Dreiohrhasen und noch mehr Wasser: Where the Pader is born

Mittwoch, 2. bis ‚Donnerstag, 10. März: Paderborn

Als wir zu Hause erzählt haben, wir fahren nach Paderborn, haben alle nur den Kopf geschüttelt. „Was wollt ihr denn da????“ Also nicht, dass jemand von denen jemals in PB gewesen wäre. Aber scheinbar denkt jeder, es sei keine Reise wert. Weit gefehlt! Ich sag’s euch: Paderborn ist richtig schön! Eine ganz sympathische Stadt mit ganz wundervollen Ecken, vielen jungen Leuten und alten Häusern. Dazu fahrradfahrerfreundlich und bestens auf Wohnmobilisten eingerichtet. Basti, wenn Du das liest: Das Beste an Paderborn ist NICHT, auf der A33 dran vorbeizurauschen!

Tag 1 in PB, Mittwoch 2. März: Panta rhei

Wir stellen den HoGo gegen Mittag auf dem Stellplatz am Rolandsbad ab. Für 5 Öcken the day gibt es das komplette V+E-Paket knapp einen Kilometer vor der Innenstadt. Da war Marburg deutlich teurer.

Super Stellplatz: Ruhig, stadtnah und komplette V+E für 5 Euro/Tag.

Was an PB besonders auffällt, ist das viele Wasser. Das gibt es in Mainz natürlich auch, aber das strömt eher uniform an der Stadt entlang. Und das Mainzer Rheinufer ist mal alles andere als ein gemütlicher Ort zum Verweilen. Eher eine Rennstrecke für Radfahrer, Jogger und alle anderen, die es eilig haben. In Paderborn hingegen, verteilt sich das Wasser sehr anmutig: Die Pader entspringt unter der Stadt in ca. 200 Karstquellen, deren größte an 6 Stellen in großen Quellbecken gefasst sind. Sie bilden zusammen das ergiebigste Quellgebiet Deutschlands mit einer Schüttung von im Mittel 5.000 Liter pro Sekunde. Fünf Kubikmeter! Das muss man sich mal vorstellen! Von oben sieht das Ganze aus, wie ein Flußdelta mitten in der Stadt (wobei ein Delta natürlich eine Mündung ist). Wahrscheinlich haben die hier alle nasse Keller!

Alles wurde in den letzten Jahren ganz wundervoll in Form einer „urbanen Wasserwildnis“ gestaltet und lädt zum Flanieren und Verweilen ein. Ganz, ganz wundervoll!

Abfluss der Maspernpader
An der Dammpader
Die Waschfrauen an der Warmen Pader
Unter der Mauer quillt das Wasser der Börnepader hervor
Chillen an der Dammpader

An der – besonders flachen – Dielenpader treffen wir auf Friedhelm und Friederike, die Dielenfrösche, eine zoologische Weltsensation, die es nur in PB gibt!

Sag einer, der Ostwestfale hätte keinen Humor! Überhaupt, wir treffen sehr nette Leute, mit denen wir sehr intelligente, freundliche Gespräche führen!

Fachwerkhäuser an der Dielenpader

Fachwerkhäuser findet man in Paderborn kaum noch. Die Stadt wurde im 2. Weltkrieg schwer unter Beschuss genommen und war nach dem letzten verheerenden Fliegerangriff am 27.3.1945 zu 85 % zerstört. Darauf weisen zahleiche Infotafeln in der Stadt hin, die Bilder der Gebäude vor und nach der Bombardierung zeigen.

Wir erkunden die Paderquellen unter der fachkundigen Führung von Schattenhand und Gabi63, also mal wieder Geocachen, ein Lab und ein Multi. Beide ganz prima gemacht und der Multi mit einer riesigen Finalkiste. So macht das noch mehr Spaß!

Zum Abschluss gönnen wir uns einen Absacker in der Bar Celona am Rathaus.

Die Kirchen und Bäume Paderborns erkunden wir in den nächsten Tagen, für heute bleibt es beim Wasser. Über die Paderquellen gibt es von der Stadt Paderborn dieses schöne Video.

Und bei Wein in der Goldenen Stunde

PS: Ich sagte es bereits, die Pader ist der kürzeste Fluss Deutschlands. Kaum hat sich ihr Wasser aus den vielen Quellen zu einem Flußlauf vereint, mündet dieser schon nach 4 Kilometern in Schloss Neuhaus in die Lippe. Da fahren wir auch nochmal hin!

Paderborn ist übrigens nicht platt, sondern hat ein sehr charakteristisches Höhenprofil. Der tiefste Punkt liegt mit 94 m ü. NN höher als Mainz (89m) und der höchste Stadtteil bringt es auf stolze 347 m! Dagegen ist der Lerchenberg mit 228 m bestenfalls ein Hügel.

