Senja-tionell

Nach einer sehr kurzen Nacht stehen wir für unsere Verhältnise grauslich früh auf, um 7:45 Uhr, denn es gilt um Viertel vor neun in Andenes die Fähre nach Senja zu erwischen. Doch leider waren viele andere schneller aus den Federn als wir. Zu viele. Die Fähre legt ohne uns und ca. 15 andere Fahrzeuge ab. Kann man nix machen (außer früher aufstehen).

Die hinterbliebenen Norweger schnappen sich ihre Ausrüstung und gehen am Fährkai Angeln 🎣, ich nutze die Zeit zum Arbeiten und Volker geht Brot kaufen.

Mit der 13 Uhr-Fähre verlassen wir Andøya und Nordland und sind gut anderthalb Stunden später in Gryllefjord auf der Insel Senja, dem zweitgrößten Eiland Norwegens im Fylke Troms og Finnmark. Auch hier erwartet uns wieder eine Landschaftsroute, die mit herrlichen Aussichten aufwartet:

Karg ist es auf Senja, und steinig. Die Berge sind zwar maximal 600 bis 700 Meter hoch, aber die Baumgrenze liegt schon bei etwa 200 Metern. Und viele Geröllhalden „zieren“ die Abhänge.

Wie es sich für eine Landschaftsroute gehört, haben die Landschaftsarchitekten Hand angelegt und schöne Rastplätze gestaltet. Der erste heißt Bergbotn und hat einen kleinen Skywalk mit geschwungenen Holzplanken. Nicht schwindelerregend oder atemberaubend, aber sehr, sehr schön!

Um 15 Uhr 33 haben wir die 5.000 km-Marke geknackt: So viele Kilometer sind wir seit dem 21. Mai von Zuhause aus gefahren. Wenn wir wieder zu Hause sind, werden wir uns durch das Dickicht möglicher CO2-Kompensationsprojekte kämpfen, um ein vernünftiges zu finden, das mehr ist als nur greenwashing.

Sehr schön ist auch der Aussichtspunkt am Tungeneset mit Blick auf die markanten Gebirgszüge. Wie gesagt: diese Berge sind nicht viel höher als die Hohe Wurzel und deutlich niedriger als der Feldberg im Taunus. Aber was ein Unterschied!

Aussichtsplattform
Tungeneset – die Teufelszacken
Das obligatorische stylische Klohaus

Dann geht es weiter über einen kleinen Gebirgspass, wo auf 100 Meter über dem Meeresspiegel schon nur noch krüppelige Moorbirken wachsen. Danach erwarten uns unten im Tal bei Ersfjord richtige Dünen 😲. Scheinbar sind es Wanderdünen, die ganze Straße ist voller Sand.

Dann wird die Landschaftsroute wirklich abenteuerlich! Schmal war die Straße ja vorher schon und das sind wir mittlerweile gewöhnt (obwohl ich immer noch die Luft anhalte, wenn ein Bus oder ein LKW entgegenkommt). Die Straße ist teilweise nur geschottert und erinnert an eine Rüttelplatte, in den Tunneln fühlt man sich wie in einem Bergwerk. Es klirrt, scheppert und rappelt, obwohl wir manchmal nur im Schritttempo fahren. Der arme HoGo tut uns richtig leid 😫. Als wir am Abend die Garage aufmachen, schmeißt er uns auch wie zur Strafe Gießkanne, Eimer und meinen Fahrradkorb vor die Füße 😤.

Wie in der Geisterbahn oder mit Indiana Jones auf der Flucht 😂

Die senja-tionellen Gebirgszüge versöhnen uns mit der ruppigen Fahrerei. Wirklich besonders fotogene Berge hat es hier!

Als wir um 17:40 Uhr in Botnhamn ankommen ist die Schlange vor der Fähre schon bedenklich lang. Und es kommt wie es kommen muss: Wieder passen wir gerade so nicht mit drauf. Knapp daneben ist auch vorbei! Die unfreiwillige Wartezeit von 2 Stunden bis zur nächsten Fuhre um 20 Uhr nutze ich zum kochen. Es gibt Risotto mit Gemüsepfanne, so sind wir wenigstens schon mal fein satt.

Die Fähre ist die schönste bisher, sie duftet nach Waffeln und auf dem Oberdeck gibt es gemütliche Liegestühle. Wir fühlen uns wie auf dem Kreuzfahrtschiff und chillen ein wenig in der Sonne!

Leider dauert die Überfahrt nur eine gute halbe Stunde, dann geht es noch ein kleines Stück weiter auf das Inselchen Sommarøya und mit Anlauf hoch auf unseren heutigen Übernachtungsplatz: Utsikten heißt er, und das zu Recht.

Living on the edge – keine 2 Meter bis zur Klippe

3 Stunden später taucht die Mitternachtssonne Fjord, Schären und Fjelle in rosafarbenes Licht. Daran kann man sich gar nicht satt sehen.

Aber jetzt husch ins Körbchen!

Von Andenes (B) auf der Insel Andøya (Vesteralen) mit der Fähre auf die Insel Senja nach Gryllefjord (C). Von dort zu den Aussichtspunkten Bergsbotn (D) und Tungeneset (E). In Botnhamn (F) setzen wir mit der Fähre nach Brensholmen (G) über. Danach ist es nicht mehr weit zu unserem heutigen Ziel Sommarøy (H). Das waren heute 92 km in sage und schreibe 13 Stunden.

Kurz vor 1 Uhr wollen wir die Vorhänge zuziehen … und dann DAS!

Nein, es ist nicht die kitschige Fototapete von Tante Erna, das ist ECHT! Unfassbar echt! Als würden gleich die Vulkanier mit ihrem ersten Warp-Raumschiff auf der Erde landen. Vielleicht ist es die Entschuldigung des Universums für zwei verpasste Fähren!

3 Kommentare

  1. Das letzte Foto ist der absolute Hammer!
    Wobei ja viele eurer Fotos als Fototapete oder Bildband im Breitformat durchgehen könnten. Kompliment an den Fotografen! Natürlich sind auch die Reisestories und -informationen ganz klasse. Viel Spaß euch noch auf dieser senja-tionellen Tour und liebe Grüße aus München.

  2. Das letzte Foto ist der absolute Hammer!
    Wobei ja viele eurer Fotos als Fototapete oder Bildband im Breitformat durchgehen könnten. Kompliment an den Fotografen! Natürlich sind auch die Reisestories und -informationen ganz klasse. Viel Spaß euch noch auf dieser senja-tionellen Tour und liebe Grüße aus München.

  3. Hannah sieht diese Fotos und

    „😱😯😱🤩Ist es schon zu spät, daß ich mich adoptieren lasse? 😱❤️🤩“

    🧐🤨🤣

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