Fischbrötchenregatta

Mit der Lotos eine Woche rund Müritz
Samstag 17. bis Freitag 23. Juli

Tag 1: Am Samstag will mein Alter mit mir Segeln geh’n
Klink -> Sietow

Am Samstag heißt es um 7 Uhr aufstehen 😣🥱, ’ne Tasse Kaffee trinken, Morgentoilette für Mensch und HoGo erledigen und abreisen. LEISE versteht sich.

Im Dörpladen erstehen wir belegte Brötchen, bei REWE eine Palette Dosenbier mit und ohne Umdrehungen und ein Fläschchen Aperol für den Sundowner an Deck. Und dann ab nach Klink.

Innenleben

Die Beladerei des Bootes ist echt anstrengend bei der Hitze und Enge aber um 13:30 Uhr ist alles geschafft, die Abnahme durch und wir legen ab. Die Lotos kennen wir ja schon ganz gut, es ist ein nettes, etwas behäbiges gut 20 Jahre altes polnisches Segelboot (PEGAZ 737) von 22 Fuß, also gut 7 Meter lang. Es könnten 4 Leute darauf segeln, aber die müssten sich schon sehr lieb haben 😂. Laut Prospekt hat es sogar 5+1 Kojen – wo die sein sollen, darüber grübeln wir noch 🤔. Es ist eng auf dem kleinen Boot und ich unke schon, dass man mich nach einer Woche für eine Generalüberholung zum Osteopathen schicken muss. Ich soll recht behalten 🤪.

Zum Glück ist es windstill im Hafen, so dass das Leinen los und das Ablegen von den Dalben prima funktioniert. Draußen ist herrliches Segelwetter bei strahlendem Sonnenschein und einer frischen Brise von 3-4 Windstärken, die später noch ein paar Böen dazu spendiert.

Da liegt sie, die Lotos

Wir fahren ein paar Manöver, Wenden, Halsen, ein MOB mit Q-Wende und den Beileger, den niemand kennt außer dem Hochheimer Segelverein: Boot leicht durch den Wind drehen, Fock back stehen lassen, Groß auffieren, Pinne zeigt auf die Baumnock – und man liegt ruhig und kann Kaffee kochen. Nix kapiert? Segelsprache ist Fachchinesisch 😂. Gegen 16:30 Uhr laufen wir in Sietow Hafen ein, packen die Lotos elegant zwischen die Dalben an Liegeplatz 31 und zelebrieren stilvoll den ersten Anleger der Segelwoche:

Warmer Linie Aquavit aus Kaffeetassen und ebenso temperierter Aperol Spritz aus dem Saftglas.

Danach geht es zum Grillabend auf die Terrasse der Fischerhütte und nach Forelle und Scampi vom Holzkohlegrill mit hausgemachtem Kartoffelsalat wieder die paar Meter zurück in den malerischen kleinen Hafen. Kaum ist man auf dem Pier, ist es ruhig und beschaulich.

Uschi bloggt unseren herrlichen Segeltag an Bord der Lotos, derweil ich den einen oder anderen Klönsnack mit den Skippern auf der Brücke halte und noch ein paar schöne Fotos schieße …

… ganz links das erste Segelboot ist die Lotos mit der bloggenden Uschi im Cockpit …

Tag 2: Eine Kreuzfahrt die ist lustig
Sietow ->(Ludorf) -> Marina Röbel

Die erste Nacht ist wie erwartet nicht wirklich gemütlich – zumindest für mich. Mein Rücken protestiert und kalt ist mir auch 🥶. Dafür belohnt uns Sietow mit einem weiteren sonnigen Morgen 🌞.

Die Lage an der Frühstücksfront ist bedenklich: Wir fratzeln eher schlecht als recht mit dem „Messer“ der Lotoskombüse das altbackene Brot auf einem Tellerchen in halbwegs mundgerechte Stücke und reichen dazu Reste von Streichfett mit Erdbeermarmelade. Hauptsache Kaffee!

Volker ergänzt die Einkaufsliste (die bisher aus dem Eintrag „Schnapsgläser“ besteht) um „Brotmesser“, „Schneidbrett“ und „Brot“ natürlich.

