Bildersuche in Alta

Mittwoch, 19. Juli 2023

Am Mittwoch Morgen sieht das Wetter nicht besser aus ☔, aber was soll’s. Wir ziselieren den HoGo rückwärts aus seiner schnuckeligen aber sehr unebenen Parkbucht und fahren ein paar Kilometer weiter zum Alta Museum. Das ist ein ganz besonderes Museum, es präsentiert eine von acht UNESCO Welterbestätten in Norwegen.

Die Felsritzungen von Alta

Sie wurden 1972 durch Zufall entdeckt und sofort unter Schutz gestellt. Seit 1985 gehören sie zum UNESCO Welterbe.

Die Ritzungen sind zwischen 2.000 und 7.000 Jahren alt, das entspricht der Bronze- und jüngeren Steinzeit. Man hat nach und nach ca. 6.000 Motive entdeckt und findet ständig neue. Sie sind in die Sandsteinfelsen geritzt, die heute ca. 9 bis 27 m über dem Meer liegen. Als sie entstanden, lagen diese Felsen direkt am Meer, seither hat sich das Land gehoben, erst schnell, dann langsamer. Die ältesten Ritzungen sind also die, die am weitesten oben liegen.

Jetzt aber los! 3 Kilometer Weg liegen vor uns, ein Audioguide begleitet uns über 25 Stationen.

Blick zum Museumsgebäude

Man geht bequem auf Holzstegen, rechts und links die Felsen. Überall da, wo die Felsen blank sind, von Flechten und Moos befreit, da gibt es Bilder zu finden.

Der Pfad führt auch immer wieder durch riesige Felder von Weidenröschen, es ist eine wahre Pracht!

In dem Bereich mit den zuerst entdeckten Felsritzungen hat man diese mit roter Farbe ausgemalt, damit sie besser zu erkennen sind. Das ist ungemein hilfreich, denn ohne Sonnenschein gibt es keinen Schattenwurf und sie sind nur schwer zu erkennen, selbst wenn man weiß wonach man wo schauen muss.

Gleich das erste Bild ist riesig! Es zeigt eine ganze Rentierherde, die in ein eingezäuntes Gehege getrieben wurde.

Daneben findet man drei Bären, einen Jäger der mit dem Speer auf ein Rentier zielt und weiter rechts führen Spuren zur Bärenhöhle.

Es wird vermutet, dass das Ufer – der Platz zwischen den Elementen Land, Meer und Himmel, eine magische Bedeutung hatte und sich die Menschen hier versammelt haben um ihren Göttern zu huldigen. Hier haben sie ihre Geschichten in den Stein geritzt, vielleicht war das sogar eine religiöse Handlung. Vielleicht hat man aber auch einfach nur gefeiert und angegeben – mit Jagderfolgen und Besitztümern wie Booten und Rentierherden.

Rentierherde
Unser DNF: Den Skifahrer, der mit Pfeil und Bogen auf eine Elchin zielt, haben wir nicht entdeckt. Er ist vor Ort nicht nachgezeichnet.

Wie man schon an dieser Bilderauswahl sieht: Die nachgezeichneten Ritzungen sind ergiebiger.
Es ist sehr gut möglich, dass die Menschen ihre Bilder damals auch ausgemalt haben – mit Farben aus gemahlenen farbigen Steinen vielleicht. Man wollte ja, dass sie gesehen werden und ihre Geschichten erzählen.

Rötliche Felsen am Ufer

Eine andere Theorie wird am Ufer erläutert: Die Felsen sind nämlich dort nicht hellgrau, sondern rötlich: eine dünne Schicht Eisenoxid, die durch Reaktion des eisenhaltigen Gesteins mit dem leicht basischen Salzwasser entstanden ist. Ritzt man diese Oberfläche, erhält man klare, helle Linien. Weiter oben wachsen Flechten auf den Felsen, sie verursachen ein saures Milieu. Zusammen mit Regenwasser wird das Eisenoxid ausgewaschen. Die Felsen erhalten ihre graue Oberfläche zurück.

Bastelstunde

Und das hier? Das ist Uschi beim Basteln! Unterwegs gibt es nämlich noch ein Lavvu – das ist ein samisches Zelt, ähnlich einem Tipi, in dem man wie en Steinzeitmensch Schmuck oder Beutelchen aus Leder basteln kann. Als Verzierung dienen Rentiergeweihe in Scheibchen gesägt oder auch kleine Stückchen Robbenfell.

Nach einem letzten Blick auf den Strand schauen wir uns im Museum noch die Dauerausstellung an: Noch mehr Felszeichnungen und eine interessante Übersicht, wie sich die Motive im Lauf der Jahrtausende verändert haben. Da hat man alles auf einen Blick.

Der Rest ist uns aber zu viel: Welterbe, Samen, Wasserkraft, Bergbau, Schiefer, Naturschutz, Klima … ein Rundumschlag, der uns überfordert. Wie auch immer, das Alta-Museum ist unbedingt einen Besuch wert. Es hat uns sehr gut gefallen.

Wir fahren in die Stadt, die, wie Liv Ann gestern schon sagte, nur aus Geschäften besteht. Kommt uns recht: Ich mache Großeinkauf im REMA, Volker geht zum Frisör. Und dann ab on the Road.

Es geht über die Hochfläche des Sennalandet (385 moh) und das sieht so aus:

Spannend ist anders! Immerhin sehen wir 3 (in Worten: drei) Rentiere! Sie sind fast weiß und einzeln und nicht fotogen (aus dem fahrenden Auto bei Regen wird das nix). Ich dachte sie sind grau oder graubraun und leben in Herden 🤷‍♀️. Kann ja noch kommen. Platz genug wäre hier oben. Es ist echt sehr, sehr, sehr einsam. Noch nicht mal Bäume. Einziger Lichtblick sind die Weidenröschen, die etwas Pink in die Tristesse tupfen.

Das ist am nächsten Morgen, da sieht es freundlicher aus!
Wie bereits gestern angekündigt, fahren wir heute erneut über den 70. Breitengrad, den wir erst auf unsere Rückreise wieder passieren werden. Wir sind heute in Kåfjord (B) gestartet und über Alta (Einkaufen und Frisör) in The Middle of Nowhere, Aisaroaive Kirke auf einem Parkplatz an der E6 (C), gecruist. Das waren 75 km in 8 Stunden.

Heute ist Mittwoch, also gibt es wie gewohnt nach Abschluss unserer 8. Woche in Norwegen die Gesamtstrecke.

Morgen geht’s noch nach Hammerfest und dann sind wir unserem Ziel, das Nordkap, sehr nahe. Von Zuhause haben wir bis heute 5.569 und in Norwegen 4.413 Straßenkilometer und ungezählte Kilometer auf diversen Fähren zurückgelegt.

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