Uschi allein zu Haus?

Aber nicht doch: Mit dem HoGo in Naunheim

Während Volker in Griechenland seine Segelkenntnisse auffrischt, schnappe ich mir den HoGo und besuche endlich mal wieder die Familie in Naunheim. Mit einem extra-Warmup im Soonwald.

Abenteuer im Soonwald

Schneppenbach, Samstag, 3. Juli

Zunächst mal: Schneppenbach liegt oberhalb des Hahnenbachtals und ganz nah an der Schmidtburg. Die kennen wir aus Kellenbach, wo unsere Nachbarn ja ihren Zweitwohnsitz haben. Eine wunderschöne, wenn auch gottverlassene Gegend.

Und was verschlägt mich nun gerade da hin? Nun, es ist Nico’s Deutsch-Aufsatz! Er sollte nämlich über ein Abenteuer schreiben, dass er erlebt hat. Außer Computerspiel-Abenteuern, fiel ihm da aber aus seinem scheinbar langweiligen Leben nix ein. „Das lässt sich ändern“ dachte sich meine überaus patente Schwägerin Petra und buchte ihm einen Zeltplatz im Trekkingcamp Alteburg. Vier dieser Camps gibt es am einsamen Soonwaldsteig, mitten im Wald, mit ohne alles außer einer Latrine. Erreichbar nur zu Fuß. Und damit es ein echtes Abenteuer wird, setzt Peter Nico und seinen Kumpel nicht etwa am Camp aus, sondern 15 km vorher, in Schneppenbach eben 😂.Mit Zelt, Schlafsack, Isomatte, Proviant und Wanderkarte ⛺ 😴 🥫 🌍 🥾🚶‍♂️🚶‍♂️🌳🌳🌲 sollen die Jungs ihren Weg selber finden.
Okee – ne Tracking-App auf dem Handy erlaubt eine gewisse elterliche Kontrolle – aber das ist TOP SECRET!

Peter und ich treffen uns gegen Mittag auf dem netten, klitzekleinen WoMo-Stellplatz am Ortsrand von Schneppenbach. 5 Euro pro Camper, Strom inklusive, Zahlung per Umschlag und Briefkasten. Peter ist mit seinem zum Minicamper umgebauten Ford gekommen und wir werden hier übernachten. Macht 10 Euro. In der ersten Reihe!

Blick vom Stellplatz

Vorher geht’s aber zu einer Wanderung ins Hahnenbachtal! So der Plan. Doch so recht kommen wir nicht voran: Erst müssen wir ein Bier am Besucherbergwerk trinken, die Keltensiedlung begucken, Gipfelfotos machen, einen Cache suchen, dann den Weg, dann davon ausruhen.

Irgendwie laufen wir zudem verkehrt rum und stehen viel zu früh vor der Schmidtburg, die besichtigt werden muss. Irre, so eine riesige Burganlage hier im Niemannsland! Warum die hier ist, wird mir nicht so recht klar 🤷‍♀️. Am End gehört sie zu Kurtrier und das muss Präsenz zeigen. Von hier verwalten Amtmänner die Umgebung. Und Ritterfamilien hat es für alle Fälle. Die bauen dann die Burg aus, brauchen ja ein Dach über dem Kopf. Nach dem Pfälzer Erbfolgekrieg verfällt die teilweise zerstörte Anlage, der letzte Amtmann verdünnisiert sich Ende des 18. Jahrhunderts. Danach versteckte sich hier nur noch mal der Schinderhannes auf der Flucht.

Blick auf die Unterburg
Reste der Oberburg

Und dann ist es schon nach 5 Uhr und eh zu spät 🤷‍♀️😂. Wir bringen den Jungs, die mittlerweile ziemlich abgekämpft im Camp angekommen sind, noch ein paar Sachen vorbei und verbringen dann einen gemütlichen Abend: Bequeme Campingsessel, kaltes Bier, gegrillte Tiere, danach eine bequeme Matratze – was ein Glück, dass wir keine Abenteuer mehr brauchen 😜🤣.

Glamping statt Abenteuer
Hogo in der Goldenen Stunde
Sonne gefangen!
Tschüs Tag
From dusk
till dawn.

