Another bloody Küstendorf und viel Fisch

Samstag, 8. Juli

Der Samstag beschert und trübes, kühles Wetter, was den Abschied vom Strand in Hov etwas einfacher macht. Das Wochenende wird von einem kleinen Tief bestimmt, aber die Aussichten für nächste Woche sind wieder prima.

Die Isi-Herde hat heute Ruhetag

Wir nehmen Kurs auf Henningsvær, „das bekannteste Fischerdorf der Lofoten, auch Venedig des Nordens genannt“ (Homepage des Orts). Ein weiteres idyllisches Fischerdorf, beschaulich und malerisch … schau’n wir mal!

Die ca. 25 km an die gegenüberliegende Küste sind wahrlich eine schöne Strecke! Leider ist Ebbe, das ist ein weniger dekorativer Anblick, den einem wohl genau deshalb auch kein Reiseführer bietet! Aber wir! Bitte sehr: Lofotenküste bei Ebbe und Nebel.

Auch wenn das nicht mit den Bildern von gestern mithalten kann: Es hat seinen Reiz!
Schnurstracks durch das flache Küstenland (würde man bei uns Geest nennen)

Ein Schild weist uns auf ein weiteres Werk der Skulpturlandskap Nordland hin, wir halten in einer kleinen Straßenbucht an und schauen uns erst mal suchend um, bis wir es schließlich entdecken, das Werk ohne Namen des Amerikaners Ben Graham:

Ein spannendes und sehr interaktives Kunstwerk! Es spiegelt die Landschaft und die Dinge in ihr …

… und es macht dick! Sehr dick 😂. Wie aus dem Eiswürfelbehälter.

Auf der Küstenstraße ist viel Verkehr und alle Buchten zugeparkt, wir kümmern uns nicht drum und fahren frech bis zum Ortseingang, wo wir tatsächlich einen preiswerten Parkplatz ergattern. Neben der angepriesenen Beschaulichkeit gibt es hier viele Restaurants, Giftshops und Angebote für diverse Bootsausflüge. Viele Brücken, wie in Venedig, suchen wir aber vergeblich. Wahrscheinlich bezieht sich der Vergleich auf die Pfahlhäuser – aber die gibt’s ja überall 🤷‍♀️🤷‍♂️.

Die angeprisene Idylle findet man unserer Meinung nach nur im Detail – der Gesamteindruck des Dorfs ist ziemlich gewöhnlich. Inwischen geraten wir ja nicht mehr beim Anblick jedes (Holz-) Häuschens aus nämlichem.

Die Lage des Ortes ist sicherlich sehenswert, meinethalben auch spektakulär, allerdings braucht man für dieses Spektakel entweder eine Drohne oder einen Berggipfel, ein Heli oder Heißluftballon tät’s auch. Alles nicht im Angebot, bis auf Gipfel, da gibt es gleich zwei, den Heia und einen 1.000er. Der 1.000er kommt eh nicht in Frage und der Heia ist tendenziell zu niedrig für das Panorama und zu hoch für mich. Also knipsen wir die Bilder im Schaufenster des örtlichen Fotogeschäfts ab, wahlweise mit Mitternachssonne, Schnee oder Polarlicht.

Kommen wir zum Sahnehäubchen von Henningsvær … dem Sportplatz!

Der liegt wirklich außergewöhnlich zwischen den Stockfischdarren auf einem Inselchen. Muss man aber wie gesagt von sehr weit oben begucken, sonst wirkt es nicht. Wir gehen ersatzweise zum Eiffelturm.

Der Radiomast wurde angeblich bewusst dem Eiffelturm nachempfunden. Ob’s stimmt – ma waas es net.

Damit verlassen wir Henningsvær – auch dieses „Fischerdorf“ wusste uns nicht zu begeistern. Andere scheinbar schon, es werden Busladungen an Touristen hier hingekarrt. Wir sind allerdings auch ziemlich abgehärtet gegen Souvenirshops, haben keinen Hunger oder Durst und wollen nicht Bootfahren, so dass uns das gesamte Angebot am A… vorbeigeht. Die ein oder andere nette Ecke gibt es, aber im Ganzen für uns keinen Superlativ wert.

Bildschöner Beinwell

Für den Nachmittag habe ich mir das Lofotakvariet gewünscht! Fisch statt Rorbuer. Wir verbringen ein paar kurzweilige Stunden zwischen den Aquarien und schauen bei der Fütterung der Robben und der Otterdame Eddie zu.