Die Paderborner Hochfläche geht über in das Eggegebirge und auch der Teutoburger Wald und die Externsteine sind nicht weit (30 km). Alles Ausflugsziele, die es zu erkunden gilt.

Jetzt geht es aber zurück zum HoGo, denn heute wird mal wieder selbst gekocht und der Opa hat Vorlesestunde!

Oh wie schön ist Panama … äh … Paderborn
Tag 2 in PB, Donnerstag 3. März: Das verschollene Bildnis

Heute ist Kirchentag! Und davon gibt es reichlich, wir zählen sie hier gar nicht alle auf!

Die Sage
Der Schatz

Ein famoser Stadtmulti greift eine alte Sage auf, nach der in einem Brunnen unter dem Dom eine kostbare Marienstatue verborgen sein soll. Dieses Bildnis wollte einst ein Bischof haben, doch gelang es niemandem, in den Brunnen hinabzusteigen.

Der Bischof engagierte also einen Zauberer, der das Wasser verschwinden ließ und ihm die Statue hochholte.

Der Zauberer berichtete auch von Gold und Edelsteinen, einem riesigen Schatz der da unten verborgen sei. Nun wollte der Bischof auch diesen Schatz besitzen, er ließ den Zauber wiederholen und stieg selbst hinab. Selbstverfreilich ward er nie mehr gesehen. Wär es doch mit Woelki und Konsorten auch so einfach 😬. Leider war auch das Marienbildnis perdu 😥.

Aber dafür gibt es ja Geocacher 😂. Auf unserer „Suche“ besichtigen wir zahlreiche Paderborner Kirchen, natürlich auch den prachtvollen Dom. Hier ein paar Impressionen:

Nicht nur geistliches Zentrum Paderborns: Der Dom

Über das moderne Diözesanmuseum, links im Bild, haben wir geschimpft, wer kann nur so was direkt vor den Dom stellen?! Inzwischen sind wir schlauer und kleinlaut: Hier stand bis zum Krieg der Bischofspalast und den Platz hat man ganz bewusst wieder bebaut. Über das WIE mag man streiten, ich find’s ganz ok, Volker eher nicht. Das WO hingegen geht in Ordnung 🤷‍♀️🤷‍♂️.

Das Diözesanmuseum hat auch Außengastronomie. Das muss man fördern!
Wenn man nahe ran geht, kriegt man den Dom auch ohne die Blechbüchse

Der Dom ist ab dem 12. Jahrhundert entstanden, Türme und Westwerk sind noch „original“ romanisch und dann hat man halt immer erweitert und modernisiert. Langschiff, Seitenschiffe und Ostchor sind gotisch. Auch innen wirkt der Dom riesig, er verbindet die Wucht und Breite der Romanik mit der Leichtigkeit und Höhe der Gotik. Eine schöne Kathedrale!

In einem Anbau des Doms, dem beschaulichen spätgotischen Kreuzgang, finden wir DAS Wahrzeichen Paderborns, das Dreihasenfenster. Ich finde, man wird ganz schockelig, wenn man da lange draufguckt!

Der Hasen und der Ohren drei und doch hat jeder Hase zwei!

Und noch mehr seltsame Dinge entdecken wir:

Vor allem die Bonusmeilen des Herrn Henneke bei der Airline Christi Jesu rufen große Erheiterung hervor. Leider stellt sich nach Konsultation eines Lateiners heraus, dass es sich bei BONUS MILES um eine „guten Soldaten“ handelt. Schade eigentlich!

Wir besuchen dann auch am äußeren Rand der Altstadt die Busdorfkirche, die auch einen sehr, sehr schönen Kreuzgang hat.

An 8 Stationen sind sehr kreativ gestaltete und nicht immer einfache Rätsel zu lösen, das macht richtig Spaß! Bei der abschließenden Einkehr in unserer „Stammkneipe“, der  Bar Celona, kriegen wir am End im 3. Anlauf plausible Finalkoordinaten raus.

Es ist aber Volkers Ausdauer zu verdanken, dass wir den Cache dort auch wirklich finden, ich will nämlich schon aufgeben. Aber tatsächlich liegt das Logbuch in einer Schließfachanlage! Das hat man auch nicht alle Tage. 

Am Abend im WoMo gibt es Nachrichten und den inzwischen obligatorischen Brennpunkt, der leider seinem Namen alle „Ehre“ macht. Die Ukraine brennt 😖. In der Nacht lässt der Irre sogar das größte Kernkraftwerk Europas im Osten der Ukraine angreifen. Wir sind fassungslos. Da hilft nur Ablenkung.

Tag 3 in PB, Freitag, 4. März: Brunnen, Bäume, Blasensteine
Alles so schön bunt hier 🙂

Am Freitag Morgen kriegt erst mal der Hogo ein Refresh, inklusive 2 neue Flaschen mit Gas. Hoffentlich kein russisches 🙈. 