Was der Athos kann, kann der Soonwald auch! Und hier finden Sonnenuntergang und Morgenröte sogar in der gleichen Himmelsrichtung statt! Keine Ahnung, wie die das machen!

Münstermaifeld. Stadtbesichtigung? Statt Besichtigung!

Sonntag, 4. Juli

Am nächsten Morgen sammelt Peter die Abenteurer wieder ein und wir fahren getrennt nach Naunheim. Ich schwinge mich sogleich auf die Erika und düse nach Münstermaifeld: Ich will endlich mal eine Stadtführung dort mitmachen. Die ist immer Sonntags um 14 Uhr.

Keine Stadtführung

Da die Homepage nicht verrät, wo es losgeht, hatte ich zuvor angerufen und ein Herr Schäfer gab mir auf meine diesbezügliche Frage die knäppliche Antwort: „An de Kersch“- So mit dem Unterton: Was fragt die für’n Scheiß. Also lungere ich an der Stiftskirche rum, aber keine Stadtführung weit und breit! Tja! Statt dessen trudeln Fenja, Abi und SoSo ein, die machen nämlich auch einen Kurzurlaub hier, weil der geplante Trip nach DD einer neuerlich drohenden Darmgrippe dorten zum Opfer gefallen ist (sollte ich als Fehlalarm herausstellen).

Kurzerhand machen wir unsere eigene Stadtführung, sprich, ich zeige ihnen, was ich kenne: die Synagoge, Severusbrunnen, mittelalterlicher Stadtkern, Eulenturm, Stiftskirche und Stiftshäuser. Weil ich das alles schon kenne, mache ich kaum Fotos 🤷‍♀️🙈. Nur die paar hier:

Severusbrunnen
Darf ich? Dann rein ins Nass

Das Geheimnis um die Stadtführung klärt sich am Ende in der Tourist-Info: Da nämlich beginnt sie! Und die nette Dame verspricht mir, 1. dem Herrn Schäfer von der Stadt Münstermaifeld den Marsch zu blasen wegen der falschen Auskunft und 2. dafür zu sorgen, dass man auf die richtige Seite verlinkt wird. In Google kommt man nämlich zuerst auf die Seite der STADT und nicht die der Tourist-Info (VG MAIFELD). Bin gespannt, ob sie es wirklich ändern.

Fachwerk satt im Elztal: Monreal

Am Montag besuchen wir gemeinsam Monreal. Fe und Abi kommen mit dem Auto, ich fahre natürlich mit der Erika da hin: Über Land – Mertloch – Gering – Kehrig. Was Google da so als Fahrradstrecke ausweist ist schon reichlich querfeldein. Aber die Erika schafft es ohne Murren.

Und es ist herrlich, bei diesem Wetter über das Maifeld zu fahren. Ich finde, das kann mit Griechenland mithalten!

wie für’n Prospekt!

Wir treffen uns am Ortseingang und belagern erst mal das Café Plüsch. Schön, dass es das noch gibt!

Dann wird Monreal downtown besichtigt. Hoch zum den Burgen kommen wir mit dem Kinderwagen nicht. Wirklich schön ist es hier!

Monreal ist nachweislich über 800 Jahre alt und wurde von den Grafen von Virneburg auf nicht ganz koschere Weise in Besitz genommen. Deren Stammsitz lag nämlich zu sehr abseits der wirtschaftlichen Zentren, Monreal aber wesentlich günstiger. Kurzerhand baute Hermann von Virneburg 1220 sich also hier eine Burg – allerdings ohne Baugenehmigung: Monreal gehörte nämlich dem Trierer Erzbischof! Dass er ungestraft davon kam und seine Burg behalten durfte, hat er wohl seinem Bruder Philipp zu verdanken, der hoher Beamter des Kurfürsten war und dessen weltlichen Besitz verwaltete. Vitamin B half schon immer! 1306 erhielt Monreal sogar Markt- und Stadtrechte.

Der Dreißigjährige Krieg und der Pfälzer Erbfolgekrieg richteten in der Stadt schwere Schäden an, von denen sich der Ort aber erholen konnte. Nicht zuletzt durch seine bedeutende Tuchindustrie, gestützt auf die Wolle der großen Schafherden der Eifel.

