Highway to Hell nach Stiklestad

Nachdem die hausmeisterlichen Dinge wie Einkaufen und Dumpen erledigt sind, machen wir uns auf den Weg. Den gestern noch dezidiert ausgearbeiteten Plan kloppen wir kurzerhand in die Tonne und folgen in umgekehrter Richtung den knapp 1.000-jährigen Spuren des Heiligen Olaf (besser gesagt seinen sterblichen Überresten).

Wie in der Überschrift versprochen: Auf dem Highway to Hell.
Ich finde, sie hätten auch Hellywood draus machen können.

Einer von Volkers vielen Reiseführern, ein Virtual auf der Geocaching-Karte und natürlich die Straßenschilder weisen uns auf einen Ort namens Hell hin. Hell wie dunkel? Nein – Hell wie HÖLLE 👹. Wegen dieses Namens ist der Ort bei englischsprachigen Touristen sehr beliebt und das zelebrieren die Heller (oder wie man die Einwohner nennt) hier auch. Auch wir finden das lustig, stellen den HoGo ab und steuern als erstes den Bahnhof an. Hier treffen wir Caroline und Michael nebst Hund, unfassbar freundliche Briten aus Bath in Südengland. Wer immer behauptet, Briten seien reserviert und kühl, der hat einen an der Waffel und kennt die beiden bzw. die drei nicht! Michael spricht sogar Deutsch, er ist in der Nähe von Dortmund aufgewachsen, wo sein Vater bei der Army war. Die zwei sind auch mit dem WoMo unterwegs und wie wir sind sie wegen der Wortspielerei mit der Hölle gekommen, Wir scherzen und lachen viel, machen gegenseitige Fotos und eines von uns allen vieren + Hund als Erinnerung.

Ach wenn es vielleicht den Spaß verdirbt:
Das norwegische „Gods-Expedition“ heißt eigentlich nur „Güterverladung“
Mit Michael, Caroline und Hund vor dem Bahnhof in Hell

Nach dieser kurzen und heftig freundlichen Begegnung fahren C+M weiter Richtung Trondheim, wir Richtung Lofoten – genau entgegengesetzt. So ein netter* Zufall, dass sich unsere Wege gerade hier und heute gekreuzt haben!
*Seit unserem Besuch in Hattingen benutzen wir das Wort wieder recht gerne und ohne den abfälligen Unterton, den es völlig zu Unrecht hat!

Wir steuern nun den Virtual neben dem Highway an. Hier gilt es mal wieder ein Selfie zu machen, mit dem oben schon gezeigten Schriftzug HELL im Hintergrund. Besser gesagt: Ein HELLFIE. Da ist doch tatsächlich eine Markierung auf dem Geländer neben der Bundesstraße! Ich sach ja – das wird hier gefeiert!

Mein Bild des Tages 🤩
Damit sich bloß keiner verläuft!

Auch gibt ein üppig bestückter Wegweiser die Richtungen zu allerhand irdischen Orten sowie Himmel und Hölle an.

Voll lustig hier!

Ansonsten ist es übrigens ganz ausgesprochen hässlich, lauter Straßen und ein Industriegebiet. Nur den Bahnhof haben sie für die Höllentouristen rausgeputzt 😂.


Nachdem wir der Hölle entronnen und wieder auf der E6 sind, dauert es nicht mehr lange, bis wir Stiklestad erreichen.

Hier dreht sich alles um den heiligen Olav, von dem ich ja schon im letzten Beitrag berichtet habe. Er ist sowas wie der Nationalheilige Norwegens und viele Legenden ranken sich um ihn. Die Wahrheit kennt wohl niemand. Jedenfalls berichtet das Ökumenische Heiligenlexikon ganz anders als ein Beitrag des Deutschlandfunks oder Wikipedia. Und erst recht als die Homepage des Kulturzentrums Stiklestad. Ich persönlich halte es für ausgeschlossen, dass ein Krieger wie dieser Olav Haraldsson, der seit seiner frühen Jugend nur gemordet, gekämpft und geplündert hatte, plötzlich zum Gutmenschen wird und sich selbstlos in den Dienst Gottes stellt. Es wird ihm vielmehr um Reichtum und vor allem um Macht gegangen sein. Da war das Christentum nur Mittel zum Zweck. Ähnlich hab ich das ja auch schon bei Karl dem Großen kritisch angemerkt. Als er dann tot war, mag die Heiligsprechung durchaus im Interesse der aufstrebenden Kirche gelegen haben, um mit angeblichen Wundertaten eines A-Promis wie Olav die Leute anzulocken bzw. bei der Stange zu halten. Es ist ja nicht so, dass er heiliggesprochen wurde, weil er so ein netter Kerl war! Aber gegenüber „echten“ Wundern verblassen selbst alle Missetaten.

In Stiklestad, wo Olav am 29. Juli 1030 in der Schlacht gegen ein Heer aus Bauern und niederem Adel den Tod fand, steht seit ca. 1180 eine kleine Steinkirche genau (?) am Sterbeort.

Die Bedeutung dieser Schlacht wurde im Zuge des Nationalismus vor allem im 19. und 20. Jahrhundert symbolhaft überhöht, indem mit ihr der Gedanke einer einheitlichen norwegischen Nation verbunden wurde. Dabei war das Gegeneil der Fall: Norwegen wurde Teil Dänemarks! Nur durch den Tod des mächtigen dänischen Königs Knut im Jahr 1035 wendeten sich die norwegischen Adeligen vom dänischen Königshaus ab und setzten Olavs Sohn Magnus als ihren König ein. Das wäre also das korrektere Datum. Aber nein – wie das große Schild im Besucherzentrum zeigt, begeht man 1.000 Jahre Norwegen im Jahr 2030.

Leider können wir uns die Ausstellung hier nicht ansehen, die schließt um 16 Uhr und öffnet morgen auch erst um 11. Sehr schade, aber dann eben nicht 🤷‍♂️🤷‍♀️. Wir spazieren in dem gepflegten Außengelände rum und schauen uns dort um.

Die Stele des Hl. Olaf auf dem Schlachthügel. Hier oben treffen wir eine norwegische Familie die aus voller Kehle die Nationalhymne singt. Irgendwie ergreifend.
Im Freilichttheater wird jedes Jahr im Juli die Geschichte Olavs aufgeführt. Mit bärtigen Laienschauspielern! Oberammergau lässt grüßen.

Dann geht es zurück zum Parkplatz, wo wir uns häuslich eingerichtet haben. Auf dem angrenzenden Friedhofsmäuerchen trinken wir unseren Anleger und prosten den Verstorbenen zu. Die Gräber sind schlicht, nur ein schmales Blumenbeet vor den Grabsteinen. Auf denen stehen wie bei uns die Namen und Lebensdaten und darunter entweder ein schlichtes Takk (Danke), Takk for all oder Hvil i fred (Ruhe in Frieden). Mir kommen lästerliche Gedanken, ob die Wahl der Inschrift Rückschlüsse auf den Charakter der Verblichenen zulässt 🙄.

Dann kommt der große Moment, wo ich die heute im Rema 1000 ergatterten Schalentierchen in die große Pfanne haue. Garnelen satt zu einem Spottpreis – unsere Animals of the Day!

Die Bilder sprechen für sich 😋😋😋

Von Trondheim (F) über Hell (G) bis Stiklestad (H), 107 km in 6 Stunden

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