Den eigentlich geplanten Ausflug nach Bad Lippspringe verschieben wir bis auf Weiteres, heute geht es wieder in die Stadt, noch ein bissel in den Geocaches aufräumen, mal in die Touri-Info zwecks Stadtführung und einen Supermarkt brauchen wir auch.

Auch für heute hat PB noch einen Stadtmulti parat, diesmal geht es um den in Antiklerikerkreisen weitgehend unbekannten Hl. Liborius, der einem in PB an vielen Ecken begegnet.

Nix Bonifatius: Liborius! Mit Pfau, Bischofsstab und Buch mit Steinen

Er hat mit PB originär nix zu tun, lebte irgendwann in den späten 400ern in Le Mans und wurde dort auch begraben. So weit, so gut. Gut 400 Jahre später – Karl der Große hatte zwischenzeitlich Paderborn christianisiert und die Gegend zum Teil seines Frankenreiches gemacht – hatte man dort nun Ärger mit den Sachsen. Die sind übrigens weder räumlich noch sonst wie  gleichzusetzen mit den heutigen Sachsen, sie hatten vielmehr Bezug zum heutigen Niedersachsen, waren also quasi die hiesigen Ureinwohner. Jedenfalls waren das noch so richtige germanische Heiden, wahre Naturburschen, die alles anbeteten, was ihnen vor die Füße kam, nur eben nicht den einen einzig wahren Gott der Christen. Da waren die stur, wie die (anderen) Sachsen heute beim Impfen. Also dachte man sich im frommen PB, man müsse das Ganze für die Wilden etwas attraktiver gestalten. Und so wie man sie heute mit Bratwurst zum Impfen zu überreden versucht, versuchte man sie damals mit Reliquien zu locken: geheimnisvolle Zauberkräfte und viel Bling-Bling. Praktischerweise waren die Gebeine des Hl. Liborius in Le Mans abkömmlich und wurden mit großem Trara nach Paderborn überführt (außer dem linken Arm 💪, den behielten die Franzosen, man weiß ja nie, wofür’s am End gut ist).

Angeblich schritt der klerikalen Reisegruppe die ganze Zeit ein Pfau voran – der wurde zu Liborius‘ Attribut und ist in PB häufig zu finden. Außerdem hält Liborius ein Buch mit Steinen, denn die Heilung von „Steinleiden“, also, Gallen-, Nieren-, Blasensteine etc. fällt in seinen medizinischen Zuständigkeits-bereich. Heiliger kommt von Heilen!

Ob das alles nun geholfen hat, die Sachsen zu überzeugen … wir wissen es nicht.

Der Multi jedenfalls führt uns an inzwischen meist schon bekannte Orte, die wir jetzt halt aus einem anderen Blickwinkel betrachten. Die Finalkoordinaten überraschen uns aber doch sehr: Hat da der Reviewer gepennt? Oder gab es 2005/2009 noch keine Abstandsregel? Es hängt keine 20 Meter neben einem Tradi in der Touri-Info.

Wir kehren dann mal wieder in bzw. vor der Bar Celona ein und machen noch ein Webcam-Photo vor dem Rathaus.

Die Bar Celona am Rathausplatz
Weserrenaissance: Paderborns Historisches Rathaus

Der Brunnen vor dem Rathaus ist bzw. war typisch für Paderborn, heute gibt es noch 3 dieser großen, tiefen, runden „Kümpe“. Sie waren ursprünglich Wasserreservoirs, die vorrangig als Löschwasserbehälter dienten, aus denen die Bewohner aber gegen eine geringe Gebühr auch Trink- und Brauchwasser entnehmen durfte . Schon 1523 wurde die erste Wasserkunst in Betrieb genommen, so nannte man damals technische Anlagen, die Wasser verteilen konnten: Ein Wasserrad treibt eine Kolbenpumpe, die fördert das Paderwasser durch Rohrleitungen in den höchstgelegenen Kump, von wo aus es über weitere Rohre in die tiefergelegenen Kümpe geleitet wird. Erst im 19. Jahrhundert verlieren die Kümpe ihre Bedeutung, werden abgerissen oder mit irgendeinem Schnickschnack in der Mitte zu Brunnen umgestaltet. An der Börnepader hat der Verein „Freunde der Pader“ ein Funktionsmodell in Originalgröße rekonstruiert, das man in vivo bestaunen kann.

Wir bleiben noch!

Zum Schluss fahren wir bei Edeka einkaufen. Heute Abend gibt es leckeren Kartoffel-Sellerie-Gratin aus der Omnia und Volker baut mir die Sat-Anlage auf. Da kann ich gemütlich Let‘s Dance gucken. Gut für‘s Heile-Welt-Feeling.