Mit Industrialisierung und Landflucht verarmte Monreal im 19. Jahrhundert, erst mit Aufkommen des Fremdenverkehrs ab den 1930er Jahren und nach dem 2. WK erlebt der hübsche Ort wieder Aufschwung. Heute leben hier ca. 900 Menschen.

Kummer und Geglöcks: Erlebniswelten Grubenfeld

Das Mayener Grubenfeld ist das Ziel am Dienstag. Über den Maifeld-Radweg düsen Erika und ich dort hin.

Radweg-Impressionen

Leider geht es Fenja nicht gut, so reisen die drei vorzeitig nach Hause und ich erkunde alleine das Museum und das spannende Außengelände. Neben dem einzigartigen Zusammentreffen von über 7000 (!) Jahren Bergbaugeschichte ist hier Europas größtes Fledermausrevier: In den aufgelassenen Stollen und Gängen leben 14 Arten, geschätzt 50.000-100.000 Tiere!

Erst einmal wird das Museum besichtigt, das einen Überblick über die Arbeit, die Werkzeuge und die Produkte des Basaltabbaus gibt. Schön gemacht: Man kann an jeder Station selbst Hand anlegen, ziehen, drücken, hebeln usw. und ein Messgerät zeigt, wieviel Kraft man dabei aufbringt – und wieviel von Nöten wäre. Ein richtiges Mitmachmuseumchen!

Dann geht es raus ins eigentliche Grubenfeld, wo bis in die 1970er Jahre der Mayener Basalt abgebaut wurde. Er entstammt dem Ausbruch der Bellerberg-Vulkane. Die explodierten vor 140.000 bis 200.000 Jahren, drei Magmaströme ergossen sich ins Nettetal und erstarrten zu Säulenbasalt, der hiesige Mayener Lavastrom war 2,5 km lang und 1,2 km breit mit einer Mächtigkeit von 10 bis 30 Metern. Bei nachfolgenden Ausbrüchen kam da drauf noch eine ca. 10 Meter hohe Schicht aus vulkanischem Lockergestein, Tuff, Trass und Schlacke.

Napoleonshut

Weil die Deckschicht durch Erosion abgetragen wurde, traten die Basaltvorkommen offen zu Tage und waren hier schon seit der Steinzeit bekannt. Die ältesten Funde werden auf 5.000 Jahre v.d.Z. datiert: Es sind Handreibsteine zum Mahlen von Getreide. Dafür eignet sich der Mayener Basalt wegen seiner Porosität (bis zu 25 Prozent Blasenvolumen) besonders gut.[Die Poren/Blasen sind scharfkantig und „zerschneiden“ so die Körner. Anfangs sammelt der Steinzeitmensch einfach nur Basaltsteine, die so rum liegen, dann werden zunehmend auch Steine herausgeschlagen und bearbeitet. In der Eisenzeit, ab 800 v.d.Z., als hier keltische Stämme siedeln, stellt man sogenannte Napoleonshüte her, später auch einfache Handdrehmühlen. Die finden sich überall in Europa, die Kelten betreiben damit einen schwungvollen Handel! Die Globalisierung lässt grüßen 🌍.

Es folgen die Römer, die bekanntlich keine halben Sachen machen und eine richtige Industrie aufbauen. Bis zu 600 Menschen arbeiten hier – so viele wie später in der Neuzeit! Man räumt die Deckschicht ab und arbeitet sich immer mehr in die Tiefe vor. Auch die Römer produzieren aus dem Basalt Getreidemühlen – von kleinen „Legionärsmühlen“ für die Tagesverpflegung bis hin zu riesigen Steinen für große Göpelmühlen. Über den Rheinhafen in Andernach gelangen diese Steine in das gesamte Römische Reich.

Im Mittelalter beginnt dann der Untertagebau: Um Basalt zu gewinnen, ohne das 10 Meter mächtige Deckgestein abzutragen, werden Schächte abgeteuft, bis man den Basalt erreicht. Es entstehen Höhlen, deren Dach durch die nun hängenden Enden („Glocken“) der abgebauten Basaltsäulen gebildet wird. Durch Einschlagen von Holzkeilen werden die press verspannt, so dass ein stabiles, selbsttragendes Gewölbe, das Geglöck(s) entsteht. Zur Stabilisierung bleiben Basaltsäulen als Pfeiler stehen. Von den Glockenhallen aus treibt man weitere Schächte/Stollen voran, ein unterirdisches Netz von Gängen entsteht. Da leben heute übrigens die Fledermäuse!

