligen Landesgartenschau.

Auch hier begegnet einem wieder die Geschichte Landaus als Garnisonstadt, die auch mit dem Ende der Festung nicht vorbei war! So waren noch zu Beginn der 90er Jahre mehr als 3.000 – meist französische – Soldaten hier stationiert. Mit dem Abzug der französischen Truppen (aus ganz Deutschland) Ende der 90er Jahre wurden in Landau viele Flächen frei und im Rahmen mehrerer Konversionsprojekte einer zivilen Nutzung zugeführt.

Für 2014 bewarb sich die Stadt um die Austragung der Landesgartenschau auf dem ehemals militärisch genutzten Areal im Süden der Stadt, doch auch hier kam ihnen die kriegerische Vergangenheit in die Quere: Mehrere Bombenfunde vereitelten den planmäßigen Beginn und die LaGa Landau fand erst 2015 statt.

Größter Hingucker ist der schiefe Aussichtsturm:

LaGa-Turm
Aussicht auf den Pfälzer Wald

Mit dem Fahrrad ist man in Landau übrigens gut bedient: Es gibt viele gut markierte und ausgeschilderte Radwege. Hier wird wirklich was für den Fahrradverkehr getan. Da könnte sich Wiesbaden mal ein Beispiel nehmen!

Gegen 16 Uhr sind wir zurück in Nußdorf und um 17 Uhr beginnt das Spargelessen mit einem Seccoumtrunk. Wir treffen viele Leute wieder, die sich von letztem Jahr an uns erinnern – ich erkenne sie natürlich mal nicht wieder, zum Glück kann Volker sich Gesichter ganz gut merken. Sehr wohl erinnere ich mich aber an Michael, den Pianisten, der auch dieses Jahr wieder unter den Gästen ist!

Wir sitzen am Tisch mit Klaus (der sich tierisch darüber freut, war wohl letztes Jahr auch schon unser Tischnachbar), Bernd, Ralf, Michael, Christine, Regina, Petra, Dorothee und Laura.

Theo ist mal wieder in seinem Element, schwingt Reden, unterhält die Gäste und wird dabei immer wein-seliger 😂.

… rechts noch ein Keyboarder

Nach dem wieder sehr leckeren Spargelessen (Theo: „Manche sind heute Abend ja sogar wegen dem Spargel hergekommen“), spielen die „New Swingers“ auf, schaffen es aber nur bedingt, Schwung in die Hütte zu bringen.

Ganz anders „unser“ Michael: Theo lässt das Klavier in die Raummitte schieben und in den Pausen der Band greift Michael in die Tasten. Schon vor dem ersten Akkord kocht der Saal. Er hat’s einfach drauf und weiß, was die Leute hören wollen. Er fängt an mit „Hey Jude“ und aus voller Kehle singen alle das „Lalalala“, dann „Theooooo, wir fahr’n nach Lodz“, „Ich war noch niemals in New York“, zum Nachtisch „Aber bitte mit Sahne“, dann eine herrliche Parodie auf Hans Albers „La Paloma“ – zum Wegschmeißen komisch! Und zum Schluss den EM-Song 2016 „Ein Hoch auf uns“.

Und auch die die Swingers schaffen es am End doch noch, uns mit einem MMW-Medley vom Hocker auf die Tanzfläche zu reißen!

Wieder ein super schöner Abend, auch wenn Volker den Verlust seines Rotweins beklagt: Den hat kurzerhand der Theo einfach ausgetrunken, als Volker auf dem Klo war. Ein bissel Schwund ist immer 😂😂.

Am Sonntag ist das Wetter noch ganz brauchbar und wir machen uns auf den Winzer-Radrundweg, der uns einmal im großen Rund um Landau führt, durch 13 schnuckelige Weindörfer, verteilt auf gut 43 Kilometer und einige Höhenmeter, immer entlang der prachtvoll-dunklen Kulisse des hoch aufragenden Pfälzer Waldes.

Ganz am Anfang fahren wir ein kleines Stück über den Nußdorfer Weinerlebnispfad, der mit ganz viel Kunst „bestückt“ ist. Den müssen wir unbedingt mal als Spaziergang machen, wenn wir wieder hier sind!

Auch eine hübsch bemalte Pferdekopfpumpe steht hier am Wegesrand (ein Überbleibsel der LaGa 2015).

In der Gemarkung Nußdorf findet man recht viele dieser Pumpen und die meisten sind in Betrieb und fördern fleißig deutsches Erdöl.

Die wichtigsten Erdölvorkommen befinden sich in Norddeutschland, am meisten – ca. 1 Mio to/Jahr – fördert man in Schleswig-Holstein auf der Bohrinsel Mittelplate im Wattenmeer nördlich der Elbmündung. Insgesamt wurden 2021 1,8 Mio to Erdöl in Deutschland gefördert, das macht etwa 2% des Verbrauchs.

Hier bei Landau liegt das größte Erdölfeld des Oberrheingrabens, das seit 1955 über insgesamt 4,5 Mio. to Erdöl geliefert hat. Inzwischen ist die Fördermenge stark zurückgegangen, doch gerade in und um Nußdorf nicken einige der markanten Pferdekopfpumpen leise summend vor sich hin. Dallas in der Pfalz mit 65 Förderstellen!