Tag 4 in PB, Samstag 5. März: Stadtführung und „Restarbeiten“

Der Samstag begrüßt uns wie gehabt mit Sonne, Frost und einer frischen Brise. Und Wasser. Das fließt aus dem nagelneuen 3-Achser Bürstner aus DO, der neben uns steht. Leider hat der Besitzer das Schlachtschiff nicht im Griff: gestern beim Händler abgeholt, 1. Fahrt und nix funktioniert, kein Strom, kein Fernsehen, kaum Heizung, eine genervte Frau und kein Plan. Und alle Ventile offen 😱. Als er gegen 10 wegfährt, wird die ganze Sch… Bescherung sichtbar 😠💩. Wir tragen es mit Fassung und fahren in die Stadt 🤷‍♀️🤷‍♂️.

Um 11 beginnt die gestern gebuchte Stadtführung vor der Touri-Info. Ein echter Ostwestfale namens Heiko Appelbaum zeigt uns sehr kurzweilig die prominentesten Ecken der Stadt, beginnend am Rathaus und danach am Neuen Platz. Spannend in der Volksbankpassage die interaktive Wand, die auf Passanten reagiert: Schneeflocken oder Herbstblätter weichen, Fischeschwärme teilen sich, Häuser verschwinden. Verblüffend. Kann man sich in diesem Video mal ansehen.

Interaktive „living wall“ am Neuen Platz
Dom und Pfalz

Danach geht es zum Dom inklusive Dreihasenfenster und durch eine kleine Seitentür raus zur (rekonstruierten) Kaiserpfalz Karls des Großen. Karl kam ja als Reisekaiser viel rum, in der hiesigen Gegend unternahm er Feldzüge, um die ansässigen Sachsen zu bekehren und seinem Frankenreich einzuverleiben. 776 baute er hier eine Pfalz als Stützpunkt. Die wurde ein paar mal von den aufmüpfigen Sachsen zerstört, von den Karolingern wieder aufgebaut wiederaufgebaut und später (1015) von Heinrich II durch eine neue, größere ersetzt, die bis ins 12. Jahrhundert genutzt wurde. Übrigens, Heinrich II ist 1002 in Mainz zum König gewählt und vom Mainzer Erzbischof in der Mainzer Johanniskirche gekrönt und gesalbt worden.

Im Zuge des Neubaus entstand auch die Bartholomäuskapelle als Pfalzkapelle, heute die älteste erhaltene Kirche Paderborns und kunstgeschichtlich das bedeutendste Bauwerk Paderborns. Durch ihre Kuppelarchitektur hat sie eine besondere Akustik: Bis zu 8 Sekunden hallt hier die Stimme nach (Hall, kein Echo!), was die schlichte kleine Hallenkirche zu einem beliebten Ort für Instrumentalmusik und Gesang macht. Das macht der Herr Appelbaum dann auch gleich mal vor 🎶.

Am Quellbecken der Dielenpader läuft er dann zu großer Form auf und erklärt den Austritt des Paderwassers am Fuß der karstigen Anhöhe mittels eines Legodoms und einem Becher Wasser: Das von oben reingekippte Wasser versickert in den Zwischenräumen der Lego-„Kalk“-Steine und tritt dann an der Basis wieder aus.

Und dann lässt er die gesamte Truppe von 21 Touristen am Ufer auf der Wiese simultan einmal HÜPFEN und tatsächlich – im Wasser blubbert es, Blasen steigen auf und man kann zarte Strömungen erkennen. Wir haben durch den Druck das Wasser aus den Zwischenräumen des karstigen Bodens gepresst und so neue „Mini-Paderquellen“ geschaffen 🤩.

Zurück am Ausgangspunkt outet sich der Herr Appelbaum dann uns gegenüber sogar noch als Cacher der ersten Stunde und Mitschöpfer des schönen Tradis in der Touristeninfo 😎: Ein Pinboard, gespickt mit Ansteckern. Wir hängen ein Schutzengelchen dazu, den Kostheim-Pin hab ich zu Hause liegen lassen 🙈, aber das 👼 passt ja grad eh besser, wo der russische 👹 am Werk ist. Für’s Loggen bekommen wir sogar zwei Paderborn-Pins geschenkt 😊.

Wir besuchen dann noch die letzten beiden Bäume des Labcaches Alt und mächtig und lernen so auch den ältesten Baum Paderborns kennen, eine kleine, 500 Jahre alte Linde. Sie fristet ein eher klägliches und unbeobachtetes Dasein auf einem gepflasterten Parkplatz unweit des Doms.

Nach einer kleinen Stärkung in der Bar Celona erledigen wir noch die restlichen Dosen in der Innenstadt – Paderborn ist damit leergecacht 🥳.

