On the road again

Fastnachtsflucht 2021
unter dem Motto
Be my Valentine

13. bis 18. Februar 2021

In ferner Zukunft

So langsam geht uns der Dauer-Lockdown auf die Nerven. Dreieinhalb Monate nun schon. Trump sind wir endlich los, SARS CoV 2 noch lange nicht 😞. Wir lottern so vor uns hin, das Rentnerdasein tut sein Übriges und im Garten steht der HoGo sich die Reifen platt. Dabei hätten wir soooo viele Ideen und Dinge, die wir gern tun würden.

Da flattert uns die wöchentliche Meldung von R.+B. aus M.* in den whatsapp-Status. Sie mussten ihr Restaurant schließen und halten sich wie viele Gastronomen mit Außer-Haus-Verkauf über Wasser. Jeden Freitag postet R., was es Leckeres zum Abholen gibt. Diesmal ist etwas ganz Besonderes dabei:
* einige von euch kennen die beiden von Volkers 60.tem Geburtstag

Prompt macht sich in mir ein ganz und gar corona-lästerlicher Gedanke breit: Da könnte man doch, … nein man müsste geradezu! Prädestiniert für ein Wohnmobildinner!

Doch der ADAC warnt: WoMo-Dinner = touristischer Tagesausflug = unerwünscht. Erst recht, wenn dem Tag dann noch eine (Über-) Nacht(-ung) folgt. Es hilft auch nix, sich eine Pulle Wein hinter die Binde zu kippen und auf Fahruntüchtigkeit zu plädieren. Und ein Verstoß gegen das Beherbergungsverbot kann dann noch dazu kommen. Oh weh 😐! Unser Wille zum zivilen Ungehorsam schwindet. Doch das Ordnungsamt in M. sieht das zum Glück nicht so eng, wie der ADAC: Wenn wir abends kommen und am nächsten Morgen wieder abdüsen, sei das in Ordnung, wird R. vom Leiter der Behörde beschieden.

Und so packen wir am Morgen des 13. Februar noch ein paar Sachen in den HoGo, wedeln die Schneereste von der Windschutzscheibe und fahren der Sonne und der Eifel entgegen 💕🌞.
Damit lassen wir auch den harten Kern der virusresistenten Fasse-nachter hinter uns 🤠🤡👹🤖😺🤴🎊🎭 – same prodecure as every year 👍.

Auch Schlappmann und Fledi freuen sich sichtlich 😊

Für unterwegs hab ich uns noch ein bissel was zum Füße vertreten und Geocachen hinter Euskirchen ausgesucht. Google Maps meint: Bis dahin zwei Stunden, ich meine vier, Volker zweieinhalb und brauchen tun wir: Vier – was sonst 😜. Irgendwas ist nämlich immer: Wasser kaufen und Streuselkuchen bunkern geht noch schnell, dann aber meckert das hochintelligente Fahrerassistenzsystem, es sei zu wenig Luft vorn links im Reifen. 4.9 bar statt 5,5. Nun gut. Luft gibt’s überall. Denkste!

Die 1. Raststätte hat grad mal alles abgesperrt, die 2. die Luftstation abgebaut, an der dritten ist wohl was nicht in Ordnung, nachdem wir nur noch 4 bar im Reifen haben, hören wir lieber auf und fahren 5 km landeinwärts zu „Dorftanke“ in KO-Rübenach. Volker hatte vorher dort angerufen und gefragt, ob sie eine funktionstüchtige Luftpumpstation haben. Man konnte förmlich hören, wie der Dame am Telefon die Gesichtszüge eingefroren sind 😊😯🤔🤨😐😤. Wie dem auch sei, das Luftdings hat funktioniert (von wegen Dorftanke!), das beleidigte FAS noch ne Weile gezickt (5,4 bar waren ihm zu wenig), dann aber klein beigegeben.

Eine halbe Stunde später, um 15 Uhr, sind wir an unserem ersten Tagesziel, der Kakus-Höhle. Nie gehört? Wir auch nicht. Völlig zu Unrecht, denn es ist wirklich TOLL dort. Schaut:

Der Kartfelsen mit den Kakushöhlen

Der Sage nach lebte hier der Riese Kakus, ein übler Geselle, der die Eifler tyrannisierte. Niemand geringerer als der (römische) Herkules machte ihm den Garaus. Diese Sage stammt aus der Feder von Vergil und wurde – von wem auch immer – in die Eifel verlegt und hat sich im Volksmund verewigt.

Der Felsen besteht aus Travertin und Kalktuff aus Karstquellen (wir sind hier in der Kalkeifel) und ist vermutlich um die 300.000 Jahre alt. Schon Neandertaler besiedelten die Höhlen, später die Menschen der Steinzeit und der Eisenzeit. Man fand Hinterlassenschaften der Kelten, Karolinger, Römer und aus dem Mittelalter. Eine beliebte „Immobilie“.

Mannsdicker Efeu 😮

Auch für Geocacher wird hier was geboten: Natürlich ein Earthcache, dazu ein Lab mit Bonus und sogar ein Tradi. Der liegt hinter diesem Baum ->, der von einem wirklich riesigen Efeu umrankt wird.

