Schlurie-Schlaraffenland

26. April bis 5. Mai 2022: Südpfalz

Dienstag, 26. April: Warm up

Wo wir hier grad stehen, wollten wir eigentlich schon vor knapp 4 Wochen sein. Aber da hat uns der April einen Strich durch die Rechnung gemacht. Wir schauten zu Hause aus dem Fenster und aufs Thermometer und waren froh, in unseren gemauerten vier Wänden zu sein.

Der HoGo hat seither mit den  Reifen gescharrt und nun endlich sieht die Prognose gut aus: Ab Mittwoch heiter bis wolkig für die nächsten 10 Tage. Also auf in unser schlaraffenland – in die Pfalz

Wir fahren also im Regen am Dienstag los, um zeitgleich mit der ☀️ Mittwoch am Start zu sein. Der anvisierte Stellplatz in Klingenmünster ist sehr sympathisch: im Grünen, schnuckelig klein, ruhig, V+E am Platz und keine Parkgebühren.  

In einer Regen/Graupel-Pause erkunden wir den hübschen kleinen Park gleich nebenan.  

Alles so schön grün hier 🤩

OK, ich geb’s zu – ein Geocache hat mich gelockt. Allerdings treibt uns ein neuerlicher Schauer erst unter ein Vordach und dann zurück ins WoMo.

Und dann geht es in die Kulinarik 😋🤤. Wir haben beim Starteinkauf im Tegut frischen Bachsaibling ergattert, den ich à la Henssler zubereiten will: Auf der Haut gebraten mit Kartoffel-Pilz-Ragout und einem SSW-Sößchen (Sahne, Senf, Wein). Ich nenn es Wolf im Schafspelz, weil das Rezept eigentlich für Wolfsbarsch ist.

Das sind allerdings mords Bachsaiblinge, die passen in keine Pfanne und Fisch indoor ist eh keine gute Idee, da riecht das ganze WoMo nach. Also machen wir gleich noch Angrillen 22.

Das Ergebnis ist sensationell lecker, nur mit der Optik beim Anrichten hadere ich nach wie vor. Naja, besser es sieht bescheiden aus und schmeckt grandios als annersterserum.

Nun wird es Zeit die komische Überschrift zu erklären. Südpfalz=Schlaraffenland, das kann man ja noch verstehen, aber what the f… ist Schlurie? Nun, Schlurie heißt eigentlich Mirko und ist – Geocacher. Was sonst. Und er baut ganz viele und großartige Caches, wie wir letzten Herbst schon erleben durften. Und darum geht es morgen und übermorgen.

Ein Trinkgefäß, sobald es leer, macht keine rechte Freude mehr

Dieses schöne Motto, übrigens von keinem geringeren als Wilhelm Busch, begegnet und auf der MRW-Runde am Mittwoch. MRW steht für Muskateller-Rundwanderweg. Den hat der oben vorgestellte Schlurie zusammen mit einem Kumpel bedost (für Muggel: er hat Geocaches dort platziert). Der Anbau von Muskateller-Reben ist eine Besonderheit in Gleiszellen-Gleishorbach (ich nenn das jetzt mal kurz GZ-GH). Es ist eine der ältesten Rebsorten überhaupt. Sie stammt wohl aus Kleinasien, kam dann ins östliche Mittelmeer und nach Griechenland. In alten Quellen ist von Zypernwein oder Griechischem Wein die Rede. Auch die Römer schätzten den intensiven süßen, würzigen Duft und Geschmack, er wird im Nibelungenlied erwähnt und Karl der Große und Friedrich Barbarossa tranken ihn gerne.

Meist kommt er mit viel Restzucker lieblich oder gar als Süßwein daher, aber man kann Muskateller auch trocken ausbauen, er behält dabei diese typische „Gewürznote“ – es muss nicht Muskat sein, aber eben sehr intensiv würzig. Das schmeckt zwar ungewohnt, aber gar nicht schlecht. In Gleiszellen haben die Winzer im Anbau von Muskateller eine Marktlücke gefunden oder aber einen „Hype“ darum gemacht, jedenfalls ist es ein Alleinstellungsmerkmal. Natürlich gibt es daneben auch eine Vielzahl anderer Weine, weiß wie rot.

Übrigens ist GZ-GH nicht durch eine neuzeitliche Gebietsreform oder so0 entstanden, die benachbarten Orte haben sich schon vor hunderten von Jahren zusammengeschlossen.

Wir fahren mit den Rädern die kurze Strecke nach Gleiszellen und genießen den schönen Blick auf Burg Landeck. Auch da waren wir schon, letzten Herbst mit Beate und Mike.