Natürlich ist die Frage berechtigt, ob man Wildtiere so präsentieren soll und ob die Haltung in Gefangenschaft nicht Tierquälerei ist. Auf der anderen Seite kann jeder, groß und klein, alt und jung, die Tiere so näher kennenlernen und wird gut informiert. Ich denke, pro und contra ist nicht einfach zu entscheiden. Hier machen die Tiere jedenfalls nicht bden Eindruck, an einer Gefangenschaftsneurose zu leiden. 4 der 6 Robben sind im Aquarium geboren, die beiden anderen leben hier schon viele Jahrzehnte. Sie wurden als Jungtiere verletzt oder krank gefunden und hier aufgepäppelt.

Ähnlich der Otter. Er (bzw. sie) wurde als verlassenes Jungtier gerettet. Es hatte keine Überlebenschance, denn Otter müssen ein Jahr lang von ihren Müttern „lernen“. Waisenkind Eddie hat nie jagen gelernt und würde in Freiheit verhungern. Die Alleinhaltung sei kein Problem, denn Otter sind Einzelgänger.

Das Aquarium vermittelt viel Wissen über Lachs und Kabeljau, die wichtigsten Fische der Lofoten. Der hiesige Kabeljau Gadus morhua – wird Skrei genannt – der Wanderer. Seine Laichgründe liegen an der Nordwestküste der Lofoten, die Jungfische wandern aber in die Barentssee und kommen erst nach 5-8 Jahren zum Laichen zurück. Anders der Torsk, der Küsten-Kabeljau, der nicht wandert. Ist aber die selbe Art.

Zum Lachs wird über den Wildlachs und seine Wanderung informiert, mehr aber über Zuchtlachs. Kein Wunder, denn die Firma Nordlaks sponsort diesen Teil der Ausstellung. Deshalb wird das Lachsfarming hier in den höchsten Tönen gefeiert. Interessant finden wir, dass die Jungfische geimpft werden und der Antibiotika-Einsatz damit reduziert wurde, angeblich fast auf Null. Aber Pestizide gegen Parasitenbefall (Lachslaus) braucht es immer noch. Darauf und auf die vielen weiteren Problematiken der Aquakultur wird nicht eingegangen.

Im Hauptbegäude widmet sich eine Ausstellung den Kaltwasserkorallen, die bei Wassertemperaturen von 4 bis 13 Grad Celsius in Tiefen zwischen 40 und 3.000 Metern Tiefe in allen weltmeeren vorkommen.

Die meiste Zeit verbringen wir bei den Aquarien mit den einheimischen Meeresbewohnern. Da sind ein paar richtige Kawenzmänner dabei! Dieser Europäische Hummer zum Beispiel:

Eine meiner Lieblinge ist die schlafende Flunder (links) und spektakulär die fressende Krabbe (rechts).

Da hab ich nochmal Glück gehabt: Kabeljau Attacke

Nach knapp drei vergnüglichen Stunden geht es weiter, an der „Lofotenkathedrale“ fahren wir schnöderweise vorbei 🙈.

Tagesziel ist LivLand Gård, ein Nortrip-Hof, wo wir wie beim deutschen Landvergnügen 24 Stunden umsonst stehen können. Der Hof hat ein gemütliches Restaurant und wir gönnen uns ein köstliches Abendessen.

Fischsuppe (U) und geräucherter Wal (V) als Vorspeise und Skrei mit Möhrenpüree und Grünkohl-Speck-Salat (V) und Pulled Veal mit Lofoten-Ratatouille 😂 und Kartoffelpüree (U) als Hauptgang. Regional, frisch und sehr lecker!

Gimsøya Astvågøya

Von HovGård (G) auf der Insel Gimsøya wechseln wir auf die Insel Astvågøya und haben unseren Spaß mit dem Kunstwerk Skulpturlandskap Nordland (H). Nach dem Abstecher zu Henningsvær (I) besuchen wir bei Kabelvak das Lofotakvariet – The Lofoten Aquarium (A) und fotografieren im Vorbeifahren die Lofotenkathedrale (B) und landen schließlich auf unserem heutigen Übernachtungsplatz Livland Gård (C). Das waren heute 86 km in 6 Stunden.

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