Morgen geht‘s ins Heinz Nixdorf Forum, kurz HNF, das größte Computermuseum Europas und ebenfalls bedost. Auf den mit 88% Favos hochgerateten Museumsmulti Come in and find out sind wir schon sehr gespannt!

Jetzt ist wird erst mal der Blog auf Vordermann gebracht, dann gibt‘s was zwischen die Kauleisten und dann schau‘n mer mal.

Tag 5 in PB, Sonntag, 6. März: Come in and find out im Heinz Nixdorf Forum
Los geht’s
An der HNF-Fledermaus wären wir fast gescheitert

Come in and find out oder kurz CIAFO. So heißt der Multi, den man schon seit 2012 hier im Museum spielen kann. Das ist natürlich ein Must do für jeden Cacher, mal ganz abgesehen davon, dass das weltgrößte (!) Computermuseum ohnehin einen Besuch wert ist. Um es vorwegzunehmen: Mehr als einen Besuch. Das Heinz Nixdorf Forum ist der Hammer! 

Mit dem Multi tun wir uns eher schwer, die Hinweise sind ziemlich unscharf und das Museum ist riesig. Aber es gelingt uns mit Zähigkeit doch zum Ziel zu kommen. Nachzulesen hier.

Doch der Multi ist ganz klar heute die Nebensache. Zu vielfältig, interessant und faszinierend ist das, was wir hier zu sehen bekommen. Wie im Konzept oben beschrieben, ist das viel mehr als ein Sammelsurium oller Gerätschaften, es ist eine didaktisch aufs allerfeinste ausgearbeitete und dargebotene Zeitreise durch die Geschichte der schreibenden, lesenden und rechnenden Menschheit von den Anfängen bis heute und sogar über die Gegenwart hinaus. GROSSARTIG. 

Ich lass jetzt mal Bilder sprechen statt Worten, aber eigentlich muss man da selber hin und das erleben.

Visualisierung: Das Mooresche Gesetz
Der Schachtürke (Nachbau)
Hat was: Moderner PC im Steampunk-Look
Erikas Großvater: Nixdorf-Herkules-eBike 1985

Die 8870 und die 8812 bilden die Anfänge meines – Volkers – beruflichen Werdegangs. Auf der 8870 hatte ich, als meine allererste berufliche Aufgabe im Jahre 1985, die Standardsoftware HORAS für die Hotelrezeption auf Basis BASIC entwickelt. Uschi erinnert sich noch gerne an das Hotel National in Frankfurt oder das Hotel Krone in Assmannshausen, wenn die mich am Sonntag in aller Frühe aus dem Bett geklingelt hatten, weil mal wieder was nicht funktionierte. Auf der 8812 hatte ich für die ADLER Bekleidungswerke auf C entwickelt und betreut. Viele weitere Nixdorf-Systeme wären noch zu nennen und zu zeigen, die ich in den Fingern hatte, so z.B. die 8860 mit COBOL, das Backoffice-System für die Kassensysteme, die Targons (UNIX) der Welt und die Personal Computer der Familie 8810, letztlich der Niedergang von Nixdorf, weil einfach zu spät.

Zwei Dinge, die mich – Uschi – besonders fasziniert haben, obwohl sie nicht zu den offensichtlich spektakulären Ausstellungsstücken gehören sind diese hier:

Klicken zum Vergrößern

Das erste ist ein so genannter Fädelspeicher aus dem Apollo-Raumfahrtpogramm: Was aussieht wie Modeschmuck, ist tatsächlich ein binärer ROM – read only memory Kupferdraht durch den ferritkern = 1, dran vorbei =0. 600.000 bit wurden so gesetzt. Stellte sich ein Fehler heraus, konnte es M0nate dauern ihn überhaupt zu finden. Andererseits war das Ganze – wenn es denn erst mal fehlerfrei fertig war, extrem unempfindlich gegen so ziemlich alles. Damit sind Menschen 1969 zum Mond geflogen. Und zurück. Faszinierend!

Der Replicator

Und dann dieses Gerät. „Replicator“ steht darauf und auch wenn davor nur so bunte Figürchen stehen – ich war versucht zu sagen „Earl grey, heiß“ und zu schauen, was passiert 😂😂. Wer hätte gedacht, dass so manche Technik des Raumschiffs Enterprise inzwischen Teil unserer Realität geworden ist. Flachbildschirme, Tablets und Megascreens, Smartwatches die Gesundheitsdaten auslesen, „Kommunikatoren“ trägt heute fast jeder mit sich rum, Sprachsteuerung ist gang und gäbe und selbst der Universaltranslator ist schon erfunden. Nur am Beamen und am Warpspeed hapert es noch. Wir arbeiten dran!