Burg Landeck

Der Weg führt im großen Bogen einmal um den Ortsteil Gleiszellen rum und Schlurie hat sich wieder alle Mühe gegeben. Mit den Caches, aber auch mit den Orten, wo sie sind, allesamt sehr schöne locations:

… in die Rheinebene

Das absolute Highlight ist Station Nummer drei, genannt Pfalzwoi. Nicht nur, dass sich das Logbuch im Inneren eines echten Weinfasses verbirgt, nein, es schallt auch noch ein pfälzer Trinklied aus dem Inneren.

Denn so en guade Pfalzwoi (oder so)

Lachend und schunkelnd haben wir auch noch nie vor einer Tupperdose gestanden 😂😂.

Lustig ist auch der „unabhängige Ortsteil“ Hatzelberg – ein Gag, der vom Hatzelberg-Verein sehr authentisch gepflegt wird.

Einen wunderschönen Bauerngarten finden wir hier in bzw. am Hatzelberg:

Und überhaupt ist es richtig schön grün und bunt überall.

In der malerischen Winzergasse finden wir leider keine Einkehrmöglichkeit, entweder zu früh oder zu Mittwoch, aber drei nette Mädels (schätze so um die 15 Jahre alt) verweisen uns auf das Weingut Porzelt in Klingenmünster, da bekäme man guten Wein. Die Pfälzer Mädels kennen sich aus! In der Tat ist das ein sehr schönes Weingut, die Vinothek in einem der ältesten Tonnengewölbe der Pfalz und ein Biolandbetrieb. Muskateller kriegen wir hier jedoch nicht – man müsse ja nicht jede Mode mitmachen, erklärt uns Juniorchefin Anna 😉.

Wir entscheiden uns für den Blanc de noir, einen Riesling, einen Grauburgunder und zwei Flaschen Feuerfuchs Cuvee, einen leckeren Rotwein aus Merlot und Cabernet Sauvignon. Dazu gibt’s am Abend eine üppige Käseplatte mit frischem Brot vom Bäcker. Schlaraffenland eben.

Olympische Spiele im Pfälzer-Wald

Heute, am 28. April, einem Donnerstag, steht das „Hauptevent“ an, die große Runde der „Cacher-Olympiade“ mit 3 Tradis, 10 Multis und einem Bonus-Cache. Die Runde selbst sind 8 Kilometer, dazu der Zuweg macht 9 und eine kurze Fahrradfahrt nach Gleiszellen.

Besserwissermodus an: Es ist immer wieder lustig zu sehen, dass der Begriff Olympiade völlig falsch verwendet wird. Olympiade ist nämlich die Zeit zwischen den Olympischen Spielen! Besserwissermodus aus

Um nicht alles doppelt zu schreiben, gibt es jetzt hier die Logbucheinträge zu den Caches mit ein paar Fotos und Anmerkungen. Los geht’s:

Der heutige Tag stand ganz im Zeichen der schlurieolympischen Spiele! Erst hatten wir ja ein wenig Bammel, rafften aber alsbald, dass auch hier nix so heiß gegessen wird, wie man es kocht. Also keine D5-Lockpicks und keine T5 Kletterbäume oder -felsen. Also wurde eingepackt, was das Listing empfahl, außer der Bazooka, die hatten wir zu Hause vergessen. Sicherheitshalber luden wir die komplette Geocaching-Toolbox auf’s Handy, da hätte uns auch klingonisch oder Hexahue nicht überlisten können. Brauchten wir alles nicht, aber wer weiß das schon vorher.

Also ging erst mal mit den Rädern von Klingenmünster, wo wir mit dem WoMo stehen, nach Gleiszellen, wo wir sie stylisch neben der Parkuhr festmachten und von da auf Schusters Rappen weiter.

Hier geht’s los! Man beachte die Parkuhr, auch das gehört zu einem Geocache von Schlurie!
Hier hoch!

Der Herr betazed locker wie ein frisch gewarteter ICE – na gut, das E ist mit den Jahren und den Bandscheiben auch geschwunden, aber als IC geht er immer noch gut durch. Ich stehe da mehr mit meiner Freundin, der Gravitation, in Wechselwirkung, bei Bergauffahrt bin ich wie ne antike Dampflok, gradezus bis leicht bergab nehm ich Geschwindigkeit auf und komme locker an ne Regionalbahn ran, um bei steilen Bergab-Passagen in den Modus einer bremsenden Zahnradbahn zu wechseln. Aber es geht immer voran, wenn auch mal langsam. Also schaltete ich in den Dampflok-Modus und stöckelte den Bersch enuff.

