Bei der Rosen-Baronin

4. bis 6. Juni 2023: Rosendal

Tja, da müssen wir gleich mal die Überschrift relativieren: Die Baronie de Rosendal ist gar keine Baronin, sondern das kleinste Schloss Skandinaviens, es gehört auch keiner Baronin, sondern der Uni Oslo und das sind scheinbar ganz arme Schweine, sonst würden sie nicht von jedem Besucher 150 NOK Eintritt verlangen, nur um auf das Gelände zu kommen (i.e. das Mini-Schloss von 1600-ebbes, ein überschaubarer Rosengarten in einem kleinen Landschaftspark sowie ein Gärtchen mit Küchenkräutern und Gemüse) oder das Café zu besuchen (wass’n Satz, erst mal Luftholen 😮).
Für innen drin fänd‘ ich es ja in Ordnung …

So sähe das aus, wären wir denn reingekommen. Bild ist im Internet geklaut.

Überhaupt: Wenn das eine der größten Attraktionen Westnorwegens ist (visitnorway.de), dann sollen die mal nach Meenz kommen und unseren Rosengarten und das Schloss angucken (ja, ich weiß, liegt nicht beisammen, aber jedes für sich macht schon mehr her).

Langer Rede, kurzer Sinn: Da sind wir nicht rein und haben damit auch die letzte Station vom örtlichen Labcache nicht gemacht und deshalb den Bonus nicht gefunden. Das hab ich dann auch noch bemeckert, weil es gegen die GC-Richtlinien ist. Heidenei – heute bin ich aber auf Krawall gebürstet 😂😂😂.

Nein, nein, nicht wirklich – wenn es auch langsam auffällt, dass die Norweger recht gerne für alles Mögliche gut abkassieren. Aber so ist es halt, wenn man in einem der reichsten und teuersten Länder Europas Urlaub macht 🤷‍♂️🤷‍♀️, darf man sich nicht beschweren.

Nun hab ich aber mehr so in der Mitte angefangen, also nochmal zurück auf Start. Der sah heute früh so aus, dass die Fjelle (das sind diese abgerundeten Berge) sich ihr Schlafmützchen über den Kopf gezogen haben und erst gegen Mittag aus den Puschen kamen.

Werkzeugkasten für Nanos

Wir hingegen waren um 7:30 Uhr wach (naja, sagen wir mal: Augen auf und fast bereit für einen Kaffee) und um 9:15 Uhr auf den Rädern, um die große Tour de Rosendal zu beginnen und das Städtchen dabei leerzucachen (das ist uns sogar fast gelungen).
Lauter Kleinzeugs hier!

Nach der ersten „Dose“ begegnete uns Heiner, das freundliche animal of the day, ein Fjordpferd.

Darf ich vorstellen: Heiner (nicht zu verwechseln mit unserer Fußmatte 😂)

Was der Haflinger für die Alpen ist, das ist das Fjordpferd für Norwegen: robust, anspruchslos, ausgeglichen, gelehrig und langlebig. Früher diente das Fjordpferd nicht nur zum Reiten und Kutschieren, es wurde vor den Pflug gespannt, im Winter vor den Schlitten und dient bis heute als Rückepferd. Fjordpferde sind Gewichtsträger und werden heute noch von den norwegischen Gebirgstruppen als Packpferd verwendet. Auch findet man sie in allen Bereichen des Pferdesports und häufig auch als Therapiepferde.

Und wo ich hier schon so für die Fjordpferde schwärme, gleich noch eines:

Das ist der Hengst Rosendalsborken, der von 1863-1889 lebte und als Urvater der modernen Fjordpferdezucht gilt. EIne Hinweistafel beschreibt in entzückend falsch übersetztem Deutsch, dass der damalige Innehaber der Baronie den Hengst als Fohlen kaufte, er machte damals schon einen farbelhaftigen Eindruck. Er gewann eine Ausstellung in Hamburg unter tropenähnlichen Klimaverhältnissen. Da war er schon 20 Jahre alt und erntete gewaltsamen Applaus der gesamten Zuschauerschaft.

Ich schau‘ jedenfalls dauernd, wo Ausritte angeboten werden, so ein Fjordi kann auch Leute wie mich tragen! Bis jetzt hab ich aber noch nichts gefunden. Ist auch ein hartes Gelände für einen Reitbetrieb.