Seit der „Zeitwende“ mit Beginn des Ukrainekriegs wird ja kein russisches Erdöl mehr importiert, und so wundert es wenig, dass man über eine Intensivierung der Erdölförderung in Deutschland und auch in der Pfalz nachdenkt. Ein – wie könnte es anders sein – sehr strittiges Thema.

Wir machen einen Abstecher hoch auf die Kleine Kalmit, einen 271 Meter hohen Kalksteinfelsen. An dessen Fuß befindet sich ein Wingertgelände, auf dem unterschiedliche „Erziehungsformen“ der Weinreben präsentiert werden, eine ganz interessante und teils skurrile Sache! Wieder was gelernt: Die „Hohe Pfälzer Erziehung“ ist kein Gymnasium in Landau und „Lyra-Erziehung“ keine Musikschule! Wenn das mal bei Günther Jauch kommt, sind wir jetzt gewappnet!

Oben auf der Kleinen Kalmit finden wir eine mal wieder prächtige Aussicht.

Wie schlafende Elefanten: Die „Skyline“ des Pfälzer Waldes … und vis-a-vis obbe druff die Madenburg

Der Pfälzer Wald „streitet“ sich übrigens mit dem Bayrischen Wald um den Titel „größtes zusammenhängendes Waldgebiet Deutschlands“. Geologisch besteht sein Untergrund aus Buntsandstein, der sich vor 240 bis 300 Mio. Jahren hier ablagerte. Als vor ca. 30-50 Mio. Jahren der Oberrheingraben einbrach, blieb der Pfälzer Wald am Rand als damals bis zu 4000 m hohe Erhebung stehen. Weitere Erosion legte ihn dann tiefer und schuf die typischen Bergkuppen und Täler. Auch bizarre Sandsteinformationen findet man, vor allem ganz im Süden im Dahner Felsenland.

Die Erhebung der Kleinen Kalmit (die große ist übrigens bei Neustadt a.d. Weinstraße und 672 m hoch) besteht aus Kalk, der sich im Rheingraben abgelagert hatte. Das Gestein ist also geologisch jünger als das des Pfälzer Waldes.

Blick zur Madenburg, einer der ältesten und größten Burganlagen von Rheinland-Pfalz

Weil wir bis dahin furchtbar getrödelt haben, schrubben wir dann mal ein paar Kilometer ab und mein noch ziemlich neuer eMil kann zeigen, was er so drauf hat 🚴‍♀️.

Das letzte Foto zeigt ein Denkmal in Nußdorf mit einem erdolchten Mann – wir denken erst an die Dolchstoß-Legende, aber so ein Nazi-Scheiß kann es ja nicht sein und ist es auch nicht. Die Skulptur soll an den Bauernkrieg von 1524 ff. erinnern, der auch hier in der Pfalz, nämlich in Nußdorf, Anhänger fand: Als „Nußdorfer Haufen“ rotteten sich im April 1525 bei der Kerwe etwa 200 Bauern hier zusammen (nicht nur Nußdorfer, das Dorf hatte nur um die 100 Einwohner) und verwüsteten und plünderten viele Klöster und Adelshöfe der Südpfalz, zerstörten sogar eine stattliche Burg. Es schlossen sich immer mehr Bauern dem so entstandenen Pfälzischen Bauernkrieg an und verbündeten sich mit anderen südwestdeutschen Freischärlern, bis Kurfürst Ludwig V. von der Pfalz sie in der Schlacht bei Pfeddersheim (bei Worms gelegen) am 24. Juni 1525 vernichtend schlug. 8000 aufständische Bauern verloren ihr Leben.

Interessant ist die Darstellung des erdolchten Bauern, geschaffen vom Künstler Peter Brauchle, „erfunden“ aber von niemand Geringerem als Albrecht Dürer. Er beschrieb diese Skulptur in einem Lehrbuch für Maler, Bildhauer und Steinmetze: Welicher ein Victoria aufrichten wolt darumb dass er die aufrührerischen Bauren überwunden hätt, der setz einen trauretten Bauren darauf, der mit einem Schwert durchstochen sey“.

Ob Dürer nun den aufständischen Bauern, die für ihre Menschen- und Bürgerrechte kämpften, gewogen war oder nicht, darüber streiten sich die Gelehrten. Bemerkenswert ist, finde ich, dass der Bauer zwar betrübt und abgerissen dasitzt, aber keinesfalls tot ist, wie es mit dem Schwert im Rücken doch zu vermuten wäre. Und eine Lobes-Säule für den Sieg des Adels über die Bauern würde doch eher einen strahlenden Sieger zeigen, als einen zwar traurigen, aber durchaus lebendigen Verlierer. Auch andere Werke Dürers lassen den Schluss zu, dass er ein durchaus kritischer Zeitgenosse war, der – an der Schwelle zur Neuzeit – die Zeichen des Wandels erkannte und thematisierte.

Nachdem ich mich jetzt also als Kunstkritikerin hervorgetan habe, schließen wir dieses Kapitel „Ausflug in die Pfalz“ nun ab 😁😂😜.
Wir verbringen den regnerischen Sonntagabend mit Tatort im HoGo und fahren am Montagmorgen nach Hause – mit ordentlich PAN-Wein im Gepäck versteht sich!

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