Saltstraumen

Montag, 3. Juli 2023

Heute werden wir uns vom norwegischen Festland für eine Weile verabschieden: Um 18:45 Uhr geht die Fähre von Bodø nach Moskenes auf den Lofoten.

Aber vorher wollen wir uns noch ein ganz besonders Natur-Schauspiel anschauen, nämlich den stärksten bzw. schnellsten Gezeitenstrom der Welt, den Saltstraumen (Salt-straumen).

Die nur 150 Meter breite Passage verbindet den zum Meer hin offenen Saltfjord mit dem Skjerstadfjord im Inland. Der Tidenhub des Nordatlantiks presst alle 6 Stunden etwa 400 Millionen Kubikmeter Wasser durch diese Engstelle, und saugt sie bei Ebbe wieder hinaus. Das Wasser strömt dabei mit bis zu 40 km/h unter der Saltstraumen-Brücke hindurch, am Rand entstehen gewaltige Wirbel und Strudel. Nur bei der Tidenumkehr tritt für kurze Zeit Ruhe ein. Der Sund ist so eng, dass in der Zeit bis zur Tidenumkehr gar nicht alles Wasser hindurchpasst und der Meeresspiegel beim Höchststand der Flut „außen“ 1 Meter höher ist, als „innen“. Das Phänomen heißt sehr bildhaft „tidal choking“ von „to choke“ = erwürgen, erdrosseln oder verstopfen.

Wir haben uns – natürlich 🤓- vorher informiert und kommen am Saltstraumen an, kurz bevor der Strom seine höchste Geschwindigkeit erreicht. Da ist richtig Schmackes dahinter! Man muss bedenken, das ist kein Fluss, da ist kein Gefälle. Nur Ebbe und Flut treibt den Strom an. Wir stehen auf der Saltstraumen-Brücke und haben einen guten Blick auf die Strömung (aber halt nur landeinwärts von der Brücke, ein Überqueren der Fahrbahn ist nicht drin).

Hier bekommt man eine bildhafte Vorstellung, welch ungeheure Energie in den Gezeiten steckt. Letztlich ist es die Energie der Erddrehung und der Anziehungskraft von Sonne und Mond. Es wäre schon cool, wenn man das nutzen könnte. Leider sind die Aussicht für Gezeitenkraftwerke nicht so rosig. Vielleicht auch nur noch nicht …

Mit unseren „Bordmitteln“ und der Kapazität dieses Blogs können wir keine adäquaten Bilder bzw. Videos des Gezeitenstroms hier einstellen. Wir haben nur dies hier:

Aber das wird der Sache nun wirklich nicht gerecht! Besser, man schaut sich Videos im Netz an, wie zum Beispiel bei Visit Norway.

Und leider haben unsere Bilder auch keinen Ton, sonst könnte man hören, dass hier oben mitten auf der Brücke ein wütender Wind mit Stärke 8 (18 m/sec) tobt. Das ist mal im wahrsten Sinn des Worts atem(be)raubend! Und man kriegt so richtig die Haare schön!

Wir sind richtig froh, als wir aus dem Inferno auf der Brücke wieder raus sind (zumindest ich bin es). Unten herrscht quasi Windstille! Aber auch hier nimmt ein – kleines – Drama seinen Lauf: Mama Ente möchte partout mit ihren 6 Kindern unter der Brücke durch stromaufwärts schwimmen.

Wieder und wieder stürzt sich die kleine Familie in die Fluten:

Um wieder und wieder und wieder – schwupps – abgetrieben zu werden. Wir wissen gar nicht, ob wir lachen 😅 oder weinen 😥sollen!

Nach 5 oder 6 Versuchen gibt sie endlich auf und lässt sich stromabwärts treiben – aus unserem Blickfeld. Auf unserem Rückweg zum HoGo entdecken wir sie dann wieder. Mutter Ente schaut schon wieder unternehmungslustig, aber die Kleinen sind schlags kaputt und schlafen.

Die Børvasstindene passen gut unter die Brücke!

Nachdem wir uns noch ausgiebig mit ein paar Earthcaches herumgeschlagen haben 🤯 fahren wir gegen 15 Uhr weiter. Der Gezeitenstrom hat inzwischen deutlich an Tempo verloren, bald herrscht Ruhe und dann geht es in die andere Richtung wieder los.

Wie man sieht: Ganz vorne!

Wir kommen doch tatsächlich als allererste auf die Fähre und haben eine ruhige dreistündige Überfahrt nach Moskenes/ Lofoten. Man sieht die Inselkette sogar schon ganz bald, nämlich kaum dass das Schiff in Bodø aus dem Hafen raus gefahren ist.

Gegen 22 Uhr fahren wir – auch als erste – wieder an Land. Den taktischen Vorsprung gegenüber den anderen paarundzwanzig Wohnmobilen bei der Parkplatzsuche brauchen wir aber garnicht, denn Volker hat pragmatisch (und telefonisch) auf dem CP in Moskenes einen Platz reserviert! So können wir ganz entspannt die Ankunft genießen und müssen nicht noch einen der raren Parkplätze für die Nacht suchen.

Und so schaut unsere heutige Route aus …

Von Fauske (I) über den Abstecher zu den Saltstraumen (A) und weiter zum Fährterminal in Bodø (B). Von dort mit der Fähre nach Moskenes. Das waren 87 Straßenkilometer und 100 km zur See. Das Ganze hat uns heute gut 12 Stunden beschäftigt.

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