Vor einem muss man allerdings warnen: Trinkt um alles in der Welt niemals nie never ever die Plörre aus dem  Automaten im „Café des HNF. Da steht zwar „Kaffee“ drauf, aber was drin ist, weiß wohl keiner so recht 🤮.

Tag 6 in PB, Montag, 7. März: Pader, Lippe, Alme und ein Wasserschoss

Heute steht der lange geplante Ausflug nach Schloss Neuhaus an, inklusive Padermündung. Wir schwingen uns also bei arktischen Temperaturen (so um die 6 Grad) dick eingemummelt auf die Räder. 

6 Grad hin oder her, Frühling ist befohlen.

Es geht natürlich immer entlang der Pader bzw. durch die Paderauen. Korbweiden sind neben Schwarzerlen hier die prägende Baumart und die Weiden als alte Kulturpflanzen werden hier gut gepflegt, sprich, regelmäßig geschnitten.

Heute finden wir viele Geocaches, große und kleine, Tradis, Mysteries, eine Letterbox, zwei Multis. Und sogar einen „Abstauber“, den Bonus des Nixdorf Labcaches, den wir  gar nicht gelöst haben: Aber wir kommen zufällig vorbei, als ein Cacher am Wegesrand die Dose in der Hand hielt 😇😂. Der owner nimmt es mit Humor und antwortet auf den Log: „Das Glück ist mit den Tüchtigen, oder so.“

Den Ort Schloss Neuhaus erkunden wir mit einem Bildersuchmulti, dem wir danach in der Eisdiele bei Cappuccino, Schokoeis und Waffeln seine Finalkoords entlocken können, obwohl wir 2 Bilder nicht gefunden haben.

Das Ort ist – wenn man vom Schloss mal absieht – ziemlich durchschnittlich und keine Reise wert. Das im 16. Jahrhundert Stil der Weserrenaissance errichtete Wasserschloss der Paderborner Fürstbischöfe ist heute eine Realschule, der Wassergraben scheint den Schülern zum Entsorgen von allerlei Dingen zu dienen, er ist reichlich versifft. Der Barockgarten macht, zumindest zu dieser Jahreszeit, nicht viel her.

Also gibt es jetzt hier das Schloss von vorne, von hinten, von der Seite und nach Schulschluss auch von innen

Schon eine ansehnliche Lehranstalt, so ein Schloss

Interessant ist die Mündung der grünen, schnell fließenden wasserreichen Pader in die dunkle, dümpelnde, kleinere Lippe mitten in der Stadt.

Weg da, ich komme oder: Man kann ja mal ne Lippe riskieren
(das musste ich irgendwo loswerden 😂)

Etwas außerhalb fließen dann Lippe und Alme an einer ganz schmalen Landzunge zusammen – ein bisschen wie der Zusammenfluss von Werra und Fulda, nur in klein.

Lands End
Highlight auf dem Rückweg: Schlüsselerlebnis von The-Spy

Wir fahren hin- wie rückzus durch die beschaulichen Paderauen, umrunden den Padersee und kehren auf einen Sundowner im lauschigen Padercafé an dessen Ufer ein.

Zurück auf dem Stellplatz begegnet uns erster Live Impfgegner-Montags-„Spaziergang“: 7 PKW mit Deutschlandflaggen, vertonte „Wir sind das Volk“-Parolen aus dem Autolautsprecher, ein megaphonschwingender 📣 Pausenclown mit unheilschwangeren Parolen und als Begleittross 5 vollbesetzte Mannschaftswagen 🚓🚓🚓🚓🚓 der Polizei, die die (nicht durch persönlich Anwesende vertretene) Republik vor den 15 Dumpfbacken beschützt. Der ganze Mini-Spuk ist in 20 Minuten vorbei. Soll man jetzt lachen, oder weinen? Vermutlich ist es beides nicht wert. 
Hat die Welt nicht gerade andere Probleme? Ist da wirklich noch Platz und Zeit für schwurbelige Verschwörungstheorien und an den Haaren herbeigezogene Unfreiheitsparolen? Sehen diese Leute denn nicht, wo heute und gleich nebenan Menschen wirklich unterdrückt, belogen und sogar umgebracht werden? Am liebsten würd ich sie alle rausschmeißen, diese Idioten!

Aber lassen wir das. wird nicht besser, wenn isch misch uffreesche.

Tag 7 in PB, Dienstag 8. März: Ferrum in obscuro und eine On/off-Beziehung

In der Nacht frieren wir uns den A… ab 🥶🥶. Die Heizung im Hogo fällt aus! Auch Licht gibt‘s keines 🔦. Volker stellt zu nachtschlafener Zeit fest, dass wir die Stromrechnung nicht bezahlt haben, sprich, die Kilowattstunde, die wir für nen Euro an der Stromsäule draußen zapfen, ist verbraucht. Aber das erklärt nicht den Totalausfall unseres Wohnkomforts, denn wir haben ja zwei volle Aufbaubatterien an Bord, die einspringen und Heizung, Licht, USB etc. mit 12 Volt  am Laufen halten sollten. 