Kreuzen …
… zerstört die Frisur

Am End sind wir aber doch satt und legen ab gen Süden. Von unserem ursprünglichen Plan, im Stadthafen von Röbel vom Boot aus Irish Folk auf der Hafenbühne zu lauschen, sind wir abgekommen: Es herrsche dort nur Trubel, Gegröle und Party und mit Irish Folk habe es wenig zu tun, berichtet ein Röbel-Flüchtling. Also überlegen wir, eins weiter in Ludorf vorbeizuschauen, finden aber da nicht wirklich eine Anlegestelle oder eine Betonnung, die den Weg durchs Flach weist. So kreuzen wir gegen den Nordwind wieder auf zur Baben Schwerin-Tonne, die den Weg in die Röbeler Bucht weist. Danach hab ich die Haare nicht schön.

Ruhige See im Röbeler Arm, Röbel in Sicht

Wir legen in der Marina Röbel an, dem ruhigen Regattahafen vor den Toren der Stadt.

Volker marschiert von dort in die Stadt zur Jagd auf die Items der Einkaufsliste. Stolz wie Oskar kommt er zurück und präsentiert seine Beute. Besonders stolz ist er auf die beiden Schnapsgläser, die er für uns hat beschriften lassen.

Wenn ich mit den scheppen Becherchen heimgekommen wäre, hätte man mich wieder beschuldigt, in der „Ischmöschtedas-Abteilung“ Nippes gekauft zu haben. Will ich nur mal am Rande anmerken. ZENSIERT 😂.

Ins „Logbuch der Charteryacht“, das Volker penibel führt, finden die Erwerbe aber keinen Eingang. Hier wird jede Wende, jede Halse, jede Kleinigkeit eingetragen. Da kennt er nix.

Am Abend gibt es leckere Bratkartoffeln mit Wildsülze. Wir denken an Bruno 🦌 und lassen es uns trotzdem schmecken.

Tag 3: Come sail away
Mit dem Wind von Röbel nach Rechlin

Eine Müritzumrundung schließt natürlich auch die Kleine Müritz ein. Dort, tief im Süden, liegt Rechlin, ein verschlafener Ort mit einer bewegten Geschichte. 1916 entstand hier die Flieger- Versuchs- und Lehranstalt, in der man die Basics der (militärischen) Fliegerei übte. Ab ca. 1930 wurden in der Erprobungsstelle Rechlin und auf dem benachbarten Flugplatz Lärz neue Flugzeuge, technische Ausrüstung und Bomben getestet. Nach dem Krieg errichteten die Sowjets dann nördlich des Ortes riesige Kasernen und Wohnhäuser für 4000 Soldaten und Offiziere. Mitten durch den Ort errichtete man die Rechliner Mauer, die die russischen Militärs von der Zivilbevölkerung trennte. Über die Landebahn und die Landstraße nach Lärz donnerten sowjetische Jagdbomber. Dies und vieles mehr kann man im Luftfahrttechnischen Museum in Rechlin-Nord erkunden. Wir waren vor ein paar Jahren dort und waren sehr beeindruckt. Hier waren übrigens auch berühmte Leute, Hanna Reitsch, die erste deutsche Versuchspilotin, Melitta von Stauffenberg, Beate Uhse und Heinz Rühmann. Er erhielt hier seine militärische Grundausbildung. Das mal so am Rande.

Der Törn nach Rechlin ist bei Nord/Nordwestwind eigentlich eine einfache Sache. Allerdings bemerken wir kurz nach dem Setzen der Segel, dass etwas nicht stimmt: Die Fock ist aus der Halterung gesprungen, der Stift hat sich gelöst. Nun muss das Ganze wieder mit Kraft und Geschick in die richtige Position gebracht, der Stift eingesetzt und ein neuer Sperrring eingefädelt werden. Für den muss Volkers Schlüsselring herhalten. Ich bewaffne mich mit meiner Schwimmweste und einer Kombizange und mache mich an der Fock zu schaffen. Volker fährt derweil einen ganz ruhigen raumen Kurs. Indem ich die Bootsbewegungen ausnutze, gelingt es mir zu Glück recht bald, den Stift wieder einzusetzen. Von Vorteil ist, dass wir bzw. vor allem ich mit diesem Stift schon oft zugange waren, nämlich immer dann, wenn wir den Mast gelegt haben. Danach wird Q-gewendet und wir segeln bis kurz vor den Hafen Rechlin.