Geglöcks
Abgeteufter Schacht (allerdings nicht römisch)
Später im Tagebau freigelegte, anschnittene Glockenhallen

Neuzeit: Bis ins 19. Jahrhundert floriert die Mühlsteinproduktion. Dann bricht die Nachfrage ein: moderne Mühlen arbeiten mit Walzenstühlen aus Gusseisen (oder Porzellan). Ab 1870 legt man die Produktion still, in den Felsenkellern wird nun Bier gelagert. Oder man gibt sie ganz auf und verfüllt sie mit Kummer. Kummer? So nennt man den Schutt, der beim Abbau des Basalts und der Mühlsteinproduktion entstanden ist. Unmengen, man weiß kaum, wohin damit. Ein passender Name also. Den verfüllt man nun in stillgelegte Gänge und Schächte.

Die Natur erobert das Gelände: Der Silbersee

Der Kummer gewinnt aber auch wirtschaftliche Bedeutung: Mit der Industrialisierung verschwinden ja nicht nur alte Wirtschaftszweige, es entstehen auch neue. Eisenbahn- und Straßenbau zum Beispiel. Und da wird aus dem Schutt nun ein begehrter Rohstoff: Schotter und Pflastersteine werden hergestellt, nun wieder überwiegend im Tagebau. Bis ca. 1970 wird hier gearbeitet, dann sind die Vorkommen wirtschaftlich erschöpft. Das Gelände wird aufgelassen, teilweise verfüllt und größtenteils überbaut. 100 Hektar bleiben erhalten, sie bilden das historische Grubenfeld, das man heute erkunden kann.

Industrieromantik

Neben Industriekultur bieten die Erlebniswelten Grubenfeld auch dem Kunstliebhaber einiges an Anschauungsmaterial: Massenweise Steinskulpturen bevölkern die Area lapidae. Wie ich finde, sind viele davon nicht wirklich jugendfrei 🙄😳😮🤭.

Mein Besuch wird mir versüßt durch zwei nette „Schatzsuchen“ die hier angeboten werden: Man bekommt einen Zettel mit Rätseln/Fragen, die man unterwegs beantworten soll/kann/darf. Fast wie geocachen. Fast. Immerhin krieg ich am End als „Belohnung“ eine Plastikfledermaus geschenkt 😂😂😂.

Zurück geht es dann wieder durchs Maifeld, wo die Kornernte in vollem Gang ist!

Das meiste ist allerdings Futtergerste 😤. Das muss sich dringend ändern. Menschen verhungern und wir bauen Getreide an, um es Schweinen zum Fraß vorzuwerfen! Schlimm ist das!

Ein geretteter Reiter und ganz viel Geschichte: Bassenheim

ist ein Ziel am Donnerstag. Und Mittwoch? Nun, da war ich im Schwimmbad in Münstermaifeld. Es war nämlich Duschen angesagt. Und ach ja – ich vergaß – bei Peter hat das Corona-Virus Einzug gehalten, LinDavid haben es eingeschleppt und wurden am Montag im Kindergarten positiv getestet. Also ist das Haus nun tabu. Und ich geh ins Schwimmbad. Was gar nicht soooo einfach ist, denn da ist Blockabfertigung mit Kartenkontingenten und ich kaufe mein Ticket online! Damit sich das Duschen auch lohnt schlage ich mich vorher noch durch’s Gebüsch für nen Geocache (Wüstung Bittendorf).

Das Schwimmbad ist pisswarm, wird aber per Solaranlage beheizt, also ist das OK.

Dann fahre ich noch einkaufen und irgendwie ist der Tag danach fast rum. Soll mir recht sein. Bin ja nicht auf der Flucht. Ich besichtige mit Peter die Ferienwohnungen. Sehr vorsichtig, beide mit Maske und auf Abstand bedacht. Danach sitzen wir, ebenfalls weit auseinander, noch am Wohnmobil und schwätzen. Dann allerdings meint Peter, er kriegt Schüttelfrost. Tja, am nächsten Morgen weiß er, wovon. Auch angesteckt 🧬.