Am End belohnen wir uns noch mit einer köstlichen frischgebackenen Waffel aus der Souvenirhütte am Fuße des Felsens.


Weiter geht es Richtung Westen und nach einer knappen Stunde stellen wir den HoGo auf dem Parkplatz von R. und B. ab. Die Begrüßung fällt herzlich-distanziert aus, aber ein kurzer Knuddler mit Maske muss einfach sein 😷🤗.

Und dann beginnt es, unser Campinglight-Dinner 😋😋.

Man beachte die Weinauswahl!

Wir schlemmen uns durch drei Gänge mit Aperitiv und Amuse geule, kapitulieren aber vor dem Dessert und genehmigen uns nur noch den Digestiv.

Die Vorspeise – besonders passend zum Valentinstag


Alles absolut köstlich! Wie nicht anders zu erwarten – die Kochkünste des großen Belgiers sind schon beachtlich 👌. Und man merkt, dass er alles mit Leidenschaft zubereitet. Das schmeckt man!


Auch die Enkelchen aus Dresden gehen jetzt unter die Köchinnen: Oma hat ein Kochbuch für Kinder geschickt. Alle haben sich sehr gefreut und sich mit einem lustigen Video bedankt. Mit viel Gelächter haben wir es ihnen dann gleich getan und die Chatter-Pix-App (über) strapaziert.

Am nächsten Morgen heißt es schon wieder Abschied nehmen 👋. Das Ordnungsamt genehmigt nur eine einzigste Übernachtung. Da wir wieder fahrtüchtig sind, müssen wir weiter.

Die Eifel zeigt sich auch im Winter von ihrer schönsten Seite 🌞

Es geht Richtung Naunheim, wo wir uns noch ein paar Tage im Hof der Kneipe verstecken werden. Ob das nun rechtmäßig ist oder nicht weiß der Geier. Karl Lauterbach würde wahrscheinlich die Hände über’m Kopp zusammenschlagen. Ist uns aber egal 😤😜.

Wir machen zwei Zwischenstopps, den ersten bei der Nickenicher Trasswand. Die ist wenig beeindruckend und das Listing mehr als fragwürdig. Trass, Tuff, Bims – alles munter durcheinander.

Da ist fast der Tumulus interessanter, ein römisches Grabmal. Leider hat man einen Parkplatz drumherum angelegt, so steht es eingekeilt zwischen lauter Autos 🤦‍♂️.

Also fahren wir weiter zur Ettringer Wand. Die ist wesentlich spektakulärer, was nicht nur an der Größe liegt.

Schon als Kind war ich fasziniert von dieser hohen Wand aus lauter kleinen, in der Sonne glitzernden Kügelchen, die man ganz leicht mit dem Finger herauslösen kann. Das Glitzern kommt vom Biotit oder Schwarzglimmer, der in allen Größen in der Wand mit eingeschlossen ist. Katzengold haben wir dazu gesagt und die feinen Plättchen in Mengen gesammelt.

Die Kügelchen – Lapilli – sind Tuff. Oder Bims? Ma waas es net. Der Earthcache behauptet Bims, eine andere Quelle spricht von Tuff. Tuff ist zusammengebackene Vulkanasche, Bims aufgeschäumte Lava. Aber je mehr wir recherchieren, desto verwirrter werden wir und geben schließlich auf. „Alles nur Mergel“, würde unser Freund Rolf sagen 😜😂. Am End geben wir auf 🤷‍♀️🤷‍♂️.

Vulkane der Osteifel: Links der Sulzberg, rechts Hochstein mit der Lapilli-Wand davor. Noch linkser ist der Hochsimmer (nicht im Bild).
Die Stretchlimousine ist ein Fehler vom Fotoapparat 😂

Wir sind froh, als wir aus dem eisigen Wind wieder raus sind, nehmen Kurs auf Naunheim und sind gegen 16.00 Uhr da. So schwer es uns fällt, auch hier bleiben wir auf Distanz und treffen uns nur draußen. Petra berichtet, dass (bis auf die Mama) alle ihre Bekannten und Verwandten in Tschechien inzwischen infiziert waren oder sind, wobei es den jüngsten am Schlimmsten getroffen hat und Wladimir juniors Freundin gar zweimal. Wann sie da mal wieder hinfahren kann, steht in den Sternen.

Wir machen das beste draus, hocken mit Heizpilz und Decken auf der Terrasse zu Kaffee und Kuchen. Volker bastelt eine ganze Weile am Fernsehempfang, kämpft mit dem SAT-Empfang und stellt den Tatort dann auf Live-Stream um. Am End hat er bloß nicht die richtige Taste auf der Fernbedienung gefunden 🙈🙉🙊. Egal, 3 läppische Gigabite gibt der Vertrag locker her. Vorher gibt es noch köstliche Räucherforellen aus dem Hause Vennblick.

Am nächsten Morgen – Rosenmontag der 15. Februar setzt der prognostizierte Eisregen ein und wir verschanzen uns im kuscheligen Wohnmobil.