Schwimmendes Kuriositätenkabinett

Unterwegs begegnen uns mal wieder einige der skurrilen Konstruktionen, die man hier auf der Müritz für Touristen zu Wasser lässt. Hausboote im Blockhausstil oder auch ganz modern gestylt gehen ja noch. Teilweise wirken diese Hausboote aber eher wie Bretterbuden. Dann kann man in Wohnwägen auf einem Ponton über die Müritz schippern, wahlweise fest vormontierte oder aber man nimmt den eigenen. Ganz mutige machen das sogar mit ihrem Wohnmobil 😂🙈. Never ever würden wir unseren HoGo auf so ein Schwimmbrett mit Rührquirlantrieb stellen. Ganz bestimmt nicht.

Rechlin: Trübes Wetter und lauter dicke Motorboote

Wir erreichen Rechlin am späteren Nachmittag und checken ein. Ein Hüngerchen macht sich breit und weil die Gaststätten am Hafen Montags Ruhetag haben, laufen wir gut anderthalb Kilometer zur Trafostation. Das ist ein netter, zünftiger Imbiss am Ortsausgang von Rechlin, den wir von unseren vorherigen Besuchen kennen. Offen bis 20 Uhr sagt Google, Küche bis 19 Uhr, sagen unsere Nachbarn, denen wir auf dem Hinweg begegnen. Wir sind um 18:40 Uhr da – und kriegen nichts mehr. Obwohl die Tische noch gut besetzt sind, und es in der Küche noch brutzelt, sagt man uns, die Küche ist zu.

Ich bin extrem sauer und rausche gleich ab, Volker versucht noch Überredungskünste – vergeblich. Uns bleibt nix anderes übrig, als noch einen kleinen Umweg über den (dänischen) Netto im Ort einzulegen. Mit 2 Dosen Hering in Sauce, Zwiebelmettwurst, Aufbackbrötchen und einer Flasche Aperol treten wir den Heimweg an und futtern an Deck. Schmeckt auch gut. Geärgert haben wir uns trotzdem 😤😤. Zumal meinem lädierten Rücken die Lauferei nicht gut tut.

Tag 4: Sitting on the dock of the bay
Zurück nach Röbel (Stadthafen)

Der Dienstag morgen ist trüb, regnerisch, kalt und ungemütlich. Irgendwie ist das Wetter in Rechlin immer schlechter als anderswo auf der Müritz.

Wir werfen die Brötchen in die mitgebrachte Omnia, kochen zwei Eier und genießen im so gut geheizten, kuschligen Salon der Lotos ein leckeres Frühstück!

Dann schlagen wir uns gegen den Wind nach Röbel durch. Die Müritz ist zu klein, wir gewinnen im ersten Schlag nicht genug Höhe, um in einem Rutsch in die Röbeler Bucht zu rutschen. Am End müssen wir noch ein paar kleine Wenden fahren, um ordentlich um die große Baben Schwerin-Tonne rumzufahren. Um die muss man rum, sonst läuft man auf Grund. Wir passieren das Trumm in nur 2-3 Meter Entfernung 😮. Leider hatten wir die Kamera wegen der ganzen Wenderei nicht parat. Danach rauschen wir unter Segel bis fast vor den schnuckligen Stadthafen Röbel und finden dort ein nettes Anlegeplätzchen.

Im Stadthafen Röbel

Um keinen hafenweiten Stromausfall zu riskieren oder gar ganz Röbel in Dunkelheit zu versetzen, klebe ich das 1A-Stromkabel, das Sun-Sailing uns mitgegeben hat, mit ordentlich Ducktape (aus unserem Privatbesitz, sowas ist nicht an Bord) ab. Dieses Kabel ist schon was Besonderes. Das muss man jahrelang sorgfältig falsch aufgewickelt haben, damit es sich so schön verdrillt. Irreversibel. Volker, Sohn eines Elektroingenieurs, ist not amused.