Unsere nächste Station ist ein echtes Highlight: Der Steinpark von Rosendal. Der hängt auch irgendwie mit der Baronie und dem hiesigen Nationalpark zusammen, kostet aber nix! Dafür bietet er viel: Eine wasserbetriebene Sägemühle, ein Infozentrum (beides heute außer Betrieb), viiieele Steine und eine Zeittafel der Entwicklung der Erde.

An der halten wir uns schon mal lange auf, weil sie so schön die wichtigsten Ereignisse in 4,6 Milliarden Jahren Erdgeschichte veranschaulicht: Von der Entstehung eines Klumpens aus Staub und Gas, auf dem sich schon 800 Millionen Jahre später die ersten primitiven Lebensformen bildeten. Und nur 400 Millionen Jahre später hatten sie schon die Photosynthese „erfunden“ und produzierten aus CO2 und Wasser Zucker und … Sauerstoff.

Klugscheißerkasten: Sauerstoff hatte es vorher nicht gegeben und er sorgte nun fast eine Milliarde Jahre lang dafür, dass die Erde vor sich hin rostete. Will meinen, dass vor allem Eisen, aber auch andere Metalle, Schwefel, Kohlenstoff und Wasserstoff oxidiert wurde. Damals bildete sich eine Vielzahl unterschiedlichster Gesteinsarten. Und dann geschah vor 2,4 Milliarden Jahren die große Sauerstoffkatastrophe, als nix mehr zu oxidieren da war und das giftige Zeugs sich nun in der Atmosphäre anreicherte. Die Erde vereiste, weil das starke Treibhausgas Methan zum schwächeren CO2 abgebaut wurde und alle Lebewesen starben aus, weil der Sauerstoff für sie giftig war. Alle Lebewesen? Nein, eine kleine Gruppe von unbeugsamen Mikroorganismen leistete dem Sauerstoff Widerstand und nutzte ihn zur Energieerzeugung.

Dann dümpelte die Erde so vor sich hin, bis im Kambrium vor ca. 550 Millionen Jahren wieder etwas explodierte, und zwar das Leben: Vorfahren aller heute existierenden Tierstämme (also z.B. Wirbeltiere, Weichtiere, Schwämme etc.) lebten bereits damals auf der Erde.
Es folgte ein ständiges Kommen und Gehen, von Kontinenten, Gebirgen und Meeren, Eis- und Warmzeiten und damit einhergehend von Tieren und Pflanzen. Und am End sitzt:

Noch mehr Spielkram 😍

Dann spazieren wir noch den eigentlichen, hübsch angelegten Steinpark ab und bewundern die Exemplare, die hier ausgestellt sind. Sie sind alle an einer Stelle geschliffen und poliert, was dann besonders schön ausschaut.

Danach geht es zum Hattebergfossen, einem – auch bei eher niedrigem Wasserstand – sehr amtlichen Wasserfall!

Und einen schönen Blick hat man von hier aus auch.

Wir verbringen den späteren Nachmittag mit dolce far niente auf unserem schönen Stellplatz am Fjord. Morgen geht es nach Bergen, wo sich die Stellplatzsituation im Vorhinein als schwierig darstellt. Bergen hat es scheinbar nicht nötig, den Wohnmobilisten Stellplätze in der Stadt anzubieten. Das dichteste sind 7 Kilometer! Übrigens sind die allermeisten WoMo-Urlauber Norweger, die machen ca. 2/3 aus, der Rest sind überwiegend Deutsche.

Wir melden uns dann frühestens am Donnerstag wieder hier im Blog.

Bei der Gelegenheit einen lieben Dank an alle, die mitlesen und uns mit Kommentaren hier im Blog, Mails oder Messenger-Nachrichten große Freude bereiten 😊😊.

Am heutigen Standtag gibt’s statt Tagesstrecke mal die in Norwegen zurückgelegte Strecke im Überblick. Bis zum Nordkap isses noch ordentlich weit.

Ein Kommentar

  1. Was für eine Erleichterung: Heiner als Beweis, daß es Fjordis auch in Norwegen tatsächlich noch gibt.🐴🧐🤪
    Ich genieße, wie immer, eure Reise sehr! *knutsch*
    Gruß vonne Couch. Heute zumindest….
    LG Birgit

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