Nun denn, erst mal kauft Volker neuen Landstrom und während der HoGo langsam von 6 auf 19 Grad aufwärmt, schlafen wir noch ne Runde.

Das Troubleshooting am Morgen (Eura-Handbuch, WoMo-Foren) lässt vermuten, dass die 50A Hauptsicherung vor der Stromverteilung durchgeknallt ist. Wir haben natürlich keine Ersatzsicherungen an Bord 🤷‍♀️🤷‍♂️.

Trotzdem halten wir an unserem Plan fest, heute nach Hörste zu fahren und den Multi Ferrum in obscuro zu spielen. Müssen wir halt abends wieder zurück ans Kabel. Solange wir Strom aus der Säule zapfen, funzt ja alles, das 12 Volt-System krieschen wir später.

Wir fahren also in den Teutoburger Wald (großräumig betrachtet), stellen das WoMo an einem von dessen Waldrändern ab (lokal betrachtet) und machen uns auf den Weg.

Ganz schön steil hoch geht das und später wird es zwar flacher, aber sehr unwegsam, weil sehr viele umgestürzte Bäume den Weg blockieren. 

Hoch hinaus
und viel kaputt

Hier sieht man auch, was der Klimawandel und seine Kumpane, die Stürme, schon angerichtet haben: Der gesamte Fichtenbestand wird in wenigen Jahren verschwunden sein. Was Hitze und Borkenkäfer nicht zerstören, das haut der Wind um. Und die ein oder andere Kiefer gleich mt.

Der Weg führt über den Esbatzen (277m) und dann untenrum dwieder zurück. Es ist ein ausgeschilderter Wanderweg „Auf den Spuren der Wildkatzen“, der zudem sehr schön mit Skulpturen geschmückt ist – alles aus ferrum, versteht sich 😉.

Der Multi ist schon 11 Jahre alt, gut gepflegt und sehr solide, 13 Stationen auf überschaubarer Strecke, also recht kurzweilig. Alle Aufgaben sind aus Eisen/Stahl gebastelt: Schraubenstäbe, Schlüssel, Unterlegscheiben und und und. Sehr kreativ und abwechslungsreich.

Letztlich komen wir allen Verschlüsselungen alleine auf die Schliche, bis auf eine, da wären wir ohne hint nie drauf gekommen. Das Final ist auch ein Klassiker, eine Ammobox! Erstaunlich, wie wasserdicht diese Dinger sind.

Alles in allem eine runde Sache, ein Tüftelmulti alter Schule. Allerdings wären wir wohl nicht hierher gekommen, wenn nicht geocaching.com 100% Favoritenpunkte ausgewiesen wären. Das kann nicht stimmen, so dolle isses nun auch nicht. C:geo gibt 66% an, das kommt eher hin (vielleicht etwas wenig). Egal.

Wir fahren dann wieder zurück nach PB, unser alter Platz ist noch frei, also stellen wir uns da grad wieder drauf.

Während ich mich um das leibliche Wohl kümmere, schnappt Volker sich erneut die Handbücher von Euramobil. Und plötzlich meint er: „Heureka! Ich glaub‘ ich hab‘s“. Dann zeigt er auf den ominösen roten Schalter unten am Sitz neben der Tür und macht den großen Test: Landstromkabel abziehen 📴 … … alles aus  – Schalter drücken 🔛… … Licht brennt 💡! 

Seine Majestät, der Hauptschalter für’s Bordsystem

Tja, man lernt halt nie aus 😂😂😂. In der Ecke stellen wir gerne mal Schuhe ab, wahrscheinlich hat‘s dadurch den Schalter umgelegt.

Tag 8 in PB, Mittwoch 9. März, BaLi: Im Land von Karst und Rollatoren

Sonnig ☀️☀️ ist es jetzt ja schon seit fast 2 Wochen, aber Nachts sinkt die Temperatur unter 0 Grad und Tags hatten wir selten mehr als 5 oder 6 Grad. Jetzt steigt das Thermometer endlich schüchtern auf knapp über 10 Grad. Für uns heißt das: endlich Fahrrad fahren ohne Handschuhe🧤 !

Unser Ziel ist Bad Lippspringe, das ich schon von Anfang an auf meinem Plan hatte. (UV)2 meinten, da müsse man nicht unbedingt hin, aber ich bleibe stur: Ich möchte selbst schauen, wo die Lippe springt und ob mir das gefällt!