Neben uns liegt eine sympathische vierköpfige Familie mit zwei Jungs, 11 und ca. 15, mit einem klitzekleinen Kajütsegelbötchen. Erstaunlich, wie die da rein passen!

Jannick, der jüngere der zwei Jungs, ist eine wahre Wasserratte und übt fleißig Rückwärtssalti vom Steg, eifrig kommentiert von Volker. Der Vater zaubert aus den Innereien des Jollenkreuzers noch eine Badeleiter – ein Raumwunder, der kleine Kahn. Ich mutmaße, die Jolle hat einen Keller 😂. Die Skipperin erklärt, wie sie sich auf engstem Raum in ihrem Schiffchen einrichten.

Die Skipperin un ihrn Mann schlafen in der offenen Bugkajüte, die Jungs in den Kojen unter den Sitzbänken
Uferpromenade Röbel

Am Abend schlendern wir über die schöne Uferpromenade rüber zum Hotel Seestern. Einen schöneren Platz als dessen Seeterrasse findet man wohl an der ganzen Müritz nicht. Wir wählen Welsfilet auf Pfifferlingen in Dillschaum mit Penne – köstlich 😋.

Blick von der „Seestern“-Terrasse auf Röbel und Marienkirche
Abendstimmung

Trotz Discolichtgeflacker und gedämpfter Beats aus dem nahegelegenen Hotel Müritzterrasse verbringen wir eine ruhige Nacht. Die geschlossene Gesellschaft ist wohl auch früh zu Bett gegangen – es war ein 81. Geburtstag 👴🧓👵🧓👴👨‍🦳😂!

Tag 5+6: Stay just a little bit longer
2 Tage im Stadthafen Waren

Am nächsten Morgen (Mittwoch) gehen wir auf Anraten des Hafenmeisters in der Bäckerei des Edeka-Marktes frühstücken🥐☕🥪. Kann man machen. Das Ambiente des Parkplatzes lässt aber zu wünschen übrig 🚗🚕🚙🛵🚗🛺 🤷‍♀️🤷‍♂️.

Am Ziegenmarkt

Danach laufen wir eine Runde durch Röbel, ein wirklich schönes altes Städtchen, das sich im 13. Jahrhundert aus einer slawischen Siedlung entwickelte. Dieses slawische „Altröbel“ war im Mittelalter durch eine Stadtmauer vom prosperierenden „neuen“ Röbel mit seinen Handwerkern und Kaufleuten getrennt. Heute dominieren Backsteingotik und wunderschöne Fachwerkhäuser, zumeist aus dem 18. und 19. Jahrhundert, das Stadtbild. Hingucker sind die beiden Kirchen, die ältere Marienkirche nahe des Hafens und die Nicolaikirche in der Neustadt sowie eine Bockwindmühle auf dem ehemaligen Burgberg.

Das schönste Fachwerkhaus in Röbel, passend dazu „der Frosch“, meine grüne Bauchtasche

Rechtzeitig vor 12 Uhr verlassen wir den schnuckeligen Stadthafen Röbel und nehmen schnurstracks Kurs auf Waren.

Immer hoch am Wind bleiben. Kurs 0°.
12 Uhr: Poseidons Wegzoll. Der letzte Rest im Glas wird ins Wasser gekippt, damit Poseidon uns gewogen bleibt.

Auch in Waren ist der Stadthafen unser Ziel. Der ist viel größer als der Röbeler und bietet auch ein mondäneres Umfeld: Waren hat sich zu einer sehr schicken Hafenstadt mit teils fast mediterranem Flair entwickelt und weiß das ganz gut in Szene zu setzen und zu vermarkten.