Code im Infocenter: Eins vorweg – gebt acht – neunmalkluge Sextanten helfen nicht


Am „CO_1 Infocenter“ lief ich dann zu großer Form auf und hatte im Nullkommanix die Anmeldung erledigt. Hilfreich war dabei ein leider inzwischen archivierter Cache aus der Goonies Revenge-Reihe. Am Final vergaßen wir selbstverständlich, die Bonuszahlen aufzuschreiben, da kann man bei uns Wetten drauf abschließen. Wir hofften, dass es sie doppelt geben würde und damit lagen wir auch goldrichtig.

Bei CO_2 Ballwurf war klar, dass der Herr betazed ran muss. Ich kann einen Ball maximal mir selber vor die Füße werfen. Also spielte ich das Ballmädchen und sammelte die Fehlwürfe im Wald auf. Irgendwann hatten wir dann die Zahlen des Finals beisammen und ab hier dachten wir penibel daran, die Bonuszahlen mit aufzuschreiben.

Hier sollte man also einen Tennisball gegen ein in ca. 4 Meter Höhe aufgehängtes Vogelhaus werfen, was eine Bandansage in Gang setzt, die bei jedem Treffer eine Zahl zur Finalberechnung ansagt. Was wir im Log nicht erwähnt haben: Nach einem Treffer und zig Fehlwürfen wird es Volker zu doof: Statt Bälle gegen den Kasten zu werfen, schnappt er sich einen langen Ast und klopft an die Kiste, woraufhin die bereitwillig das Gewünschte ansagt. McGyver lässt grüßen 👋.

CO_3 hat uns besonders gut gefallen, hätte diese einen anderen Namen gehabt, hätten wir sicherlich sehr viel länger weil nach was ganz anderem gesucht – auch der Homo geocachiensis ist ein Gewohnheitstier. Toll gemacht!

Meist sind es umgebaute Nistkästen/Vogelhäuschen, hier mal ein Schild

CO_4: Tja, hier (wir sollten mit ner Wasserpistole ein Vogelhaus treffen) hatte das Tool wohl Ladehemmung, wir haben zumindest keinen Tropfen rausbekommen und das eigene wie eingangs erwähnt nicht dabei. Angesichts des Ziels hätte uns das wahrscheinlich sowieso nix genützt, bei unserer Treffsicherheit hätten wir da nen Feuerwehrschlauch gebraucht. So nahmen wir dankbar die Stimme aus dem Off zur Kenntnis.

CO_5 (leuchtende Farbpunkte) mussten wir etwas abschirmen und konnten dann die Farben gut zuordnen. Als Fast-Meenzer hätten wir uns bei der vierfarbbunten Auswahl sonst auch übelst blamiert! Wir wunderten uns ob der ausgefallenen Disziplinen, aber bei den Olympischen Spielen gab es bis 1954 ja auch noch Wettbewerbe in Malen und Dichten, da passt es doch ganz gut.

Aussicht vom Bänkchen an CO_6

CO_6 entlockte uns erst mal Laute des Entzückens ob der gar fulminanten Aussicht auf Burg Trifels (was Google lens bestätigte – so schlecht ist der Empfang hier gar nicht, sogar das französische Netz kann man streckenweise nutzen und kriegt SMS von der Bundesregierung). Also machten wir hier erst mal ein Päuschen mit Butterbroten, Ei, Keksen und dem mitgebrachten Grauburgunder-Piffchen im Schraubdeckelglas. Dann fragte der Herr betazed ganz beiläufig, wo denn der nächste Cache sei, ich beschied ihm er sitze drauf und schwupps, hielt er den Petling auch schon in der Hand.

Burg Trifels

Über die Aufgabe bei CO_7 Diskus grübelten wir im Vorfeld eine ganze Weile und sahen uns schon mit Frisbees rumwerfen (was wieder mal nur der Herr b. kann): Da waren wir ganz dankbar, dass es „nur“ ein trickreicher Mechanismus war, dem wir auf die Schliche kommen mussten. Fein gemacht – was sonst!

Bei CO _8 Alle Neune denkt man ja an Kegeln, aber es kam leider keine Kegelbahn, sondern unser blackout – im wahrsten Sinn des Wortes: Wir durchschauten zwar die Schalte und schafften es auch alle Lampen AUSzuschalten. Aber alle AN? Uns ging kein Licht auf. Muss man das können? Wenn ja, dann schieben wir unser Unvermögen auf Urlaubs-Demenz. Da zu befürchten war, dass die Dunkelheit im Hirn bis über den Sonnenuntergang anhalten würde, zückten wir den QR-Code-Joker. Die genial gebaute Anlage bekommt trotzdem nen FP – die kann ja nix dafür, dass wir verpeilt sind. Geniales Teil!

