Im Munsterland – Tag 1: Schweitzer + Käse

Dienstag, 7. Mai: Col de la Schlucht, Gunsbach, Albert Schweitzer und das Maison du fromage

Da das Wetter ab morgen (Mittwoch) besser werden soll, bringen wir uns in eine günstige Ausgangsposition für die Fahrradtour an der Route des vins. Wie ihr Pendant, die pfälzische Weinstraße, führt sie „immer an der Wand lang“ durch die Winzerdörfer, östlich der steil aufsteigenden Berge. Das ist hier im Elsass nochmal deutlich spektakulärer als in der Pfalz.

Aber einen Regentag gilt es noch auszusitzen. Dafür und als Basislager für die nächsten 2, 3 Tage haben wir uns Gunsbach ausgesucht, ein Dorf kurz hinter Munster.

Von Gerardmer (I) über Col de la Schlucht und Munster nach Gunsbach (J), 37 km

Der Weg dahin führt über den Roche du diable – Teufelsfels -, ein Felsentor, wo wir kurz anhalten, die Aussicht bewundern und unsere Nasen in die Kamera halten.

Next Stop: Col de la Schlucht. Kein Unbekannter für uns, denn hier in der Nähe, im Hotel du Pont der Familie Kempf in Metzeral, haben wir im Oktober 2007 ein paar Tage Urlaub verbracht. Vom Col de la Schlucht aus sind wir den Sentier des roches gewandert, eisig war es, verschneit und voller Raureif und auf der Höhe Schäfersthal hat uns ein opulenter Schneesturm überrascht. Im Oktober!

So sah das (und wir) damals aus:

Schön ist es hier wahrlich nicht. Vielleicht wenn es verschneit ist.

Wir vertreten uns ein wenig die Füße und inspizieren die Natur: Hier ist ja fast noch Winter angesagt! Nur ganz zaghaft wagen sich die Blätter der Buchen aus ihren Hüllen heraus. Manche sind zu voreilig und werden das Opfer von Väterchen Frost.

Leben am Abgrund

Ein paar Kilometer weiter bergab öffnet sich ein schöner Blick ins Munstertal, auch wieder mit der „blauen Linie“ der Vogesengipel im Hintergrund. Hier führt die Route des Crêtes entlang. Ach, es gibt so viel zu erleben, selbst auf kleinstem Raum. Aber wenn wir irgendwann mal in der Bretagne ankommen wollen, dann können wir uns hier jetzt nicht festbeißen. Wir beschließen, für ein Kurz-Wech im September wiederzukommen – nur das Jahr müssen wir noch festlegen 🤔.

Kurz darauf laufen wir in Gunsbach ein und werden am Campingplatz sehr herzlich von Fred und Delphine empfangen. Platz dürfen wir uns aussuchen. Der Name ist Programm: Beaurivage ist ein sehr hübscher CP am Ufer der Fecht (etwas kleiner als die Elz) mit vielen Bäumen und sehr geräumigen Stellplätzen. Echt schön! Und kostet nur 18 Euro ebbes inklusive Strom und Duschen (wenn ich mich nicht verhört habe).

Stellplatzfoto vom nächsten Tag

Es ist trocken und scheint auch so zu bleiben, also machen wir uns ziemlich hurtig auf die Räder Richtung Munster.

Wir sollen mal wieder nicht weit kommen 😛🤦‍♂️😂.

Gunsbach feiert nämlich seinen prominentesten Ex-Bewohner: Den Theologen und Arzt Albert Schweitzer. Er ist 1875 nicht weit entfernt in Kaysersberg geboren und verbrachte als Pfarrersohn seine Jugend im Pfarrhaus in Gunsbach, bis zum Tod des Vaters 1925. Er war promovierter Theologe, Philosoph und Mediziner, außerdem ein begabter Organist.

Bekannt ist er vor allem als „Urwaldarzt“ in Lambarene / Gabun, doch gilt er vielen weit darüber hinaus als einer der großen Denker des 20. Jahrhunderts. Für sein Engagement gegen das atomare Wettrüsten erhielt der überzeugte Pazifist den Friedensnobelpreis für 1952. Wie er wohl heute über die militärische Unterstützung des Westens für die Ukraine denken würde?

Gunsbach – wie gesagt – feiert seinen prominenten „Sohn“ mit einem Museum, Archiv, einem Platz mitten im Ort, das Pfarrhaus ist Albert-Schwetzer-Gruppen-Gästehaus, außerdem gibt es einen Schweitzer-Pfad mit Fakten zu seiner Jugend und ganz oben über dem Dorf hat man ihm 1969 eine Statue aufgestellt.

Sieht auf den ersten Blick ein bisschen aus wie der Glöckner von Notre-Dame
Hübsch!

Von dort oben hat man einen schönen Blick über das Dorf. Wir hätten bloß nicht versuchen sollen, mit den Fahrrädern da hin zu kommen. Denn auch die Geocacher haben Schweitzer mit einem Multi geehrt und den sind wir natürlich angegangen. Stand nix dabei von wegen für Fahrräder ungeeignet.

Nachdem wir vom Berg heil wieder runter sind, geben wir es dran und fahren einen halben Kilometer weiter zu unserem zweiten Tagesziel: Dem Musée de la Maison au fromage.

Erkennbar an den kleinen Flecken: Das Vogesenrind.
Gibt die Milch für den besten Munsterkäse.

In anderthalb stunden erleben wir einen Film über das Jahr aus Sicht eines Milchbauern (etwas romantisch verklärt, aber sehr schöne Bilder), danach eine Besichtigung des Museums der Käseherstellung (nebst echten Kühen!).

Danach demonstriert ein netter junger Mann die Herstellung des Münsterkäses nebst allem Zubehör – das meiste kriege ich sogar halbwegs mit.

Höhepunkt bist die Verkostung von Munsterkäse, Barikass und (nicht im Bild) vom ganz jungen Käse, einen Tag nach Zugabe des Labs. Dazu gibt es ein Becherchen Wein.

Dieses „Package“ erwerben wir dann gleich in größerer Menge im Museumsshop, der mehr einem Feinkostgeschäft ähnelt: Mittelalter Munster, ein junger mit Kümmel und dazu einen feinherben Gewurztraminer. Ein leckeres Baguette gibt’s im Ort. Und schon haben wir ein köstliches Abendessen 😋😋😋😋. Nix wie heim, denn es beginnt schon wieder zu regnen.

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