Panorama Waren

Kaum sind wir reingefahren, empfängt uns der Hilfssheriff des Hafenmeisters auf seinem grauen Pferd … äh … Schlauchboot. Er verjagt Tageslieger – wer hier um 14.30 Uhr nur für ein Stück Kuchen anlegen will, ist schon zu spät dran. Wir outen uns als Übernachtungsgäste und dürfen an dem bereits ausgemachten Liegeplatz zwischen zwei Dickschiffen festmachen. Der Hafen ist schon reichlich voll, gut dass wir so früh gekommen sind!

Hier im Stadthafen kann man herrlich Hafenkino gucken! Es ist ein Kommen und Gehen, Schiffe legen an und ab, alle Manöver werden kritisch-fachmännisch beäugt 👀. Vor allem viele dicke Pötte laufen ein, 10, 12, 15 Meter Motorboote. Die werden auch immer größer. Aber ob es nun die zwei Frauen auf der Harmony sind, die auffallend grell-orange VIDA oder die große Sky Blue, alle legen fast wie von Geisterhand mit brummenden Bug- und Heckstrahlrudern perfekt an. Im Cafe Rialto spielt dazu im Hintergrund die Kapelle zum Tanztee 💃🕺 – zumindest klingt es so.

Dann kommt doch noch der Aufreger: Hinter uns legt eine 35er Bavaria an, die – man mag’s kaum glauben – den Namen KACKWEIB trägt. Wie kann man nur 🙈🙊🙉. Auftritt des Besitzers, ein Typ mit kahlrasiertem Schädel und einem T-Shirt mit der Aufschrift Pornhub – das ist, sagt Google, eine umstrittene kanadische Pornowebsite. OMG!!! Welche Frau will der denn abkriegen? Kein Wunder, dass außer ihm keiner an Bord ist. Zumal er billigen Jack Daniels Whisky trinkt, wie eine weitere Beschriftung seines Bootes verrät. Das lockt ja noch nicht mal Männer an.

Ein kleiner Regenschauer zieht durch und hinterlässt den Hafen in einem wunderbaren warmen, goldenen Licht. Schön ist das!

Am Abend macht eine Bootsbesatzung Disco, aber die Mucke ist ganz gut, kann man hören. Nachdem sich gegen 23.00 Uhr einer beschwert, herrscht denn auch Ruhe.

Den Donnerstag haben wir als Landtag deklariert. Volker macht als erstes mal einen Corona-Schnelltest – an dem Büdchen kommt man auf dem Weg zum zum Hafensanitär vorbei, da liegt es im wörtlichen Sinn nahe. Kurz nach ihm marschiert ein alter Mann, 80-85, hager, weißes Haar, kein Mundschutz 😷, kein Hörgerät 🦻, in den Testcontainer, und brüllt: „WIE GEHT DAS?“ Da er Volker anbrüllt, verweist dieser ihn auf die Sanitäter, und der Mann wiederholt „WIE GEHT DAS?“ – „Wir nehmen einen Rachenabstrich 😛“, klärt ihn ein Mitarbeiter auf. „WAS???“ – „Einen Rachenabstrich“ – „WO?“ – „Im RACHEN!“ – „WO???“ -„RACHEN“ – „R A C H E N„. Kopfschüttelnd verlässt der Mann die Teststation und alle lachen sich kaputt. Wer es nicht kennt: Ähnlichkeiten zur Gewitteroma sind unverkennbar 🤣🤣🤣.

Danach machen wir uns landfein und gehen in die Stadt:

Da laufen wir uns beim Geocachen so richtig die Hacken ab, fast 10 Kilometer mit den Bootsschlappen – ich bin bedient. Aber schee isses scho, das Städtchen.

Blick vom Turm der Warener Marienkirche
… und weils gar so schee ist, noch ein Hafenbild

Zur Belohnung essen wir im Klabautermann, klein aber fein, das Beste was Waren zu bieten hat, finden wir (und viele andere auch). Es ist mal wieder absolut köstlich, nicht gerade preiswert, aber allemale seinen Preis wert!