Radweg nach Bassenheim

Am Donnerstag geht es dann trotz bescheidenem Wetter nach Bassenheim. Erstens weil der Fahrradweg dahin führt und zweitens wegen des Bassenheimer Reiters.

Datta rät mir zum Glück, ich solle die Regenjacke mitnehmen, die kann ich bald schon gebrauchen, denn es fieselt. So setze ich mich am Polcher Bahnhof erst mal für einen Cappuccino unter den Schirm.

Unterwegs nach Bassenheim wird das Geocache-Konto noch ein bissel verbessert – reine Statistik, aber immerhin.

Im Ort angekommen, schaue ich mir als erstes den Bassenheimer Reiter an. Wegen dem bin ich ja hier!

Der heilige Martin – der Bassenheimer Reiter

Selbst ich Kunstbanausin erkenne die Schönheit dieses fast 1000 Jahre alten Reliefs. Es strahlt eine ungeheure Dynamik aus, als würde gleich das Pferd schnauben, das Schwert den Mantel zerteilen und der Bettler damit wegeilen.

Die Skulptur befand sich bis 1683 im Mainzer Dom, bei Umbauarbeiten musste sie aber entfernt werden. Der damalige Domherr Casimir Waldbott von Bassenheim schnappte sich das Relief und ließ es an den Stammsitz seiner Familie bringen. Dort nahe der Burg war es viele Jahre verwahrt, bevor man es erst an, später in der Pfarrkirche anbrachte.

Ich stelle noch drei Kerzlein in der Kirche auf – eines für uns, eines für die Familie Johann und eins für Robert Habeck. Nicht lachen: Er kann’s gebrauchen und es kann nicht schaden!

Draußen stehe ich dann auf dem Walpot-Platz. Das ist der vornehme französische Name für die Familie Waldbott von Bassenheim, die hier ihren Stammsitz hatte. Einen, nämlich Heinrich, lernt man hier in Stein persönlich kennen, der war immerhin erster Großmeister des Deutschen Ordens! Er sieht mit seinen Ärmchen und Beinchen zwar eher aus wie ein Zwerg aus dem Herrn der Ringe, aber was soll’s! 🙊 Der Bassenheimer Hof in Mainz geht übrigens auch auf die Familie zurück: Kurfürst Johann Friedrich Carl von Ostein ließ ihn für seine Schwester Maria Antonetta errichten, eine verwitwete Bassenheim.

Zwerg – ähhh GROSSMEISTER Heinrich
Ruhe sanft – und stilvoll!

Aber Bassenheim hat noch mehr Überraschungen für mich parat! Eine Burg gibt es hier, ursprünglich eben der Stammsitz derer von Waldbott. Es gab sogar ein Schloss, gleich nebenan. Die Waldbotts gingen aber pleite und alles kam unter den Hammer. Am End kaufte es 1873 Abraham Oppenheim, niemand geringerer als der zweitälteste Sohn des Bankiers Salomon Oppenheim! Bassenheim erlebte einen Bauboom, das Schloss wurde renoviert und erweitert, Nebengebäude errichtet, ein Krankenhaus, sogar ein Dampfmaschinenhaus. Und ein Mausoleum, in dem die Oppenheims ihre letzte Ruhe fanden. Sie starben kinderlos und 1910 wurde alles von Julius von Waldthausen gekauft, einem Diplomaten aus der Familie, denen auch Schloss Waldthausen im Gonsenheimer Wald gehört. Julius Erben ließen allerdings das Schloss 1937 abreißen, es war baufällig. Die Burg samt Park aber ist weiter in ihrem Privatbesitz. Ein Schild weist dezent darauf hin: Betreten verboten.

Burg Bassenheim

Damit nicht genug: Unübersehbar am Rande des Walpot-Platzes findet sich ein weiteres Denkmal – nein, nicht Stonehenge.

Konrad Adenauer und der französische Außenminister Robert Schumann trafen sich hier 1948, ein wichtiger Schritt zur Aussöhnung Deutschlands und Frankreichs, Vorbote der Europäischen Union und der Vereinten Föderation der Planeten ✨.