Außerdem gibt es da ein paar „Dosen“ mit sehr vielen Favoritenpunkten, die wollen wir uns auch nicht entgehen lassen. Also hepp. Nach BaLi führen bestens ausgebaute Fahrradwege, bald stehen wir am Rand des ehemaligen Landesgartenschaugeländes (die war 2017) am Kurwald. Anlässlich der LaGa wurden hier einige tolle Caches gestaltet, u.a. ein Geo-Postoffice und ein TB-Hotel. Beide benamst nach dem Waldkobold Lippolino, dem Maskottchen der LaGa.

Ganz klasse Caches sind das!

Danach geht es mitten in die Kurstadt. Ihren Namen hat sie – klar – vom Ursprung der Lippe, die mitten in der Stadt aus einer Karstquelle zu Tage tritt, nicht unähnlich dem Blautopf. Mit der hübsch gefassten Jordanquelle gibt es am Rand des Kurparks noch eine weitere Karstquelle.

Quelltopf der Lippe, 8 Meter ist er tief
Lippequelle von oben, nebenan die gefasste Arminius-Quelle
Der lebhafte Abfluss aus dem Quellbecken: Nix wie weg, denkt sich die Lippe!

Daneben gibt es noch 4 Quellen, die aus tieferen Schichten entspringen, sulfatreiches Wasser führen und auch recht warm sind. Die wärmste, die Martinusquelle, die man 1962 bei Bauarbeiten sozusagen angebohrt hat, bringt es auf fast 28°C. Den Heilquellen – eine soll sogar Papst Pius den ixypsilonsten von einem Leiden geheilt haben – haben BaLi schon im 19. Jahrhundert zur beliebten Kurstadt gemacht. Entsprechend hoch ist die Zahl derer, die mit Krücken, Rollatoren oder Rollstühlen unterwegs sind. Wo die Rheumadecke qualmt ….

Die Brunnenstube beherbergt eine offene Bibliothek

Wir folgen der Route der GTPL-Letterbox und kommen so an allen Sehenswürdigkeiten des 16.000-Einwohner-Städtchens vorbei, inklusive dem zentralen Arminius- und Jordanpark.


Zwischendrin gönnen wir uns noch ein Päuschen im Café Waffelglück

Jordanquelle

An der Jordanquelle taufte angeblich im Jahr 776 Karl der Große die ersten Sachsen – wie einst Jesus seine Jünger im Jordan. Daher der Name.

Wirklich hübsch, die Jordanquelle.
Auch nebendran quillt es noch unter den Steinen hervor

Was wir leider nicht wirklich mitbekommen, ist NRWs einziger Heilwald. Der wurde zu Beginn des 19. Jahrhunderts angelegt, um eine aus der flachen, sandigen Senne herannahende Wanderdüne zu stoppen: man pflanzte Kiefern und andere Bäume. Und in diesem Wald mit seinem angenehmen Klima, lagerte man dann die Kurgäste in Liegehallen 😂. Eine soll‘s noch geben, die hätte ich gern gesehen 🤷‍♀️. Heute wird um das „Waldbaden“ ja ein wahrer Hype gemacht, als wüsste nicht eh jeder, dass es gut tut, im Wald zu sein und dass Bäume zum Wohlbefinden beitragen. Da kannste jede Oma fragen. Oder ‘nen Geocacher.

Wie dem auch sei. BaLi gefällt uns ausnehmend gut! Auch hier ist es wieder das Wasser, das mit seiner Vielfalt das Stadtbild bereichert. Seien es die tiefgründig türkisblaue Lippequelle, die sprudelnde, tanzende junge „Oberlippe“ an der ehemaligen Burgmühle, die geheimnisvoll aus dem Fels hervortretende Jordanquelle oder auch die in Brunnen und unter Monopteren vornehm gefassten Heilwässer bis hin zu den futuristischen Nebelsäulen im Arminiuspark. Man sagt nicht umsonst, Wasser ist Leben. (Und ich bin eine Poetin 😂😂😂). 

Wir nehmen unseren Heimweg über den Padersee und kehren wie vorgestern im Pavillon des Padercafés auf einen Sundowner ein. Schön ist das 🥰🤗. Leider haben (UV)2 keine Zeit uns Gesellschaft zu leisten, wir hätten uns so gerne dort noch einmal mit ihnen zum Abschied getroffen.

Das ist das Stichwort: Abschied. Wir überlegen, was wir in den nächsten Tagen bis zur Heimkehr am Sonntag noch unternehmen wollen und haben bald einen Plan. Der sieht vor, dass wir morgen hier die Zelte abbauen. Wo es dann hingeht? Lasst euch überraschen.

Fazit ist jedenfalls, dass das Paderborner Land auf jeden Fall eine Reise wert ist – wenn nicht sogar mehrere. Wirklich schön ist es hier!

Auf Wiedersehen!

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