Das heißt – nicht ganz, denn Volker muss arbeiten. Während ich noch schlummere, verzieht er sich in die Gaststube und coacht.

Bei der Arbeit

Nach zweieinhalb Stunden klappt er den Deckel zu und verkündet, er hat jetzt Wochenende 🤣😂🤣. Kann man so aushalten!

Dann vertrödeln wir wie gesagt den Tag im HoGo mit Bloggen, Loggen, Lesen und Spielen. Abends senden wir live aus dem Studio HoGo nach Dresden: Vorlesen für Lotti, Paula und Tilly.

Am nächsten Morgen ist Schluss mit Rumhängen: Der Eisregen ist vorbei und der Tag versaut sich nicht von selbst 😜, also raus!

Wir spazieren nach Münstermaifeld und räumen auf der Runde sämtliche Geocaches ab: 2 alte und 2 neue Mysteries und ein Labcache. Wurde mal Zeit! Hier ein paar Impressionen aus dem Städtchen:

Auf dem Heimweg ertönt über uns das Trompeten der aus Spanien heimkehrenden Kraniche. Die kommen auch immer früher zurück! Tausende Vögel müssen das sein, die in mehreren langen Ketten über uns hinwegziehen.

Da man sich nach über 30 Jahren Ehe was einfallen lassen muss, worüber man noch miteinander sprechen kann, sinnieren wir auf dem Radweg über das Sexualleben der Frühblüher im Allgemeinen und das der Gemeinen Hasel im Besonderen 😂🍃.

Die Männchen haben ihr Pulver bereits verschossen: Millionen, Milliarden Pollenkörner hat der Wind weggetragen, die Chance auf ein fremdes Weibchen zu treffen ist gering. Die Weibchen der eigenen Pflanze werden nicht befruchtet, zum Schutz vor Selbstbestäubung öffnen sie sich erst, wenn die männlichen Blüten verblüht sind. Die Fortpflanzung ist also nicht nur ein räumliches, sondern auch ein zeitliches „Problem“. Scheint aber zu funktionieren, sonst gäbe es keine Haselnüsse 🌰🌰🌰.

Abends spielen wir mit Peter online Codenames, das klappt ganz prima, auch wenn’s richtig zusammen natürlich schöner wäre. Aber besser so als gar nicht.

Am nächsten Morgen sind Petra und die Kinder schon fleißig am Blümchen pflanzen. Linda zeigt uns stolz einen fetten Regenwurm, den sie gefunden hat.

Dann geht es wieder zu Fuß auf den Radweg, diesmal Richtung Mertloch:

Auch hier wird fleißig gecacht, auch wenn wir das meiste heute nicht zu Ende bringen, weil die Dosen abwegig liegen. Schön ist es trotzdem.

Eine Bildersuche führt uns kreuz und quer durch Mertloch – so genau hab ich das Dorf noch nie angesehen. Das ein oder andere Haus ist ein wahrer Hingucker!

Am End spazieren wir über den Kreuzweg hoch zum Heiligkreuz-Kapellchen. Das ist ein besonders schöner Ort mit einer besonderen Ausstrahlung.

Hier gilt es einen dieser neumodischen Labcaches zu machen – dieser ist wie fast alle eher einfallslos und langweilig. Aber der Bonus führt uns zu einem Ort, den ich, warum auch immer, wirklich nicht kannte: Der jüdische Friedhof für die umliegenden Orte liegt in Sichtweite des Kapellchens in den Feldern etwas abseits der Landstraße.

Von diesem Friedhof hatten wir in Münstermaifeld an der wiederaufgebauten kleinen Synagoge gelesen. Nach ihrer Zerstörung 1938 endete das jüdische Leben in Münstermaifeld und wohl auch in den umliegenden Orten. Die letzten Gräber datieren aus den dreißiger Jahren. Auch hier die gleiche unrühmliche Geschichte wie überall: Judenhass, Vertreibung und Flucht auch hier auf dem Maifeld. Nun sollen vor den ehemaligen Häusern einiger jüdischer Familien Stolpersteine gesetzt werden.

Nach gut 9 Kilometern sind wir am Nachmittag zurück in Naunheim. Da wir unterwegs erfahren haben, das die Alte Remise in Mertloch Speisen togo anbietet, laden wir Peter und Familie zum gemeinsamen Essen ein. Das sieht dann coronakonform so aus:

Abstandsregel übererfüllt

Am Abend spielen Peter und ich dann noch mit Brigitte und Bernd Doppelkopf – Coronazock wie jeden Mittwoch. Besser als nix, aber so langsam macht das alles aber keinen großen Spaß mehr, dieses Leben im remote-Modus.

Das war also unsere kleine Auszeit. Am Donnerstag fahren wir wieder nach Hause und hängen unterwegs in Münstermaifeld noch den Lab-Bonus ab und wieder auf. Zu Hause erwartet uns ein herrlich sonniges Wochenende, richtig Frühling, und wir machen zwei schöne Radtouren in der Region.

Die ersten Bienen am 20. Februar 2021, Kloster Gnadenthal bei Bad Camberg

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