Und zu alledem birgt Bassenheim noch einen sehr manierlichen Labcache, der einem das alles zeigt und einen wirklich klasse Bonus hat. Der Ausflug hierher hat sich mal richtig gelohnt!

Auf dem Heimweg gibt es noch etwas Industriegeschichte und Kunst:

In Polch genehmige ich mir ein Glas Wein und einen Veggieburger und bin gegen 7 wieder am HoGo zurück.

Über den Freitag möchte ich hier nichts schreiben. Eine gute Freundin ist plötzlich verstorben. Ich muss zur Beerdigung. Das Universum ist ein mieser Verräter!

Heldentat Lost Place

2st Lost Place (nicht 2nd! Englisch ist nicht jedermanns Kernkompetenz 🤷‍♀️) – so heißt mein Vorhaben für den letzten Tag im Maifeld. Alles ist leergecacht bis auf eine Serie gelöster BVB-Mysteries, die man den Logeinträgen nach aber besser sucht, wenn die Vegetation runter ist.

Und dieser Multi beginnt am Mertlocher Bahnhof, führt runter über den Pyrmonter Felsensteig mit angegebenen Wegpunkten um dann dort unten über einen Referenzpunkt und einen nicht verzeichneten Pfad wieder nach oben und zu einem Lost Place zu führen. Ich will’s versuchen, fahre also erstmal mit der Erika zu Stage 1 am Streckenhäuschen, dann steil bergauf zum Sammetzkopf. Da müsste ich zwar nicht ganz hin, ist aber ja so schön da oben!

Dann stelle ich die Erika an Stage 2 (Karte oben rechts) ins Unterholz und gehe zu Fuß weiter.

Die Wegpunkte

Stage 3 am Traumpfad ist bekannt: Das ist die Höhle im Schieferfels. Höhe und Breite sind schnell geschätzt. Jetzt hab ich also A, B und G.

Stage 3

Aber jetzt kommt Stage 4 (unten links). Hier soll der Zugang zu einem vergessenen Pfad sein. Beim besten Willen: Ich find nix. Eine steile Böschung, ja, Baumstämme zum Drüberklettern, ja – aber wenn ich da erstmal oben bin, komm ich nie wieder heil runter! Da ich mutterseelenallein hier rumstiefele, kommt das nicht in Frage. Frau muss ihre Grenzen kennen und respektieren. Aber ich gebe noch nicht auf! Brain is better than muscles. Hinter der Hauerhütte geht ein Pfad hoch und rechts davon ist Stage 5. Vielleicht kommt man ja von da aus auch hin. Und der Aussichtspunkt: Scheinbar kreuzt der ominöse Pfad den eingezeichneten Weg. Schau’n wir mal.

Der Weg hoch ist mörderisch steil. Ich kraxele mehr hoch, als ich gehe. Aber der Weg wird flacher, dafür mehr zugewuchert bis sich plötzlich eine ebene Lichtung vor mir auftut. Nach wenn das nicht ….Und wirklich, hinter der Lichtung finde ich den Lost Place: Ein verfallenes Haus, nur noch der Kamin ist stehen geblieben. Stage 6. BINGO! Und da drin finde ich auch bald die Plakette mit den Werten für C und D. Und eine leichtbekleidete junge Frau 🙈😂😂😂.

Nun fehlen mir leider E und Y zum Berechnen der letzten Station 7. Also mal die Formel ansehen: N 50°GB.D(A-B)0 und E 007°(C-A)(Y+3).(E+1)E(A-G)

Die Nordkoordinate kann ich ausrechnen. Im Osten kommen für Y wegen der Minuten nur zwei Werte in Frage, und mit zweimal E in der Formel, ist die Zahl der Möglichkeiten begrenzt. Zumal ich aus der Finalformel noch ableiten kann, dass E nicht größer als 5 sein kann. Also alles mal ins Gerät geklöppelt und auf der Karte angeschaut: eigentlich kommt nur eine Koordinate in Frage. Naja, zur Not 2. Erstmal zur 2. weil dichteren Lösung, wo erwartungsgemäß nichts ist. Und die andere ist natürlich richtig! Ich bin echt stolz auf mich! 👌💪

Im Log liest sich das dann so:

Während der Herr betazed irgendwo auf dem Mittelmeer rumschippert, hab ich mich mit dem WoMo in die alte Heimat begeben. Fast genauso schön! Hier werden Geocaches allmählich Mangelware, also muss ich mich auch mal an die paar ranmachen, vor denen ich so ein bissel Bammel hab. Was die jungen, großen, starken Kerle T3 nennen, ist für mich meist 1-2 Punkte höher anzusetzen. Aber Bangemachen gilt nicht! Als Parkplatz hab ich mir Stage 2 ausgesucht, natürlich NICHT für das Wohnmobil, S1 und 2 hab ich mit dem Fahrrad gemacht. Dann gings auf bekanntem Pfad runter - zwischendrin den Wert an S3 ermittelt. Unten dann ein kurzer Schreck: Weg gesperrt! Aber da ich eh nur ein kurzes Stück bis S4 hatte und über keine Brücke musste, hab ich das mal gediegen ignoriert. Hier sind aber auch Scherzkekse am Werk: oben am Einstieg ist kein Hinweis für die Traumpfadwanderer. Da lässt man die erst ganz runter latschen!
Bei S4 war dann Schluss mit lustig. Ich konnte keinen Pfad finden. Jedenfalls nichts, was ich so nennen täte! Aber aufgeben wollte ich nicht! S4 brauchts ja nicht und vielleicht führt ja ein anderer Weg zu S5! Also die paar Meter zurück bis zur Schutzhütte und dahinter den Berg hoch. Lecko mio ist das steil! Umkehr war ausgeschlossen, da hätte die Schwerkraft ihren Spaß mit mir gehabt!
Einen Weg zu S5 fand ich nicht, aber, wie schon vermutet kam ich an S6 vorbei! Krasser Ort! Aber gar nicht mal sooo lost, den Hinterlassenschaften nach zu urteilen (siehe Foto).
Jetzt war ich wieder im Spiel: Was ich nicht in den Beinen hab, hab ich im Kopp :) und so wurde jetzt munter rückwärtsgerechnet, Y muss das oder das sein, E höchstens das und mit der Nordkoordinate, diesen Annahmen und der Multilänge von 7km kam nur ein Ort für S7 in Frage. BINGO! Das Final war dann Formsache.
Das hat mir Spaß gemacht!
Vielen Dank sagt Frau betazed 😀

Das Final ist immerhin ne Ammobox, aber nix besonderes. Der Lost Place ist dieser Kamin!

Zurück am WoMo klopfe und zupfe ich mir erst mal ganz viele Kletten, Grannen und sonstiges Gestrüpp aus Haaren und Klamotten. Das leichte Kratzen im Hals führe ich auf diese Allergene zurück. Coronatest ist negativ.

Aber am Sonntag ist das Kratzen immer noch da, also noch ein Test. Und oh weh: Ein zweiter Strich! Recht zart, aber eindeutig. Hat es mich also doch erwischt. Ich muss mich am letzten Sonntag bei einem/r der Kleinen angesteckt haben. Nun hab ich ein ganz schlechtes Gewissen, wegen der Beerdigung vorgestern 😲😰. Ich fasse mir ein Herz und rufe alle an, mit denen ich enger zusammen war. Alle nehmen es sportlich! Hoffentlich hab ich keinen angesteckt – aber ich fürchte schon. Ich hätte echt gedacht, die Inkubationszeit ist kürzer als 8 Tage. Hatte seit Mittwoch täglich getestet und keinerlei Beschwerden. Nun ja … es irrt der Mensch …

zu Hause bleibe ich grad im HoGo wohnen, das ist die beste Isolation. Ich gebe mich dem binge viewing hin und gucke die Mediathek leer und Volker versorgt mich liebevoll. Der Mann kann sogar lecker kochen!

Inzwischen ist fast eine weitere Woche rum, der PCR-Test war natürlich positiv (C/T 19). Meine Beschwerden waren sehr übersichtlich, fast vernachlässigbar, bis auf Muskelkater vom festsitzenden Husten, bissel Schnupfen, bissel Kopfweh an Tag 1 und 2 . Wirklich ein sehr harmloser Verlauf. Was ein Glück!

Mal sehen, wann der Schnelltest wieder Entwarnung gibt, wir wollen Dienstag aufbrechen und bis Ende August wegfahren.

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