Für die Nacht wappne ich mich diesmal mit 2 T-Shirts, einer Jacke, langen Leggings und Socken, bevor ich mich in meine Gemächer verziehe. Bisher hab ich nämlich jede Nacht gefroren. Volker hatte vor Törnbeginn eine Omega-Wetterlage prognostiziert, das seien die zwischen den Jetstream-Beulen festsitzenden Ausläufer des berüchtigten Azorenhochs. Ergo erwarte ich tropische Nächte und Windstille. Statt dessen ziehen an der Rückseite eines Tiefs über den britischen Inseln polare Luftmassen über den See: Der rechtsdrehende Zyklon schaufelt Isobare für Isobare die Kälte in mein Schlafgemach. Oder so 🌀. Und ich hab nur die dünne Bernadette dabei (das ist die türkise Vliesdecke) 🥶. Seltsamerweise ist es tagsüber schön warm, angenehme 25 Grad, kann man nicht meckern. Und statt der angekündigten Dauerflaute und dem damit einhergehenden Überfall der Müritzfliege weht bisher ein netter Segelwind.

Sei’s drum. Diesmal friere ich nicht!

Tag 7: It’s time to bring this ship into the shore
Von Waren über Sietow nach Klink

So, letzter Törntag! Wir haben schon am Abend zuvor unsere Siebensachen eingepackt und gehen nun ins Tutti Frutti gleich am Steg lecker frühstücken. Um 9:15 legen wir ab, wieder ein einfaches und gelungenes Manöver bei fast totaler Windstille. Nun sei es soweit, meint Volker, das Omega-Wetter kommt. Der Wind würde drehen (welcher Wind) und aus Süden wehen (soso). Erst mal weht gar nix und der gute alte Volvo Penta Diesel tuckert uns gen Sietow. Da wollen wir nämlich zum Abschied nochmal ein Fischbrötchen essen. Vorher nehmen wir den Kiel hoch, schippern nahe ans Ufer, werfen den Anker und gehen nackisch baden.

Ich wassere unter Vorbehalten, denn im grade mal gut 1 m tiefen Wasser wächst viel Gemüse. Armleuchteralgen. Und beim Schwimmen lege ich großen Wert auf Privatsphäre und dulde weder Fauna 🐟🐠🐡 noch Flora 🌾🌾 in meinem Badewasser. Vor allem Flora ist grausig, wenn sie sich um die Beine wickelt.

Es gelingt mir, der menschenfressenden Mörderalge aus dem Weg zu schwimmen, wir bedanken uns bei Poseidon und fahren weiter nach Sietow: Fischbrötchen für gleich und Heilbutt und Kartoffelsalat für heute Abend kaufen. An der Fischbude herrscht Hochbetrieb.

Dann geht es zurück nach Klink. Ein letzter Segelversuch dient mehr dem Lüften von Genua und Groß und fast pünktlich legen wir kurz nach halb vier im Klink bei Sun Sailing wieder an und übergeben die unbeschadete Lotos.

Volker holt das WoMo ab und wir sind wieder zu Hause! Nach der Lotos ist der HoGo fast wie ein Tanzsaal 💃🕺. Und er hat deutlich weniger Stellen, an denen man sich blaue Flecken holen kann. Ich mutmaße zwar, dass ich morgen früh vor dem Losfahren die Fender raushängen und die Achterleinen auf Slip laufen lassen will, aber ich freu mich auch, wieder Land unter den Füßen zu haben. So drei Monate auf hoher See, das wär nix für mich. Jedenfalls nicht in so einem kleinen Boot. Was nicht heißen soll, dass es nicht schön war! Segeln macht wirklich Spaß! Aber die eine Woche, 6 Segeltage, das langt mir.

Wir beziehen Quartier auf dem CP Kamerun und haben da einen zwar schweineteuren aber wirklich sehr hübschen, großen Stellplatz unter Bäumen, ganz dicht an der Badestelle und umgeben von Hessen.

Leider erreicht uns am Abend noch eine schlechte Nachricht: Unser Freund Otto ist verstorben. Auch wenn er gut über 80 war, er war so fit und mobil, keiner hätte das erwartet. Wir wissen (noch) nicht, was geschehen ist, nur von einer „kurzen, schweren Krankheit“. Sie muss zum Glück sehr kurz gewesen ein. Wir sind sehr traurig 😥😥.

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