Und den kriegt auch CO_9. Wir lieben diese Art „Dose“, die funktioniert nämlich nicht nur im Wald, sondern auch in der Stadt. Einfach großartig!

Schild an CO_9: Magnet auf bestimmte Stellen gesetzt, löst eine Ansage aus. Klasse!

CO_10 (ein Klangstab): Wenn’s was auf die Ohren gibt, sind wir immer gern dabei! Hier sollte sich der Gitarrenunterricht des Herrn b. endlich mal bezahlt machen – „wie Saiten stimmen“, meinte er, nach Lektüre des Listings. Nun, das Geld für die Gitarrenstunden hätten wir uns sparen können, ich hab’s nämlich ohne die auch gehört 😂🎶. Das Final versteckte sich dann aber so biestig, dass wir nochmal zurück sind, um unsere Koordinaten doppelt zu checken. Beim 2. Anlauf sahen wir die „Treppen“ und dann auch das VH.

Zwischendrin noch ein Päuschen, wir waren unterspunkt!

Bei CO_11 war nicht klar, wer wen zuerst gesehen hat, der Cache uns oder wir den Cache 🤭. Nette Variante! Hiwer fanden wir endlich den noch fehlenden Bonuswert. Sonst hätten wir beim Glücksrad anfragen uns ein E kaufen müssen 😜.

CO_12 rief Erinnerungen an den gestrigen Tag herauf. Ich sag nur „Simon says“ 🙄. Nun immerhin kapierte ich, was die Apparatur von mir wollte, aber ständig war mein eigener Arm im Weg und verdeckte einen Teil des Spielfelds. Ich bin zu klein für so was. Zumindest wenn es so schnell ist. (Der Herr erhalte mir meine Ausreden 🤭). Der seeeehr viel größere Herr betazed hatte den Apparat gleich auf 30 und gut war’s. Was 10 cm so ausmachen können 😂🤫.
(Hier musste man wechselnde Farbfelder ganz schnell antippen).
Im Final erwartete ich eher einen Hobbit als eine Tupperdose, als das hübscheste der ganzen Runde kriegt auch das ein 💙.

Ganz niedlich 😍

CO_13 bildete den würdigen und passenden Abschluss. Neben einem Ohrwurm 👂🐛, der immerhin den von gestern (aus dem Fass 😬) vertrieben hat, nehmen wir aus diesem und den anderen Caches natürlich ganz, ganz, ganz viel Spaß mit! Einfach sensationell, diese Runde. Besten Dank an beide owner!

Soundtrack: „Wer hat an der Uhr gedreht“
(Un)sinniger Hinweis 😂

Für den Bonus mussten wir erfreulicherweise gar nicht rechnen, sondern nur ein wenig sortieren (SCHLURIE) und konnten uns dann auch hier eintragen. Auf dem Weg spekulierten wir, dass wohl die deutsche Vogelhausindustrie herbe Umsatzeinbußen hinnehmen müsste, wenn Schlurie & Co. mal das Cachen aufgeben würden 😂. Unseren letzten vorrätigen Favo spendieren wir dem Bonus stellvertretend für die ganze großartige Runde. Wir verabschieden uns mit den berühmten Schlussworten von Paulchen Panther: Heute ist nicht alle Tage, wir kommen wieder, keine Frage.

PS: Von unserer ECA (erweiterte Cacherausrüstung) hatten wir nun noch ein Teil nicht genutzt: Die Scheckkarte. Die setzten wir ganz am End bei der virtuellen Stage 15 ein: im Gasthof Lam, wo Flüssigkeit und Kalorien wieder aufgetankt wurden.

Muskateller, was sonst! Dazu gab’s noch ein leckeres Essen.
Spiegelung

Das war ein richtig toller Tag, im Wald war es wunderschön, frisch und noch halbwegs kühl, sehr angenehm. Warum die owner das als Cacherolympiade bezeichnet haben, erschließt sich nicht ganz, die „Disziplinen“ waren nicht wirklich klar. Aber das ist am end ja auch völlig schnupps, es waren mal wieder toll gebaute Gimmicks. Der Mann hat bestimmt tausende Euro hier in Wald und Flur verbaut, Wahnsinn.

Morgen werden wir uns von hier erst einmal über das Wochenende verabschieden, da steht was ganz Besonderes an.

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