Go west … bis ans Ende der Welt

Jeden Tag meinen wir: Na Morgen, da wird’s mal ruhig, da gibt es nicht viel zu tun, nicht so viele Fotos, nicht so lange bloggen (das Aussuchen, Bearbeiten und Hochladen der Bilder ist nämlich das, was an diesem Blog die meiste Zeit braucht). Und dann – wird mal wieder der eh kaum vorhandene Reiseplan umgeworfen und wir fahren zum Vestkapp. Das liegt auf einer Halbinsel, die wie ein Ärmchen ins Meer reicht und auf dem dicken Mittelfinger des Händchens ist es dann (Karte weiter unten).

Das Vestkapp ist NICHT der westlichste Punkt Norwegens, wie man vermuten könnte (und auch sollte), der Name ist vielmehr ein Werbegag aus den 80ern. Da sind die Norweger gut drin: Wir werden mit Superlativen zugeworfen. Die schönste Landschaft, die meistbesuchte Attraktion, die schönste Bahnreise, der höchste Wasserfall und so weiter. Irgendwas finden sie immer. Man muss es nur mengenmäßig oder regional eingrenzen, dann stimmt es vielleicht sogar. Irgendeine touristische Seite hat Norwegen sogar 9 der 10 höchsten Wasserfälle der Welt angedichtet. Aber genug davon.

Unterwegs dicker Nebel, der uns aber zum Glück nicht einhüllt.

Ab der Halbinsel wird die Fahrt abenteuerlich. Wer immer den Trollstigen als schwindelerregendste Straße Norwegens bezeichnet hat, der ist noch nicht zum Vestkapp hochgefahren! Die hat wirklich einen Superlativ verdient!

Das letzte Stück Straße ist dann mehr ein frisch asphaltierter Feldweg, grad mal so breit wie der Hogo, sausteil (weil eben keine Serpentinen) keinerlei Randbegrenzungen und teilweise geht es echt steil runter neben uns. Davon gibt es keine Bilder, da hatten wir nicht die Nerven für.

Aber oben werden wir mehr als belohnt! Weit geht der Blick erst mal … ins Nichts: Eine Wolkenbank hängt unter uns wie ein dickes, weißes Federbett.

Eine markante Radarstation (in klein könnte man sie auch für einen Fußballpokal halten) thront auf dem höchsten Punkt, dekorativ umgeben von weidenden Schafen 💗. Das Kleine guckt soooo süß

Und hier müssen wir nun einfach ein paar ganz große Bilder reinstellen – wir kommen nämlich aus dem Schauen und staunen gar nicht mehr raus! 500 Meter über dem Meeresspiegel haben wir einen 360° Rundumblick vom Allerfeinsten.

Hier lauern schon die ersten „Sundowner“
Blick über die Steilküste
Da schmeckt der Anleger gleich doppelt so gut!

Eines meiner heutigen Lieblingsbilder ist das nächste (gemacht von Volker, wie die allermeisten übrigens, ich knipse immer wie wild und am End sind die von Volker viel schöner 😂): Das Wolkenband fließt langsam über den Bergrücken, als würde man ein Laken drüber ziehen.

Aber mit all diesen Schönheiten nicht genug: Hier oben gibt es ein Restaurant. Wir nennen es das Restaurant am Ende des Universums, damit kennen sich die Passagiere der Heart of Gold (HoGo), Kennnummer WI UV 42, natürlich aus. Und die vermieten die schärfsten Hytter zum romantischen Übernachten mit Blick auf den Nordatlantik! Da tut es einem fast leid, dass wir ja unsere Schlafstatt dabei haben. Aber nur fast! Kristine, die Besitzerin des Restaurants, erlaubt uns, auf ihrem Parkplatz zu übernachten. Da stehen wir nun sehr exquisit!

Natürlich hat der beste aller Ehemänner einer der beiden besten Ehemänner der Welt* und mein persönlicher Held hier für uns einen Tisch reserviert und so speisen wir vorzüglich und lassen es uns so richtig gutgehen. * Geändert auf Hinweis unserer lieben Freundin G., die ebenfalls den besten aller Ehemänner für sich reklamier (einen anderen natürlich).

Volker nimmt Lachs, ich das Pulled Pork. Beides köstlich!

Und dann kommt der krönende Abschluss des Tages: Der Sonnenuntergang! Wir postieren uns dekorativ mit unseren Campingstühlen und dem Rotwein (Sonnenuntergang ohne Rotwein geht gar nicht!) vor der ebenfalls dekorativen Radarstation, um uns herum die Schafherde (und deren Hinterlassenschaften, es riecht etwas streng.

Gegen 23 Uhr wird es langsam ernst:

Über dem Wasser liegt eine dichte Wolkendecke und wir sind sehr gespannt, was das bewirken wird.

Die Sonne versinkt ohne Federlesens in der Wolkenwatte, aber es dauert ewig, bis sie wirklich verschwunden ist. Und obwohl es natürlich immer noch taghell draußen ist, legen sich die Schafe nieder und schlags mit dem letzten Fünkchen Sonne klappen die Lämmer die Augen zu. Die kriegen das mit dem Tag-/Nacht-Rhythmus besser hin als wir. (Ein paar große ohne Nachwuchs kommen später noch und inspizieren genauestens das Wohnmobil).

Wir klappen dann auch mal alles zu und legen uns schlafen. Mutterseelenalleine sind wir hier oben nun! Oder etwa doch nicht?

Das Spanner-Schaf 😳

Morgen geht es nach Ålesund.

PS: Die hübsche Radarkugel haben wir übrigens auf den HoGo ummontiert und nehmen sie mit. Wer weiß, wozu die noch nützlich sein kann.

Heute geht’s vom Briksdalsbreen (I) zunächst wieder zurück nach Stryn (A). Von dort weiter auf der 15 über Nordfjordeid (B) nach Maurstad, über die 61 nach Selje (C) und weiter hoch ans Ende der Welt, dem Vestkapp (D). Das waren 180 km in 6 Stunden.

Ein Kommentar

  1. Meine Kinnlade leiert so langsam aber sicher aus angesichts dieser Bilder und deswegen rangiert das Spannerschaf ab jetzt unter meinen absoluten Favoriten. Das ist so herrlich bodenständig, das beruhigt irgendwie meine dauerhaft überreizten Sehnerven. 🤣🐑❤️

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.